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Bordatmosphäre ...«

      Er unterbrach sich mitten im Satz.

      »Na, was ist sie denn?«, fragte Eric ungeduldig. »Normal, wollten Sie sagen, nicht wahr?«

      Der Mann sah Eric hilflos an, »Wollte ich sagen, ja.«

      »Aber ...?«

      »Wir haben Sauerstoff verloren. Wahrscheinlich ein Leck ...«

      »Keine voreiligen Schlüsse«, unterbrach ihn Eric. »Prüfen Sie den Stickstoffgehalt!«

      »Normal«, antwortete der Techniker ohne Zögern.

      »Was für ein Leck müsste das sein«, fragte Eric spöttisch, »das nur Sauerstoff, aber keinen Stickstoff hinauslässt?«

      Der Mann war ratlos. Eric sah es und gab ihm einen neuen Auftrag. »Machen Sie eine Kohlendioxydanalyse, rasch!«

      Der Bildschirm wurde leer. Die Analyse würde rasch beendet sein. Der Techniker brauchte nur einen Knopf zu drücken und ein Instrument abzulesen. Der CO2-Gehalt der Bordatmosphäre wurde nicht von ständig anzeigenden Geräten registriert. Er war, im Vergleich zum Stickstoff- und Sauerstoff-Gehalt, minimal und außerdem ziemlich unwichtig.

      Aber jetzt ...

      Der Techniker kam zurück, und sein Gesicht war rot vor Aufregung. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn.

      »Übernormal«, stieß er hervor. »Die Aufbereitung ...«

      Eric war plötzlich sehr ruhig. Seine Vermutung hatte sich bewahrheitet. Für eine oder zwei Sekunden fühlte er Befriedigung darüber. Dann kam ihm rasch und klar zum Bewusstsein, dass es viel vernünftiger war, Besorgnis wegen der neuen Gefahr zu empfinden als Befriedigung wegen einer bestätigten Theorie.

      »Ich sagte schon einmal – keine voreiligen Schlüsse«, warnte er den Mann kühl. »Kommt der Zuwachs an CO2 für den Verlust an O2 auf?«

      Der Techniker brauchte nur einen Augenblick lang nachzudenken. »Jawohl. Fast auf das Zehntelprozent genau.«

      »Danke. Ich brauche keine weitere Auskunft.«

      Er schaltete ab. Einen Atemzug später fiel ihm ein, dass eine ganz bestimmte Auskunft vielleicht doch wichtig gewesen wäre. Wieviel Sauerstoff war verloren? Wenn er die Zeit mit rund zwei Stunden annahm und die Atemrate gleich der eines Menschen setzte, dann konnte er daraus errechnen, wie viele ...

      Er verwarf den Gedanken wieder. Die zwei Stunden waren durch nichts belegt, und die Atemrate gleich der eines Menschen zu setzen war noch viel willkürlicher. Er hatte keinen Anhaltspunkt dafür.

      Er überlegte sich, ob vielleicht nicht doch die Aufbereitungsanlage ausgesetzt hatte. Er kannte ihren Mechanismus im großen und ganzen. Sauerstoff wurde von menschlichen Lungen verbraucht und Kohlendioxyd dafür abgegeben. Mit der Zeit verschwand also der Sauerstoff aus einer nicht regenerierten Atmosphäre und wurde durch Kohlendioxyd ersetzt. Die Aufbereitungsanlage an Bord der BOB-XXI spaltete das Kohlendioxyd – in mehreren Schritten natürlich – in reinen Sauerstoff und Graphit. Der Sauerstoff wurde der Bordatmosphäre wieder zugeführt, der Graphit wurde gespeichert und den dreimonatlichen Versorgungsschiffen mitgegeben. Auf der Erde bestand hohe Nachfrage nach reinstem Graphit, und für ein Raumfahrzeug bedeutete es nur unnötigen Ballast.

      Wie das auch immer war – die Aufbereitungsanlage war eines der unempfindlichsten Geräte, die es an Bord gab. Wenn die sensitiven Relais des Interkoms dem Aufprall standgehalten hatten, dann hatte es die Aufbereitung allemal. Es gab keinen Anlass anzunehmen, dass sie beschädigt worden sei.

      Dann allerdings gab es nur noch eine einzige Erklärung für das merkwürdige Verhalten der Bordatmosphäre.

