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Muster zeigten. Bei TFT ist nicht nur die Auswahl der beteiligten Punkte beziehungsweise Meridiane wichtig, sondern auch ihre Reihenfolge, da nach Callahans Erkenntnissen Probleme verschiedene Tiefen oder Schichten haben, die der Reihe nach abgetragen werden müssen.

      Eine TFT-Sitzung besteht aus einer Einstimmung auf das Problem, zum Beispiel „Ich leide unter Höhenangst“, der Bestimmung der betroffenen Punkte oder Meridiane mithilfe des Muskeltests, dem Klopfen der entsprechenden Punkte sowie – wenn notwendig – der Korrektur einer Psychologischen Umkehr und Überprüfung des Erfolges.

      Der Vorteil von TFT ist, dass damit ein im wörtlichen und übertragenen Sinn punktgenaues und präzises Arbeiten möglich ist. Es werden keine überflüssigen oder nicht-betroffenen Punkte geklopft und Callahan hat mit einer verfeinerten Version von TFT nach eigenen Angaben eine sehr hohe Erfolgsquote. Ein weiterer Vorteil, vor allem bei der Arbeit mit Klienten, ist, dass eine TFT-Sitzung mittlerweile fast völlig ohne Sprache auskommt. Sogar bei der Korrektur der Psychologischen Umkehr (siehe Kapitel 3 und 4) wird nur noch der entsprechende Punkt an der Handkante geklopft, wodurch diese Technik besonders für skeptische Menschen oder Menschen, die Probleme nicht oder nur mit Schwierigkeiten formulieren können, geeignet ist. Nach einer kurzen Einstimmung auf das Problem werden einfach die entsprechenden Punkte geklopft und zwischendurch der Fortschritt anhand einer Stress-Skala (siehe Kapitel 3) überprüft.

      Der Nachteil von TFT ist, vor allem, wenn man keine Kenntnisse in Kinesiologie hat, dass der Muskeltest zur Bestimmung der Punkte notwendig ist, entweder durch eine andere Person oder mithilfe des nicht ganz so einfach durchzuführenden Selbsttests. Oder der Klient muss in der Lage sein, sein Problem möglichst genau in die von Callahan vorgegebenen Kategorien einzuordnen.

      Und das, was bei der Arbeit mit Klienten von Vorteil sein kann, nämlich die relative Sprachlosigkeit, ist meines Erachtens für die Selbsthilfe definitiv von Nachteil: Dadurch, dass ich mein Problem aussprechen muss und merke, dass „Wut“ nicht ganz der richtige Begriff ist, sondern dass es eigentlich eher „Angst“ ist, vermischt mit Ärger darüber, übergangen worden zu sein, wird mein Kontakt zu dem Problem viel tiefer und persönlicher. Viele Erkenntnisse entstehen erst nach mehrmaligem Klopfen und wenn neue, an die Situation angepasste Begriffe gefunden wurden, und zwar so lange, bis sie das Problem wirklich treffend beschreiben.

      EFT von Gary Craig

      Die zweite der hier vorgestellten Techniken ist EFT (Emotional Freedom Techniques) von Gary Craig, die Gegenstand dieses Buches ist. Auch seine Technik basiert auf den Entdeckungen von Goodheart, Diamond und vor allem Callahan, er ist anschließend aber eigene Wege gegangen. Im Gegensatz zu TFT werden bei EFT für alle Probleme die sieben, beziehungsweise in erweiterter Form, die zwölf Punkte der Hauptmeridiane geklopft – die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle. Deshalb kann man auch auf den kinesiologischen Muskeltest verzichten. Gary Craig ist der Meinung, dass eine Diagnose der betroffenen Punkte oft länger dauert, als einfach alle Punkte zu klopfen. Dabei werden natürlich auch Punkte stimuliert, die nicht betroffen sind, was aber keinerlei negative Auswirkungen auf diese Punkte oder die mit ihnen verbundenen Meridiane hat. Bei EFT ist das begleitende Gespräch bei einer Sitzung sehr wichtig und genau das macht auch die Kunst der Anwendung dieser Methode aus.

      Nach einer Einstimmung in das Problem, zum Beispiel „Ich habe diese schreckliche Höhenangst“, wird eine eventuell vorhandene Psychologische Umkehr korrigiert, bevor alle Punkte der zwölf wichtigsten Meridiane geklopft werden. Danach wird der Erfolg der Balance bewertet.

      Während es bei TFT wichtig ist, mithilfe des Muskeltests betroffene Punkte zu finden, die über ihre Verbindung zu bestimmten Emotionen wirken, ist es bei EFT wichtiger, den Einstimmungssatz – das so genannte „Set-up“ – passend zu wählen und damit das Problem möglichst genau anzusprechen.

