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Etwas, eine undurchdringliche Nebelwand stand, die den Blick nach draußen verschleierte.

      Man hätte von der Innenseite der Ausweglosen Straße eigentlich ins freie All schauen müssen. Das allerdings gönnten die Cairaner ihren Gefangenen nicht, denn es würde womöglich Hoffnung in ihnen wecken, die Sterne wieder zu erblicken. Nur von außen sah man durch das glasartige Material in den Ring der Strafanstalt.

      Dort oben flackerte es erneut, und Feuer blitzte auf, einen Atemzug, bevor der Donner einer Explosion durch die Ausweglose Straße hallte.

      Nun hoben alle den Blick und sahen den schmutzigen Nebel brennen. Wahrscheinlich schauten derzeit sämtliche Gefangenen dorthin.

      »Etwas kommt«, sagte Lirach, und es klang wie eine düstere Prophezeiung.

      5.

      Anflug und Codeknacker

      Das Beiboot raste auf die Ausweglose Straße zu.

      Sie näherten sich aus dem freien Raum. Der Eisriese Pelorius lag aus ihrem Blickwinkel unter ihrem Ziel ... sie standen bereits so nah, dass sie schroffe Fels- und Eisformationen auf dem gigantischen Rund des Planeten erkannten. Immer mehr Details formten sich aus.

      Für Giuna Linh und ihre Begleiter zählte jedoch nur die Ausweglose Straße, die im Sichtfenster des Beiboots ständig wuchs. Bald konnten sie nicht mehr das komplette Gebilde sehen, sondern nur mehr einen Teil des gewaltigen Rings. Durch die Öffnung blickten sie sowohl auf die Innenseite der Strafanstalt als auch weit darunter auf eine bizarre, weiß zerklüftete Landschaft des Eisriesen.

      »Genieß den freien Blick«, sagte Giuna mit trockenem Mund zu Doktor Spand. »Sobald wir eindringen, bleibt uns die Sicht nach draußen verwehrt.«

      Der Ara griff dorthin, wo normalerweise sein Stethoskop baumelte – offenbar die Macht der Gewohnheit. Die Finger nestelten kurz am Stoff des SERUNS, ehe er die Hand sinken ließ. »Wir werden zweifellos vor größeren Problemen stehen als der mangelnden Aussicht.«

      »Das stimmt.« Giuna versuchte zu grinsen, doch es fühlte sich wie eine Grimasse an. Sie wollte gar nicht wissen, wie es aussah. »Hast du noch etwas von diesem Prylotain?«

      »Prytokain«, verbesserte der Mediker. »Und: ja. Habe ich. Aber hör auf deinen Arzt. Jetzt ist ein schlechter Zeitpunkt, damit anzufangen.«

      »Ich dachte eher an später. Falls wir am Ende dort unten festsitzen.«

      Spand schwieg einen Atemzug lang. »Dann brauche ich das Zeug selbst«, sagte er schließlich.

      »Wir werden wieder zurückkommen«, mischte sich Kondayk-A1 ein. »Ihr solltet etwas Optimismus an den Tag legen.«

      »Ist gerade ausgegangen«, meinte Giuna.

      »Terraner«, grollte der Barniter. Seine Zähne knirschten aufeinander.

      Sie flogen langsamer, schlichen geradezu näher ans Ziel.

      Es blieben rund tausend Kilometer.

      Noch hatten die Abwehrsysteme das unter dem Deflektor verborgene Beiboot offenbar nicht entdeckt – niemand beschoss sie oder griff auf andere Weise an, auch schloss sich kein Schutzschirm um die Strafanstalt. Sollten sie tatsächlich ohne Widerstand bis zur Ausweglosen Straße vorstoßen können?

      »Die Cairaner rechnen nicht mit einem Einbruch«, sagte Cyprian Okri, und es klang, als wollte er sich selbst davon überzeugen. »Deswegen sind sie ...«

      »Sie wissen, dass ich neulich eingedrungen bin, um Lanko zu befreien!«, unterbrach Giuna. »Das muss ihr Misstrauen geweckt und die Sicherheitsstufe erhöht haben.«

      »Das war ein Einzelfall«, sagte Cyprian. »Seitdem gab es keine weiteren Auffälligkeiten. Außerdem kam es danach weder zu einem Gefangenenaufstand noch zu sonstigen Problemen. Es herrscht Ruhe. Sie wiegen sich in Sicherheit.«

      »Die Leute da drin können keinen Aufstand proben, solange der Vital-Suppressor ihnen die Vitalenergie raubt. Sie sind damit beschäftigt, irgendwie zu überleben. Wir wissen doch selbst, wie sich das anfühlt!«

      Noch 900 Kilometer.

