ТОП просматриваемых книг сайта:
Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme. Galileio Galilei
Читать онлайн.Название Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme
Год выпуска 0
isbn 9783843804387
Автор произведения Galileio Galilei
Жанр Математика
Издательство Bookwire
Kreisbewegung allein gleichförmig.
Kreisbewegung kann ewig fortdauern.
Geradlinige Bewegung kann von Natur aus nicht ewig sein.
Geradlinige Bewegung hat die Bestimmung, die Naturkörper in vollkommene Ordnung zu bringen, wenn sie aus dieser entfernt wurden.
Bloß Ruhe und Kreisbewegung sind geeignet zur Aufrechterhaltung d. Ordnung.
Salv. Wir werden also zu unserem ursprünglichen Gegenstande zurückkehren und da wieder anknüpfen, wo wir abgeschweift sind. Wenn ich mich recht erinnere, waren wir dabei, festzustellen, dass die geradlinige Bewegung unter Voraussetzung einer wohlgeordneten Welt nutzlos sein muss; wir haben weiter hervorgehoben, dass die Sache bei den kreisförmigen Bewegungen anders liegt: Denn die Bewegung des Körpers um sich selbst hält ihn ja stets an derselben Stelle fest, und die Bewegung auf dem Umfange eines Kreises um dessen unverrückt festes Zentrum hat keine Aufhebung der Ordnung, weder für ihn selber noch für benachbarte Körper im Gefolge. Eine solche Bewegung ist nämlich endlich und begrenzt, und nicht bloß das, es gibt auch keinen Punkt auf dem Umfang des Kreises, der nicht zugleich Anfangs- und Endpunkt der Kreisbewegung wäre; beim Fortgang seiner Bewegung auf dem ihm zugewiesenen Kreise lässt der Körper allen übrigen Raum innerhalb und außerhalb desselben frei für die Bedürfnisse anderer Körper, ohne ihnen jemals hinderlich oder störend zu werden. Da es sich hier um die Bewegung handelt, die den Körper beständig vom Ziele entfernt und ihn beständig zu ihm hinführt, so kann zunächst nur sie gleichförmig sein; denn die Beschleunigung der Bewegung entsteht, wenn sich der Körper nach einem erstrebten Ziele hin bewegt, und die Verzögerung tritt ein durch die Abneigung, sich von jenem Ziele zu trennen und zu entfernen. Da er aber bei der Kreisbewegung sich stets von dem natürlichen Ziele trennt und wieder zu ihm hinbewegt, so sind bei ihm Abneigung und Neigung gleich; aus dieser Gleichheit geht eine weder verzögerte noch beschleunigte Geschwindigkeit hervor, d. h. eine gleichförmige Bewegung. Aus dieser Gleichförmigkeit und Begrenztheit ergibt sich die Möglichkeit einer ewigen Fortdauer, indem die Umläufe sich stets wiederholen; auf einer unbegrenzten Linie hingegen und bei einer fortwährend verzögerten oder beschleunigten Bewegung ist von Natur aus eine solche Fortdauer unmöglich. Ich sage: von Natur aus; denn die verzögerte gradlinige Bewegung ist gewaltsam, kann also nicht von ewiger Dauer sein35; die beschleunigte Bewegung hingegen gelangt notwendig einmal ans Ziel, wenn ein solches vorhanden ist; ist aber keines vorhanden, so kann auch keine Bewegung zustande kommen, weil die Natur niemals dahin treibt, wohin es unmöglich ist zu gelangen. Demgemäß schließe ich, dass nur die Kreisbewegung von Natur aus den das Weltall zusammensetzenden Naturkörpern zukommen kann, sobald diese sich in vollkommener Ordnung befinden; die geradlinige Bewegung hingegen kann höchstens dann von der Natur ihren Körpern und deren Teilen zugewiesen werden, sobald sie sich außerhalb der ihnen vorgeschriebenen Plätze in verkehrter Anordnung befinden und daher auf dem kürzesten Wege in die natürliche Lage zurückgebracht werden sollen. Danach scheint mir der Schluss völlig gerechtfertigt, dass behufs Aufrechterhaltung der vollkommenen Ordnung die beweglichen Teile der Welt notwendig sich kreisförmig bewegen, die etwa nicht kreisförmig bewegten notwendig unbeweglich sein müssen; denn nur die Ruhe und die Kreisbewegung sind geeignet, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Auch wundere ich mich sehr, dass Aristoteles, der doch glaubte, die Erdkugel sei in den Mittelpunkt der Welt gesetzt und verharre dort unbeweglich, die natürlichen Körper nicht eingeteilt hat in von Natur bewegliche und von Natur unbewegliche, zumal da er früher die Natur als Ursache der Bewegung und der Ruhe definiert hat.36
Sinnliche Erfahrungen verdienen den Vorzug vor menschlichen Spekulationen.
Wer die Sinneserfahrungen leugnet, ist wert, der Sinne verlustig zu gehen.
Die Sinneserfahrung zeigt, dass das Schwere sich nach der Mitte, d. Leichte nach der Wölbung der Mondsphäre bewegt.
