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das wird mir sonst zu eng.«

      »Verstehe«, sagte Till. »Wissen Sie, ob Ihr Ex-Mann mit jemandem Probleme hatte? Streitigkeiten? Beruflich oder privat. Abgesehen von der Scheidung mit Ihnen.«

      »Nein, keine Ahnung. Wir sahen uns schon länger nicht mehr und kommunizierten nur über unsere Anwälte miteinander. Aber es würde mich nicht wundern. Er ist ein verlogenes, intrigantes Schwein gewesen.« Eva Schlosser schien auch nach dem Tod ihres Ex-Mannes keine versöhnlichen Gedanken an ihn verschwenden zu wollen.

      »Ich habe mich heute Vormittag im Arbeitszimmer Ihres Ex-Mannes umgesehen und mir in seinen Unterlagen einen Überblick über Ihre Trennung verschafft«, klärte Till sie auf.

      »Ich habe ihm 25 Jahre lang den Rücken freigehalten, damit er seine Karriere vorantreiben konnte. Zum Dank dafür hat er mich belogen und betrogen. Ich weine ihm keine Träne nach.«

      »Sie haben ihm Affären mit anderen Frauen vorgeworfen«, ging Till auf sie ein. »Er hat das aber abgestritten. Haben Sie ihn mit einer anderen Frau gesehen?«

      Eva Schlosser sah Till verletzt an. »Eine Frau spürt so etwas. Er zeigte keinerlei Interesse mehr an mir, außer wenn er Streit suchte. Und den suchte er oft. Unser Sohn hat es bei uns im Haus nicht mehr ausgehalten.« Eva Schlosser sah Till plötzlich erschrocken an. »Weiß Christian es schon? Unser Sohn? Er wohnt in einer WG.«

      »Mein Kollege Steffen Siebels ist zu ihm gefahren. Wenn er ihn dort antrifft, klärt er ihn auf. Sie sollten mir aber auf alle Fälle seine Handynummer geben.«

      Eva Schlosser nickte geistesabwesend. »Ja, da muss ich nachschauen, ich habe sie nicht im Kopf. Eine Sekunde bitte.«

      Sie kam mit ihrem Handy zurück und suchte nach der Nummer ihres Sohnes. Es dauerte einen Moment, bis sie sie gefunden hatte. Till speicherte sie in seinem Gerät.

      »Er kam mit seinem Vater gut aus«, sagte sie leise vor sich hin.

      »Mit Ihnen auch?« Till hoffte, jetzt nicht in ein Fettnäpfchen getreten zu sein.

      »Früher kamen wir sehr gut miteinander aus. Aber ich glaube, er hat hauptsächlich mir die Schuld an dem Krieg mit seinem Vater gegeben. Als er mitbekommen hat, dass ich mit Paul zusammen bin, hat er den Kontakt zu mir abgebrochen. Die beiden sind etwa im gleichen Alter. Dass sein Vater sich mit jungen Frauen rumgetrieben hat, interessierte ihn allerdings weniger.«

      Till zog nun das Foto hervor und legte es vor ihr auf den Tisch. »Kennen Sie diese Frau?«

      Eva Schlosser atmete schwer aus. »Dieses Schwein. Das Flittchen räkelt sich auf unserer Couch in unserem Haus.«

      »Haben Sie sie schon einmal gesehen? Wissen Sie, wer das ist?«

      Sie konnte ihren Blick nicht von dem Foto lassen. »Die ist doch noch keine zwanzig. Wann wurde das aufgenommen? Woher haben Sie das?«

      »Es lag auf seiner Brust, als sein Leichnam gefunden wurde. Ich weiß nicht, wann es aufgenommen wurde.« Till nahm das Bild und steckte es wieder weg.

      »Vielleicht glaubt mir ja jetzt jemand, dass er es ständig mit jungen Dingern getrieben hat«, spie sie aus.

      »Sie wissen aber nicht, wer die Frau ist?«

      »Keine Ahnung. Wahrscheinlich eine Aushilfsstudentin aus der Kanzlei. Sie können das Foto ja dort mal vorzeigen. Dann erfahren seine Kollegen auch, was für ein verlogener, schwanzgesteuerter Mistkerl er in Wirklichkeit war.«

      »Ich denke, für heute belassen wir es dabei. Ich müsste mich aber noch einmal kurz mit Ihrem Freund unterhalten.«

      »Wegen meinem Alibi? Verdächtigen Sie wirklich mich?«

      »Wegen Ihrem Alibi, richtig. Noch verdächtigen wir niemanden. Wir machen nur unsere Arbeit.«

      »Verstehe. Wer kümmert sich denn nun um die Beerdigung? Muss ich das machen?«

      »Vielleicht macht das Ihr Sohn?« Till sah sie etwas hilflos an, dann ging er ins Wohnzimmer zu ihrem Freund Paul.

