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des Feindes würde.

      (65) Einen Soldaten schätzte er nicht nach dessen Charakter, noch nach dessen Glück ein, sondern nur nach dessen Kräften, und er behandelte ihn gleichermaßen mit Strenge und Nachsicht. Denn nicht überall und immer, sondern nur, wenn der Feind in der Nähe war, disziplinierte er sie: Dann vor allem war er ein unerbittlicher Aufseher der Disziplin, sodass er weder die Zeit des Marsches noch des Kampfes verriet, sondern sie bereit und aufmerksam in jedem Augenblick, da er es wollte, sofort aus dem Lager führen konnte. Dies tat er auch ohne Anlass sehr oft, besonders bei Regen und an Festtagen. Und er mahnte, dass man stets auf ihn achten müsse, und plötzlich bei Tag oder Nacht verkürzte er oder verlängerte er den Marsch, um die zu spät Nachfolgenden zu ermüden.

      (66) Diejenigen aber, die durch das Gerücht über feindliche Truppen erschreckt wurden, bestärkte er nicht durch Leugnen oder Herunterspielen, sondern [beunruhigte] sie sogar durch Vergrößerung und Ausmalung [der Gefahr]. Daher sprach er, als die Erwartung der Ankunft Iubas so bedrohlich schien, zu den zur Heeresversammlung zusammengerufenen Soldaten: „Wisst, dass in sehr wenigen Tagen der König mit zehn Legionen da sein wird, mit 30 000 Reitern und 100 000 Leichtbewaffneten sowie 30 Elefanten. Daher braucht keiner zu fragen oder noch weiterzugrübeln, sondern ihr solltet mir, der ich dies begriffen habe, vertrauen. Oder ich befehle ihm, indem er in das älteste Schiff gesetzt wird, fortzusegeln, wohin und in welches Land auch immer der Wind ihn treibt.“

      (67) Vergehen verfolgte er weder alle noch im Einzelfall, aber für Deserteure und Aufrührer war er der strengste Kläger und Richter. Andere Dinge konnte er auch übersehen. Und manchmal, nach einer großen und siegreichen Schlacht, gestattete er, die Pflicht des Dienstes hinter sich lassend, allenthalben jede zügellose Ausgelassenheit und war gewohnt zu behaupten, dass seine Soldaten sogar frisch eingecremt gut kämpfen könnten. 2 Und diese nannte er in der Heeresversammlung nicht Soldaten, sondern mit dem schmeichelhaften Namen „Kameraden“, und er hielt sie so in Ehren, dass er sie mit von Gold und Silber glänzenden Waffen auszeichnete, einerseits wegen des schönen Anblicks, andererseits weil sie, je gieriger sie waren, umso größere Angst vor Verlusten hatten. Er liebte sie freilich so sehr, dass er, als er von der Niederlage des Titurius hörte, Kopf- und Barthaare wachsen und nicht früher wieder scheren ließ, bis er sie gerächt hatte.

      (68) Dies bewirkte, dass sie ihm überaus ergeben und auch sehr tapfer waren. Nachdem er den Bürgerkrieg begonnen hatte, boten ihm die Zenturionen jeder einzelnen Legion an, Reiter auf ihre eigenen Kosten zu stellen, alle Soldaten ihren Dienst, kostenlos und ohne Getreideverpflegung und Sold, indem die Wohlhabenden den Unterhalt für die Ärmeren auf sich nahmen. Und in dieser langen Zeit verriet ihn nicht ein Einziger. Die meisten, die in Gefangenschaft gerieten, wiesen die ihnen zugestandene Verschonung ihres Lebens für den Fall, dass sie dann gegen ihn kämpften, zurück. 2 Hunger und andere Mängel ertrugen sie nicht nur, wenn sie belagert wurden, sondern auch, wenn sie selbst andere belagerten, mit solcher Ausdauer, dass Pompeius bei der Festung Dyrrhachium, nachdem er eine Art Brot aus Kräutern gesehen hatte, von dem sie sich ernährten, sagte, dass sie sich wie wilde Tiere verhielten. Und er befahl, dies schnell beiseite zu schaffen und es niemand sehen zu lassen, damit nicht die Duldsamkeit und Hartnäckigkeit des Feindes den Mut seiner Leute breche. 3 Mit welcher Tapferkeit sie um die Entscheidung kämpften, wird dadurch deutlich, dass sie nach dem einen widrigen Kampf bei Dyrrhachium von sich aus eine Strafe forderten, sodass der Feldherr eher einen Grund hatte, sie zu trösten als sie zu bestrafen. In den übrigen Kämpfen überwanden sie mühelos unzählige Truppen von Feinden, selbst wenn sie selbst in der Minderheit waren. Schließlich nahm eine einzige Kohorte der VI. Legion, die ein Lager bewachen musste, vier Legionen des Pompeius innerhalb weniger Stunden, wobei sie fast gänzlich durch die Menge der feindlichen Pfeile, von denen 130 000 im Schutzwall des Lagers gefunden wurden, getroffen worden war. 4 Kein Wunder, wenn einer die Taten der Einzelnen beachtet, seien es die des Zenturionen Cassius Scaeva oder die des Soldaten C. Acilius, um nicht noch mehr zu nennen. Scaeva hat, nachdem ihm ein Auge ausgeschlagen und Schulter und Oberschenkel durchbohrt worden waren, auch sein Schild von 120 Pfeilen getroffen worden war, die Torwache an dem ihm übertragenen Lager gehalten. Acilius sprang in der Seeschlacht von Massilia, nachdem seine abgeschlagene rechte Hand in ein feindliches Schiff gefallen war, nach dem dem denkwürdigen Beispiel des Kynergeiros bei den Griechen, in das Schiff hinüber und vertrieb die Entgegenstehenden mit dem Schildbuckel.

