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hatte sie Gummistiefel an. Bount erfasste das Ganze mit einem Blick, während er den Taxifahrer entlohnte.

      „Ich kann warten“, schlug der Fahrer vor.

      „Es wird länger dauern“, lehnte Bount ab, hob grüßend eine Hand und bewegte sich durch das offene Einfahrtstor auf den Bungalow zu. Die Frau drehte sich um, als er bis auf ein Dutzend Schritte herangekommen war. Unter ihrem Kopftuch lugten platinblonde Strähnen hervor. Sie war braungebrannt, hatte helle, stark umschminkte Augen und machte alles in allem einen sehr attraktiven Eindruck.

      „Reiniger, Privatdetektiv“, stellte Bount sich vor und präsentierte seine Lizenzkarte. „Ich arbeite für das Kenwood Plaza. Wie Sie wissen, wird Ihrem verstorbenen Mann vorgeworfen, sich unter einem Falschnamen in das Hotel einquartiert, einen Menschen niedergeschossen, ein paar andere eingesperrt, und einen Brand gelegt zu haben ...“

      „Sie reden wie ein Staatsanwalt“, spottete die Frau und streifte ihre gelben Gummihandschuhe ab. „Ich weiß nicht, was Charly getan hat. Er ist tot. Selbst wenn es zutrifft, dass er im Leben eine Menge Blödsinn angestellt hat, ist die Strafe, die er dafür erhielt, einfach nicht angemessen. Erschossen! In den Kanal geworfen wie eine tote Katze! Das ist entsetzlich. Oder sind Sie da anderer Meinung?“

      „Ich bin mit Ihnen der Ansicht, dass es Mord war, und dass der oder die Täter bestraft werden müssen“, sagte Bount. „Wenn meine Arbeit erfolgreich sein sollte, wird sie, wie ich hoffe, diesen Schlusspunkt setzen.“

      Die Frau nahm das Kopftuch ab und schüttelte ihr kurz geschnittenes Blondhaar zurecht. Bount schätzte sein Gegenüber auf 30. Das Gesicht war faltenlos, aber die Haut hatte nicht mehr den seidigen Glanz der Jugend. Der Mund war voll und reif. Er hatte in seinen Winkeln, die leicht herabgezogen waren, einen Schmollausdruck, der an Brigitte Bardot erinnerte. Auch sonst gab es bei Virginia vieles, was das Beispiel rechtfertigte.

      „Ich habe der Polizei gesagt, was ich weiß“, erklärte sie und zupfte an ein paar Löckchen herum. „Sprechen Sie mit Lieutenant Holm vom Morddezernat, der wird Ihnen bestätigen, wie kooperativ ich war!“

      „Wann haben Sie zuletzt mit Charly gesprochen?“

      „Vor einer Woche. Er packte seine Koffer und meinte, er müsse verreisen. Ich habe keine Fragen gestellt. Zum einen neigte er nicht dazu, meine Neugierde zu befriedigen, und zum anderen hatte ich mich längst daran gewöhnt, dass er viel unterwegs war und auf diese oder jene Weise versuchte, sein Bankkonto aufzustocken.“

      „Ein guter Hinweis. Wie groß ist es denn?“

      „Dazu möchte ich mich nicht äußern, aber ich kann Ihnen versichern, dass in letzter Zeit keine größeren Beträge hinzugekommen sind.“

      „Für wen hat er zuletzt gearbeitet?“

      „So können Sie die Frage nicht stellen. Charly hatte keinen Chef. Dafür war er einfach nicht gemacht. Er liebte seine Freiheit, aber da er leben musste, und zudem den Ehrgeiz hatte, möglichst gut zu leben, nahm er immer wieder Aufträge an. Sie mussten nur überschaubar sein, nicht zu lange währen und guten Profit versprechen.“

      „Wie war es um ihre moralische und gesetzliche Qualifikation bestellt?“

      Die sinnlichen Lippen sahen noch verdrossener aus als vorher.

      „Oh, Mann, können Sie mich nicht was Leichteres fragen? Charly war kein Kind von Traurigkeit. Den Staat und dessen Diener hielt er für korrupt, die Polizei betrachtete er als eine Anhäufung von Folterknechten, und die Gerichtsbarkeit war in seinen Augen nur gehorsamer Interessenvertreter verfaulter Institutionen. Mag sein, dass er sich das alles nur eingeredet hat, um seine eigenen Wege gehen zu können, fest steht jedenfalls, dass er sich um Recht und Gesetz nicht viel kümmerte. Ich habe ihn oft gewarnt. Ich habe ihm gesagt, dass er sich da in etwas verrannte, dass zum Bumerang werden musste, aber er wollte nicht auf mich hören.“

      „Mit anderen Worten“, sagte Bount, „er hat sich nicht gescheut, Aufträge anzunehmen, die eindeutig kriminellen Charakter hatten.“

      „Da er mit mir nicht darüber gesprochen hat, kann ich die Frage nicht ohne weiteres bejahen, aber aus meiner Kenntnis seines Charakters und seiner Vorstrafen muss ich davon ausgehen, dass er kein Gegner krummer Dinger war.“

      „Haben Sie jemals an Scheidung gedacht?“

      „Nein.“

      „Warum nicht?“

      Virgina Leggins zuckte mit den Schultern, nahm das Waschleder vom Dach des Hondas und wrang es aus.

