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gekoppelten Tolnoten leben natürlich in unseren Körperfalten bis zu ihrem Tod«, sagte Ologbon. »Die Ungekoppelten kommen aber auch in der freien Wildbahn vor. In den meisten Teichen und Seen, hin und wieder auch in Flüssen. Es erfordert große Kunstfertigkeit, sie zu züchten. Normalerweise ist hier mehr los, da kommt man kaum an ein Becken heran. Heute tummeln sich wegen der Kopplung alle oben bei einem der Kontaktgärten.«

      Über etliche Rampen erreichten sie die darüberliegende Etage. Sofort umfing sie eine Atmosphäre, die Rhodan an ein sportliches Großereignis erinnerte.

      Im Zentrum der Halle standen drei gewaltige durchsichtige Becken, deutlich größer und vor allem höher als die der Plantage.

      Etwa zehn Meter über dem Boden entdeckte Rhodan eine Tür in der Wand, von der aus ein breiter Gittersteg bis kurz vor die Bassins ragte und sich dort in drei schmalere Pfade verästelte. Sie führten zu ringförmigen Galerien, die die einzelnen Becken am oberen Rand umgaben.

      Rings um das Arrangement an den Wänden erhoben sich Tribünen, wie es schien bis auf den letzten Platz besetzt. Überwiegend von Olubfanern, aber auch Vertreter anderer Völker warteten auf die Zeremonie. Zu seiner Erleichterung entdeckte Rhodan keine Cairaner unter ihnen – was nichts heißen musste bei Tausenden Zuschauern.

      Unzählige Stimmen und Gelächter verschmolzen zu einem Geräuschbrei, der schlagartig verstummte, als eine Sirene ertönte.

      Ologbon deutete wortlos auf eine Loge am oberen Ende der Tribüne und strebte ihr entgegen. Rhodan und Farye folgten.

      Während sie zu den Plätzen eilten, öffnete sich die Tür zum Gittersteg, und die Kopplinge stapften auf allen vieren in einer Reihe zum mittleren Bassin. Rhodan zählte dreiunddreißig Olubfaner, die zur Kopplung antraten. Sie waren nackt bis auf einen Helm, der ihren Kopf umschloss wie ein Goldfischglas. Nach wenigen Minuten hatten sie sich in gleichmäßigen Abständen um den Beckenrand aufgestellt.

      »Da ist mein Sohn.« Ologbon zeigte nach vorne, doch Rhodan erkannte nicht, wen er meinte. »Das ist Ofilor! Ich glaube, er hat mich gesehen.«

      Ein weiteres Signal erklang, und die Kopplinge ließen sich synchron in das Becken gleiten.

      Jubel brandete unter den Olubfanern auf, während die Angehörigen der Fremdvölker gespannt die Szenerie beobachteten.

      Allerdings fand Rhodan das, was es zu beobachten gab, reichlich unspektakulär. Die Kopplinge trieben in der Flüssigkeit, zuckten ab und zu oder paddelten ziellos umher, während sich ihnen Tolnotenknäuel näherten, auffächerten, zusammenzogen und wieder davonschwammen.

      Vermutlich erschloss sich einem der Reiz der Zeremonie nur, wenn man tief in der olubfanischen Kultur verwurzelt war.

      Manchmal kam es vor, dass sich die Symbionten länger bei einem Koppling aufhielten. Dann schien die Menge die Luft anzuhalten. Und wenn sich der Wurmballen auflöste, barst wie bei einer Explosion und sich die Einzelwesen zwischen die Hautfalten der Jungolubfaner drängten, schrien die Zuschauer auf vor Begeisterung und stampften mit den Füßen. Stroboskopische Lichteffekte zauberten den Anschein eines Feuerwerks in die Luft.

      Anschließend trieben die neuen Symbiontenträger einige Minuten regungslos im Wasser, bis sie schließlich an den Beckenrand paddelten, wo ihnen ein Erwachsener einen knorrigen Stab entgegenhielt. Der frisch Gekoppelte streckte einen Arm danach aus – und umschlang ihn mit seinen Tolnoten, wie ein gewaltiger Monitorkubus über den Bassins zeigte.

      »War dein Sohn schon dabei?«, fragte Rhodan.

      »Leider nicht«, sagte Ologbon. Er klang traurig, was aber an der brummigen Stimme liegen konnte.

      Ein Vibrieren am Handgelenk meldete Rhodan, dass jemand versuchte, ihn zu erreichen. Per Multikomarmband nahm er den Anruf an.

