Скачать книгу

»Was immer du über mein Volk gehört hast, wir sind keine Barbaren. Jeder Cairaner, der hier seinen Dienst verrichtet, wird geschützt, so gut es geht. Ich leiste ihn freiwillig, um meinen Teil dazu beizutragen, für den Frieden in dieser Galaxis zu sorgen. Würde ich dir all das erzählen, wenn ich der Feind aller ...«

      »Frieden?«, schrie in diesem Augenblick die junge Terranerin.

      Sie wankte einige Schritte näher, und Rhodan dachte schon, er müsste sie aufhalten, damit sie sich nicht vor Zorn auf den Fremden stürzte, doch sie behielt die Kontrolle. Oder war sie einfach nur zu matt für einen körperlichen Angriff, wie umgekehrt auch der Cairaner zu erschöpft schien, irgendeine Aktion zu zeigen?

      »Hast du gesehen, wie die Gefangenen leiden?«, schrie sie.

      »Es ist notwendig«, antwortete Patphan Dasdoid. »Sie sind Verbrecher, aggressiv und übeltätig. Der Vital-Suppressor mindert ihre Aggressivität und hemmt ihre zerstörerischen Aktivitäten. Niemals ist jemand ausgebrochen. Was sollten wir sonst mit diesen Gefangenen tun? Sie töten? Wäre das nicht barbarisch?« Seinen Worten und seiner Haltung zufolge handelte er wohl tatsächlich aus Überzeugung. »Warum seid ihr hier?«, fragte er, in ruhigem Tonfall. »Um Unruhe zu bringen? Den Kampf und den Krieg? Ihr findet mich schutzlos.« Die äußeren Hände bogen sich leicht nach oben.

      »Erst, seitdem wir alle deine Roboter zerstört haben«, meinte Cyprian Okri.

      »Wie ich schon sagte, ist Verstärkung unterwegs. Euch bleiben nur wenige Minuten. Tötet mich, wenn ihr es müsst.«

      »Das war nie unser Ziel«, sagte Rhodan. »Wir sind gekommen, um Informationen zu sammeln. Ich glaube dir nicht, Patphan Dasdoid.«

      »So?«

      »Dieses Gefangenenlager dient nicht bloß dazu, den Frieden zu wahren. Der Vital-Suppressor schöpft allen, die hier leiden ... auch dir ... Vitalenergie ab. Aber sie geht nicht verloren, sondern wird gesammelt. Wie eine Plantage, auf der gesät und geerntet wird. Die Gefangenen werden gesät ... ihre Lebensenergie geerntet. Ist es nicht so?«

      Der Cairaner hob nun die Hände und streckte abwehrend die Arme aus. Die wuchtige Schale verließ er jedoch nicht. »Was du sagst, ergibt keinen Sinn.«

      Warum nur glaubte ihm Rhodan nicht? »Der Vital-Suppressor ist nicht nur ein Unterdrücker, um Gefangene ruhigzuhalten. Er ist eine Vitalpumpe! Aber wohin wird die Vitalenergie verbracht?«

      »Du irrst dich.«

      »Tatsächlich?« Rhodan dachte an das Holo, das der Paau projiziert und das ihn überhaupt erst zur Ausweglosen Straße geführt hatte. An die Ballung und Sammlung von Vitalenergie im Highlight. »Oder täuschst du dich womöglich? Weil du es nicht besser weißt – und auch nicht wissen willst?«

      Der Cairaner blickte ihn aus ockerfarbenen Augen an, und die Pupille weitete sich. Die goldene Gesichtshaut glänzte. »Vielleicht werde ich doch noch gerettet«, sagte er.

      Im selben Moment gab der TARA Alarm von draußen.

      Rhodan empfing die Warnung via Helmfunk. »Cairanische Kampfroboter nähern sich. Zu viele.« Er wechselte einen Blick mit Cyprian Okri.

      Der NDE-Agent schätzte die Lage genauso ein. »Rückzug!« Nun zog er doch noch eine Waffe und schoss auf den Cairaner.

      Patphan Dasdoid sackte in sich zusammen.

      »Paralyseschuss«, sagte der Agent.

      Sie verließen die Halle – und in dem Augenblick, als Rhodan den Vital-Suppressor wiedersah, wusste er, dass er nicht tatenlos gehen durfte. »Haltet mir den Rücken frei«, forderte er. »Meine TARAS werden euch unterstützen.«

      Mit diesen Worten berührte er die Schale, in der der Vital-Suppressor ruhte.

      Nichts geschah.

      Rhodan schwang sich über die Wand der Schale und stellte sich in den Ring. Es kostete nur einen Schritt, und eine der kleinen Öffnungen lag vor ihm. Nach wie vor leuchtete es darin grün.