      Paul lag auf dem Sofa und guckte Fernsehen. Till zeigte ihm seinen Ausweis. »Wo waren Sie letzte Nacht?«, fragte er ihn ohne weitere Erläuterungen.

      Paul stellte den Fernseher leiser und schaute zur Tür raus. Eva Schlosser war aber in der Küche geblieben, was ihn scheinbar etwas verunsicherte. »Warum wollen Sie das wissen?«

      »Das ist nur eine Routinefrage bei unseren laufenden Ermittlungen«, beschwichtigte Till ihn.

      »Bei was für Ermittlungen?«

      »Der Ex-Mann von Frau Schlosser ist ums Leben gekommen.«

      »Echt jetzt? Ich habe mit dem aber nix zu tun. Ich kenne den nicht.«

      »Aber Sie kennen seine Ex-Frau. Wir müssen leider mit allen Personen reden, die zu seinem Umfeld gehören. Auch wenn es gar keinen persönlichen Kontakt zu Herrn Schlosser gab. Ich müsste jetzt nur wissen, wo Sie letzte Nacht waren, und dann können Sie wieder ganz ungestört Fernsehgucken.«

      »Na ja, hier war ich. Ich habe letzte Nacht hier geschlafen. Mit Eva. Wir sind so gegen zehn zusammen ins Bett und morgens bin ich um neun wieder gegangen.«

      »Danke, das war es auch schon. Der Form halber muss ich Sie noch darauf hinweisen, dass Sie sich mit einer Falschaussage strafbar machen.«

      »Wieso Falschaussage?«

      »Der Form halber. Manchmal sagen die Leute halt nicht die Wahrheit, wenn die Polizei ganz höflich nachfragt.«

      »Ich habe hier gepennt. Das kann Eva bestätigen.«

      »Ja, das hat sie schon. Einen schönen Abend noch. Tschüss.«

      3

       87 Tage zuvor

       In den drei Tagen nach seinem denkwürdigen Date mit Lena hatte Christian mehrmals den Entschluss gefasst, sie anzurufen. Und es dann doch nicht getan. Die Vernunft sagte ihm, dass er dieses noch kurze Kapitel seines Lebens nicht weiterschreiben sollte. Aber sein Herz sprach eine andere Sprache. Oder war es nur sein Jagdinstinkt, der ihn antrieb, den Kontakt zu dieser merkwürdigen Frau aufrecht zu erhalten? Er dachte an die zurückhaltende, liebliche Lena, die ihn angehimmelt hatte. Mit der er eine unvergessliche Nacht verbracht hatte. Eine Nacht, von der er zu gerne noch viele weitere erlebt hätte. Und er dachte an die Lena, die ihn am nächsten Morgen auf äußerst unfreundliche Weise aus ihrem Zimmer verwiesen hatte. Nur aus ihrem Zimmer oder auch aus ihrem Leben? Auch diese Lena hatte es ihm angetan, weil sie eine Herausforderung darstellte, die er gerne annehmen würde. Aber welche von beiden würde sich melden, wenn er die Nummer anrief, die die scheue, liebevolle Lena ihm gegeben hatte? Wie sollte er sich verhalten, wenn sie sich meldete? Wie sollte er sich verhalten, wenn das Spiel sich wiederholen würde? Hatte sie ihn einfach nur veräppelt? Er dachte ständig darüber nach, konnte sich aber keinen Reim auf die ganze Geschichte machen. Schließlich wählte er mit einem mulmigen Gefühl im Magen ihre Nummer und war gespannt, was passieren würde. Als er die liebliche Stimme von Lena am Telefon vernahm, schlug sein Herz höher.

       »Hallo, Lena. Ich bin es. Christian.«

       »Hallo, Christian. Ich dachte schon, du würdest dich nicht mehr melden. Was war denn los? Habe ich was falsch gemacht?«

       Christian bekam einen Kloß im Hals. Sie tat so, als hätte es den Morgen danach nie gegeben. »Ich war mir nicht sicher, ob du mich wiedersehen möchtest«, stammelte er.

       »Warum? Als ich am nächsten Tag aufgewacht bin, warst du verschwunden und hast auch keine Nachricht hinterlassen.«

       »Du hast mich rausgeschmissen, erinnerst du dich?« Christian versuchte sich vorzustellen, was für ein Gesicht sie jetzt machte. Er stellte sie sich mit einem verdatterten Gesichtsausdruck vor.

       »Oh. Tatsächlich? Entschuldige,

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