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er jedoch noch einen neuen Richtspruch aufgeben konnte, kam von der JOANN die Nachricht, dass sie auf Arkon III angekommen war. Eric antwortete, und auf diese Weise kam Nike Quinto innerhalb von Sekunden in den Besitz von Informationen, die ihn, nachdem er kaum gelandet war, zum sofortigen Start veranlassten.

      Die JOANN machte sich auf den Weg, die heimatliche Galaxis zu verlassen.

      Die Frage blieb vorläufig unbeantwortet: »Seid ihr wahres Leben?«

      2.

      Die Finsternis war vollkommen.

      An Bord der JOANN beobachtete Ron Landry die Diskusscheibe der Beobachtungsstation. Sie war erst seit ein paar Sekunden auf den Bildschirmen sichtbar.

      Mit leisem Unbehagen beobachtete Ron den merkwürdigen Effekt, der durch das Fehlen jeglichen Hintergrunds hervorgerufen wurde: BOB-XXI schien in Wirklichkeit nicht näher zu kommen. Die Scheibe wurde einfach größer, von Bewegung war nichts zu spüren.

      BOB-XXI wuchs so lange, bis sie einen der Bildschirme fast völlig ausfüllte. Dann kam sie zur Ruhe. Oberst Nike Quinto und Major Landry flogen in einem Gleiter zur Station hinüber. Captain Furchtbar empfing sie am Hauptschott. Man sah ihm an, dass er sich erleichtert fühlte.

      Das Gefühl verlor sich wieder, als Nike Quinto ihm erklärte, dass dies nur ein kurzer Besuch war und dass er nicht die Absicht hatte, mit der JOANN so unvernünftig dicht neben der Station liegenzubleiben. Er gab keine Auskunft darüber, wie weit er sich mit seinem Schiff zurückziehen wollte. Aber Eric Furchtbar hatte den Eindruck, dass es ziemlich weit sein würde und dass er, wenn es zum Schlimmsten kam, wenigstens während der ersten Zeit mit seinen Männern wieder auf sich allein gestellt war.

      Nike Quinto ließ sich die Aufzeichnungen vorlegen, die seit der Explosion der ersten Bombe von den automatischen Geräten aufgenommen worden waren. Er studierte sie sorgfältig, unterhielt sich dabei mit Ron Landry so leise, dass es niemand verstehen konnte, und bat schließlich um die Erlaubnis, die Bordpositronik zu benutzen.

      Mit ihr beschäftigten sich Nike Quinto und Ron Landry etwa eine halbe Stunde lang. Dann baten sie Eric Furchtbar um eine zweite Unterredung.

      »Es steht außer Zweifel«, erklärte Nike Quinto mit hochrotem Kopf, »dass der zweite Funkspruch richtig entschlüsselt worden ist. Die Frage heißt in der Tat: Seid ihr wahres Leben? Es gibt also da draußen jemand, der in seiner Denkweise zwischen ›wahrem‹ und ›unwahrem‹ Leben oder vielleicht zwischen einem Dutzend verschiedener Arten von Leben unterscheidet. Was der Begriff ›wahr‹ in diesem Zusammenhang bedeutet, wissen wir nicht. Der Unbekannte wartet aber auf eine Antwort. Wir verlassen uns dabei am besten auf unser eigenes Gefühl. Für mich sind Sie, Captain, ebenso ›wahr‹ wie Major Landry, und ich hoffe, ich erscheine Ihnen nicht wesentlich unwirklicher. Nach meiner Ansicht sollten wir also antworten: ›Ja, wir sind wahres Leben!‹«

      Eric Furchtbar war so entsetzt, dass er aus seinem Sessel in die Höhe fuhr.

      »Sie meinen ...«, stieß er hervor, »... dass wir antworten sollen?«

      Nike Quinto gab sich verwundert. »Warum denn nicht?«

      »Aber damit verraten wir unsere Position. Dort draußen schlagen sich Unbekannte mit Waffen herum, deren zerstörende Wirkung immens sein muss. Wenn wir antworten, peilen sie uns an. Der Kampf zieht sich vielleicht in diese Gegend – und wir stecken mittendrin.«

      »Sie übersehen da etwas, Captain«, antwortete Nike Quinto überraschend ruhig. »Die Fremden haben gefragt, ob ›ihr‹, wer immer das auch ist, ›wahres Leben seid‹. Wen, glauben Sie, haben sie mit dieser Frage gemeint?«

      Eric Furchtbar, immer noch aufgeregt, zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht.«

      Nike Quinto nickte, als hätte er keine andere Antwort erwartet. »Haben Sie die Energieanzeige Ihres Hyperempfängers überprüft?«

      »Flüchtig. Wir waren sicher, dass sie keine zusätzlichen Auskünfte lieferte.«

      Nike Quinto wackelte mit dem Finger. »Das ist ein Fehler. Sonst hätten Sie nämlich herausgefunden, dass die Leistung des fremden Senders nicht besonders hoch war. Obwohl es sich um einen Hyperspruch handelt, kann man ihn fünftausend Lichtjahre von hier – in der anderen Richtung, meine ich – wahrscheinlich nicht mehr empfangen. Wir werden sofort nachprüfen, ob er irgendwo aufgenommen worden ist, aber ich bin meiner Sache ziemlich sicher. Was bedeutet das also?«

      Eric machte ein ratloses Gesicht.

