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und Feindschaften

      Ein Strahlerschuss schlug einen zwei Meter tiefen Krater vor ihr. Als sich der erste Rauch verzog, rutschte Gestein hinab. Ein Baumstamm explodierte nicht weit von Giuna. Splitter spritzten meterweit. Die Krone mit den kahlen Ästen neigte sich.

      Mehr sah sie nicht: Ihr Schutzschirm flammte unter einem Treffer auf.

      Der SERUN dunkelte die Sichtscheibe des Helms automatisch ab, damit nicht die volle Helligkeit durchschlug. Über den Baumwipfeln verging ein cairanischer Roboter im Beschuss ihrer Begleiter. Das Feuer leuchtete so grell, dass es das Irrlichtern des Schirms überstrahlte.

      »Du bringst mit Doktor Spand die Medokapsel in Sicherheit«, hörte sie Cyprians Stimme aus dem Funkempfänger. »Kondayk und ich kümmern uns mit den Kampfrobotern um das hier.«

      »Aber ...«

      »Giuna!«

      Sie schwieg und akzeptierte. Das Letzte, das sie gerade brauchten, waren Diskussionen – zumal die Befehlslage ohnehin feststand. Das Sagen hatten Cyprian und Kondayk-A1, die als NDE-Agenten diese Mission anführten.

      Doktor Spand nahm die Medokapsel in Parallelsteuerung und signalisierte Giuna, ihm zu folgen.

      Zu zweit – oder zu dritt, wenn man den komatösen Lanko mitzählte – rasten sie in den Wald, zwischen kahlen, geisterhaft grauen Stämmen hindurch. Je tiefer sie eindrangen, umso mehr schwand das Licht. Unter den ineinander verschlungenen Baumkronen blieb es düster.

      Der Kampflärm verstummte fast völlig. Ein Bersten zeigte allerdings, dass eine der cairanischen Kampfmaschinen ihnen folgte. Giuna hielt die Umgebung mithilfe des Orterholos im Auge. Etwa hundert Meter hinter ihr brach der Kampfroboter durch die Äste.

      Doktor Spand machte sie gleichzeitig darauf aufmerksam.

      »Ich erledige das!« Sie stoppte den Flug, drehte sich um und feuerte.

      Der erste Strahlerschuss jagte in einen Baum. Das ausgetrocknete Holz fing sofort Feuer. Flammen loderten hoch, und eine schwarze Wolke wallte in die Höhe – geflügelte Insekten in einer solchen Zahl, dass sie die Sicht verdunkelten.

      Doch Giuna standen andere Möglichkeiten zur Verfügung als nur ihre Augen. Das schematische Orterbild zeigte ihr den exakten Standpunkt des gegnerischen Roboters. Die Tentakelarme vor der Kugel richteten sich neu aus, und ein Schuss jagte heran.

      Wieder flirrte Giunas Schutzschirm.

      Sie wich nicht zurück, sondern gab Vollschub genau auf den Gegner zu. Dabei feuerte sie unablässig. Ein Baum zerbarst. Die Krone schmetterte auf den Schirm des Roboters. Blitze zuckten, die Äste verdampften. Giuna traf drei-, vier-, fünfmal, und drang durch. Der Kampfroboter explodierte.

      Sie drehte ab, doch sie stand so nah, dass die Druckwelle sie noch erwischte und zur Seite schleuderte. Sie krachte durch das Geäst, bis es der Steuerung des SERUNS gelang, den Flug zu stabilisieren.

      Endlich kam sie zur Ruhe.

      »Wir haben ein Problem«, sagte Doktor Spand.

      Giuna landete. »Sag bloß.«

      Erst als sie sich umdrehte, bemerkte sie, wie dicht der Waldrand lag.

      Der Ara stand neben der Medokapsel jenseits der Baumreihen. Nicht weit entfernt hielten sich drei Gefangene auf – nein, vier. Ein Echsenartiger lag auf einer Trage, die von den anderen offenbar mitgeschleppt wurde. Zwei schienen Terraner zu sein, der dritte gehörte einem Volk an, dem Giuna schon bei ihrem ersten Aufenthalt in der Ausweglosen Straße begegnet war. Sie erinnerte sich an diese Geschöpfe mit dem schwarzen Körperpanzer und dem leuchtend roten Augenkranz. Ein Aankhpanali, wie sie inzwischen wusste.

      Einer der Terraner kam auf sie zu, mit leicht erhobenen, ausgestreckten, leeren Händen. »Wer immer ihr seid, wir werden euch helfen, wenn ihr uns helft«, sagte er.

