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ein Anbau der christlichen Zeit, der ei­nen al­ten mau­ri­schen Turm als Basis nutzt; das tref­fend benannte „Vorsprin­gende Boll­werk“ bildet hoch über der Stadt einen fantastischen Beobachtungspos­ten. An der Nord­seite des Mauerrings zieht sich die so genannte Muralla de Jai­rán 9 den Fes­tungs­hü­gel hinab und wieder hinauf zum Cerro de San Cristóbal. Diese Mauer, die auf die Regierungszeit des Königs Jairán I. (1012-1028) zu­rückgeht, bil­det den letz­ten Rest der weit größeren Verteidigungsan­lage, die einst die maurische Sied­lung umgab.

      Zweiter Bereich (Segundo Recinto): Er ist der älteste Abschnitt und gleichzei­tig das Herz der Alcazaba. Hier residier­ten die maurischen Herrscher, umge­ben von ih­rem Hofstaat und den Wa­chen. Es muss eine richtige Palaststadt ge­we­sen sein, mit Mo­schee, Badeanla­gen, Brun­nen und kleinen Gärten. Lei­der lässt sich die eins­tige Pracht heute nur mehr erahnen, für Archäologen ist das Ge­lände dagegen im­mer noch eine Fund­grube.

      Die traurige Geschichte der Maurin und des Christen

      Der Mirador de la Odalisca 18, ein Aussichtsfenster in der Nord­mauer, ist der lo­kalen Legende zufolge stummer Zeuge einer tragi­schen Liebes­ge­schich­te. Ei­nes Tages zu Zeiten Al Mu­tasims hat­ten maurische Soldaten ei­nen Chris­ten ge­fangen genommen. Die Odaliske Galiana, Lieb­lings­sklavin des Herr­schers, war von der Schön­heit des jungen Mannes so ver­zau­bert, dass sie sich in ihn verliebte und beschloss, zusammen mit ihm zu flie­hen. Beim Ver­such, sich aus dem Fenster abzuseilen, wurden die bei­den jedoch von Wachen entdeckt. Der unglückliche Christ, der lie­ber starb, als er­neut ein­ge­ker­kert zu werden, stürzte sich aus dem Fenster in den Tod. Galiana wur­de ei­nige Tage später tot aufgefun­den, ge­stor­ben an ge­bro­che­nem Her­zen.

      Man betritt den zweiten Abschnitt durch den Arco gótico 10, errichtet im 16. Jh. und möglicherweise ein Rest des Palastes von Gutiérrez de Cárdenas, des ersten christ­lichen Herrschers über die Stadt. Vorbei an der Brun­nen­an­la­ge Alji­bes Califa­les 11 gelangt man zu ei­ner kleinen Kapelle im Mudéjarstil. Der Ziegelbau der Er­mita de San Juan 12 soll von den „Katholischen Köni­gen“ gleich nach der Erobe­rung in Auf­trag gegeben worden sein; sehr wahr­schein­lich deshalb, dass das Kirch­lein de­monstrativ auf die Fundamente der frü­he­ren Moschee gestellt wurde. Nahe der Ka­pelle sind die Casas musel­ma­nas 13 zu sehen, zwei maurische Häuser, die Ende der Sech­zi­ger­jahre rekon­struiert wur­den und wohl als Wohnun­gen von Be­diensteten oder Wachen dienten. Ein Stück nordwestlich, nahe der Mauer, liegen die öffent­lichen Bä­der Baños públi­cos 14. Zu einer Zeit, als sich Christenmen­schen nur höchst un­gern der Un­bill un­ter­zo­gen, sich aus­führlich zu waschen, sol­ches Tun spä­ter sogar der In­quisition als Verdachts­moment diente, hatten diese Bä­der für die Mauren ho­he Be­deu­tung. Sie dien­ten nicht nur der Reinigung, sondern auch als Treff­punkt, wa­ren Kom­muni­kationszentrum und wohl auch Ort kon­s­pi­ra­ti­ver Ge­sprä­che. Die hie­sigen Badeanlagen stammen aus der Zeit des 13.-15. Jh. und sind nach dem da­mals üblichen System errichtet: Ein Vorbau diente als Um­klei­deraum, gefolgt von drei Badehallen. In der ersten Halle wurde kalt geba­det, die zweite und größte be­saß lauwarmes Wasser, die dritte und der Hei­zungs­anlage am nächsten gele­gene Halle fungierte als Heiß- und Dampf­bad.