      »Keine Ahnung«, antwortete er knapp.

      »Der Spruch hatte irgendein Ziel«, fuhr Nike Quinto geduldig fort. »Man stellt nicht eine Frage so einfach ins Blaue hinein, ohne zu wissen, ob überhaupt jemand da ist, der sie hören kann. Diese Frage war so gestellt, dass man sie am Rand unserer Milchstraße nicht mehr empfangen konnte. Wer, zum Donnerwetter, soll also gemeint sein? Doch nur Sie mit Ihrer Beobachtungsstation. Zwischen dem Rand der Galaxis und dem fremden Sender befindet sich nichts anderes als die BOB-XXI.«

      Das nahm Eric fast den Atem.

      »Aber – wie sollen sie denn wissen, dass ...«, stammelte er.

      Nike winkte ihm beruhigend zu.

      »Zerbrechen Sie sich darüber besser nicht den Kopf«, riet er milde. »Wir kennen die Technik der Fremden nicht. Vielleicht besitzen sie Ortungsgeräte, die die winzigen Streufelder dieser Station über Hunderte von Lichtjahren hinweg anpeilen können. Vielleicht waren sie auch schon hier in der Nähe, ohne dass Sie sie bemerkten. Wir wissen es nicht. Das einzige, was wir wissen, ist, dass die Position der BOB-XXI den Fremden recht gut bekannt ist. Deswegen bestehen keine Bedenken dagegen, dass der Funkspruch von unserer Seite aus beantwortet wird. Wir wollen wissen, was diese Wesen weiter zu sagen haben.«

      Eric Furchtbar gab sich geschlagen. Er veranlasste, dass in demselben Kode, in dem die eingelaufene Frage gehalten war, eine Antwort ausgestrahlt wurde, die zum Inhalt hatte: »Ja, wir sind wahres Leben.«

      Weder Eric noch die Männer, die die Botschaft formulierten und ausstrahlten, fühlten sich dabei besonders wohl in ihrer Haut. Sie hatten das Gefühl, sie würden einem Unbekannten die Hand hinstrecken. Und sie wussten nicht, ob der Fremde in die Hand einschlagen oder ob er sie abreißen würde.

      Nike Quinto hielt seine Aufgabe an Bord der BOB-XXI für gelöst und verabschiedete sich. Er versicherte Eric Furchtbar, dass die JOANN zur Stelle sein würde, wenn die Station in Gefahr geriet. Eric bedankte sich dafür. Aber er wusste, dass es Dinge gab, die sich schneller ereigneten, als ein Schiff, das irgendwo in den Tiefen des leeren Raumes trieb, zu Hilfe kommen konnte.

      Nike und Ron kehrten an Bord des Werkstattkreuzers zurück. Wenige Minuten später legte die JOANN ab, wurde kleiner, während sie an Fahrt gewann, und verschwand schließlich.

      BOB-XXI war wieder allein.

      3.

      Die JOANN stand zweihundert Lichtjahre von der BOB-XXI entfernt bewegungslos im Raum. Alle Hyperwellenempfänger waren auf die Beobachtungsstation gerichtet. Wenn die BOB-XXI in Not geriet, würde man es an Bord der JOANN nach einer Sekunde wissen.

      Die Ortungsgeräte der JOANN selbst reichten nicht aus, um das Geschehen draußen im sternenleeren Raum zu verfolgen. Die JOANN hatte ihre eigenen Funktionen, eine Beobachtungsstation war sie nicht.

      Nike Quinto hatte inzwischen veranlasst, dass stärkere Verbände der terranischen Raumflotte sich am Rand der Galaxis bereit hielten.

      Gegen ein Uhr Bordzeit erreichte er mit seinen Männern eine Einigung über die weitere Vorgehensweise während der nächsten zehn Stunden. Larry Randalls Vorschlag, an den Ort der Bombenexplosion vorzustoßen und dort Umschau zu halten, war heftig diskutiert und dann abgelehnt worden. Nike Quinto setzte seine Ansicht durch, wonach man an Ort und Stelle warten und beobachten sollte, wie die Lage sich weiter entwickelte.

      Von der BOB-XXI war schon vor mehreren Stunden gemeldet worden, dass draußen im Raum alles wieder ruhig war. Die Explosionen hatten aufgehört, der automatische Sender

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