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ersten Christen hingegen sahen in Jesu Tod etwas ganz anderes. Sie sahen im Kreuz die Tür, die es mittelmäßig liebevollen Menschen wie dir und mir möglich macht, Schalom zu leben. Erneuerte Beziehungen zu Gott und zu Menschen.

      Sie erkannten im Kreuz die Wende der Weltgeschichte, weil hier kein vorbildlicher Mensch gestorben war, sondern Gott selbst, so sagten sie. Und weil er damit gezeigt hatte, wie weit Gottes Liebe zu uns Menschen geht – bis zum äußersten nämlich. Bis zur völligen Selbstaufgabe. Und weil Jesus nach drei Tagen auferstand und somit am Kreuz die Liebe wirklich – unglaublicherweise! – über den Tod gesiegt hatte.

      Die Liebe

      über

      den Tod

      gesiegt hatte.

      Sie verstanden: Gott kam wirklich auf unsere Seite des Risses. Und ermöglicht jenseits von Eden ein Leben in Verbindung mit ihm. Und wenn die Trennung von Gott der Beginn der Zerstörung menschlicher Beziehungen war, dann ist die wiederhergestellte Beziehung zu Gott der Beginn heilender Beziehungen zwischen Menschen. Und das … das wäre dann der Anbruch des Reiches Gottes! Der Beginn des Himmels auf Erden. Jesus hatte ihn wirklich im Gepäck.

      So wurde das Kreuz zum Schlüsselsymbol für die Hoffnung, dass am Ende alles Sinn machen wird und es sich tatsächlich lohnt, an die Liebe zu glauben.

      Liebe ist tatsächlich ewig.

      Gottes Liebe!

      Allerdings ist es eine andere Art Liebe als die, die wir gewohnt sind. Was wir heute Liebe nennen, hätten die alten Griechen Eros genannt. Das klingt nicht zufällig nach Erotik, aber es ist mehr als das. Eros ist jede Art von Liebe, die vom Objekt der Liebe ausgelöst wird. Das ist der Fall, wenn man sich verliebt. Aber auch, wenn ein Kind mit seinem Lächeln unser Herz gewinnt, dich der Anblick einer grandiosen Landschaft überwältigt oder Musik dich verzaubert.

      Eros ist die Liebe, die liebt, weil etwas oder jemand so ist, dass es Liebe in uns auslöst. Eros ist eine Reaktion.

      Die Griechen haben Eros die emporsteigende Liebe genannt. Etwas fasziniert uns, wir schauen auf, wir fühlen uns angezogen, wir wollen es haben, wir brauchen es – wir lieben es.

      Oder sie.

      Oder ihn.

      Klar ist: ewigen Eros gibt es nicht. Spätestens wenn der Traummann 105 ist, verkalkt und mit seinem Nachttopf nach dir wirft, ist Eros Geschichte. Eher schon früher.

      Ewige Liebe allerdings ist anders. Die Griechen nannten sie Agape, die herabsteigende Liebe. Diese Liebe gilt jemandem oder etwas, das nicht zwangsläufig liebenswert ist. Agape beugt sich herunter und indem sie liebt, erhebt sie das Objekt der Liebe. Diese Liebe ist nicht Reaktion, sondern Aktion.

      Eros liebt, weil etwas wertvoll ist. Agape verleiht Wert, weil sie liebt.

      Was selten sehr romantisch ist.

      Was sogar an einem Kreuz enden kann.

      Die herabsteigende Liebe ist die, die die ersten Christen in Jesus erkannten. Eine Liebe, die nicht vorhat, glücklich zu werden, sondern zu leiden. Die sich herunterbeugt. Bis ganz, ganz unten. Und die uns Menschen dadurch ungeahnten Wert verleiht.

      Die ersten Christen wussten: Diese Art Liebe ist nicht menschlich. Sie liegt uns nicht im Blut. Sie wird schmerzlich vermisst auf diesem Planeten, weil nämlich Gott diese Liebe ist und diese Welt keine Verbindung mehr zu ihm hatte.

      Bis jetzt. Bis Jesus. Jetzt ist sie da.

      Und sie begannen, an sie zu glauben, die ewige Liebe. Und sie zu leben.

      Und das war der Beginn der Kirche.

      Sie entstand, weil die kleine von Jesus gegründete Gemeinschaft sich multiplizierte und fortführte, was er begonnen hatte. Zu leben und zu lieben wie er. Man traf sich wöchentlich im Tempel, feierte Gott und half einander, Gott zu lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit ganzem Verstand. Man saß täglich in den Häusern beim Essen zusammen, teilte das alltägliche Leben und übte sich darin, der entstandenen Gemeinschaft eine reale Form zu geben. Und man trug die Liebe Gottes zu denen in der Gesellschaft, die sie am nötigsten hatten. Den Alleingelassenen. Denen in Not. Um die Nächsten zu lieben wie sich selbst.

      Man lebte die drei Dimensionen der Liebe, um die es in diesem Kapitel geht.

      Natürlich war die Kirche nie der Himmel auf Erden. Man musste blind sein, um ihre Fehlerhaftigkeit zu übersehen – damals schon. Aber sie war ein Anfang. Eine Gemeinschaft, in der man eine Ahnung bekommen konnte, wie geheilte Beziehungen aussehen. Ein Projekt, das Hoffnung machte, dass eines Tages Schalom Realität werden wird. Eine Bewegung, die an die Kraft der Liebe glaubte und daran, dass Gott ihr Ursprung ist.

      Einer der Schüler Jesu – im Zwölferteam war er immer der Jüngste gewesen – schrieb als uralter Mann an seine Kirche:

      Ich würde nicht wagen, so was zu schreiben, wenn es nicht in der Bibel stünde. Denn diese Sätze sind krass.

      Gott ist Liebe.

      Lieben bedeutet Gott kennen.

      Liebe ist das Geheimnis des Lebens.

      Ab heute lieben wir ewig.

      Novalis und Paulus haben doch recht.

       LebensMuster Triangel

      So, das waren bisher recht große Gedanken. In der Einleitung habe ich jedoch versprochen, dass es um einfache Muster geht, die du auf dein Leben übertragen kannst.

      Also, wenn die großen Gedanken zusammengefasst so lauten:

      Image Der Sinn des Lebens liegt in Beziehungen.

      Image Jesus Christus lebte uns vor, wie es geht.

      Image Sein Auftrag an uns lautet, es genauso zu machen.

      Image Am Kreuz hat er alles getan, damit wir das können: Gott lieben. Menschen lieben. Mit Liebe die Welt verändern.

      Wenn das die großen Ziele sind, dann brauchen wir einen einfachen Weg, wie wir dem morgen und übermorgen und den Rest unseres Lebens näher kommen können.

      Und dabei hilft uns das Bild der Triangel.

      Es gibt wohl kein einfacheres Musikinstrument als dieses. Ein simples Metalldreieck, das gerade mal in der Lage ist, einen einzigen Ton zu erzeugen. Und es ist nicht mal ein besonders schöner – durchdringend hell und metallisch. Während eines Musikstücks hat die Triangel deshalb nur alle Schaltjahre mal ihren Einsatz. Irgendwo in den hinteren Reihen des Orchesters erhebt sich ein bisher übersehener Musiker, klopft in der richtigen Sekunde etwas verschämt auf sein Metalldreieck, verleiht damit der Melodie ein klirrendes Glanzlicht und verschwindet dann wieder in der Bedeutungslosigkeit.

      Triangel spielen

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