      Die Vorteile von EFT sind, dass keine kinesiologische Sitzung und keine vorherige Einordnung des Problems in ein Schema notwendig sind. Das macht EFT sehr einfach und unkompliziert und ist deshalb sehr für die Selbsthilfe geeignet. Die Technik und die Lage der Punkte sind einfach zu erlernen und lassen sich auch anderen schnell vermitteln. Auch das begleitende (Selbst-)Gespräch empfinde ich oft als sehr hilfreich.

      Der Nachteil der Technik ist, dass sie etwas unspezifischer als TFT ist – weil sie ohne den Muskeltest arbeitet. Deshalb kann es sein, dass Sie bei sehr komplexen Problemen EFT häufiger anwenden müssen. Und wegen der Bedeutung des Einstimmungssatzes braucht es ein gewisses Einfühlungsvermögen und Ehrlichkeit Ihnen selbst gegenüber. Aber beides entwickelt sich meiner Erfahrung nach zunehmend mit der Anwendung von EFT.

      Ich selbst habe Erfahrungen mit unterschiedlichen Techniken der Energy Psychology gesammelt. Für mich ist EFT die wirksamste und unkomplizierteste Richtung, die ich allerdings bei Bedarf mit einer etwas erweiterten Korrektur der Psychologischen Umkehr (siehe Kapitel 3 und 4) und entsprechenden Sequenzen von TFT oder anderen Techniken kombiniere, wie ESM (Emotionales Selbstmanagement, begründet von den Psychologen Peter Lambrou und George Pratt).

      Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von TFT und EFT

      Es gibt inzwischen sowohl zur Wirksamkeit von TFT als auch von EFT eine Reihe empirischer Studien.

      Für TFT ist das, neben den klinischen Studien von Callahan selbst, vor allem die Figley/Carbonell-Studie von 1995. Die beiden Psychologen Dr. Charles Figley und Dr. Joyce L. Carbonell untersuchten die Wirksamkeit von vier relativ neuen Methoden, darunter auch TFT, bei Patienten mit Traumata oder Phobien. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass TFT die Symptome deutlich besser reduzierte als die anderen drei.

      Eine weitere Studie stammt von Dr. Stephen Daniel, einem Schüler Callahans. Er arbeitete mit 214 Kollegen, die an unterschiedlichen psychischen und körperlichen Problemen litten und die noch auf keine andere Methode angesprochen hatten. Er verwendete dabei die so genannte „Voice Technology“, eine sehr ausgefeilte Variante von TFT. Der durchschnittliche Stress-Wert der Kollegen (der subjektive Stress, den ein Problem verursacht), sank nach nur einer Sitzung von 7,74 auf 1,11 und blieb bei den meisten dauerhaft auf diesem niedrigen Wert.

      Dass TFT bei der Reduktion von Symptomen des posttraumatischen Stress-Syndroms sehr hilfreich ist, zeigt die Studie von Dr. Robert L. Bray und Crystal Folkes. Sie wandten TFT bei Einwanderern und Flüchtlingen mit PTSD-Symptomen an. Dabei zeigte sich, dass bei fast 80 Prozent der Teilnehmer ein deutlicher Rückgang in der Häufigkeit und Schwere der mit posttraumatischem Stress verbundenen Symptome zu verzeichnen war.

      Alle Studien zeigten, dass TFT bei einer breiten Palette psychischer Beschwerden wirksam ist.

      Aber auch zu EFT gibt es mittlerweile eine Reihe von empirischen Studien. So untersuchte der australische Psychologe Steve Wells die Wirkung von EFT bei Menschen mit einer Phobie vor Insekten und Kleintieren, wie Mäusen, Ratten oder Spinnen. Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die erste EFT lernte, während die zweite Gruppe eine Technik der Zwerchfellatmung anwandte, die speziell zur Verminderung von Angst entwickelt wurde. Das Ergebnis dieser Studie war, dass die Gruppe mit EFT eine deutlich höhere Reduktion ihrer Symptome erreichte als die Vergleichsgruppe mit der Tiefenatmung. Bei einer Nachuntersuchung neun Monate später zeigte sich, dass der verbesserte Zustand bei den Patienten aus der EFT-Gruppe noch immer anhielt.

      Zwei weitere Untersuchungen wurden von Dr. Paul Swingle durchgeführt. Bei der ersten untersuchte er den Effekt von EFT bei Opfern von Verkehrsunfällen, die unter PTSD litten. Diese Probanden zeigten drei Monate nachdem sie EFT gelernt hatten, deutliche positive Veränderungen. Sowohl die Symptome als auch die für PTSD typischen Gehirnwellenmuster hatten sich signifikant verringert.

      In der anderen Studie untersuchte Swingle die Wirkung von EFT bei Kindern mit Epilepsie. Dabei konnte er eine deutliche Reduktion der Anfallshäufigkeit und -schwere sowie eine deutliche Verbesserung ihrer EEG-Werte feststellen.

      Weitere Studien zu EFT werden derzeit vorbereitet, Informationen dazu finden Sie im Internet unter www.emofree.com, der Homepage von Gary Craig.

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