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sondern auch wie es funktioniert. Über die Wirkungsweise von EFT und der anderen Techniken aus dem Bereich der Energy Psychology gibt es noch viele weitere Hypothesen und Erklärungsmodelle, die sich naturgemäß unterscheiden, je nachdem, aus welcher Fachrichtung sie kommen. Zwei dieser Modelle möchte ich hier kurz vorstellen und diese dann mit meiner eigenen Hypothese ergänzen.

      Callahan und die Gedankenfeld-Theorie

      Ein Gedankenfeld ist für Callahan eine Art elektromagnetisches Muster, das aus allen Gedanken, Gefühlen und sonstigen Impulsen zu einem bestimmten Thema besteht. Seines Erachtens entstehen negative Gefühle nicht im Meridiansystem, sondern durch so genannte „Störungen“ im vorgeschalteten Gedankenfeld. Die Störung im Gedankenfeld löst eine Unterbrechung im Meridiansystem aus, und diese wiederum empfinden wir als negative Emotion oder Schmerz. Callahan definiert eine Störung als gedachte Einheit in einem Gedankenfeld, die entweder durch das Erleben eines Traumas oder durch Vererbung entsteht. Sie ist eine isolierbare Einheit und für Callahan die grundlegende Ursache jeder emotionalen Störung. Jede Störung hat aufgrund ihrer spezifischen Frequenz eine Entsprechung im Meridiansystem und löst dort bei dem mit ihr verbundenen Meridian einen „Kurzschluss“ aus, den wir wiederum als negative Emotion empfinden. Gedanken und Gefühle sind damit für Callahan nicht automatisch miteinander verbunden, sondern sind getrennte, nur durch die Störung miteinander verbundene Einheiten.

      Eine erfolgreiche Methode, zum Beispiel TFT, bewirkt seiner Ansicht nach den Zusammenbruch einer Störung im Gedankenfeld. Dadurch löst sich der „Kurzschluss“ in dem mit der Störung verbundenen Meridian und damit auch das negative Gefühl.

      Elektrochemische Veränderung von Gehirnwellenmustern durch neurale Plastizität

      Während sich Roger Callahan mehr mit den Inhalten und Auswirkungen von Gedankenfeldern und Grundstrukturen beschäftigt (dem „Was“), ist das Interesse der Naturwissenschaften eher darauf ausgerichtet, was genau im menschlichen Organismus bei der Arbeit mit Energy Psychology passiert (das „Wie“). Wie kann es grundsätzlich sein, dass das einfache Klopfen von Punkten auf der Haut biochemische und andere Veränderungen hervorruft, und wie lässt sich die oft sofort eintretende Wirkung auch bei komplexen Phänomenen wie Phobien erklären?

      Akupunkturpunkte haben eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit und das Klopfen dieser Punkte sendet elektrochemische Impulse an die Bereiche des Gehirns, die für die Angst- und Stressreaktion verantwortlich sind. Dieser Effekt lässt sich mithilfe eines EEG gut nachvollziehen: Jede Emotion und jeder mentale Zustand weisen spezifische Gehirnwellenmuster oder elektrische Signaturen auf –Angst zeigt zum Beispiel ein anderes Muster als Depression –, die sich mithilfe einer Stimulation von Akupunkturpunkten sofort und dauerhaft verändern lassen. Das ist durch konventionelle Therapie oder Medikamente in dieser Form nicht möglich. Bei der Arbeit an komplexen Problemen wie Phobien scheint ein Phänomen, das sich „neurale Plastizität“ nennt, eine Rolle zu spielen. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit des Gehirns, seine eigene Struktur zu verändern. Je nachdem was passiert, während Sie zum Beispiel an Ihre Phobie denken, entscheidet sich, ob die neuronalen Verbindungen zwischen dem Angst auslösenden Bild und der Emotion stärker oder schwächer werden. Diesem Modell zufolge würde sich die Energy Psychology diese Fähigkeit unseres Gehirns zunutze machen, indem sie ein bekanntes Bild aufruft, gleichzeitig aber eine andere emotionale Reaktion anbietet – die alte damit sozusagen überschreibt.

      Wenn ich zum Beispiel Höhenangst habe, die bei dem Gedanken an das Besteigen eines Fernsehturms – mit allen damit verbundenen Emotionen und Empfindungen – aktiviert wird, ich dabei aber gleichzeitig durch die Stimulation meines Meridiansystems emotional gelöst und entspannt bin, werden die neuronalen Verbindungen zwischen Bild und Angst schwächer oder brechen völlig ab.

      Mein Erklärungsmodell

      Beide hier vorgestellten Hypothesen und Modelle beschreiben meiner Ansicht nach den gleichen Vorgang, nur eben aus ihrer jeweiligen Sicht heraus.

