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»Ich musste ganze neun Monate warten, um die Sicherheit zu haben, dass tatsächlich ich ihr Vater bin und nicht irgendein anderes Arschloch«, erklärte Jonah verbittert und schnaubte leise.

      Ich schluckte trocken. »Das habe ich nicht gewusst.«

      »Natürlich hast du das nicht. Niemand weiß es. Nicht einmal Beth. Der Einzige, dem ich das anvertraut hatte, war Ben.« Jonah schien wütend. Und enttäuscht. Vor allem aber verletzt. Das hatte ich nicht erwartet, als ich ihm angeboten hatte, mir die Wahrheit zu sagen. Ich konnte mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie das für ihn sein musste. All die Zeit nicht zu wissen, ob es sein Kind war, das seine Freundin, die Frau, die er liebte, in sich trug. Das war grausam! Kein Mensch hatte verdient, so etwas durchmachen zu müssen. Jonah schon gar nicht!

      »Das… tut mir leid.« Ich wusste einfach nicht, was ich sonst hätte anderes sagen sollen. Ich war schier fassungslos. Doch gleichzeitig sickerte Verständnis zu mir durch – Verständnis, weshalb Jonah zu Emilia so war wie er war. Sie hatte ihn verletzt und ihm sein Herz gebrochen. Mehr als das sogar. Unvorstellbar, was sie ihm angetan hätte, wäre Gracey nicht sein Kind gewesen.

      Jonah lächelte bitter und sah mich durchdringend an. »Tut es das wirklich, Schneewittchen? Denn für mich fühlt es sich nach wie vor irgendwie wie Karma an. Oder zumindest etwas ähnliches.«

      »Karma?« Ich verstand nicht, was er damit sagen wollte.

      »Na ja… Ich war ein richtiger Mistkerl früher, das weißt du. Zu viele Mädchen, zu viele Frauen, mit denen ich nur gespielt habe, um meinen Spaß zu haben. Kein Wunder, dass sich das Universum irgendwann an mir rächen wollte, findest du nicht?«

      Entsetzt starrte ich ihn an. War das sein verdammter Ernst? »Niemand verdient so etwas, Jonah. Auch du nicht. Außerdem wussten die meisten Mädchen und Frauen immer, worauf sie sich bei dir einlassen. Du hast bezüglich deiner Absichten niemals gelogen. Sie sind also selbst schuld, wenn sie sich dennoch auf dich eingelassen haben.«

      Jonah lächelte verletzt und sah mich an. »Du demnach auch?«

      Ich seufzte schwer. »Ja. Ich bin auch selbst schuld.«

      Sechs Jahre zuvor

      »Hey! Annabelle, richtig?« Ich war zwar neu auf der Greenfield Highschool, doch so neu nun auch wieder nicht, dass er nach meinem Namen fragen musste.

      »Genau«, erwiderte ich dennoch lächelnd, »Hallo Matt.« Ich wusste wenigstens, wie der Typ hieß, mit dem mich meine neue Freundin Torrey verkuppeln wollte. Seit Wochen hing sie mir mit dem Quarterback der Schulfootballmannschaft in den Ohren. Offensichtlich starrte er mich in den Mittagspausen immer wieder an, erzählte sie. Bemerkt hatte ich es jedoch bisher noch nie.

      »Wollen wir uns vielleicht raussetzen?« Matt deutete auf einen Tisch vor dem kleinen Diner der Kleinstadt, einen, der direkt neben der vielbefahrenen Hauptstraße lag. Entweder war das hier sein erstes Date oder aber er schien nicht vorzuhaben, sich mit mir großartig zu unterhalten. Zumindest war das unmöglich bei dem Straßenlärm draußen.

      Da ich dennoch nicht unhöflich sein wollte, nickte ich einfach und folgte ihm zu dem Tisch, an dem ich mich ihm gegenüber setzte. Matt war groß und hatte wahnsinnig breite Schultern. Ein waschechter Footballer eben. Normalerweise so gar nicht mein Fall. Doch selbst mein Bruder war begeistert von der Idee, mich mit Matthew Jackson zu verkuppeln. Vielleicht weil er dachte, so würde ich Jonah endlich vergessen können. Er hatte ja keine Ahnung…

      »Du bist erst vor ein paar Monaten hergezogen, hab ich gehört«, begann Matt, nachdem er sich und mir einen einfachen Milchshake bestellt hatte, ohne mich vorher überhaupt zu fragen, was ich wollte oder mich gar selbst aussuchen zu lassen. »Wie findest du es bisher so in Greenfield?«

      Sollte ich ehrlich sein und ihm sagen, dass ich es hasste? Nein! Dafür würde Torrey mich steinigen. Und Ben? Er wäre enttäuscht. Das wollte ich beiden nicht antun, daher lächelte ich und sagte: »Es ist wirklich cool hier.« Und ätzend langweilig. Vor allem aber fehlte etwas. Oder jemand…

      »Wieso seid ihr umgezogen? Haben deine Eltern einen neuen Job…«

      »Meine Eltern sind tot«, unterbrach ich ihn trocken und stieß ihn damit scheinbar vor den Kopf.

      Knallrot lief er im Gesicht an und starrte auf die Tischplatte. »Das tut mir leid. Das wusste ich nicht.« Natürlich wusste er das nicht. Woher auch? Hatte ich das Wort Waise auf der Stirn stehen? Sicher nicht.

      »Fährst du gern Skateboard?«, fragte ich Matt neugierig, während ich an meinem Strohhalm zog und versuchte das Thema Eltern auszusparen. Dafür kannte ich den Jungen vor mir nicht gut genug, um mit ihm über Mom und Dad zu sprechen. Schon gar nicht über ihren Tod.

      »Skateboard?«, fragte er perplex, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein, nicht wirklich. Ich hatte zwar mal ein Board geschenkt bekommen, doch das ist nicht so mein Fall. Ich spiele lieber Football.« Das befürchtete ich schon.

      »Und sonst so? Außer Football, meine ich?« Auch wenn Matt nicht gerade schlecht aussah – ganz im Gegenteil sogar, er sah ziemlich gut aus, wenn auch nicht so, wie ich mir einen Jungen wünschte – ich hoffte, es steckte mehr hinter diesem hübschen Gesicht.

      Matt überlegte eine ganze Weile, bis er antwortete. Zu lange für das, was dann seine Lippen verließ: »Eigentlich nur Football. Und am Wochenende natürlich Partys.«

      Ich musste mich zusammenreißen, um mein Gesicht nicht zu verziehen. Jonah hätte Matt sicher ausgelacht oder mich gefragt, ob ich übergeschnappt sei, mit solch einem Vollidioten auszugehen. Jonah hätte mir auch längst seine Jacke angeboten, denn es war offensichtlich, dass ich hier draußen fror. Es war schließlich tiefster Herbst und das Wetter war nicht gerade dafür geeignet, draußen zu sitzen und bescheuerte Milchshakes zu schlürfen.

      Jonah hätte mich außerdem selbst bestimmen lassen, was ich mir bestellen möchte und mich eng an sich gezogen, um anderen Idioten zu zeigen, dass sie erst einmal an ihm vorbei mussten, wenn sie an mich heran wollten.

      Jonah wäre alles, was Matt offensichtlich nicht war und tief in mir drin wusste ich, so würde es immer sein und bleiben. Jonah war alles, was ich wollte, ganz egal, was er mir angetan hatte oder wie sehr ich versuchte, ihn zu vergessen.

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