Simpl. Aristoteles, der trotz seines ungemeinen Scharfsinnes seinen Geist nicht ungebührlich überschätzte, glaubte, dass die sinnliche Erfahrung vor jeder vom Menschengeiste angestellten Spekulation den Vorzug verdiene37, und sagte, diejenigen, welche die Sinneserfahrungen leugneten, seien würdig, dafür mit dem Verlust ihrer Sinne zu büßen. Wer ist nun so blind, dass er nicht die Teile der Erde und des Wassers als schwere Körper sich von Natur abwärts bewegen sähe, d. h. in der Richtung nach dem Mittelpunkte des Weltalls, welcher von der Natur selbst der geradlinigen Bewegung deorsum als Ende und Ziel angewiesen ist? Wer sähe nicht gleichfalls, dass das Feuer und die Luft sich gerade nach oben bewegen zu der Wölbung der Mondsphäre hin, dem natürlichen Ziele der Bewegung sursum? Wo nun dies so klar am Tage liegt, und wo wir wissen, dass eadem est ratio totius et partium, wie kann man da in Abrede stellen, dass die Lehre von der natürlichen geradlinigen Bewegung der Erde ad medium und des Feuers a medio eine offenbar richtige Behauptung sei?
Ob die fallenden schweren Körper eine gerade Linie beschreiben, ist zweifelhaft.
Die Erde ist kugelförmig infolge des Zusammenstrebens der Teile nach d. Mittelpunkte hin.
Die Sonne steht mit größerer Wahrscheinlichkeit im Mittelpunkte der Welt als die Erde.
Salv. Vermöge des von Euch Bemerkten könntet Ihr allerhöchstens auf das Zugeständnis Anspruch erheben, dass, gerade wie die Teile der Erde nach ihrer Trennung vom Ganzen, d. h. nach ihrer Entfernung von der ihnen gebührenden Stelle, mit anderen Worten nach Aufhebung und Störung der natürlichen Ordnung, freiwillig von Natur aus zu ihr auf geradem Wege zurückkehren, so auch die Annahme gerechtfertigt sei – vorausgesetzt, dass eadem est ratio totius et partium –, es werde die Erdkugel in ihre natürliche Lage in geradliniger Bewegung zurückkehren, sobald sie daraus gewaltsam entfernt würde. Dies, wie gesagt, wäre das Einzige, was man Euch einräumen könnte, wenn man Euch sehr entgegenkommen wollte. Wollte man aber strengere Kontrolle üben, so könnte man erstens in Abrede stellen, dass die Teile der Erde nach ihrer Trennung vom Ganzen zu diesem in geradliniger Bewegung zurückkehren und nicht etwa in kreisförmiger oder in gemischter; es sollte Euch schwer genug fallen, das Gegenteil zu beweisen, wie Ihr deutlich aus den Erwiderungen auf die von Aristoteles und Ptolemäus angeführten speziellen Gründe und Erfahrungen ersehen werdet.38 Wenn zweitens jemand behaupten wollte, dass die Teile der Erde sich nicht bewegen, um sich nach dem Mittelpunkte derW e l tzu begeben, sondern um sich mit dem Ganzen zu vereinigen, zu dem sie gehören, dass sie also den Trieb nach dem Mittelpunkte derE r d ehaben, welchem einmütigen Trieb zufolge sie deren Bildung und Erhaltung überhaupt erst ermöglichen: Wo wolltet Ihr da ein anderes Ganzes und einen anderen Mittelpunkt auftreiben, nach welchen die gesamte Erdkugel bei einer etwaigen Störung ihrer Lage zurückkehren sollte, damit das Verhalten des Ganzen mit dem seiner Teile übereinstimme? Nehmt hinzu, dass weder Aristoteles noch Ihr jemals beweisen werdet, die Erde befinde sich de facto im Mittelpunkte des Weltalls; wenn man vielmehr dem Weltall überhaupt einen Mittelpunkt zuschreiben kann, so ließe sich eher die Sonne als solcher betrachten, wie Ihr im Verfolg unserer Erörterungen ersehen werdet.
Natürlicher Trieb der Teile eines jeden Weltkörpers nach dessen Mittelpunkt hin sich zu begeben.
Wie nun aus dem übereinstimmenden Streben aller Teile der Erde zum Ganzen sich ergibt, dass diese von allen Seiten mit gleichem Triebe zu ihr hineilen und, um sich so eng als möglich mit ihr zu vereinigen, sich ihr kugelförmig anlagern, warum sollen wir nicht annehmen, dass der Mond, die Sonne und die anderen Weltkörper gleichfalls nur wegen des übereinstimmenden Triebes und des natürlichen Zusammenstrebens aller sie zusammensetzenden Teile von runder Gestalt sind? Wenn irgendeinmal durch irgendwelche Gewalt ein Teil von seinem Ganzen losgerissen würde, wäre es nicht vernünftig anzunehmen, dass er von selbst durch natürlichen Trieb dahin zurückkehrte? Und in diesem Sinne zu behaupten, dass die geradlinige Bewegung allen Weltkörpern zukommt?22
Geradlinige Bewegung schwerer Körper durch die Sinne wahrgenommen.
Aristotelischer Beweis dafür, dass die schweren Körper sich bewegen, um nach dem Mittelpunkte des Weltalls zu gelangen.
Die schweren Körper bewegen sich per accidens nach dem Erdmittelpunkte.
Die