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Goodhearts. Er stellte fest, dass Muskeln auch dann abschalteten, wenn die Patienten an etwas Unangenehmes oder Belastendes dachten. Diesen Vorgang können Sie relativ einfach im Alltag überprüfen – dann nämlich, wenn Ihnen zum Beispiel etwas herunterfällt oder Sie sich den Fuß an etwas stoßen. Wenn Sie überlegen, woran Sie in den Sekunden davor gedacht haben, werden Sie feststellen, dass es immer etwas gab, das Ihnen Stress verursacht hat.

      Durch das Muskeltesten konnte er nun zusammen mit den Patienten viel schneller und einfacher die wirklichen Ursachen emotionaler Probleme – so genannte „core-issues“ oder „Kern-Themen“ – herausfinden, als durch die herkömmlichen psychotherapeutischen Methoden. Auf John Diamond geht auch die „Behavioral Kinesiology“ zurück. Er war der Erste, der spezielle Alarmpunkte der Meridiane identifizierte, die mit bestimmten Emotionen in Verbindung standen. War also zum Beispiel der Alarmpunkt des Nierenmeridians blockiert, empfand der Patient übermäßige Angst, genauso wie umgekehrt übermäßige Angst den Nierenmeridian blockiert. Wie bereits Goodheart regte auch Diamond die aus der Akupunktur bekannten Punkte äußerlich mit leichtem Klopfen der Finger an, um die Blockade zu beseitigen und ein neues emotionales Gleichgewicht zu erreichen. Er kombinierte diese Methode aber auch mit Gesprächen, Anregungen zu Verhaltensänderungen und Affirmationen.

      Noch weiter verfeinert wurde diese Kombination aus Muskeltest und dem Klopfen von Akupressurpunkten durch den Psychologen Dr. Roger Callahan. Er entwickelte den theoretischen Hintergrund der so genannten Gedankenfelder, die im Folgenden noch vorgestellt werden, und prägte den seitdem verwendeten Begriff der Energy Psychology®. Außerdem entdeckte er das Phänomen der so genannten „Psychologischen Umkehr“, eine Art unbewusste Selbstsabotage, deren Korrektur ein wichtiger Teil aller Klopfakupressur-Techniken ist (siehe Kapitel 3 und 4).

      Zwei wichtige Grundlagen der Energy Psychology haben wir bereits kennen gelernt – die Kinesiologie und die Meridianlehre der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es gibt aber noch ein drittes Gebiet, das bei den meisten Techniken der Energetischen Psychologie und besonders bei EFT eine wichtige Rolle spielt: die Kognitive Therapie.

      Die Kognitive Therapie basiert auf den Arbeiten des Psychologen Albert Ellis und des Psychiaters Aaron Beck. Beide gehen davon aus, dass vor jeder Gefühlsreaktion ein – von uns oft nicht oder kaum wahrnehmbarer – Gedanke steht, der dieses Gefühl auslöst. Können wir diesen Gedanken erkennen, kontrollieren und verändern, so verändert sich gleichzeitig das entsprechende Gefühl. Woher aber kommen diese automatischen, uns oft nicht bewussten Gedanken, die eine so starke Wirkung auf unser emotionales Leben haben? Die Kognitive Therapie geht davon aus, dass diese Gedanken das Produkt unserer grundlegenden Einstellungen sind, die wiederum wie ein Hintergrundrauschen immer am Rande unseres Bewusstseins ablaufen. Diese Einstellungen haben sich aus den tief verwurzelten Überzeugungen gebildet, die sich seit unserer Geburt als Reaktion auf unsere Erlebnisse mit der Umwelt entwickelt haben. Je früher die Überzeugungen sich gebildet haben, desto stärker prägen sie später unser Leben. Das klingt relativ kompliziert, ist aber eigentlich sehr einfach und – wird man sich der Tragweite dieser Erkenntnisse bewusst – auch ziemlich erschreckend. Alles, was ich als kleines Kind erlebt und welche Schlüsse ich daraus gezogen habe, prägt mein jetziges Leben ganz entscheidend und lässt mich immer wieder gleich reagieren.

      Die Art, wie wir über ein Ereignis denken und es aufgrund unserer persönlichen Grundüberzeugungen deuten, legt also fest, wie wir es emotional erleben. Die gleiche Situation kann von zwei Menschen völlig unterschiedlich interpretiert und erlebt werden. Es ist also nicht so sehr entscheidend, was wirklich geschehen ist, sondern wie wir etwas aufgrund unserer damaligen Reife, Lebensumstände und Persönlichkeit erlebt und gedeutet haben. Und es ist klar, dass wir mit vier Jahren die meisten Situationen eben nur so einschätzen können, wie es ein Vierjähriger eben kann. Viele Kinder fühlen sich zum Beispiel verantwortlich für eine Trennung der Eltern, auch wenn sie es in den meisten Fällen nicht sind, und ziehen daraus Schlüsse, die ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen.

