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Gesammelte Science-Fiction & Dystopie Romane (12 Titel in einem Band). Paul Scheerbart
Читать онлайн.Название Gesammelte Science-Fiction & Dystopie Romane (12 Titel in einem Band)
Год выпуска 0
isbn 9788075836403
Автор произведения Paul Scheerbart
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Das erinnert mich«, sagte Mafikâsu nach langer langer Pause, »an eine neue Art von Kometen, die wir in einem sehr hellen Nebelflecke beobachtet haben. Da entstehen aus einem Kometen, der Glaskörper hat, in einem Augenblicke mehrere, und die kreisen dann umeinander und können sich jederzeit wieder vereinen. Ich bin überhaupt der Meinung, daß so einfache Lebewesen, wie es die Mondmänner sind, nur sehr selten im Raume zu finden sein dürften. Ich nehme wenigstens an, daß wir, wenn wir von unsrem Verhältnis zu unsrem Stern absehen, einfach sind und nicht ein Doppelleben führen. «
»Vergessen wir nicht«, sagte Zikáll, »daß wir zwei Rasibéffs und zwei Nadûkes und zwei Klambátsche haben. Und es wäre wohl sehr wichtig, zu hören, was diese drei oder sechs Personen zu dem, was Mafi meinte, sagen.«
Und man unterhielt sich am nächsten Morgen mit den beiden Rasibéffs - und zwar mit jedem einzeln:
Und es war merkwürdig, daß beide die Empfindung hatten, ihr andres Ich sei sowohl in ihnen - wie auch so außerhalb ihrer Natur, daß es sie immer ganz umschlossen hielte.
Dasselbe sagten auch die beiden Nadûkes und die beiden Klambátsche.
Aber alle sechs fühlten sich, obgleich ihnen das Verhältnis zu ihrem Nebenmann sehr geheimnisvoll erschien, trotzdem als einfach Naturen; sie empfanden ihr andres Ich zuweilen nur als eine Art Brusterweiterung.
Als nur noch zehn Jahre bis zur Entscheidung hin waren, da machte der große Loso eine Entdeckung, die den Mondvölkern mal wieder einen fürchterlichen Stoß gab:
Loso hatte einfach in einem photographierten irdischen Amtsblatte die Nachricht gelesen, daß ein Staat der Erdmänner, der über hundert Jahre die allgemeine Wehrpflicht anerkannte, diese ganz einfach abgeschafft habe - da seine Regierungsmänner überzeugt waren, daß sie in absehbarer Zeit von feindlichen Nachbarn nicht angegriffen werden könnten.
Weshalb dieser alte Militärstaat seine Stellung auf Erden für so unantastbar hielt - das stand in dem Amtsblatt nicht drin aber ein Staat hatte den Militarismus tatsächlich abgeschafft - das genügte ja.
Und Knéppara konnte lächelnd sagen:
»Es gibt eben überall Wunder - nicht bloß in der weiten Ferne. «
Die Mondleute konnten sich von ihrem Schreck nicht so rasch erholen.
Knéppara lächelte.
Es lächelten aber nicht viele mit ihm.
Die Sache kam so überraschend; man hatte gar nicht mehr erwartet, daß ein Staat der Erdmänner die bunten Röcke der Massenmörder an den Nagel hängen könnte.
Und nun wars doch so gekommen.
Die Weltfreunde priesen Mafikâsus Vorsicht, der damals vor vierzig Jahren verlangt hatte, daß die Gegner des großen Fernrohrs erst dann ihren Willen haben sollten, wenn drei Staaten das stehende Heer abgeschafft hätten.
Nun waren aber noch zehn Jahre hin bis zur großen Entscheidungsstunde.
Bis dahin konnten zwei weitere Staaten ihre jetzt von den meisten Mondleuten gefürchteten friedensfreundlichen Reformpläne doch noch durchsetzen.
Somit schwoll die Beunruhigung immer mehr an.
Und während nun alles für die Freunde des großen Fernrohrs auf dem Spiele stand, geschahen am Himmel abermals neue Wunder.