      »Trotzdem«, sagte Doktor Spand. »Es muss Überwachungssysteme geben, die die Umgebung absuchen, ob sich ein Schiff nähert. Die Cairaner können sorglos und selbstsicher sein, aber keine Narren!«

      »Unser Deflektor ist verdammt gut«, dröhnte die Stimme des Barniters. »Beste Technologie des NDE. Moderner als das meiste in der Galaxis. Wir bleiben unsichtbar. Ende der Geschichte.«

      Dass er sich täuschte, stellte sich einen Atemzug später heraus, als eine unmissverständliche Funknachricht auf einer Breitbandfrequenz einging: »An die Mannschaft des getarnten Raumschiffes. Entfernt euch augenblicklich aus der Umgebung der Ausweglosen Straße. Dies ist die einzige Warnung. Jede weitere Annäherung wird ab sofort mit Gewalt unterbunden.«

      Noch 750 Kilometer.

      »Der Tonfall klingt wie eine automatisch abgespielte Nachricht«, urteilte Cyprian Okri, während er das Beiboot stoppte. Sie hatten einen Plan für diesen Fall vorbereitet ... eine der harmloseren Alternativen. »Eine robotisierte Standardüberwachung, meiner Einschätzung nach.«

      Dass sie sich nicht weiter annäherten, verhinderte einen sofortigen Beschuss, aber es stellte die Abwehrsysteme nicht zufrieden.

      Natürlich nicht.

      Genau so war es geplant.

      »Entfernt euch!«, forderte die Robotstimme via Funk. »Ein Aufenthalt in solcher Nähe zur Ausweglosen Straße ist nicht geduldet. Außerdem ist die Tarnung sofort zu beenden. Dies ist die einzige Aufforderung.«

      »Wir fliegen zehn Sekunden mit Vollschub«, sagte Cyprian. »Danach stoppt Beiboot fast, wir gehen nach draußen, das Boot folgt dem programmierten Kurs. Wir peilen in den SERUNS den vereinbarten Treffpunkt an.«

      Er wartete keine Bestätigungen ab – nun musste es schnell gehen. »Deflektor abschalten!«, befahl er der Bordpositronik und setzte damit ein Zeichen des guten Willens für die Überwachungssysteme.

      Einen Atemzug später startete er das Beiboot mit einem Sprachbefehl. Der Flug entfernte sie allerdings nicht von der Ausweglosen Straße, sondern führte in einer teilweisen Kreisbahn um ihr Ziel.

      Nach zehn Sekunden verlangsamte er stark.

      Wie erwartet, ging ein weiterer Funkspruch ein, den Giuna mit dem SERUN auffing. Den Pilotenraum hatte sie bereits verlassen.

      Das Einsatzteam schleuste aus, während ihre Hinhaltetaktik an die Grenzen stieß.

      Nach wie vor lief alles nach Plan.

      Von der Ausweglosen Straße jagte ein gleißender Strahl heran und schlug in den Schutzschirm des Beiboots ein. Der war zu schwach, um einer solchen Belastung lange standzuhalten.

      Giuna und Doktor Spand flogen bereits in ihren Schutzanzügen im freien All, die Autonome Medokapsel manövrierte selbstständig neben ihnen. Gerade folgte Kondayk-A1, und im nächsten Moment aktivierte auch Cyprian die Flugfunktion seines SERUNS und stieg aus.

      Im positronisch gesteuerten Synchronflug rasten sie zu viert, begleitet von der Medokapsel, auf den Schutzschirm des Beiboots zu. Im letzten Augenblick schaltete die Bordpositronik die vorbestimmte Strukturlücke, um sie passieren zu lassen.

      Sie kamen durch, jagten mit den SERUNS und unter individuellem Deflektorschutz der Ausweglosen Straße entgegen. Die beiden Doppelwürfel-Kampfroboter würden folgen, wenn alles glattging.

      Das Beiboot setzte sich wie programmiert in Bewegung, weiter in einer Kreisbahn um die Strafanstalt.

      Giuna fühlte ihren Herzschlag schmerzhaft im Hals. Die seelenlose Automatenstimme des SERUNS bot ihr an, ein stabilisierendes Mittel zu injizieren. Sie ignorierte es.

      Es konnte trotz der Ablenkung durch das Beiboot schiefgehen.

      Wenn die Abwehrsysteme auch die fünf winzigen Ziele erfassten,

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