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      »Handschellen können auch nicht schaden, bei einer bösartigen Ex.«

      »Richtig. Und Dienstwaffen. Und ein Dienstwagen wäre auch nicht schlecht.«

      »Da seid ihr ja wieder«, wurden die beiden von Jasmin begrüßt. Sie saß im Büro nebenan, die Tür stand offen.

      »Wir mussten unten wieder eine Viertelstunde warten, bis wir reindurften«, brummte Siebels. »Was machen denn unsere Dienstausweise?«

      »Die liegen auf euren Schreibtischen. Sorry, die sollten eigentlich schon letzte Woche fertig sein.«

      »Gibt es auch Kaffee?«, fragte Till.

      »Ich mache euch ausnahmsweise einen. Einen Willkommenskaffee. Ab morgen könnt ihr euren Kaffee aber selber kochen.«

      »Du bekommst dafür auch ein Croissant«, erwiderte Till großherzig. »Schoko-Croissant, habe ich heute Morgen beim Bäcker besorgt.«

      »Ich komme gerade aus der Mittagspause und bin satt«, wiegelte sie ab. »Wie läuft es mit eurem Fall? Kann ich was tun?« Jasmin befüllte ihre Kaffeemaschine mit Wasser.

      »Unsere Dienstwaffen?«, fragte Siebels knapp.

      »Die könnt ihr bei Frau Holderlein abholen, Raum 105.«

      »Es geht voran«, frohlockte Siebels. »Und die Schlüssel für den Dienstwagen?«

      »Auf deinem Schreibtisch, Siebels. Mit Papieren. Milch und Zucker?«

      »Ja bitte. Du wirst mir von Minute zu Minute sympathischer, Jasmin.«

      »War ich dir heute Morgen etwa unsympathisch?«

      »Na ja, ich habe mir die Begrüßung an meinem ersten Arbeitstag irgendwie anders vorgestellt.«

      »Für mich bitte nur mit Milch«, bat Till. »Er ist ein bisschen beleidigt«, klärte er Jasmin über Siebels auf. »Er hatte eigentlich damit gerechnet, einen roten Teppich ausgerollt zu bekommen.«

      »Und ein von langer Hand einstudiertes Liedchen vom Polizeichor vorgetragen zu bekommen«, ergänzte Siebels.

      Jasmin lachte und trällerte belustigt los.

       La la laaaa la.

       Der Siebels ist wieder da.

       Mörder, Mörder, nimm dich in Acht.

       Er hat nämlich auch den Till mitgebracht.

       La la laaaa la.

       Endlich ist er wieder da.

       Alle Polizisten schreien laut: Huurraaaa.

       La la laaaa la.

      »So, das muss genügen.« Jasmin zwinkerte Siebels zu und reichte ihm die Kaffeetasse.

      »Danke, jetzt habe ich endlich das Gefühl, wieder angekommen zu sein.« Siebels wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Auge.

      »Na super, dann macht euch an die Arbeit. Ich habe euch noch ein paar Akten mit kalten Fällen auf den Tisch gelegt. Nicht, dass euch hier noch langweilig wird.«

      »Ach, eine Sache kannst du doch noch für uns erledigen«, fiel Siebels ein und reichte Jasmin das Foto, das auf der Brust des Opfers gefunden wurde. »Bitte scanne das ein und druck zwei Kopien für uns aus.«

      Jasmin warf einen Blick auf die junge nackte Frau und runzelte die Stirn. »Ist das dienstlich?«

      Till grinste und Siebels verdrehte die Augen. »Und anschließend bitte bei den Beweismitteln zum Fall Martin Schlosser ablegen.«

      »Na, wenn das so ist, mache ich das doch.« Sie zwinkerte Siebels zu und nahm das Foto entgegen.

      Bei einem späten Frühstück mit Croissants und frischem Kaffee sichtete die glücklich vereinte Mordkommission die kalten Fälle.

      »Hier scheint schon länger niemand mehr so richtig gearbeitet zu haben«, seufzte Till und nahm sich eine neue Akte vor.

