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— es war ein großer Men­schen­af­fe. Beim Vor­rücken gab er tie­fe Kehl­lau­te und ge­le­gent­lich bel­len­de Töne von sich.

      Clay­ton war et­was ent­fernt von der Hüt­te, da er da­bei war, einen schö­nen Baum, der sich ge­ra­de für sei­ne Bau­zwe­cke be­son­ders eig­ne­te, zu fäl­len. Er war sorg­los ge­wor­den, da er und sei­ne Frau mo­na­te­lang in den Ta­ge­s­stun­den kein ge­fähr­li­ches Tier ge­se­hen hat­ten. So hat­te er denn auch sei­ne Büch­sen und Re­vol­ver in der Hüt­te ge­las­sen, und als er nun den großen Af­fen durch das Un­ter­holz di­rekt auf sich zu­kom­men sah, und zwar in ei­ner Rich­tung, die ihm prak­tisch ein Ent­kom­men un­mög­lich mach­te, fühl­te er doch einen Schau­der den Rücken ent­lang rie­seln.

      Da er nur mit ei­ner Axt be­waff­net war, wuss­te er, dass sei­ne Aus­sich­ten in ei­nem Kamp­fe mit dem wil­den Tie­re sehr ge­ring wa­ren, — und Ali­ce? O Gott, sag­te er sich, was wird aus Ali­ce wer­den?

      Es war kaum dar­an zu den­ken, die Hüt­te zu er­rei­chen. Er wand­te sich aber dort­hin und rann­te dar­auf los, in­dem er sei­nem Wei­be laut zu­rief, hin­ein­zu­ei­len und die Tür zu schlie­ßen, falls der Affe ihm den Weg ab­schnitt.

      Lady Grey­sto­ke saß in ei­ni­ger Ent­fer­nung vor der Hüt­te und als sie sein Schrei­en hör­te, schau­te sie auf und sah, wie der Affe mit ei­ner für ein so schwe­res und un­ge­len­kes Tier fast un­glaub­li­chen Schnel­lig­keit vor­wärts sprang, um Clay­ton zu über­ho­len.

      Mit ei­nem lau­ten Schrei stürz­te sie zur Hüt­te, und wäh­rend sie hin­ein­eil­te, warf sie nach rück­wärts einen Blick, der ihre See­le mit Schre­cken er­füll­te, denn das Tier hat­te ih­rem Gat­ten den Rück­weg ab­ge­schnit­ten, und er stand nun vor dem Brau­nen, die Axt mit bei­den Hän­den fas­send, be­reit, sie ge­gen das wü­ten­de Tier zu schwin­gen, so­bald es sei­nen En­d­an­griff mach­te.

      Schließ die Tür und ver­rie­gle sie, Ali­ce! rief Clay­ton. Ich kann den Kerl mit mei­ner Axt er­le­di­gen.

      Er wuss­te aber, dass er von ei­nem schreck­li­chen Tod be­droht war, und auch sie wuss­te es.

      Der Affe war ein schwe­res Tier, das Wohl drei Zent­ner wie­gen moch­te. Sei­ne düs­te­ren, nahe bei­ein­an­der­ste­hen­den Au­gen leuch­te­ten vor Hass un­ter den bu­schi­gen Brau­en, und sei­ne großen Fang­zäh­ne wur­den sicht­bar wäh­rend ei­nes furcht­ba­ren Knur­rens, das er aus­stieß, in­des er einen Au­gen­blick vor sei­nem Op­fer still­hielt.

      Clay­ton sah den Ein­gang sei­ner Hüt­te nicht zwan­zig Schrit­te ent­fernt, und ein furcht­ba­rer Schre­cken er­fass­te ihn, als er sein Weib dar­in auf­tau­chen sah, be­waff­net mit ei­nem Ge­wehr. Sie hat­te im­mer Angst vor ei­ner Feu­er­waf­fe ge­habt und hat­te nie eine be­rüh­ren wol­len, aber jetzt stürz­te sie auf den Af­fen los mit dem Mut ei­ner Lö­win, die ihr Jun­ges ver­tei­digt.

      Zu­rück, Ali­ce! rief Clay­ton, um Him­mels­wil­len, geh‹ zu­rück!

      Sie woll­te aber nicht dar­auf hö­ren, und da ge­ra­de im sel­ben Au­gen­blick der Affe zum An­griff über­ging, konn­te Clay­ton wei­ter nichts mehr sa­gen.

      Mit ge­wal­ti­ger Kraft schwang Clay­ton sei­ne Axt, aber das mäch­ti­ge Tier er­fass­te sie mit sei­nen schreck­li­chen Hän­den, riss sie ihm aus der Hand und schleu­der­te sie weit zur Sei­te. Knur­rend kam es nä­her an sein schutz­lo­ses Op­fer her­an, aber ehe es ihn noch um­fas­sen konn­te, hat­te Frau Clay­ton einen Schuss ab­ge­feu­ert. Die Ku­gel drang dem Af­fen zwi­schen den Schul­tern in den Rücken.