Ein ziemlich ferner Stern, den man nur mit dem Teleskope des Bleikraters sehen konnte, hatte seine Form verändert und wurde zum Stäbchen, und dieses Stäbchen wurde immer größer und größer - als wenn sich der Stern wie ein Stock, dessen Knopf man bisher nur gesehen, aufrichtete.
Wie gerne hätten alle Weltfreunde jetzt wieder das große Fernrohr gehabt!
Die Erdfreunde waren mit den Jahren auch schon Freunde des großen Rohrs geworden, denn die Beobachtung der dummen Erdmänner machte auf die Dauer wirklich keinen Spaß.
Die große Revolution auf der Erde konnte dergroßen Revolution auf dem Monde das Genick brechen - das sahen alle ein.
Und da wurde denn die Spannung auf dem Monde fast ermüdend; alle Teleskope, die die Erde beobachteten, wurden von zahllosen Mondleuten immerzu umlagert - denn jeder wollte in die Zukunft schauen und erfahren, ob noch andre Staaten auf Erden soldatenmüde werden könnten.
Im Laufe der Jahre hatte sich der irdische Militarismus ganz erheblich vergrößert - fast verzehnfacht.
Und das war dadurch gekommen, daß viele Staaten, die so lange kein stehendes Heer gehabt hatten, dieses einführten.
Diese neuen Militärstaaten kamen nun nicht für den Mond in Frage.
Aber durch diese neuen Militärstaaten waren einzelne der alten arg in den Hintergrund gedrängt worden, und es durfte sich niemand wundern, wenn von diesen alten verdrängten Militärstaaten einzelne ihre ganze Rüstung fallenließen, sobald sie annehmen konnten, daß allein die Zwietracht der Nachbarn ihnen etwas Unantastbares verleihe.
Das machte die Mondvölker bitter und gereizt.
Es fehlte nicht an Stimmen, die diese ganze Wettgeschichte für bodenlosen Leichtsinn erklärten und die Schuld natürlich den Ratsherren in den Ballonbauch schoben.
Der Unmut wuchs.
Knéppara hörte manches böse Wort.
Mafikâsu mußte ebenfalls viel hinnehmen.
Man sah immer öfter - einen Mondmann grün anlaufen.
Obgleich sich nun jeder Mondmann der grünen Hautfarbe schämte und gegen jede Ärgerstimmung nach Kräften ankämpfte, so durfte doch nicht geleugnet werden, daß die grüne Farbe am Leibe gar nicht mehr so großen Schrecken erregte und auch gar nicht mehr so furchtbar unangenehm berührte - wie früher.
Und während all dieser Unruhen, die überall ein gewisses Revolutionsparfüm erzeugten, geschahen am Himmel unaufhörlich weitere Zeichen und Wunder.
Aus dem gelben Nebelfleck der sechsten Region löste sich eine große durchsichtige Scheibe los, die allmählich rund wurde und Karminfarbe erhielt.
Und diese runde Scheibe vergrößerte sich und schwebte langsam durch den Hintergrund des Raumes.
Und die Sterne, die sich hinter der karminroten Scheibe befanden, erschienen im Roten als blaue Punkte und zitterten als solche heftig hin und her - die Sterne vor der roten Scheibe blieben in ihrer zumeist goldenen Naturfarbe unbeweglich.
Und dieses Farbenspiel von Rot, Blau und Gold wirkte in den Teleskopen entzückend, obgleich es dem bloßen Auge selbst in der Nacht vollkommen unsichtbar blieb.
Herrlich sah hinter der roten Scheibe der Stockstern aus, der als schnurgrade blaue Linie die rote Scheibe scheinbar in zwei Hälften zerschnitt.
Man denke sich eine große karminrote Scheibe übersät mit blauen und goldenen Sternen und durchschnitten von einer blauen Linie, die sich rechts und links als Goldlinie fortsetzt.
Die ersten Mondmänner der Wissenschaft konnten sich nicht an eine