      Der Palacio de Al Mutasim 15 nimmt einen großen Teil des zweiten Bereichs in An­spruch. Die Pracht dieses Palasts, der in der zweiten Hälfte des 11. Jh. dem Tai­fa-Herrscher Al Mutasim als Re­sidenz diente, wurde von den Zeit­ge­nos­sen in den höchs­ten Tönen geprie­sen. Leider liegt der Prunkbau heute in Trüm­mern. Der un­über­sichtliche, da keineswegs symmetrisch ange­leg­te Grund­riss gliedert sich in drei Ab­schnitte. Im Osten lagen die Wirt­schafts­gebäude, die teilweise rekon­struier­ten Wohn­häuser der Diener­schaft und die Moschee. Weiter west­lich ge­langt man zum Re­gierungspalast mit einem gut 30 Meter langen Innen­hof, dem Empfangssaal an des­sen Nord­seite und einem „Königlichen Pa­villon“ im Süden. Auf der dem Ein­gang zum Pa­tio ent­gegen­ge­setz­ten Seite be­wachten zwei kleine Türme den Ein­gang zur Man­sión privada 16, dem Wohnbereich, der nur dem Herr­scher und seiner Fa­mi­lie vor­be­hal­ten war. Die sicherlich verschwenderisch deko­rierten Privatge­mä­cher grup­pier­ten sich um einen weiteren Innenhof, besa­ßen eine Zisterne, üp­pi­ge Gar­ten­anla­gen und ein eigenes Badehaus (Baños reales) 17, dessen un­ter­irdisches Dampf­hei­zungs­system noch gut zu er­kennen ist.

      Dritter Bereich (Tercer Recinto): Der dritte und am höchsten gelegene Ab­schnitt der Alcazaba entstand erst nach der Einnahme Almerías durch die „Ka­tholischen Kö­nige“. Angesichts der Schäden, die ein Erdbeben von 1487 an der Festung hin­ter­las­sen hatte, beauf­tragten Isabel und Ferdinand ihre Bau­meis­ter mit dem Bau ei­ner neuen Vertei­digungsanlage. 1492 begannen die Ar­beiten, und schon zwei Jah­re spä­ter sollen sie nahezu beendet gewesen sein. Auf­fallend ist der Un­ter­schied der mau­ri­schen zur christlichen Architek­tur, die nicht nur die hohe Erd­be­ben­ge­fahr in der Re­gion, sondern auch den zu­neh­menden Einsatz von Ar­til­le­rie in der Kriegs­füh­rung berücksichtigte. Die Mauern erhielten eine größere Dicke, die Türme wur­den in runder statt vier­eckiger Form errichtet, gestampfter Lehm wich so­lidem Stein. Das Ergebnis die­ser Bauweise war immerhin so dau­er­haft, dass die­ser Be­reich der Al­cazaba bis ins die Anfänge des 20. Jh. als Mi­li­tär­an­lage genutzt wurde.

      Gleich hinter dem Eingang trifft man auf den Platz Patio de Armas 20, der das Zent­rum der Verteidigungsanlage bildet; der Silo etwa in seiner Mitte dien­te einst wohl der Lagerung von Ge­treide. Rechter Hand steht der Turm Tor­re del Homenaje 19, das einzige vier­eckige Exemplar seiner Gattung in die­sem Bereich der Fes­tung; am Portal ist ein schon recht verwittertes Wap­pen der „Katholischen Könige“ zu se­hen. Ein Stück weiter birgt der Turm Torre de la Noria del Viento 21 einen über 70 Meter tiefen Brunnen; der Name des Turms lässt darauf schließen, dass das Was­ser mittels eines Wind­rades nach oben geschöpft wurde. Im äußersten Westen der Alcazaba schließ­lich bie­tet der „Pulverturm“ Torre de la Pólvora 22 eine be­ste­chende Aus­sicht über den Hafen und das Chanca-Viertel.

      Basis-Infos

      Information Oficina de Turismo, Parque Nicolás Salme­rón, Ecke Calle Martínez Campos, an der ha­fen­nahen Promenade; Tel. 950 175220, [email protected]. Zuständig für die Stadt und ganz Andalusien; freund­liches Per­so­nal, teilweise sogar deutsch­spra­chig. Mo-Fr 9-19.30 Uhr, Sa/So 9.30-15 Uhr.

      Oficina Municipal de Turismo, Plaza Consti­tución bzw. Plaza Vieja 1, in der Alt­stadt, Tel. 950 210538. Geöffnet Mo-Fr 9-15 Uhr, Sa/So 10-14 Uhr, im Juli/August Mo-Sa 10-14, 18-20 Uhr, So 10-14 Uhr. www.turismodealmeria.org.

      Verbindungen Flug: Flughafen (Tel. 913 211000, www.aena.es) etwa acht Ki­lo­me­ter öst­lich der Stadt, nahe der AL 12 Rich­tung Níjar; häu­fige Busverbin­dung mit der Sur­bus-Linie L30 zum Busbahnhof.

      Bahn: Bahnhof

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