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oder andere Bereiche des Gesamtprogramms, die sie weiterentwickeln und für die sie neue Titel und Autoren akquirieren (Acquisition-Editor).

      Die weiteren Aufstiegsmöglichkeiten sind aufgrund der geringen Zahl von Führungspositionen in Verlagen begrenzt. Die Programmleitung, die Redaktionsleitung oder das Cheflektorat gestalten eigenständig einen abgegrenzten Teilbereich des Verlagsprogramms sowohl in inhaltlicher als auch in finanzieller Hinsicht; neben der Projektakquise stehen deshalb die Programmentwicklung sowie zusätzlich die Budgetplanung und -kontrolle im Vordergrund.

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      Karrierewege im Verlag

      Ausüben lässt sich die Tätigkeit fest angestellt in einem Verlag oder selbstständig als Freiberufler. Die Aufgaben und Anforderungen sind in beiden Fällen ähnlich; die Selbstständigkeit erfordert allerdings ein höheres Maß an Flexibilität und Risikobereitschaft bei gleichzeitig schlechterer sozialer Absicherung. Darauf müssen sich auch alle einstellen, die vor allem ›am Text‹ arbeiten wollen.

      Neben einer Selbstständigkeit gibt es außerhalb von Buchverlagen ebenfalls interessante berufliche Chancen: So suchen große Unternehmen, Kommunikations- und Werbeagenturen ebenso wie Verbände oder kulturelle Institutionen für ihre Publikationen immer wieder erfahrene Lektoren. Literarische Agenturen, Book-Packager, Redaktionsbüros und Producer bieten als Dienstleister für die Buchbranche ebenfalls Alternativen. Für Festangestellte ist zudem ein Wechsel vom Lektorat in andere Verlagsbereiche möglich.

      Zu guter Letzt: Die Fähigkeit zu Kommunikation und Networking ist entscheidend für dauerhaften beruflichen Erfolg – nicht nur, weil gute Beziehungen weiterhelfen. Dabei liegt es an jedem selbst, wie stark das inner- und außerbetriebliche Beziehungsnetz ist. Die wichtigste Anlaufstelle für den Branchennachwuchs sind die Jungen Verlags- und Medienmenschen (www.jungeverlagsmenschen.de), für weibliche Beschäftigte sind die Bücherfrauen (www.buecherfrauen.de) eine starke Interessenvertretung, und um die Belange der Freien kümmert sich der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (www.vfll.de). In jedem Fall entstehen durch den regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit anderen Menschen neue Ideen, findet sich Hilfe bei Alltagsproblemen und Rat in schwierigen Situationen.

       Verwendete und weiterführende Literatur

      Breyer-Mayländer, Thomas: Wirtschaftsunternehmen Verlag. Märkte analysieren und bewerten, Herstellungsprozesse verstehen und planen, Medialeistungen bewerben und verkaufen, Medienprodukte vertreiben, Arbeitsprozesse in Redaktion oder Lektorat organisieren. 5. Auflage. Frankfurt a. M.: Bramann 2014.

      Ein Standardwerk für Ausbildung und Studium.

      Groothuis, Rainer: Wie kommen die Bücher auf die Erde? Über Verleger und Autoren, Hersteller, Verkäufer und das schöne Buch. Köln: DuMont 2018.

      Dieses schön illustrierte Buch zeigt ebenso anschaulich wie unterhaltsam, was Verlage machen, und eignet sich auch vorzüglich als Geschenk.

      Röhring, Hans-Helmut; Fetzer, Günter: Wie ein Buch entsteht. Einführung in den Buchverlag. 10. Auflage. Darmstadt: WBG 2019.

      Ein immer noch aktueller Klassiker, der eine knappe Einführung in die Arbeitsabläufe von Buchverlagen bietet.

      Schickerling, Michael; Menche Birgit: Bücher machen. Ein Handbuch für Lektoren und Redakteure. 3. Auflage. Frankfurt a. M.: Bramann 2012.

      Der Vorläufer dieses Werks geht ausführlich auch auf alle praxisrelevanten Fragen zu Recht, Herstellung, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Vertrieb und freies Lektorat ein.

      Schlüter, Okke: Das Buch im Kontext der Medienkonvergenz. Frankfurt a.M.: Bramann 2020.

      Das Buch thematisiert grundlegende Veränderungen im Verlagsgeschäft. In Anbetracht technischer Entwicklungen ist ›Bücher publizieren‹ nur noch eine Option von vielen.

      VFLL (Hg.): Leitfaden Freies Lektorat. 11. Auflage. Frankfurt a. M.: Bramann 2018.