      »Es gibt Ärger«, eröffnete Muntu Ninasoma von der BJO BREISKOLL das Gespräch. Vor ihrem Aufbruch hatten sie beschlossen, diesmal nicht auf ihre SERUN Slender zu verzichten. Diese Variante der Schutzanzüge reichte zwar nicht ganz an die Leistung eines schweren SERUNS heran, doch dank seiner miniaturisierten Komponenten fiel er unter normaler Kleidung nicht auf. Ein Akustikfeldprojektor im Kragen richtete die Nachricht so aus, dass sie Rhodans Ohr – und nur Rhodans Ohr – erreichte.

      »Was ist los?«, fragte er leise zurück.

      »Am Rand des Systems ist ein Schiff aufgetaucht. Doppelkeilförmig. Die Raumüberwachung von Ollfa hat es ebenfalls bemerkt. Sie spricht von einem Ladhonenraumer.«

      »Verstanden.«

      »Sollen wir angreifen?«

      Rhodan entschied sofort. »Einfach so? Ohne selbst attackiert oder provoziert worden zu sein? Wir wissen ja nicht einmal, was sie wollen. Vielleicht bringen sie die Entführten der GLUTOBAT III zurück.« Auf dem Weg vom Audienzsaal zum Gleiter hatte Farye den Kommandanten der BJO darüber informiert.

      »Rechnest du ernsthaft damit?«

      »Nein. Allerdings kennen wir die Ladhonen nicht. Wer kann also mit Gewissheit sagen, was passieren wird? Außerdem wissen wir nichts über ihre Kampfkraft. Wir müssen vermeiden, uns zu früh in Geschehnisse hineinziehen zu lassen, die uns nichts angehen. Das könnte die Dinge später verkomplizieren. Bisher haben wir gerade erst an der Oberfläche gekratzt, was die Verhältnisse in der Milchstraße angeht.«

      »Verkomplizieren könnten sich die Dinge auch von selbst.«

      »Wie meinst du das?«

      »Wir haben soeben einen weiteren Funkspruch aufgefangen. Er stammt von Origobo, dem Regierungschef, und war wohl an die Cairaner auf Ollfa gerichtet. Er bittet sie, einen Notruf an ihre Flotte zu schicken.«

      »Haben sie es getan?«

      »Zumindest nicht über die unverschlüsselten Kanäle. Aber wir sollten davon ausgehen.«

      »Danke, verstanden.«

      Rhodan informierte Farye und den Rest der Mannschaft, der vor der Plantage wartete. Vermutlich dachten sie in diesem Augenblick alle das Gleiche: Was, wenn die Cairaner schnell reagierten – und eines ihrer eintreffenden Schiffe über einen Mentaltaster verfügte?

      So schwer es ihm fiel, war es wohl das Vernünftigste, auf einen Botschaftsbesuch der Lemurischen Allianz zu verzichten und Ollfa so schnell wie möglich zu verlassen.

      Und was hast du verloren?

      Ach, weißt du, jemand wie ich sehnt sich nach dem Abenteuer. Ein solches Leben erlaubt keine allzu engen familiären Bindungen. Ich hatte weder Frau noch Kinder. Bis auf meine Eltern gibt es niemand Erwähnenswerten, den ich zurückgelassen habe.

      Ich habe Freunde wie dich und Winston. Was kann man sich mehr wünschen?

      Sieh es positiv! Uns ist etwas vergönnt, was bisher den Unsterblichen vorbehalten war. Wir dürfen erleben, wie sich die Welt innerhalb von fünfhundert Jahren verändert hat.

      (Sholotow Affatenga)

      9.

      Der Feind, so gnadenlos

      Wenige Minuten, nachdem die Nachricht von der Ankunft eines ladhonischen Raumers eingegangen war, spitzte sich die Lage vor der Plantagenhalle zu.

      Hatten sich die Zuschauer bislang auf die Monitoren und die Übertragung der Initialkopplung konzentriert, wandten sie die Blicke nun immer mehr davon ab. Stattdessen sahen sie auf die Straße, die zwischen zwei weiteren fabrikähnlichen Gebäuden aus der Stadt zur Plantage führte – dorthin, von wo aus Osmund und seinen Kameraden die Rufe einer aufgebrachten Menge entgegenbrandeten.

      »Der Löbliche Zirkel scheint Zulauf bekommen zu haben«, sagte Osmund.

      Tatsächlich bestand die Prozession nicht mehr nur aus elf Olubfanern mit grünen Tüchern, sondern aus fünfzig oder sechzig. Sie stapften auf das Gebäude zu und sangen in der Sprache, die Osmund im Götterhain von ihnen gehört hatte, mischten aber auch Interkosmo darunter. Vermutlich wollten sie, dass Fremdvölker ebenfalls

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