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im gewöhnlichen Laufe der Natur ein Körper nach Entfernung aller äußeren und zufälligen Hindernisse sich auf einer schiefen Ebene mit umso größerer Langsamkeit bewegt, je geringer die Schiefe ist, so dass schließlich die Langsamkeit unendlich groß wird, sobald nämlich die Schiefe aufhört und die Ebene in eine waagrechte Ebene übergeht, und wenn wirklich die in irgendeinem Punkte der schiefen Ebene erreichte Geschwindigkeitsstufe gleich ist der Geschwindigkeitsstufe, die der senkrecht fallende Körper an einer ebenso hochgelegenen Stelle erreicht, so muss man auch notwendig unserer Behauptung beistimmen, dass der von der Ruhelage aus fallende Körper durch alle die unendlich vielen Stufen der Langsamkeit hindurchgehen und folglich, um einen bestimmten Grad von Geschwindigkeit zu erlangen, sich zuerst in gerader Linie bewegen muss,31 und zwar eine kürzere oder längere Strecke, je nachdem die zu erreichende Geschwindigkeit kleiner oder größer sein soll und je nachdem die Ebene, auf der er sich abwärts bewegt, weniger oder mehr geneigt ist. Es lässt sich also auch eine Ebene mit so geringer Neigung angeben, dass der Körper, um auf ihr den vorgeschriebenen Grad von Geschwindigkeit zu erlangen, längs einer außerordentlich großen Strecke und während einer außerordentlich langen Zeit sich bewegt haben muss; auf der waagrechten Ebene wird er also von Natur aus niemals auch nur die geringste Geschwindigkeit erlangen, da er sich auf ihr ja überhaupt nicht bewegen wird. Die Bewegung längs der horizontalen Linie, die keine Schiefe oder Steilheit besitzt, ist aber nichts Anderes als die Kreisbewegung um den Mittelpunkt. Darum wird also die Kreisbewegung niemals ohne vorangehende geradlinige Bewegung zustande kommen; ist sie aber einmal zustande gekommen, so wird sie in Ewigkeit mit gleichförmiger Geschwindigkeit fortdauern.32 Ich könnte Euch diese nämlichen Wahrheiten noch durch andere Erwägungen erläutern und sogar beweisen; aber ich möchte nicht so weit von unserem Hauptgegenstande abschweifen und lieber bei einer anderen Gelegenheit darauf zurückkommen, umso mehr als wir jetzt auf dieses Thema nicht gekommen sind zum Zwecke eines strengen Beweises, sondern nur um einen Gedanken Platos23 weiter auszuführen. – Ich will daran noch eine eigentümliche Beobachtung unseres Akademikers reihen, die ans Wunderbare grenzt. Stellen wir uns vor, der göttliche Baumeister habe neben anderen Entwürfen den Plan gehegt, im Weltall jene Kugeln zu schaffen, die wir beständig im Kreise sich drehen sehen; er habe den Mittelpunkt ihres Kreislaufs bestimmt und in diesen unbeweglich die Sonne versetzt, habe dann alle die genannten Kugeln am nämlichen Orte verfertigt und ihnen den Trieb eingepflanzt, von hier aus sich abwärts nach dem Mittelpunkte hin zu bewegen, bis sie den Grad von Geschwindigkeit erlangt hätten, der dem göttlichen Geiste gut schien; als sie diesen erlangt, seien sie sodann in Drehung versetzt worden, jeglicher in seinem Kreise die zugewiesene Geschwindigkeit bewahrend. Es fragt sich nun, in welcher Höhe und welcher Entfernung von der Sonne der Ort gewesen ist, wo zu Anfang jene Kugeln geschaffen wurden, und ob möglicherweise die Schöpfung von allen an einem Orte stattgefunden hat. Zur Lösung dieser Frage hat man nach den Angaben der sachverständigsten Astronomen die Größe der Kreise zu Grunde zu legen, in welchen die Planeten umlaufen, sowie die Dauer dieser Umläufe. Aus diesen beiden gegebenen Größen berechnet man, wieviel mal schneller z. B. die Bewegung des Jupiters als die des Saturn ist. Findet man dann, wie es tatsächlich der Fall ist, dass Jupiter sich schneller bewegt, so muss, da beide von gleicher Höhe ausgegangen sind, Jupiter tiefer gefallen sein als Saturn, wie es denn bekanntlich auch wirklich sich verhält, da ja seine Bahn innerhalb der Saturnbahn liegt. Geht man aber weiter, so kann man aus dem Verhältnis der Geschwindigkeiten des Jupiters und Saturns, aus dem Abstand ihrer Bahnen und aus dem Maße der Beschleunigung bei der natürlichen Bewegung, wieder auffinden, in welcher Höhe und Entfernung vom Mittelpunkte ihrer Umdrehungen der Ort sich befunden hat, von dem sie ausgingen. Ist dieser aufgefunden und festgelegt, so fragt es sich, ob bei Mars, wenn er gleichfalls von dort bis zu seiner jetzigen Bahn hinabgestiegen ist, die Größe der Bahn und seine Geschwindigkeit mit dem durch Rechnung gefundenen Ergebnis stimmt; ähnlich steht es mit der Erde, mit Venus und mit Merkur, bei welchen die Größe der Kreise und die Geschwindigkeiten der Bewegung so nahe mit dem Resultate der Rechnung übereinstimmen, dass man sich nicht genug darüber wundern kann.