      Für mich hat sich sowohl durch die theoretische Beschäftigung mit den verschiedenen Ansätzen als auch durch meine eigenen Erfahrungen folgendes Erklärungsmodell herausgebildet:

      Jedes Thema – seien es nun „meine Kopfschmerzen“, „diese Angst vor Ratten“ oder „meine Prüfungsangst“ – hat ein spezifisches, eigenes Gehirnwellenmuster, das sich aus allen zu diesem Thema gehörenden Aspekten zusammensetzt (Gedanken, Grundüberzeugungen, Gefühle und Körperempfindungen mit ihren spezifischen elektromagnetischen Signaturen). Das entspricht dem Gedankenfeld von Callahan, der es als „Art elektromagnetisches Muster“ beschreibt. Allerdings verwende ich lieber den Begriff „Themenfeld“, weil er der Vielzahl an Impulsen, die wir zu einem Thema speichern – eben nicht nur Gedanken – besser gerecht wird.

      Dieses Muster verfügt über eine direkte Entsprechung im Meridiansystem. Das heißt, jeder Impuls ist durch seine spezifische Frequenz mit einem Meridian der gleichen Frequenz verbunden und dieser wiederum löst eine bestimmte Emotion in uns aus. Sie können sich das wie zwei gleiche Gitarrensaiten vorstellen, die beide klingen, auch wenn nur eine angeschlagen wird. Die bioelektrische Energie von Impulsen prägt damit das Meridiansystem und so hat jedes Thema nicht nur im Gehirn, sondern auch im Meridiansystem eine eigene Signatur oder ein eigenes Muster. Das Bild eines elektrischen Schaltplanes soll dies verdeutlichen: Nehmen wir als Beispiel eine traumatische Situation in Ihrer Kindheit, bei der Sie etwas kaputtgemacht haben und dafür bestraft worden sind. Von den zwölf Hauptmeridianen sind vielleicht drei in Zusammenhang mit diesem Erlebnis blockiert – zum Beispiel die Meridiane, die mit Angst, Schuld und Scham in Verbindung stehen. In unserem Schaltplan zum Thema „Diese schreckliche Sache als ich fünf war“ sind also neun Meridiane durchlässig und ohne Störung, bei drei Meridianen gab es hingegen einen „Kurzschluss“. So entsteht für jedes Thema ein typischer, einzigartiger Schaltplan der Meridiane und ihrer Funktion (offen vs. blockiert).

      Wie aber kommt es zu diesen Blockaden oder Kurzschlüssen in den Meridianen? Wie Callahan bin auch ich der Ansicht, dass die Meridiane eine äußerst wichtige Funktion bei der Verarbeitung von äußeren Reizen für uns haben – sie scheinen eine Art Regulationsmechanismus vor allem für Emotionen zu sein. Während Callahan aber davon ausgeht, dass die Störung im Gedankenfeld die Blockade im Meridiansystem hervorruft, bin ich der Ansicht, dass die Blockade im Meridiansystem die primäre Ursache für negative Emotionen ist.

      Normalerweise entwickelt sich eine Emotion, die durch einen inneren oder äußeren Reiz ausgelöst wird, langsam, steigt an, erreicht ihren Höhepunkt und wird dann wieder schwächer, bis sie sich vollständig aufgelöst hat. Dieser Vorgang kann manchmal sehr schnell ablaufen, zum Beispiel wenn wir uns erschrecken, er kann zum Teil aber auch wesentlich länger dauern – das ist häufig bei der Trauer um einen nahen Menschen der Fall. In jedem Fall aber kommt es zu einer Verarbeitung der Emotion im Meridiansystem.

      Ist der Reiz allerdings zu stark (ausgelöst durch einen Schock oder ein Trauma) oder wird unser System permanent überlastet, ist dieser Regulationsmechanismus kurzzeitig überfordert und es kommt zu einer Art Kurzschluss. Der entsprechende Meridian wird blockiert und kann die mit ihm verbundene Emotion nicht mehr verarbeiten. Anstatt zu entstehen, ihr Maximum zu erreichen und sich dann wieder aufzulösen, wird die Emotion in ihrer maximalen Intensität sozusagen eingefroren.

      Dieser Kurzschluss wird dann mitsamt der akuten, auf ihrem Höhepunkt hängen gebliebenen und so in einer Art Endlosschleife kreisenden Emotion im Themenfeld gespeichert und kann immer wieder ausgelöst werden. Bei einer Spinnenphobie wird dann zum Beispiel bei jedem Anblick einer Spinne der ursprüngliche Schock mit allen körperlichen, emotionalen und gedanklichen Reaktionen wieder aktiviert. Die Emotionen sind in einer Endlosschleife gefangen und können sich nicht auflösen.

      Diese „eingefrorenen“ Emotionen und Endlosschleifen binden sehr viel Energie und prägen unser Lebensgefühl dadurch, dass

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