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Dokumente entwertet, sodass nur noch die Speicher der RAS TSCHUBAI gesichertes Wissen enthalten.

      Perry Rhodan befindet sich nun in der sogenannten Cairanischen Epoche. Vieles ist anders seit ihrem Aufbruch; die Menschheit ist ein Volk ohne Herkunft geworden. Womöglich kann ihm Resident Reginald Bull im Ephelegonsystem aber weiterhelfen. Doch ehe sich die beiden alten Freunde treffen können, kommt es zur HALBRAUM-HAVARIE ...

      Die Hauptpersonen des Romans

      Tenga – Der Siganese geht in den Einsatz.

      Perry Rhodan – Der Terraner begegnet bekannten Unbekannten.

      Occnar Saddoryc – Der Raumschiffskommandant wittert seinen Vorteil.

      Klingsor Too – Der Terraner trifft eine Entscheidung.

      1.

      BJO BREISKOLL

      Der Schlauch

      Die schlauchartigen Energiebündel sahen bedrohlich aus.

      Weil sie uns fremd und unbekannt sind, dachte Perry Rhodan. Seit jeher kam das Unbekannte den Menschen erst einmal beunruhigend und gefährlich vor.

      Das, was er auf dem Holo sah, war sehr fremd.

      Die Schläuche hoben sich deutlich vom wesenlosen Wallen des Linearraums ab, jenem Kontinuum, das zwischen dem Normal- und dem Hyperraum lag. OXFORD, die zentrale Positronik der BJO BREISKOLL, hatte sie in dunklem Violett eingefärbt. So konnte Rhodan sie von den helleren Schlieren unterscheiden, die – in unablässiger Bewegung – das fremde Medium darstellten.

      »So etwas habe ich nie zuvor gesehen«, sagte Farye Sepheroa-Rhodan, seine Enkelin. Eigentlich war sie die Zweite Pilotin der RAS TSCHUBAI, doch beim Aufbruch der BJO hatte sie ihren Großvater an Bord des Schlachtkreuzers begleitet. Streng biologisch genommen war sie 64 Jahre alt, doch sie sah viel jünger aus. Kinder von Unsterblichen alterten häufig viel langsamer als andere Menschen, und offensichtlich galt das auch für deren Nachkommen.

      »Dann sind wir schon zwei.« Rhodan betrachtete nachdenklich das Holo. Die Energieschläuche bewegten sich, langsam, schleichend, aber zielstrebig. Sie wuchsen auf die BJO BREISKOLL zu, tasteten sich zu ihr vor.

      Was für ein Linearraumphänomen ist das?, fragte sich Rhodan. Und warum tritt es ausgerechnet jetzt auf? Ist das ein Zufall, oder steckt ein gezieltes Vorgehen dahinter?

      Er brannte auf die Antwort des gegenwärtigen Residenten der Liga Freier Galaktiker. Reginald Bull war einst sein bester Freund gewesen, doch seit dem Aufbruch nach Wanderer hatte er ihn nicht mehr gesehen – fünfhundert Jahre lag das nun effektiv zurück. Angeblich hatte Bully sich mit seinen Getreuen in die Zentralgalaktische Festung zurückgezogen. Perry Rhodan hatte ihn um ein Treffen gebeten und wartete nun auf die Antwort.

      In einer Woche, am 9. Oktober 2045 NGZ, sollte er die Antwort spätestens bekommen. Dann musste die BJO BREISKOLL zurück im Agnisystem sein.

      Aber Rhodan war nicht gewillt, eine Woche lang Däumchen zu drehen und tatenlos abzuwarten. Das entsprach nicht seiner Natur. Er hatte sich deshalb mit der BJO BREISKOLL aufgemacht, um ins Wegasystem zu fliegen, in die unmittelbare Nähe des Solsystems.

      Je nachdem, was er dort vorfinden würde, würde er dann die Entscheidung treffen, ob die BJO weiter ins heimatliche Sonnensystem fliegen würde. In ein System, das einmal die Heimat der Erde gewesen war. Von Terra, einem Planeten, der gängiger Meinung zufolge niemals existiert hatte, bestenfalls ein Mythos war.

      Der Mythos Erde.

      Aber er durfte nicht übereilt handeln, musste seine Entscheidung genau abwägen. Die Cairaner nutzten Geräte, die Perry Rhodans Zellaktivator orten konnten. Sie suchten gezielt nach ihm, und wahrscheinlich rechneten sie mit seinem Besuch dort.

      Er musste vorsichtig sein.

      »Muntu, was sagen die Experten?« Rhodans Stimme klang angespannt, als er den Kommandanten ansprach. Die Energiebündel krochen weiterhin an die BJO heran. In ein paar Minuten würden sie das Schiff erreichen.