      Wobei viele dieser automatischen Reaktionen durchaus hilfreich und intelligent sind. Ohne sie müssten wir uns jedes Mal beim Schuhebinden konzentrieren und bei der Überquerung einer Straße uns bewusst daran erinnern, nach beiden Seiten zu schauen. Diese Muster sind gesund und daher auch nicht Gegenstand der Energetischen oder Kognitiven Therapie.

      Ein wichtiges Ziel der Kognitiven Therapie ist das Herausarbeiten der Ursprünge unserer grundlegenden Überzeugungen – wir gehen einer Überzeugung sozusagen „auf den Grund“ – und das ist vor allem auch bei EFT ein ganz zentraler Teil der Arbeit.

      Was meiner Erfahrung nach EFT wirkungsvoller als reine Kognitive Therapie macht, ist die Tatsache, dass EFT an einem anderen Punkt ansetzt.

      Kognitive Therapie versucht, Muster durch Erkenntnis sowie aktives und bewusstes Umprogrammieren zu verändern. Das sind beides Funktionen unseres Verstandes, die der linken Hirnhemisphäre zugeordnet sind. Emotionale Muster werden aber vor allem in der rechten Gehirnhälfte gespeichert. Ein Beispiel: Die Erkenntnis, dass Sie so empfindlich auf eine Kollegin reagieren, weil sie Sie an Ihre überkritische Mutter erinnert (linke Hemisphäre), führt nicht automatisch dazu, dass das Verhalten Ihrer Kollegin Sie emotional nicht mehr belastet (rechte Hemisphäre). Für eine echte Veränderung ist es notwendig, eine Verbindung zwischen beiden Hemisphären zu schaffen, damit ein wirkliches Verstehen stattfinden kann. Und genau das geschieht bei EFT.

      Dass dieser Ansatz oft erfolgreicher als der der Kognitiven Therapie ist, hat auch eine Studie gezeigt, die die Ergebnisse von Kognitiver Therapie bei Menschen mit Angststörungen mit den Ergebnissen der Energy Psychology verglichen hat. Zwar zeigten auch die Testpersonen, die sich einer Kognitiven Therapie unterzogen hatten, die bei einem Behandlungserfolg sichtbaren Veränderungen im EEG, aber die Arbeit dauerte im Vergleich zur energetisch arbeitenden Methode wesentlich länger. Darüber hinaus hat eine Follow-up-Studie ein Jahr nach Abschluss der Behandlung gezeigt, dass die Gehirnwellenmuster der Patienten, die mit Kognitiver Therapie behandelt wurden, wesentlich häufiger wieder ihren ursprünglichen Zustand angenommen hatten (der Erfolg war nicht von Dauer), als bei den Patienten, bei denen Energy Psychology eingesetzt wurde.

      Die energetischen Techniken arbeiten also in gewisser Weise ganzheitlicher, indem sie einerseits mit dem emotionalen Muster selbst arbeiten und andererseits eine Verbindung zwischen Erkenntnis und Gefühl herstellen. So können die Muster sich sanft und dauerhaft lösen und einem neuen Verständnis Platz machen. Versuchen wir es nur mit dem Willen und unserer Ratio, ist das oft mit Zwang und einem großem Kraftaufwand verbunden und erreicht vor allem den Kern oder Verursacher – das sehr tief verwurzelte, früh entstandene emotionale Muster – oft nicht. Sie kennen das sicher aus eigener Erfahrung, wenn Sie entweder einmal versucht haben, Diät zu halten, mit dem Rauchen aufzuhören oder beruflich erfolgreicher zu sein. Wir wissen, dass es gut für uns wäre, müssen uns aber ständig zwingen und fallen trotz aller Mühe oft wieder in die alten Verhaltensweisen zurück.

      Inzwischen gibt es viele Richtungen, die zur Energy Psychology® gehören und auf den Erkenntnissen von Goodheart, Diamond und Callahan basieren. Ich möchte hier die beiden bekanntesten kurz vorstellen – TFT von Roger Callahan und EFT von Gary Craig. Beide Richtungen gehen zwar davon aus, dass alle Arten von Störungen sich im Meridiansystem zeigen und sich dort durch das Klopfen besonders wirksamer Punkte behandeln lassen, es gibt aber dennoch deutliche Unterschiede.

      TFT von Roger Callahan

      Roger Callahan und seinen großen Beitrag zur Entwicklung der Energy Psychology haben wir bereits kennen gelernt. Er nannte seine Richtung „Callahan-Technique“ oder TFT – „Thought-Field-Technique“. Was seine Technik hauptsächlich von EFT unterscheidet, ist, dass er bestimmte Formeln oder Klopf-Sequenzen für spezifische Emotionen oder Themen anwendet. So ist zum Beispiel die Klopfsequenz zur Bewältigung eines Traumas anders als die bei einer Spinnenphobie. Diese Formeln sind aufgrund von unzähligen

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