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Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus
Читать онлайн.Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Год выпуска 0
isbn 9783745214024
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Readbox publishing GmbH
„Erzählen Sie mir ein wenig mehr über Myers!“
„43 Jahre alt, verheiratet, kinderlos. Er war Polizist in einer Mittelstadt des Ostens, der sich um Reformen bemühte, aber seine Vorgesetzten boykottierten ihn. Sie hatten anscheinend Angst vor seinem Talent, sie fürchteten um ihre Posten und ekelten ihn aus dem Job. Er wurde ehrenhaft entlassen, begann als Privatdetektiv zu arbeiten und bewarb sich bei meinem Konzern, als der Hoteldetektive suchte. Myers begann am Tage der Eröffnung dieses Hauses, zusammen mit mir, vor fünf Jahren. Seitdem kenne und schätze ich ihn. Wir verkehren auch privat miteinander, obwohl es da ein paar Schwierigkeiten gibt“, schloss er zögernd.
„Schwierigkeiten welcher Art?“, fragte Bount.
„Sie haben rein privaten Charakter und sind für den Fall ohne Belang.“
„Ich wüsste trotzdem gern, wie sie beschaffen sind“, meinte Bount lächelnd.
Gregg Elmer erwiderte das Lächeln.
„Unsere beiden Frauen sind einfach nicht fähig, miteinander auszukommen. Es gibt zwar nicht direkt Streit, aber Seitenhiebe, Spannungen und andere unerfreuliche Dinge. Sie sind mitschuldig daran, dass die Freundschaft zwischen Myers und mir sich nicht so entwickeln konnte, wie ich das gern hätte.“
„Was wirft Ihre Frau Myers vor?“
„Xenia? Überhaupt nichts! Sie findet ihn okay. Das Problem ist Mary. Zwischen Xenia und Mary läuft es einfach nicht“, meinte Gregg Elmer. „Es ist Eifersucht, nehme ich an. Mary ist nicht unattraktiv, aber in Gegenwart anderer hat Xenia natürlich immer die Nase vorn.“
„Sie haben als mutmaßliches Motiv des Brandanschlags Konkurrenzneid genannt“, meinte Bount. „Ist es nicht denkbar, dass auch andere Ursachen für die Verbrechen in Betracht kommen?“
„Ich wüsste keine zu nennen.“
„Ich schon“, sagte Bount. „Was so aussieht, als ziele es auf eine Vernichtung des Hotels ab, kann ja auch einem Gast gegolten haben.“
„Ich gebe zu, dass ich flüchtig erwogen habe, ob das so sein könnte“, meinte Gregg Elmer. „Nach kurzem, gründlichen Nachdenken bin ich jedoch zu dem Schluss gekommen, dass kein normaler Mensch bereit wäre, das Leben unzähliger Menschen zu gefährden, nur um das eines einzelnen zu treffen.“
„Da gibt es Gegenbeispiele.“
„Welche?“
„Flugzeugabstürze. Die Luftfahrtgeschichte kennt mehr als einen Fall, wo Explosionen Maschinen mitsamt Personal und Fluggästen hinwegfegten, obwohl es dem Attentäter nur um die Vernichtung eines Einzelnen ging. Ich erinnere mich an einen Fall, wo mehr als hundert Menschen sterben mussten, weil ein Wahnsinniger glaubte, sein Verbrechen auf diese Weise am leichtesten kaschieren zu können.“
„Ich habe heute Morgen das Gästebuch eingesehen. Im Augenblick befindet sich nur wenig Prominenz im Hotel, von einem Regisseur, zwei Senatoren und einem Boxweltmeister mal abgesehen, aber diese Leute bewohnen die unteren Etagen, während die Benzinbomben im achten Stockwerk deponiert worden waren.“
„Hat die Polizei sie sichergestellt?“
„Ja. Der Behörde zufolge ist es eine Profiarbeit. Es ist einem glücklichen Zufall zuzuschreiben, dass von den drei Bomben nur eine einzige explodierte.“
„Was wissen Sie von dem Mann, der Tomlin niederschoss?“
„Tomlin hat mit Hilfe des Polizeizeichners eine Phantomzeichnung angefertigt, aber es ist fraglich, ob uns das weiterhilft. Der Mann stellte sich unter dem fraglos erfundenen und sehr beziehungsreichen Namen ,Burns' vor. Wir wissen, dass er das Zimmer 812 bewohnte, unter dem gleichen Namen, insgesamt drei Tage lang. Er zog mit zwei großen Koffern ein. Sie wurden gefunden. Leer. Es ist klar, dass sie die Benzinbomben enthielten. Burns ist verschwunden. Auf ihn muss sich wohl Ihr Hauptinteresse konzentrieren. Wenn wir ihn finden, wird es leicht sein, eine Verbindung zu seinem Auftraggeber herzustellen.“
„Prints?“, fragte Bount.