      (69) Einen Aufruhr gab es während der zehn Jahre der Kriege in Gallien nicht, in den Bürgerkriegen einige, aber so, dass sie schnell wieder zu ihren Pflichten zurückkehrten, nicht so sehr durch Nachgiebigkeit des Feldherrn wie durch sein Ansehen. Denn er wich niemals den Unruhestiftern, sondern trat ihnen stets entgegen. Und die IX. Legion bei Placentia entließ er, obwohl Pompeius noch in Waffen stand, ganz in Schande; und nur mit Zähneknirschen nach vielen Bitten und nicht ohne eine Strafe für die Anführer setzte er sie wieder in ihre alte Stellung ein.

      (70) Die Soldaten der X. Legion aber, die in Rom unter massiven Drohungen und höchster Gefahr für die Stadt, ihre Entlassung und ihre Belohnung verlangten, während er damals in Afrika Krieg führte, zögerte er weder anzugreifen, obwohl die Freunde ihn abhalten wollten, noch sie zu entlassen. Aber mit einer einzigen Rede, in der er sie Quiriten statt Soldaten nannte, umwickelte und beugte er sie so, dass sie ihm entschieden antworteten, dass sie Soldaten seien, und, obwohl er es zurückwies, ihm freiwillig nach Afrika folgten. Und dennoch bestrafte er die Unruhestifter durch die Zuweisung eines Drittels der ihnen zugedachten Beute und des Landes.

      (71) Einsatz und Treue für seine Klienten ließ er nicht einmal als junger Mann vermissen. Den vornehmen jungen Masintha raubte er, da er ihn gegen König Hiempspal so aufgeregt verteidigt hatte, dass er dem Sohn König Iubas bei einem Wortwechsel an den Bart ging; als sein Schützling darauf zu einer Zahlung verurteilt worden war, entriss er ihn denen, die ihn fortziehen wollten, und verbarg ihn lange bei sich. Und als er seine Prätur niederlegte und nach Hispanien aufbrach, brachte er ihn auf seiner Sänfte zwischen einem Ehrengeleit und seinen Liktoren weg.

      (72) Seine Freunde behandelte er immer mit solcher Liebenswürdigkeit und Nachsicht, dass er C. Oppidus, der ihn auf einem Waldweg begleitete und plötzlich von einer Krankheit befallen wurde, die Herberge, die die einzige war, überließ und selbst auf dem Boden unter freiem Himmel übernachtete. Als er aber die Macht übernommen hatte, beförderte er auch einige niederer Abstammung in die höchsten Ehrenämter, obwohl er dafür kritisiert wurde. Da bekannte er offen, dass er, wenn er die Hilfe von Landstreichern und Mördern zur Wahrung seiner Ehre gebraucht hätte, sich gleichermaßen solchen Leuten dankbar erweisen würde.

      (73) Dagegen nahm er Rivalitäten niemals so schwer, dass er nicht, wenn sich die Gelegenheit bot, diese gerne beendete. Für C. Memmius wurde er sogar, nachdem er dessen heftigen Anwürfen mit nicht geringerer Schärfe schriftlich geantwortet hatte, zum Stimmwerber bei dessen Konsulatsbewerbung. C. Calvus, der nach ehrenrührigen Epigrammen durch Freunde um Versöhnung anhalten ließ, schrieb er freiwillig, und zwar als Erster. Valerius Catullus, von welchem er nicht leugnete, dass er durch seine Verse auf Mamurra ihn selbst dauerhaft gebrandmarkt hatte, lud er, als dieser um Entschuldigung bat, am selben Tag zum Abendessen und blieb sein Gastfreund, wie er es bei seinem Vater gewohnt war.

      (74) Aber auch in der Rache an den Piraten war er von seinem Wesen her sehr milde, denn nachdem er von diesen gefangen worden war und ihnen, für den Fall, dass er ihnen entkommen würde, geschworen hatte, dass er sie ans Kreuz schlagen werde, befahl er, dass sie zuerst erwürgt und dann gekreuzigt würden. Cornelius Phagita, dessen nächtlichem Überfall er, als er krank und verborgen dalag, nur mit Mühe entkam und dem er, um nicht zu Sulla geführt zu werden, ein Lösegeld zahlen musste, trachtete er niemals zu schaden. Philemon, seinen Sklaven und Sekretär, der seinen Feinden versprochen hatte, ihn mit Gift zu töten, bestrafte er nicht schwerer als durch eine einfache Hinrichtung. 2 Gegenüber Publius Clodius, der mit seiner Frau Pompeia Ehebruch begehen wollte und der aus diesem Grund wegen Störung eines Gottesdienstes angeklagt wurde, leugnete er, irgendetwas vorbringen zu können, obwohl seine Mutter Aurelia und seine Schwester Iulia bei denselben Richtern alles wahrheitsgetreu vorgetragen hatten. Gefragt nun, warum er sich dann von seiner Frau geschieden habe, antwortete er: „Weil es sich gehört, dass meine Angehörigen ebenso vom Verdacht wie von dem Verbrechen

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