      Der Terraner sah hinein. Wenn er sich nicht täuschte, lag dort ein Kristall – zweifellos ein Hyperkristall.

      Er zog eine Waffe und feuerte einen scharf gebündelten Strahl auf den Ring. Er schnitt durch das Material, das keinen großen Widerstand entgegensetzte. Rhodan vergrößerte die Öffnung.

      Bald lag der Hyperkristall frei in einer Höhlung.

      Hinter Rhodan wurde Kampflärm laut. Kampfroboter jagten heran. Schüsse sirrten.

      »Du solltest dich beeilen«, hörte er Cyprian Okris Stimme.

      »Ich bin fast so weit«, sagte Rhodan und griff nach dem Kristall. Er war kaum größer als die ursprüngliche Öffnung – maximal zwei Zentimeter im Durchmesser. Rhodan nahm ihn mit Daumen und Zeigefinger.

      Und konnte ihn nicht anheben.

      Zuerst dachte er, der Kristall wäre in der Struktur des Vital-Suppressors verankert, bis er begriff, dass der winzige Kristall schlicht zu schwer war. Er versuchte, ihn mit beiden Händen zu greifen, was bei einem derart kleinen Objekt kaum möglich war. Außerdem setzte er den Kraftverstärker des SERUNS ein.

      Endlich gelang es ihm, den Kristall vorzuziehen. Er lag auf seinen Händen – gerade einmal zwei Zentimeter groß. Der SERUN teilte mit, dass der Kristall 25 Kilogramm wiege.

      Rhodan verließ die Schale, doch ehe er sich mit seinen Begleitern zurückzog, feuerte er so lange auf den Vital-Suppressor, bis der Ring zerbrach und die Bruchstücke im Fall die Schale zerschmetterten.

      Immer mehr cairanische Roboter rasten heran.

      Rhodan übergab den Kristall, dessen Gewicht ihn trotz der Kraftverstärkung des SERUNS hinderte, einem TARA.

      »Gehen wir!«

      *

      Giuna erlebte es wie in einem Traum – oder am Rand der Erschöpfung. Die Gefühle überwältigten sie. Lanko war wach und lebte noch ... die Flucht schien dank Perry Rhodan tatsächlich zu gelingen ... Konnte es wirklich der legendäre Terraner sein, der die Führung der Gruppe übernommen hatte, weil er offenbar am wenigsten unter der Wirkung der Suppressoren litt?

      Sie fühlte sich fast, als würde sie zusehen ...

      ... wie sie der erneuten Schlacht mit den heranstürmenden Kampfrobotern durch eine Flucht entkamen. Ihr Doppelwürfel-Roboter und einer der TARAS blieben zurück und hielten die gegnerischen Maschinen auf.

      Wie sie sich in ihren SERUNS unter ihren Deflektoren verbargen und ihr neuer Verbündeter zielstrebig eine bestimmte Stelle der gläsernen Seitenwand des Straflagers ansteuerte. Dort befand sich, genau wie er behauptet hatte, eine Öffnung, auf der gegenüberliegenden Seite von einer energetischen Schutzkuppel verschlossen, sodass keine Atmosphäre entwich. Ein weiterer TARA-Roboter projizierte diese Kuppel.

      Wie Rhodan – jede Minute kam es ihr wahrscheinlicher vor, dass er Realität und kein mythischer Tarnname war – die Uhr im Blick hielt. Er vertraute blind darauf, dass seine Leute wie verabredet auftauchen und den Schutzschirm der Ausweglosen Straße zum Kollabieren bringen würden.

      Genau so kam es, und schließlich rasten sie zu sechst in SERUNS durchs freie All. Ein Beiboot nahm sie auf, eine junge Terranerin namens Andra Erran hieß sie willkommen.

      Es war nicht das einzige Schiff, das dort auf sie wartete. Das Mutterschiff, ein Kugelraumer namens BJO BREISKOLL, stand ebenfalls im System. Das schien Rhodan zu überraschen, aber Andra konterte seine Verblüffung mit den Worten: »Dachte mir, dass wir vielleicht etwas mehr Feuerkraft brauchen, Perry.«

      Sie wechselten auf die BJO BREISKOLL.

      Dort speicherte Rhodan eine Botschaft auf ein Dutzend TARA-Roboter, die er sofort danach in die Ausweglose Straße schickte.

      In dieser Nachricht verkündete er, dass die Gefangenen sich sammeln sollten – mithilfe der TARAS, die sie als Scouts zu zwei Rettungsbooten führen würden. Dazu bestimmte er Beiboote der BJO BREISKOLL, die er ausschleuste.

Скачать книгу