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werden, verschwindet diese neue Entität.

      Wir könnten diese Auffassung mit dem Satz zusammenfassen: »Das Ganze ist größer als seine Teile.«7 Dieser Sichtweise zufolge ist der Geist mehr als das Gehirn, aber untrennbar damit verbunden. Damit liegt die Frage auf der Hand: Wenn das Gehirn stirbt, was geschieht dann mit dem Geist?

      Eine zweite Alternative sagt, dass der Geist verschieden vom Gehirn ist. Geist und Gehirn sind zwei voneinander unabhängige Substanzen, die interagieren, aber auch unabhängig voneinander agieren können. Diese Auffassung bezeichnet man als Substanzdualismus, weil zwei Substanzen in der Beziehung von Geist und Gehirn beteiligt sind: ein physisches Gehirn und ein nichtphysischer Geist. Eine Frage, die dabei aufgeworfen wird, lautet: Wie genau interagiert ein nichtphysischer Geist mit einem physischen Gehirn? Vor allem, weil die Neurowissenschaften eine enge Verbindung zwischen beiden nachgewiesen haben.

      DAS GEHIRN-GEIST-PROBLEM: DREI MÖGLICHKEITEN

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      In den Kapiteln 3 und 4 werden wir diese Modelle zum Verhältnis zwischen Geist und Gehirn erläutern und kritisch bewerten, und zwar durch die Brille des Ichbewusstseins. Die wissenschaftliche Methode allein reicht nicht aus, um uns bei diesem Unterfangen zu helfen; wir müssen uns die verschiedenen Glaubensüberzeugungen anschauen, die Menschen in die Wissenschaft einbringen, und im Grunde das ganze Leben. Jeder Mensch glaubt etwas, auch Wissenschaftler, aber wir müssen das Wesen dieser Glaubensüberzeugungen verstehen, wenn wir begreifen wollen, wie man eine Weltanschauung entwickelt, die widerspruchsfrei ist.8 Eine Möglichkeit, eine Glaubensüberzeugung zu testen, besteht darin, die folgenden drei Fragen zu stellen.9

      1. Ist sie in sich schlüssig?

      Ergibt die Aussage »Du bist nur dein Gehirn« innerhalb des eigenen Denkgebäudes Sinn? Ist die Position wasserdicht oder ist sie in sich nicht schlüssig? Aristoteles (um 384–322 v.Chr.) stellte fest, dass Glaubensüberzeugungen, die nur Materie für existent halten, die wissenschaftliche Methode unterwandern.10 Ein Wissenschaftler setzt sich das Ziel, die physische Welt zu erklären. Doch wenn wir uns selbst aus denselben Stoffen zusammensetzen wie die Welt, die wir studieren, wie ist es dann möglich, irgendeine objektive Behauptung aufzustellen? Ist die Aussage »Du bist nur dein Gehirn« in sich schlüssig? Nein, keineswegs. Sie unterminiert sogar gerade die Disziplin, die ihre Vertreter praktizieren und feiern: die Wissenschaft selbst. In den folgenden Kapiteln werden wir sehen, dass diese Sichtweise sogar die Verlässlichkeit des menschlichen Geistes infrage stellt.

      2. Hat sie Erklärungskraft?

      Erklärt die Aussage »Du bist nur dein Gehirn« die Welt um uns herum? Ergibt sie Sinn und kann sie die Welt, in der wir leben, erklären? Wenn etwas wahr ist, sollte es dazu beitragen, die Welt besser zu verstehen, statt noch mehr Verwirrung zu stiften. Stimmt das von der Auffassung, dass ein Mensch sein Gehirn ist? Wenn ich darüber nachdenke, was mich genau zu dem macht, was ich bin, reichen Neuronen als Erklärung wohl kaum aus.

      Ein großer Teil meiner selbst besteht aus meinem den Blicken verborgenen Innenleben, Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen und Entscheidungen, die sich nicht einfach mit elektrischer Spannung in den Zellen, Neurotransmittern und Durchblutungsänderungen einfangen lassen. »Du bist nur dein Gehirn«: Es ist intuitiv klar, dass dieser Satz mein inneres »Ich« nicht erklären kann.

      3. Kann man danach leben?

      Francis Schaeffer (1912–1984) gründete 1955 L’Abri, eine christliche Kommunität in den Schweizer Alpen, die einen Zufluchtsort für alle bot, die bohrende Fragen stellten. Schaeffer war überzeugt, dass das Ausmaß, mit dem ein Glaube authentisch gelebt werden kann und im Einklang mit unseren Erfahrungen steht, ein Gradmesser für seinen Wahrheitsgehalt ist.

      Und wie sieht unsere Erfahrung aus? Wir leben, als ob wir denken, nicht unser Gehirn. Es sind nicht die Neuronen, die denken: Personen denken. Wir leben die ganze Zeit so, als ob es so etwas wie die Ichperspektive der Welt gibt.

      Achtsamkeit, Selbsthilfe, Seelsorge, Autobiografien, Kindsmissbrauchsskandale, überhaupt alles, was Introspektion erfordert – das alles setzt voraus, dass diese Ichperspektive real ist. Wir leben so, als ob uns viel mehr ausmacht als nur unser Gehirn.

      Wenn die Antwort auf die Frage »Bin ich nur mein Gehirn?« nein lautet, was gehört dann darüber hinaus zu mir? In der Vergangenheit hat man dieses Etwas, das mein »Ich« im Wesentlichen ausmacht, als Seele bezeichnet. Gibt es so etwas wie die Seele, und wenn ja, kann uns das helfen, die grundlegende Frage nach der menschlichen Identität zu beantworten? Natürlich glauben manche, dass man die Seele mithilfe der Neurowissenschaften wegerklären kann. Mit anderen Worten: Der Glaube an die Seele ist veraltet. Stimmt das? Diesen Fragen wollen wir uns jetzt zuwenden …

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