      Der Funkraum meldete sich wieder. Hastig schaltete Eric ein. Art Cavanaugh war normalerweise ein sehr beherrschter Mann. Aber jetzt sah man seinem Gesicht an, dass etwas Merkwürdiges geschehen sein musste.

      »Da ist eine Sendung ausgestrahlt worden!«, stieß er hervor.

      Es schien ihn zu überraschen, dass Eric nur gleichgültig nickte.

      »Kode?«, fragte Eric knapp.

      »Nicht erkennbar.« Er machte den Mund auf, als wollte er noch etwas sagen, schwieg aber dann.

      Eric bemerkte es.

      »Sagen Sie's ruhig«, forderte er Art auf.

      »Es ist nur eine Vermutung«, sprudelte Art hervor, »und man müsste es durch die Auswertung nachprüfen lassen. Aber die Modulation sieht ungefähr so aus wie die der unverständlichen Sendung, die wir vorhin stundenlang empfangen haben.«

      Eric nickte auch dazu.

      »Wie lang ist die gesamte Sendung?«, wollte er wissen.

      »Zwölf bis dreizehn Sekunden.«

      »Konnten Sie Wiederholungen feststellen?«

      »Nein.«

      »Waren Sie während dieser Zeit im Funkraum?«

      »Jawohl.«

      »Haben Sie etwas Auffälliges bemerkt?«

      Art dachte eine Weile nach.

      »Nein«, antwortete er, immer noch zögernd. »Ich – ich habe in der letzten Zeit des öfteren das Gefühl, es wäre jemand in meiner Nähe. Ich sehe mich dann gewöhnlich um, aber jedes Mal ist alles so, wie es sein sollte. Es ist niemand hier im Raum außer mir.« Er lächelte schwach. »Es scheint eine Art permanente Halluzination zu sein.«

      Eric schüttelt den Kopf. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Art. Es ist keine Halluzination.«

      Dann schaltete er das Mikrophon aus.

      Er spürte ein merkwürdiges Verlangen, sich mit seinem Sessel umzudrehen und die lange Halle des Hauptschaltraums mit dem Blick zu inspizieren. Er tat es. Er schaute an den Wänden entlang. Er beobachtete Doc Johannesson, wie er Ed Hynes den endgültigen Verband anlegte, und wartete darauf, dass ihm eines der Instrumente aus der Hand genommen würde. Aber nichts geschah.

      Trotzdem wusste Eric ganz genau, dass sie da waren.

      Er drehte sich wieder um und ließ die Positronik einen Eilspruch an die JOANN in Kode fassen. Der Spruch war nur ein paar Worte lang. Die Positronik selbst brauchte nicht einmal eine Hundertstelsekunde, um die Worte zu kodifizieren. Einlege- und Auswurfmechanismus arbeiteten jedoch langsamer. Eric Furchtbar musste volle drei Sekunden auf die Schablone warten.

      Er führte die Schablone dem Sender zu.

      Und kurze Zeit später verließ ein höchst merkwürdiger Spruch die Hyperantennen der Beobachtungsstation. Nicht ohne Vergnügen stellte Eric sich Nike Quintos Gesicht vor, wenn er die Nachricht las.

      »Unsichtbare Fremde an Bord der BOB-XXI!«

      4.

      Eric Furchtbar, der über die beiden vorausgegangenen Begegnungen mit den Unsichtbaren in der Vergangenheit nicht informiert war, konnte nicht wissen, dass Quinto alles andere als überrascht war. Im Gegenteil. Quintos einzige Reaktion waren die Worte: »Also doch.«

      Ron Landry blickte ihn nachdenklich an. Schließlich sagte er: »Auf diese Begegnung haben wir sechs Jahre gewartet und uns darauf vorbereitet. Was mich jedoch nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass es den Unsichtbaren gelungen ist, in die Station einzudringen. Sie ist von starken Feldschirmen geschützt.«

      Nike Quinto wischte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »In dem Augenblick, in dem die beiden Fahrzeuge zusammenprallten, muss es ein paar Sekunden gegeben haben, in denen der Feldschirm der BOB-Einundzwanzig ausgefallen ist. Wir brauchen uns nur vorzustellen, dass die Fremden das vorausgesehen hatten. Sie machten sich zum Überwechseln bereit, und als es soweit war, sprangen sie einfach und drangen durch eine der Schleusen ein.«

      Ron hatte den Eindruck, dass Nike Quinto seine Vorsicht vor der Genialität der Unbekannten allmählich übertrieb. Aber er behielt seine Gedanken für sich. Still lehnte

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