      Das Handbuch des Lektorenverbands bietet umfassende und praxiserprobte Hilfen für den Arbeitsalltag von Freien.

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       Programm- und Projektplanung

       Praxisbeispiel 1

      Die Verlagsgründerin hatte die Zügel immer fest in der Hand: Alle Entscheidungen liefen über ihren Tisch, die Autorenkontakte pflegte sie höchstpersönlich. Nun ist sie schwer erkrankt, und niemand weiß so recht, wie es weitergeht. Die von ihr akquirierten Titel reichen noch für das nächste Programm – und dann? Nachdem drei Verlagsmitarbeiter ein Seminar zur Programmplanung besucht haben, teilen sie die Arbeit unter sich auf: Die dienstsälteste Kollegin wird mit allen Autoren telefonieren und sie nach neuen Buchideen fragen – da findet sich bestimmt etwas. Der Volontär durchforstet die Backlist und prüft, welche Titel durch eine Neuauflage frischen Schwung bekommen könnten. Und eine Lektorin wird endlich ihre Idee für eine neue Reihe umsetzen, die schon lange in ihrer Schublade liegt, im Detail durchdacht ist und für die es sogar zwei konkrete Themenangebote gibt. Dass sie die Dinge jetzt selbst in die Hand nehmen, werden sie der Verlegerin beim nächsten Krankenbesuch vorsichtig beibringen.

       Praxisbeispiel 2

      In Asien bereits ein Riesentrend: ›Sports Fantasy‹, kurze Romane mit cricketspielenden Gnomen und Elfen. Die Lektorin hat dazu gerade ein erstes Angebot vorliegen, aber eine kurze Marktrecherche ergibt: Cricket kennt hierzulande kaum jemand. Aber wenn man das Ganze vielleicht ins Eishockeymilieu verlegt und als Setting die Alpenlandschaft um ein verzaubertes Neuschwanstein wählt? Dann könnte man die Lizenz auch gut ins Ausland verkaufen. Die Lektorin überzeugt ihre Programmleiterin, es zunächst mit einem Titel zu versuchen, und den Marketingchef, dafür eine starke Social-Media-Kampagne zu entwickeln. So lässt sich die avisierte junge, vorwiegend weibliche Leserschaft, die sie bei ihrer Zielgruppenrecherche als erfolgversprechend identifiziert hat, am besten erreichen.

       Praxisbeispiel 3

      Die bisher erfolgreiche Ratgeberreihe, Aushängeschild des Verlags, verkauft sich von Jahr zu Jahr immer schleppender. Um herauszufinden, woran das liegt und was man besser machen könnte, arbeiten der verantwortliche Lektor, ein Kollege aus dem Marketing und die Vertriebschefin mit der Business-Model-Canvas. Ihre Leitfrage: Welche Faktoren gefährden das Geschäft mit unserer Buchreihe? Schnell wird klar: Die Leser informieren sich zunehmend in kleinen Häppchen im Internet, oft auf Special-Interest-Seiten, die teils eine erstaunlich große und engagierte Fangemeinde haben. Die eigenen Produkte müssten in Zukunft also viel flotter und übersichtlicher als bisher aufbereitet werden. Und der Verlag sollte eine eigene Online-Community rund um seine Themenwelt aufbauen oder Kooperationen mit Influencern eingehen. Gut gemachte Bücher allein reichen für den Erfolg jedenfalls nicht mehr.

      Immer mehr Bücher – immer weniger Zeit zum Lesen. 2019 erschienen auf dem deutschen Buchmarkt etwa 78.800 Titel erstmals oder in einer Neubearbeitung,3 immerhin 18 Prozent weniger als im Spitzenjahr 2007.4 Hinzu kommen 9.500 Novitäten in Österreich5 und 4.800 deutschsprachige Neuerscheinungen in der Schweiz6 Da stellt sich die Frage: Wer soll das alles lesen? Denn nur 31 Prozent der Bevölkerung nehmen zumindest einmal pro Woche ein gedrucktes Buch in die Hand, 32 Prozent tun das nie, und bei E-Books sieht es noch schlechter aus. Bücher lesen gehört damit schon lange nicht mehr zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen – und rangiert weit abgeschlagen hinter dem Spitzenreiter Fernsehen (94 Prozent) oder der Nichtaktivität Ausschlafen (61 Prozent).7Für die Lektüre von gedruckten und digitalen Büchern stehen täglich durchschnittlich 26 Minuten zur Verfügung – während es für die Lektüre im Internet 101 Minuten

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