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– mit einigen Unterbrechungen – bis zur Ming-Dynastie an. Sogar in Westeuropa, wo der Zusammenbruch nach dem Untergang des Römischen Reichs am deutlichsten war, überlebte die christliche Religion in Rom als wichtigstes Kennzeichen für die Unterscheidung zwischen »zivilisierten« und »barbarischen« Völkern.

       Der Aufstieg des Islam

      Die Gründung des Islam im 7. Jh. war ein umwälzendes Ereignis, und die davon inspirierten arabischen Armeen veränderten die politische Landschaft: Der muslimische Herrschaftsbereich erstreckte sich bald von Spanien bis Zentralasien. Christentum und Islam prägten diese Epoche.

      Obwohl kein geeintes Kalifat aufrechterhalten werden konnte, sorgte der Islam für kulturelle Kontinuität, selbst als die Macht sich von den Arabern zu anderen Völkern wie den Türken verlagerte. Die großen Städte der muslimischen Welt übertrafen die der Christenheit an Größe und Entwicklungsstand; muslimische Gelehrte bewahrten das Wissen der alten Griechen und bauten darauf auf. Während des ganzen Mittelalters blieb die islamische Kultur dynamisch und expansiv.

       Das Schicksal Westeuropas

      Westeuropa verlor im Vergleich zur Römerzeit drastisch an Entwicklungsniveau. Kriegerkönige herrschten über dünn besiedelte Gebiete mit Subsistenzlandwirtschaft, und die Region wurde bis ins 10. Jh. immer wieder Ziel von Einfällen, etwa der Wikinger und Magyaren.

      Die Sehnsucht nach dem alten Rom führte 800 zur Kaiserkrönung Karls des Großen, aber das von ihm beanspruchte Römische Reich konnte Westeuropa politisch nicht einen. In Abwesenheit starker zentralisierter Staaten wurde die Gesellschaft von Feudalbeziehungen zusammengehalten. Ab dem 11. Jh. ereignete sich in Westeuropa ein Aufschwung von Kultur, Handel und städtischem Leben. Die »mittelalterliche Warmzeit« (950–1250), während der Europa überdurchschnittliche Temperaturen erlebte, verbesserte die Ernten. Große Kathedralen und Burgen wurden gebaut. Als die christlichen Kreuzfahrer sich bis nach Jerusalem vorkämpften, fanden viele Fortschritte in Medizin, Philosophie, Astronomie und Geografie in der arabischen Welt statt.

       Wachstum und Rückgang

      Man nimmt an, dass die Weltbevölkerung bis zum 13. Jh. auf rund 400 Mio. angewachsen war – doppelt so viel wie zum Höhepunkt der antiken Reiche. Ein umfangreiches Netzwerk verband Europa mit China und den blühenden Handelsreichen Asiens, per Land entlang der Seidenstraße und per See über den Indischen Ozean. Kairo und Venedig gelangten als Zentren dieses Handels zu Reichtum.

      Doch das Leben blieb unsicher. Die Mongolen – Nomadenkrieger aus der asiatischen Steppe – griffen wichtige Städte vom Nahen Osten bis nach Südchina an und verübten große Massaker. Tödliche Seuchen waren ebenfalls weitverbreitet.

      In der Mitte des 14. Jh. fiel dem Schwarzen Tod, der über die Handelswege verbreitet wurde, wohl ein Viertel der Weltbevölkerung zum Opfer.