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      Sagr. Ich bin mit größtem Vergnügen diesen Erörterungen gefolgt; wenn ich nicht glaubte, die genaue Ausführung der Rechnungen sei eine weitläufige, mühevolle und vielleicht mein Verständnis übersteigende Sache, so würde ich Euch darum bitten.

      Salv. Das Verfahren ist wirklich weitläufig und schwierig, auch bin ich nicht sicher, es so ohne Weiteres vortragen zu können; wir wollen die Sache darum auf ein anderes Mal verschieben.

      Simpl. Haltet es, bitte, meiner geringen Übung in den mathematischen Wissenschaften zu gute, wenn ich offen gestehe, dass Eure Untersuchungen, die sich auf größere oder kleinere Verhältnisse gründen und auf ähnliche für mich nicht hinreichend klar verständliche Begriffe, mir meine Bedenken oder, besser gesagt, meinen Unglauben nicht benommen haben. Es soll notwendigerweise jene schwere Bleikugel von 100 Pfund Gewicht, wenn man sie von der Ruhelage aus fallen lässt, jede noch so hohe Stufe der Langsamkeit passieren, während sie doch augenscheinlich in vier Pulsschlägen mehr als hundert Ellen Wegs zurücklegt: ein Resultat, das meiner Überzeugung nach völlig unverträglich damit ist, dass sie einmal eine solche Langsamkeit soll besessen haben, wie sie nicht genügen würde, um jene in tausend Jahren auch nur einen halben Zoll weiter zu bringen, wenn nämlich jene Langsamkeit beibehalten würde. Wenn es aber dennoch so ist, möchte ich es auch gerne begreifen können.

      Sagr. Signore Salviati, als gründlicher Fachmann, meint gar manchmal, die Kunstausdrücke, die ihm selbst sehr geläufig und vertraut sind, müssten es auch anderen sein, er vergisst daher bisweilen, wenn er zu uns spricht, dass er mit weniger gelehrten Erörterungen unserer mangelhaften Fassungsgabe entgegenkommen sollte; darum will ich mit seiner Erlaubnis, ohne mich in solche Höhen zu versteigen, versuchen, wenigstens teilweise dem Signore Simplicio den Unglauben durch plausible Gründe zu benehmen. Um wieder auf den Fall der Geschützkugel zurückzukommen, sagt mir, bitte, Signore Simplicio, wollt Ihr nicht einräumen, dass beim Übergang von einem Zustande zu einem anderen der Fortgang zu einem näheren naturgemäß leichter und bequemer ist als zu einem entfernteren?

      Simpl. Dies verstehe ich und räume ich ein. Ich zweifle nicht daran, dass z. B. ein glühendes Stück Eisen beim Erkalten von zehn Grad Wärme eher auf neun Grad sinkt als von zehn auf sechs.33

      Sagr. Sehr wohl. Sagt mir sodann: Wenn jene Kanonenkugel von der Kraft des entzündeten Pulvers senkrecht in die Höhe geschossen wird, bewegt sie sich dann nicht fortwährend mit abnehmender Geschwindigkeit, bis sie den höchsten Punkt erreicht und damit zur Ruhe gelangt? Und soll man nicht vernünftigerweise annehmen, dass bei der Abnahme der Geschwindigkeit oder, wenn Ihr lieber wollt, bei der Zunahme der Langsamkeit der Übergang von 10 Grad auf 11 eher stattfindet als von 10 auf 12? und von 1000 auf 1001 eher als von 1000 auf 1002? Kurz, von einem beliebigen Grad eher auf einen benachbarten als auf einen entfernten?

      Simpl. Freilich ist das vernünftig.

      Sagr. Welche Stufe der Langsamkeit liegt aber irgendwelcher Bewegung so ferne, dass nicht der Zustand der Ruhe, also der unendlicher Langsamkeit, nicht noch weiter ab von ihr läge? Darum darf man nicht in Zweifel ziehen, dass besagte Kugel, bevor sie schließlich in den Endzustand der Ruhe gelangt, alle Stufen immer größerer Langsamkeit durchmacht, folglich auch eine solche, bei welcher sie in tausend Jahren keinen Zoll weiterrücken würde. Ist dies aber der Fall – und es ist der Fall – so wird es Euch nicht wundern dürfen, wenn bei der Umkehr nach unten dieselbe Kugel vom Zustande der Ruhe aus ihre Geschwindigkeit dadurch wieder erlangt, dass sie durch die nämlichen Grade der Langsamkeit hindurchgeht, die sie bei der Bewegung nach oben durchgemacht hat, nicht aber dadurch, dass sie alle anderen höheren Stufen der Langsamkeit34, die dem Zustande der Ruhe näher liegen, auslässt und sprungweise zu einer entfernteren übergeht.

      Simpl. Aus dieser Erklärung bin ich weit eher klug geworden als aus den früheren mathematischen Spitzfindigkeiten. Signore Salviati mag daher seinen Faden wieder aufnehmen und seine Schlussfolgerungen fortsetzen.

      Kreisbewegungen bringen

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