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ein und legte sie in die Kammer neben dem hellen großen Raum. Danach bezog sie die Kissen neu, die sie für die Kursusteilnehmerinnen bereithielt, stapelte sie in einem Regal und saugte den Parkettboden. Als sie fertig war, verschloss sie die Fenster und ging hinauf in ihre Wohnung.

      Sebastian wollte sie nach seiner Sprechstunde abholen. Sabine war am Nachmittag nach Hause gekommen, und sie wollten nach ihr sehen. Sie hatte inzwischen die Gutscheine in der Drogerie gekauft, die sie und Sebastian ihrem Patenkind schenken wollten. Zusammen mit einem Schlafsack und einem Mobile hatte sie sie in einen hellblauen Karton mit rosa Schleife verpackt.

      Miriam, die zur selben Zeit in der Drogerie war und nicht wusste, was sie für den kleinen Bastian aussuchen sollte, hatte sie zu einem Strampelanzug und einem Jäckchen geraten.

      »Wann fährst du zum Mittnerhof?«, hatte Miriam gefragt, und als Anna sie wissen ließ, dass sie ihr Patenkind gemeinsam mit Sebastian besuchen würde, hatte sie freundlich genickt.

      Anna war zuversichtlich, dass Miriam sich allmählich damit abfand, dass es keine Neuauflage ihrer Beziehung zu Sebastian geben würde. Sie band ihr Haar zu einem festen Zopf und zog ihre helle Leinenhose und einen leichten Pulli an. Das sollte bequem genug sein, wenn sie sich um Mutter und Kind kümmern wollte.

      Sebastian war pünktlich, und obwohl sie ihn erwartet hatte, schlug ihr Herz ein bisschen schneller, als sie ihn sah.

      »Ich hoffe, du hattest einen schönen Tag«, sagte er und hielt ihr die Wagentür auf.

      »Ich beschäftige mich mit dem werdenden Leben, was kann es Schöneres geben«, antwortete sie lächelnd und ignorierte den verräterischen Stich in der Magengrube, als sich ihre Blicke trafen. »Wollte Emilia nicht mit zum Hof kommen?«, erkundigte sie sich, um sich von ihren Gefühlen für Sebastian abzulenken.

      »Sie ist schon dort«, antwortete er lächelnd.

      *

      Sabine saß im Wohnzimmer in dem großen alten Sessel, den sie vor einigen Monaten mit einem sonnengelben Baumwollstoff bezogen hatte und der nun ein wenig Farbe in das Zimmer brachte, das noch immer von den dunklen Möbeln beherrscht wurde, die einmal Antons Großeltern gehörten.

      Bastian lag in einem Weidenkorb, der auf dem Sofa stand. Die Zwillinge hielten sich an den Händen und betrachteten ihren Bruder, während Pia Sabine mit Tee versorgte.

      »Es war eine wundervolle Idee, uns eine Oma zu bringen«, sagte Sabine und strahlte über das ganze Gesicht, als Anna und Sebastian hereinkamen.

      »O ja, das war es.« Pia, die eine weiße Schürze über ihrem dunklen Kleid trug, schien ebenso zufrieden wie Sabine.

      »Unsere Oma Pia kann so gut kochen«, sagte Benjamin und rieb sich sein Bäuchlein.

      »Und sie kann so schöne Gute-Nacht-Geschichten erzählen«, erklärte Senta.

      »Ja, die besten«, stimmte Benjamin ihr zu. »Was ist denn das?« Er fasste mit beiden Händen auf den Geschenkkarton und sah Anna mit seinen großen blauen Augen an.

      »Das ist für Bastian«, antwortete sie.

      »Dürfen wir das Geschenk aufpacken?«, fragte Senta.

      »Ich denke, das überlassen wir eurer Mama. Kommt, wir gehen noch ein bisschen nach draußen«, forderte Pia die Zwillinge auf, damit Sabine in Ruhe mit ihrem Besuch reden konnte.

      »Gehen wir auf die Weide und gucken, was Papa macht?«, fragte Benjamin.

      »Nein, wir gucken lieber, wo Emilia und Markus sind«, erklärte Senta.

      »Kommt erst mal nach draußen. Wenn jemand etwas trinken möchte, Getränke stehen im Kühlschrank«, sagte Pia und huschte mit den Zwillingen aus dem Zimmer.

      »Ist Emilia nicht hier?«, wollte Sebastian wissen.

      »Sie sind mit dem Fahrrad unterwegs, aber keine Sorge, Markus kennt jeden Winkel in diesem Tal, sie werden nicht vom Weg abkommen«, versicherte Sabine ihm.