„Keine verwertbaren, wie die Polizei mir versicherte“, bedauerte Gregg Elmer.
„Sie besitzen eine Kopie der Zeichnung?“
„Zwei“, nickte Elmer. „Sie erhalten eine davon.“
„Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, meine Anwesenheit und meine Tätigkeit tarnen zu wollen“, sagte Bount. „Der Schuss, der auf mich abgefeuert wurde, lässt befürchten, dass man längst weiß, weshalb ich hergekommen bin, und dass man Wert darauf legt, mich zu warnen.“
„Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie unsere Gegner erfahren haben könnten, dass Sie für mich arbeiten“, sagte Gregg Elmer. „Eigentlich wussten nur drei Menschen von Ihrem Kommen ... ich selbst, Xenia und Sie.“
„Meine Assistentin ist ebenfalls informiert.“
„Ist sie zuverlässig?“
„Das steht außer Frage.
Gregg Elmer seufzte.
„Es ist nicht auszuschließen, dass meine Leitung angezapft wurde, und dass alles mitgehört werden kann, was ich am Telefon äußere. Ein schrecklicher Gedanke, aber ich werde wohl nicht umhin können, mit ihm zu leben.“ Er seufzte. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr anbieten als die mageren Hinweise, die Ihnen augenblicklich zur Verfügung stehen, aber Tatsache ist, dass ich mein Pulver verschossen habe.“
Die Tür öffnete sich. Xenia Elmer trat auf der Schwelle.
„Es ist serviert“, meldete sie.
3
Das Telefon klingelte, als sie beim Mokka saßen. Gregg Elmer nahm den Anruf entgegen. Seine Augen weiteten sich.
„Ist das völlig sicher?“, fragte er, hörte noch eine halbe Minute auf das, was der Anrufer ihm mitteilte, bedankte sich kurz und legte auf. Er wandte sich um und blickte Bount an.
„Sie haben ihn gefunden“, erklärte er dumpf.
„Myers?“, fragte Bount.
„Nein, den Mann, der sich Bums nannte. Er heißt in Wahrheit Charles Leggins. Ein mehrfach vorbestrafter Gangster und Glücksspieler. Wohnt im Miami Beach.“
„Tot?“, fragte Bount.
„Ja. Seine Leiche wurde vor zwei Stunden in einem kleinen Kanal entdeckt, der das Meer mit den Bootsanlegern einer Parallelstraße verbindet. Erschossen. Der untersuchende Beamte erinnerte sich sofort an die Polizeizeichnung, die ihm kurz vorher auf den Schreibtisch geflattert war. Natürlich bedarf es noch eines letzten Beweises. Tomlin wird sich den Toten ansehen und bestätigen müssen, dass es sich um ,Burns‘ handelt, aber schon jetzt spricht alles dafür, dass er es ist.“
Bount blickte auf seine Uhr, stand auf und sagte: „Ich fahre sofort los und versuche herauszubekommen, was es mit dem Mord auf sich hat.“
„Nehmen Sie meinen Privatjet“, riet Gregg Elmer. „Streng genommen gehört er nicht mir, sondern dem Hotelkonzern, aber ich darf frei über ihn verfügen. Sie sparen damit eine Menge Zeit.“
Eine Stunde später war Bount in der Luft. Die achtsitzige Leacraft wurde von ein paar Sturmböen kräftig durchgeschüttelt, ließ sich davon aber nicht sonderlich beeindrucken. Bount, der sich für see- und flugtüchtig hielt, erging es weniger gut; offenbar war ihm das Essen nicht bekommen. Jedenfalls war er froh, als er in Miami Beach wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Ein