      *

      Um den Vital-Suppressor ausfindig zu machen, standen Perry Rhodan zwei äußerst vage Möglichkeiten zur Verfügung. Beide basierten darauf, dass dieses Gerät ihm Vitalenergie entzog. Wie immer das genau funktionieren mochte – er kannte keine Technologie, die dazu in der Lage wäre, konnte also nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen.

      Aber es gab eine Maschine, und sie sendete wohl eine Strahlung auf einer höherdimensionalen Ebene aus. Er versuchte, diese anzumessen und so den Vital-Suppressor anzupeilen. Er analysierte mit dem Orter des SERUNS seine Umgebung. Darauf basierte der wissenschaftliche Weg – und der endete in einer Sackgasse, denn eine erste Statusmeldung brachte exakt gar kein Ergebnis.

      Damit hatte Rhodan gerechnet.

      Seine Hoffnungen setzte er eher auf die zweite Möglichkeit: Was fühlte er? Und wie arbeitete der Zellaktivator dagegen an? Wie veränderte sich diese Wahrnehmung, wenn er sich fortbewegte? Gab es eine Richtung, in der sich der Vitalentzug verschlimmerte, eine andere, in der es sich besserte?

      Theoretisch könnte sich der Vital-Suppressor überall befinden – sei es tief im Boden verborgen oder hoch oben in einem Antigravfeld, unerreichbar für jeden Gefangenen.

      Rhodan flog los. Er blieb dicht über dem Boden. Später wollte er einen Versuch starten und zum Mittelpunkt des Rings der Ausweglosen Straße fliegen – zum Test, ob sich die Wirkung verstärkte oder abschwächte.

      Die beiden TARAS hielten sich stets unsichtbar in seiner Nähe, bereit, ihn zu verteidigen. Jedoch griff niemand an.

      Die akustischen Sensoren des SERUNS fingen Schreie auf, noch ehe Rhodan sie auf normalem Weg hören konnte.

      Er zoomte die Szenerie heran. Zwei Fremdwesen schlugen mit den Armen um sich, als kämpften sie gegen einen unsichtbaren Gegner. Es waren ... Aankhpanali.

      Er hatte von diesem Volk bereits gehört – der Siganese Sholotow Affatenga hatte ihm berichtet, dass er, Farye und Solemani beim Einsatz auf dem Planeten der Olubfaner auf einen Aankhpanali getroffen waren, den er als Augenkränzler bezeichnet hatte.

      Aber was spielte sich dort ab?

      Er flog näher und erkannte, dass sie bis zum Ansatz des Körperpanzers im Boden versanken, der sie wie Treibsand immer tiefer hinabzog. Außerdem stach hin und wieder ein Tentakelarm ins Freie und peitschte auf die beiden in doppelter Hinsicht Gefangenen zu – deshalb die panischen Abwehrbewegungen.

      Offenbar steckten die Augenkränzler in der Falle eines Raubtieres, das unterirdisch lauerte wie eine Spinne im Netz. Sie würden nicht überleben.

      Aber Rhodan durfte nicht eingreifen, wenn er seinen Vorteil nicht verlieren wollte – noch wusste niemand von seinem Eindringen. Und diese Szene, so schrecklich sie sein mochte, gehörte zum Alltag in dieser Strafanstalt. Der Terraner konnte ohnehin nicht an allen Enden helfen, sondern musste versuchen, die Situation grundlegend zu ändern.

      So gut diese Argumente klangen, er ging ihnen keinen Augenblick lang nach.

      Es war nicht die Art, wie er dachte.

      Er war Perry Rhodan. Und er handelte.

      Er steuerte den SERUN zu den Gefangenen, löste sich aus dem Schutz der Unsichtbarkeit und machte mit einem lauten Ruf auf sich aufmerksam. Einer der beiden Aankhpanali sah ihn mit dem tiefroten Augenkranz an. Weitete er sich tatsächlich, als würden die Augen nach außen wandern, den Kranz vergrößern?

      Der Terraner hörte Worte in einer Sprache, die er nicht verstand – wohl die Heimatsprache dieses Volkes. Ohne zu landen, packte er im Vorbeiflug den ersten Aankhpanali, und wie erhofft, konnte er ihn aus dem Treibsand heben.

      Der Befreite gab erstaunte Laute von sich, und Rhodan setzte ihn ab, ehe er sich umwandte, um den zweiten Gefangenen zu befreien.

      Diesmal schoben sich aber nicht nur ein oder zwei Tentakel aus dem Boden, sondern eine gewaltige Bestie, halb Spinne, halb Krake, wühlte sich ins Freie. Sie mochte vier, fünf Meter groß sein – ihm blieb nicht die Zeit, das Tier genauer zu betrachten. Es sah sich offenbar um seine sicher geglaubte Beute betrogen und ging zum Angriff über.

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