      »Keine Ergebnisse!« Muntu Ninasomas Stimme verriet Ratlosigkeit.

      Rhodan hatte schon viel zu lange gewartet. Er konnte das Phänomen nicht einschätzen. Es konnte harmlos sein, eine übliche Erscheinung dieser neuen Zeit, aber ebenso gut tödlich. Er brauchte dringend mehr Informationen.

      Er durfte die BJO nicht unnötig in Gefahr bringen.

      »Fahrt stoppen!«, befahl er. »Wechsel in den Normalraum – sofort!«

      *

      Wie ich diese Konferenzräume hasse!, dachte Perry Rhodan. Einer sieht aus wie der andere.

      Er brachte sie schon seit Jahrhunderten durcheinander. Ein zweckmäßiger Tisch, mehr oder weniger bequeme Sitzmöbel, Kommunikationseinrichtungen, mehr nicht.

      Wie viele Menschen hatten Entscheidungen, die in solchen Räumen getroffen worden waren, das Leben gekostet? Und wie viele Menschen hatten aufgrund dieser Entscheidungen gerettet werden können? Durfte man ein Leben gegen ein anderes aufrechnen?

      Solche Gedanken waren müßig. Es ging nicht anders, wenn er der Verantwortung gerecht werden wollte, die auf seinen Schultern lastete.

      Sein alter Freund Atlan hatte sich vor Kurzem ganz ähnlich über Konferenzräume geäußert. Atlan, der in der RAS TSCHUBAI zurückgeblieben war, um einerseits die Mission nicht mit seinem vielleicht anmessbaren Zellaktivator in Gefahr zu bringen, und andererseits, das bezweifelte Rhodan nicht, aus eigener Initiative aktiv zu werden. Auch der Arkonide war nicht dafür geschaffen, wochenlang untätig herumzusitzen.

      Vor Kurzem! Rhodan lachte innerlich auf. Vor fast fünfhundert Jahren! So viel Zeit hatten sie seit ihrem Aufbruch von Wanderer verloren.

      Er rief sich zur Ordnung und ließ den Blick über die Anwesenden im Konferenzraum direkt neben der Zentrale der BJO BREISKOLL gleiten.

      Farye natürlich, die gewissermaßen die Nummer zwei an Bord der BJO BREISKOLL geworden war. Sie selbstbewusst, direkt – und verstand sich ausgezeichnet mit Muntu Ninasoma, dem Kommandanten der BJO BREISKOLL. Ninasoma war ein ruhiger, zumeist überlegt handelnder Afroterraner. Er saß entspannt und zugleich voller Aufmerksamkeit auf der Sitzlandschaft, mit ausgestreckten Beinen. Er kam Rhodan vor wie ein Fels in der Brandung, der mit den beiden Rhodans an Bord ebenso gelassen wie auf Augenhöhe zusammenarbeitete.

      Das war ausgesprochen fair, denn die BJO BREISKOLL war mehr als jedes andere Faryes Schiff. Nicht umsonst war seine Positronik nach ihrem verstorbenen Dodo benannt worden. Ninasoma und sie arbeiteten Hand in Hand, und das Ergebnis, das dabei herauskam, war mehr als die Summe der beiden einzelnen Teile.

      Der Dritte im Bunde war Leutnant Winston Duke, ein schmaler, unauffällig wirkender Terraner, aber ein erstklassiger Hyperphysiker, Ingenieur und Ortungsspezialist mit einem überragenden Improvisationstalent. Momentan schaute er allerdings ein wenig ratlos drein. An seiner Seite saßen die beiden anderen Mitglieder des berüchtigten Einsatztrios: Oberleutnant Osmund Solemani, der leicht korpulente Xenotechnik-Analyst, dessen Miene genauso verdrossen wirkte wie die von Duke, und Sholotow Affatenga, der korpulente siganesische Einsatzspezialist und Waffentechniker, der gerade – wie meist – damit beschäftigt war, winzige Pralinen in sich hineinzustopfen. Nicht von ungefähr hatte der sehr selbstbewusste Major permanent mit Gewichtsproblemen zu kämpfen, die er jedoch geflissentlich ignorierte.

      »Irgendwelche Erkenntnisse?«, fragte Rhodan. »Wir haben diese sonderbaren, nie zuvor gesehenen Linearraumphänomene erstmals vor einigen Stunden bemerkt. Ihr müsst doch etwas herausgefunden haben! Sind sie eine Bedrohung für die BJO?«

      Winston Duke zuckte übertrieben langsam mit den Achseln, legte die Stirn in Falten und seufzte bedeutungsschwer. Eine gelungene Darstellung, fand Rhodan.

      »So ein Phänomen haben wir in der Hyperphysik bislang nicht beobachten können«, sagte der Leutnant schließlich. »Um Phänomene zu erklären,

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