      »Das Gefühl habe ich auch«, brummte Siebels. Er klappte seine Akte wieder zu und schmiss sie auf den Tisch. »Ich schlage vor, dass wir uns erst mal um den frischen Fall kümmern. Am besten teilen wir uns auf, damit es vorangeht. Ich besuche die Ex von Martin Schlosser und du seinen Sohn. Einverstanden?«

      Till schaute Siebels nachdenklich an. »Nö, ich will die Ex befragen.«

      »Knobeln wir es mit Schnick-Schnack-Schnuck aus«, schlug Siebels vor.

      Till gewann mit drei zu zwei. Im Gegenzug durfte Siebels den neuen Dienstwagen nutzen, während Till sich von Jasmin ein Poolfahrzeug besorgen ließ.

      *

      Eva Schlosser war 48 und damit ein Jahr jünger als ihr Ex-Mann. Sie hatte langes, gewelltes, blondes Haar, war schlank und 1,74 m groß. Seitdem sie ihren Mann verlassen hatte, bewohnte sie eine Zweizimmerwohnung in der Bockenheimer Falkstraße. Es war bereits früher Nachmittag, als Till vor ihrer Tür stand. Mit Jeans und einem engen Top bekleidet schien sie über den unangemeldeten Besuch eines Kriminalbeamten verwundert zu sein und erkundigte sich zunächst besorgt, ob etwas mit ihrem Sohn sei.

      »Es geht um Ihren Ex-Mann« beruhigte Till sie. »Darf ich kurz reinkommen?«

      Eva Schlosser machte keine Anstalten, Till in ihre Wohnung zu lassen. »Was ist mit ihm?«

      »Er ist tot.« Till schaute ihr in die Augen, konnte aber keine Reaktion darin lesen. Sie starrte ihn einfach nur an. »Er ist tot?«

      »Er wurde in seinem Haus ermordet aufgefunden«, klärte Till sie auf.

      »Es ist unser Haus. Oder mein Haus. Das wird das Gericht noch klären. Aber wenn er tot ist, ist es jetzt wohl mein Haus. Oder?«

      »Sorry, aber ich bin von der Mordkommission, nicht von der Hausgerichtsbarkeit«, zeigte Till sich von seiner ironischen Seite. »Ich hätte ein paar Fragen an Sie. Wollen wir das hier oder lieber drinnen klären?«

      »Ich bin nicht allein«, druckste Eva Schlosser herum.

      »Dann fahren wir jetzt halt gemeinsam aufs Präsidium, das geht auch.«

      »Nein, schon gut. Kommen Sie rein. Es ist aber nicht aufgeräumt.«

      »Das stört mich nicht.« Kaum hatte Till die Wohnung betreten, kam ihm aus der Küche ein junger Mann mit schulterlangen Haaren und tätowierten Armen entgegen.

      »Gibt es ein Problem?«, fragte er, nachdem er Till in Augenschein genommen hatte.

      »Geh du mal Fernsehgucken und mach die Tür hinter dir zu. Ich habe mit dem Mann was zu besprechen«, sagte Eva Schlosser und führte Till in die Küche. »Mein Freund«, murmelte sie kaum hörbar und schloss die Küchentür von innen. Till nickte nur. Der Kerl dürfte im Alter ihres Sohnes gewesen sein. Als neuen Mann an der Seite von Eva Schlosser im Haus des toten Anwalts konnte er ihn sich nur schwerlich vorstellen.

      »Er ist also ermordet worden«, sagte sie und versuchte, diese Information und den damit verbundenen Besuch des Kriminalbeamten einzuordnen.

      »Ja, letzte Nacht. In dem Haus, das sie beide bis vor einem halben Jahr noch gemeinsam bewohnt haben«, drückte Till sich diplomatisch aus. »Es gab keine Einbruchspuren. Wir gehen also davon aus, dass er seinen Mörder ins Haus gelassen hat. Da es mitten in der Nacht war, hat er ihn wahrscheinlich gekannt. Oder sie.«

      »Ach, daher weht der Wind. Sie verdächtigen mich?«

      »Nein, ich befrage Sie nur als seine Ex-Frau. Aber ein Alibi könnte natürlich nicht schaden.«

      »Mein Alibi sitzt drüben vor dem Fernseher. Wir haben die Nacht zusammen verbracht.«

      »Wohnen Sie mit ihm zusammen?«

      Eva Schlosser zuckte mit den Schultern. »Mehr oder weniger. Er hat keine eigene

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