       Erfindungen und Fortschritt

      Der technische Fortschritt war langsam, aber insgesamt bedeutend. Als fortschrittlichstes Land der Welt war China letztendlich die Quelle der meisten Erfindungen, von Papier und Blockdruck bis hin zu magnetischen Kompassen und Schießpulver. Doch auch das vergleichsweise rückständige Europa profitierte von Verbesserungen in Schiffbau und Metallverarbeitung; die Erfindung und Verbreitung des Pflugs und der Windmühle revolutionierte die Landwirtschaft. Am Ende des Mittelalters hatten sich die westeuropäischen Königreiche von auf Treueeiden beruhenden Feudalstaaten zu stabileren, stärker zentralisierten Staaten entwickelt, die wichtige Ressourcen in große Entdeckungs- und Kolonisierungsunternehmen stecken konnten. In Amerika entwickelten sich währenddessen Kulturen wie die Azteken und Inka unabhängig weiter, unberührt von den Entwicklungen in Eurasien und Afrika – bis zur Ankunft der spanischen Konquistadoren im 16. Jh. image

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      DAS REICH ZU VERGRÖSSERN UND SEINEN RUHM ZU MEHREN

      DIE RÜCKEROBERUNG ROMS DURCH BELISAR (536)

       IM KONTEXT

      FOKUS

       Das Byzantinische Reich

      FRÜHER

      476 n. Chr. Der germanischstämmige Offizier Odoaker setzt den letzten weströmischen Kaiser ab und herrscht in Italien als »patricius«

      493 Der Ostgotenführer Theoderich stürzt Odoaker und wird König, wobei er nominell der byzantinischen Herrschaft unterliegt

      534 Byzanz beendet Herrschaft der Vandalen in Nordafrika

      SPÄTER

      549 Die Byzantiner erobern Rom zum dritten und letzten Mal von den Goten zurück

      568 Die Langobarden fallen in Italien ein und nehmen Land in Besitz, das Justinian für Byzanz zurückerobert hatte

      751 Die Langobarden nehmen mit Ravenna das letzte wichtige byzantinische Besitztum in Norditalien ein

      Am 9. Dezember 536 n. Chr. betrat die Armee des oströmischen Generals Belisar die Stadt Rom durch die Porta Asinaria. Die Ankunft der Byzantiner zwang die damaligen Verteidiger der Stadt, die Ostgoten, zur raschen Flucht durch die nördliche Porta Flaminia. Fast genau 60 Jahre, nachdem das Reich die Kontrolle über Italien verloren hatte, schien der alte Geburtsort des Reichs wieder unter die römische Herrschaft zurückgeholt.

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       Byzanz überlebt

      Während das Weströmische Reich 476 nach einem Jahrhundert der Barbareninvasionen schließlich zusammenbrach, bestand der östliche Teil – das Byzantinische Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) – fort. Seine reichen Provinzen, darunter Ägypten, erlaubten die erfolgreiche Verteidigung seines Territoriums. Doch der Verlust der Geburtsstadt des Reichs war ein herber Schlag für das Prestige der byzantinischen Kaiser, den sie nie akzeptierten. 488 sandte Kaiser Zeno eine Armee germanischer Söldner, Ostgoten, um Odoaker zu vertreiben, der den letzten weströmischen Kaiser abgesetzt hatte. Im Gegenzug wurde ihnen gestattet, als Untertanen des byzantinischen Kaisers Italien zu regieren. Im Übrigen hatten die Goten begonnen, sich auf Reichsgebiete auszudehnen, und Zeno hoffte, dass ihre Entsendung nach Italien beide Probleme lösen würde.

       Der Gotenkrieg

      40 Jahre lang herrschten die Goten relativ ungestört über Italien, doch das änderte sich, nachdem 527 Justinian (um 482–565) den byzantinischen Kaiserthron bestieg. Er war entschlossen, die römische Würde wiederherzustellen, und das bedeutete die Rückeroberung der verlorenen römischen Provinzen. 533 entsandte er eine Armee unter General Belisar nach Nordafrika, die rasch die Vandalen (ein seit den 430er-Jahren dort herrschendes Germanenvolk) besiegte.

      »Es ist unmöglich, in Italien Geld für den Krieg aufzutreiben, denn große Teile des Landes wurden vom Feind zurückerobert.«

       Belisar, 545

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      Kaiser Justinian, ein Mann von Tatendrang, wollte dem Römischen Reich mit einem ehrgeizigen, umfangreichen Reform- und Expansionsprogramm wieder zu früherem Glanz verhelfen

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