      »Das hoffe ich.«

      »Auf Markus ist Verlass. In diesem Alter kannst du nicht mehr von ihnen verlangen, dass sie brav im Hof spielen.«

      »Ja, ich weiß«, seufzte Sebastian. »Aber jetzt sag, wie geht es dir?«, wandte er sich an Sabine.

      »Ich fühle mich gut, auch dank Pias Hilfe. Ich muss mir nicht mehr so viel Sorgen um die Kinder machen, weil sie sich rührend um sie kümmert.«

      »Dann ist Anton inzwischen von diesem Arrangement überzeugt?«

      »Es fällt ihm schwer, es zuzugeben, aber er ist unheimlich erleichtert, dass wir nicht mehr allein sind. Er hat sich übrigens bereits zur Massage angemeldet«, verkündete Sabine.

      »Das höre ich gern«, sagte Sebastian und freute sich über die Wende zum Besseren, die sich auf dem Mittnerhof ankündigte.

      »Ich danke euch für alles, was ihr für uns getan habt. Wir werden uns an alle Absprachen halten, die dein Vater für uns getroffen hat, versprochen.«

      »Das weiß ich, Sabine«, versicherte ihr Sebastian.

      »Mal sehen, was ihr uns da eingepackt habt«, sagte sie und strich ihr Haar aus dem Gesicht, bevor sie den Karton vom Tisch nahm, auf ihren Schoss stellte und öffnete. »Ihr seid verrückt.«

      Verblüfft sah sie Anna und Sebastian an, die auf dem Sofa mit dem Babykorb in ihrer Mitte saßen.

      »Nein, nicht verrückt, praktisch veranlagt«, antwortete Anna lachend.

      »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, ihr gebt uns so viel, und wir haben gar nichts zu geben.«

      »Doch, haben wir«, sagte Anton, der zur Tür hereinkam, in seiner Arbeitshose, aber auf Socken, weil er die Gummistiefel vor der Haustür ausgezogen hatte. »Wir können den beiden gute Freunde sein, Freunde, auf die sie sich immer verlassen können.«

      »Anton, das ist das Beste, was ich in den letzten Tagen von dir gehört habe.« Sebastian wusste, dass sein alter­ Schulfreund nun bereit war, Hilfe anzunehmen, von Pia, von ihnen und von allen, die aus freien Stücken etwas für ihn und seine Familie tun wollten.

      »Ich denke, wir gehen dann wieder«, sagte Anna, als sie sah, dass Sabine hinter vorgehaltener Hand gähnte. Sie wollte ihr noch ein wenig Ruhe gönnen, solange Bastian friedlich schlief. »Ich sehe dann morgen wieder nach dir, aber ich glaube, ich kann nicht viel für dich tun. Pia versorgt euch bestens.«

      »Wir sehen wieder Land, dank euch«, entgegnete Anton und küsste Sabine zärtlich auf die Stirn.

      »Bleib nur.« Sebastian winkte ab, als Anton sie zur Tür begleiten wollte.

      »Gut, dann auf bald.«

      »Auf bald«, verabschiedeten sich Anna und Sebastian.

      »Der nächste Besuch«, stellte Anna fest, als Miriam am Steuer ihres Sportwagens mit offenem Verdeck in den Hof fuhr.

      »Hallo, ihr beiden, wie geht es der jungen Mutter?«, fragte sie, nachdem sie ausgestiegen war und mit der einen Hand den Rock ihres schwarzen Minikleides glattstrich, während sie mit der anderen einen roten Karton balancierte.

      »Ein bisschen übertrieben für das, was du heute Morgen in der Drogerie gekauft hast«, wunderte sich Anna über die Größe der Verpackung.

      »Ich habe noch ein paar Kleinigkeiten dazu gepackt«, erklärte sie und warf ihre blonden Locken zurück. »Könnte mir mal jemand die Tür aufhalten?«, fragte sie und sah Sebastian an.

      »Bitte sehr.« Er öffnete ihr die Tür, ohne ihrem Blick auszuweichen.

      »Danke, einen schönen Abend für euch.«

      »Ja, den wünschen wir dir auch«, erwiderte Sebastian freundlich und schloss die Tür, nachdem sie ins Haus gegangen war. »Wir müssen unbedingt darüber sprechen, dass so etwas wie mit Sabine nicht noch einmal passiert. Ein Notfallkaiserschnitt sollte die absolute Ausnahme bleiben«, wandte er sich an Anna.

      »Die

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