      Wü­tend warf das Un­ge­tüm Clay­ton zu Bo­den und rück­te nun ge­gen sei­nen neu­en Feind los. Vor ihm stand die angst­er­füll­te Frau. Sie ver­such­te dem Tier noch­mals eine Ku­gel in den Leib zu ja­gen, aber sie ver­stand den Mecha­nis­mus der Waf­fe nicht, und der Schutz ver­sag­te.

      Schrei­end vor Schmerz stürz­te der Affe auf die Frau los, und vor Schre­cken fiel sie ohn­mäch­tig nie­der.

      Im sel­ben Au­gen­blick sprang Clay­ton wie­der auf und eil­te auf den Af­fen zu, ohne zu be­den­ken, dass er mit blo­ßen Hän­den nichts ge­gen ihn aus­rich­ten kön­ne. Aber er woll­te das Letz­te ver­su­chen, um sein ge­lieb­tes Weib zu ret­ten.

      Kaum hat­te er die Hand an das mäch­ti­ge Tier ge­legt, als es leb­los vor ihm auf den Ra­sen roll­te. Der Affe war tot! Die Ku­gel hat­te ihn töd­lich ge­trof­fen.

      Als Clay­ton sah, dass die Ge­fahr be­sei­tigt war, wand­te er sich so­fort sei­ner Frau zu. Zum Glück war sie nicht ver­letzt, aber sie war noch im­mer be­wusst­los.

      Vor­sich­tig hob er sie auf und trug sie in ihre Hüt­te, wo er sie sanft aufs Bett leg­te.

      Es ver­gin­gen aber zwei Stun­den, bis sie die Be­sin­nung wie­der er­lang­te. Ver­wun­dert schau­te sie in der Hüt­te um­her, und dann sag­te sie seuf­zend:

      O John, es ist doch gut, dass wir wirk­lich zu Hau­se sind! Ich hat­te einen fürch­ter­li­chen Traum. Es war mir, als ob wir nicht mehr in Lon­don, son­dern an ei­nem schreck­li­chen Ort wä­ren, wo wir von wil­den Tie­ren an­ge­fal­len wur­den.

      Be­ru­hi­ge dich, Ali­ce, sag­te er, in­dem er ihre Stir­ne strei­chel­te, ver­su­che wie­der zu schla­fen, und den­ke nicht mehr an den bö­sen Traum.

      Noch in der­sel­ben Nacht wur­de in der Hüt­te am Ur­wald ein Sohn ge­bo­ren, wäh­rend ein Leo­pard vor der Tür schrie und aus der Fer­ne das Brül­len ei­nes Lö­wen er­klang. - - - Lady Grey­sto­ke er­hol­te sich aber nie wie­der von der Ner­ve­n­er­schüt­te­rung, die sie bei dem Über­fall durch den Af­fen er­lit­ten hat­te. Ob­schon sie nach der Ge­burt ih­res Soh­nes noch ein Jahr lang leb­te, ver­ließ sie die Hüt­te nicht mehr, und es kam ihr nie mehr ganz zum Be­wusst­sein, dass sie nicht in Eng­land war.

      Manch­mal woll­te sie Clay­ton über die merk­wür­di­gen nächt­li­chen Geräusche be­fra­gen, über die rohe und kunst­lo­se Ein­rich­tung ih­res Hei­mes, in dem sie ihre Be­dien­ten und ihre Freun­de ver­miss­te, und ob­schon er kei­nen Ver­such mach­te, sie zu täu­schen, so konn­te sie doch den Zu­sam­men­hang des Gan­zen nicht er­fas­sen.

      Im Üb­ri­gen war sie ganz ver­nünf­tig. Sie war glück­lich, einen klei­nen Sohn zu ha­ben, und sie freu­te sich, dass ihr Gat­te ihr be­stän­dig so viel Auf­merk­sam­keit er­wies.

      So war je­nes Jahr trotz­dem für sie ein glück­li­ches, ja das glück­lichs­te ih­res jun­gen Le­bens.

      Dass es nur von Angst und Sor­gen er­füllt ge­we­sen wäre, wenn sie noch ihre vol­len geis­ti­gen Fä­hig­kei­ten be­ses­sen hät­te, wuss­te Clay­ton sehr wohl. Ob­schon er ent­setz­lich dar­un­ter litt, sie in die­sem Zu­stand zu se­hen, so war es ih­ret­we­gen doch ein Trost für ihn, dass sie ihre Lage nicht mehr er­kann­te. Schon lan­ge hat­te er die Hoff­nung auf Hil­fe auf­ge­ge­ben. Er wuss­te sehr wohl, dass sie ihm nur noch durch einen güns­ti­gen Zu­fall zu­teil­wer­den könn­te.

      In­zwi­schen hat­te er mit un­er­müd­li­chem Ei­fer an der Ver­schö­ne­rung sei­nes Heims ge­ar­bei­tet.

      Lö­wen, und Pan­ther­fel­le be­deck­ten den Bo­den. Schrän­ke und Bü­cher­re­ga­le stan­den an den Wän­den. Merk­wür­di­ge Va­sen, die er mit ei­ge­ner Hand aus Lehm ge­formt hat­te, wa­ren mit präch­ti­gen tro­pi­schen Blu­men ge­füllt, Vor­hän­ge aus Gras und Bam­bus be­deck­ten die Fens­ter, und — was be­son­ders

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