      „Es war nicht unbequem, mit Charly zusammenzuleben“, sagte sie nach kurzer Pause. „Er war oft unterwegs, er ließ mir meine Freiheiten, er hat niemals versucht, mich von Dingen abzuhalten, die mir gerade Spaß machten.“

      „Andere Männer?“, fragte Bount.

      Virginia warf das Leder in einen leeren Plastikeimer.

      „Auch das. Ich bin jung. Ich liebe das Leben. Charly gab mir Schutz, ohne darauf zu bestehen, dass ich in der Ehe versauere. Warum hätte ich auf die Vorteile einer solchen Verbindung verzichten sollen?“

      „Charly war nicht eifersüchtig?“

      „Überhaupt nicht. Wollen wir nicht ins Haus gehen?“

      „Danke, gern“, sagte Bount.

      „Es macht Ihnen hoffentlich nichts aus, wenn wir den Kücheneingang wählen“, meinte die junge Frau, bückte sich nach dem Elmer und ging damit um das Haus herum, „aber in der Diele liegt ein neuer Spannteppich, und ich habe keine Lust, ihn mit den nassen Stiefeln zu beschmutzen.“

      Die Küche war klein und sauber. Nirgendwo stand oder lag etwas herum, auch die Spüle war frei von schmutzigem Geschirr. Virgina Leggins stellte den Eimer in einen Unterschrank, schlüpfte aus den Stiefeln und sagte: „Setzen Sie sich ins Wohnzimmer! Ich mache mich nur rasch ein wenig zurecht.“

      Auch das Wohnzimmer machte einen soliden, bürgerlichen Eindruck und sah nicht im Entferntesten so aus, wie man sich das Domizil eines Gangsters vorstellt, der von seinen Gegnern ermordet worden war. Man konnte die Frische und Sauberkeit des Zimmers förmlich riechen. Bount setzte sich und wartete. Es dauerte fast zehn Minuten, ehe Virginia Leggins wieder aufkreuzte. Als es geschah, war durchaus erkennbar, wie gut sie die Zeit genutzt hatte. Das Haar war sorgfältig gekämmt, das Make up erneuert worden, und das leichte, helle Sommerkleid, das sie trug, vereinte modischen Pfiff mit sinnlicher Herausforderung - anders ließ sich der tiefe Ausschnitt jedenfalls nicht deuten. Virginia Leggins balancierte ein Tablett vor sich her, auf dem eine Karaffe mit gelber Flüssigkeit und zwei Gläser, sowie eine Eisschale standen.

      „Grapefruitsaft mit einem Schuss Wodka“, meinte sie und stellte das Tablett auf dem Tisch ab. „Ich hoffe, Sie mögen so etwas.“

      Das Telefon klingelte. Bount entging nicht Virginia Leggins jähes Zusammenzucken. Sie starrte den Apparat an, als sei er ein böses Tier, das sie zu beißen versuchte. Diese Reaktion währte nur eine Sekunde, dann hatte die junge Frau sich wieder in der Gewalt. Sie nahm den Hörer ab. „Leggins“, sagte sie. Es klang spröde, als sei ihr daran gelegen, dem Anrufer Distanz zu signalisieren. Sie setzte sich so, dass sie dem Besucher ihren Rücken zukehrte. Bount vermeinte aus ihrer Haltung eine tiefe, innere Spannung abzulesen.

      Er hörte das Quäken einer männlichen Stimme, konnte aber nicht verstehen, was gesagt wurde. „Sie wissen doch, was geschehen ist, Sir“, sagte Virginia. „Charly ist tot. Er wurde erschossen. Ich kann jetzt nicht arbeiten. Ich muss das erst einmal verkraften. Es ist noch zu früh, zu sagen, wie schnell das gehen wird - oder wie langsam.“ Sie legte auf, blickte Bount an und meinte: „Mein Chef. Er braucht mich. Seinen Worten zufolge bin ich seine beste Kraft. Er hat wirklich das Gemüt eines Rindviehs. Warum kann er nicht begreifen, dass eine trauernde Witwe einfach nicht sofort in der Lage ist, ihrer Arbeit nachzugehen, als sei nichts passiert?“

      „Sie sind jedenfalls nicht in Tränen aufgelöst“, stellte Bount sachlich fest.

      „Ich

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