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weil’s so lang auf was im Voraus zeigt. Weißte, vleicht wirste erst ahm, un da könnste ganz mutlos wern un dich noch selber umbringe, wenn du net weißt von wege dem Zeichn, dass du irndwann doch reich wirst.«

      »Hast du viele Haare an den Armen und auf der Brust, Jim?«

      »Wieso fragste mich das? Siehste net, dass ich viele hab?«

      »So – und bist du reich?«

      »Nee, bin’s aber mal gwesn, un ich werd widder reich. Früher hab ich mal vierzehn Dollar ghabt, un ich nix wie los un spekuliert – un pleite gegangen.«

      »Und in was hast du spekuliert?«

      »Also, erst hab ich’s mit Ware probiert.«

      »Mit was für Ware denn?«

      »Also, lebende Ware. – Vieh, weißte. Ich hab zehn Dollar in ne Kuh gsteckt. Aber mit Ware riskier ich gwiss kein Geld mehr. Die Kuh is mir nämlich auf ein Schlag unnern Händn gstorbn.«

      »Und dabei haste gleich die ganzen zehn Dollar verloren?«

      »Nee, alls hab ich net verlorn. Bloß so an de neune. ’s Fell un ’s Fett vonner Kuh hab ich für ’n Dollar un zehn Cent verkauft.«

      »Fünf Dollar und zehn Cent sind dir also noch geblieben. Hast du nachher noch mehr spekuliert?«

      »Ja-a. Kennste den einbeinig Nigger, der ’m alten Mista Bradish ghört? Also, der macht ne Bank auf un sagt, jeder, wo ’n Dollar einlegt, kriegt am End vom Jahr vier Dollar mehr. Also, alle Nigger machn mit, aber die ham net viel ghabt. Ich war der einzige mit viel. Deswegen hab ich auf mehr als vier Dollar bstandn und sag, wenn ich die net krieg, gründ ich meine eigne Bank. Natürlich, der Nigger will mich aussem Geschäft raushaltn, von wegen, sagt er, dass für zwei Bänke net gnug Geschäft da is, un ich soll ruhig meine fünf Dollar einlegn, un er will mir sogar am End vom Jahr fümfunddreißig auszahln.

      Und das hab ich auch gmacht. Weil, denk ich mir, die fümfunddreißig Dollar vestier ich gleich widder un lass die Dinge weiterlauf. Da war nämlich ’n Nigger, Bob hieß er, der hat ’n Flachboot rausgefischt, un sein Herr hat nix davon gwusst; ich hab’s ihm abkauft un ihm gsagt, er soll die fümfunddreißig Dollar dafür nehme, wenn ’s Jahr um is, aber irndwer hat des Flachboot inner Nacht gstohln, un am annern Tag sagt der einbeinig Nigger, die Bank is pleite. Geld hat also keiner von uns net gsehn.«

      »Und was hast du mit den zehn Cent gemacht, Jim?«

      »Also, ich wollt se schon ausgebn, aber dann hatt ich ’n Traum, un dr Traum sagt mir, ich soll se nem Nigger namens Bileam gebn – Bileams Esel nenne se ihn kurz, is so ’n Dummkopf, weißte. Aber der hat Glück, sagn se, un ich seh, ich hab keins. Dr Traum sagt mir also, ich soll Bileam die zehn Cent vestiern lassn, un er würd mir mein Geld vermehrn. Nun, dr Bileam, der schnappt sich das Geld, un wie er grad inner Kirch is, hört er ’n Prediger sagn, wer sein Geld den Ahmen gibt, der hat’s dem Herrn geliehn un kriegt sein Geld bestimmt hunnertfach widder. Un Bileam nix wie des Geld den Ahmen gebn un drauf gspitzt, was dabei rauskommt.«

      »Und was ist dabei rausgekommen, Jim?«

      »Rein garnix! Ich hab’s nie geschafft, des Geld abzuholn; un Bileam auch net. Ich leih bestimmt kein Geld mehr aus, ohne dass ich irndne Sicherheit hab. Kriegt sein Geld hunnertfach widder, sagt dr Prediger! Wenn ich die zehn Cent widderkrieg, denn würd ich das anständig nenne un mich freun auf die Aussicht!«

      »Lass man gut sein, Jim, du wirst ja sowieso irgendwann mal reich.«

      »Ja-a – un ich bin jetz schon reich, wenn ich mir’s genau anseh. Ich besitz mich selber, un ich bin achthunnert Dollar wert. Hätt ich bloß des Geld, mehr brauch ich gar net!«

      Kapitel 9

      Das Todeshaus treibt vorbei

      Ich wollt mir mal nen Platz ansehn, fast genau in der Mitte von der Insel, den ich beim Auskundschaften entdeckt hatte; und so sind wir los und kamen auch bald hin, weil die Insel bloß drei Meilen lang und eine Viertelmeile breit war.

      Es war ein ziemlich hoher, steiler Hügel oder Bergrücken, so um die vierzig Fuß hoch. Wir haben ganz schön geschwitzt, um hochzukommen, so steil war der Hang und so dicht standen die Büsche. Oben sind wir dann überall rumgestapft und -gekraxelt, und auf einmal finden wir ne riesengroße Höhle im Felsen, direkt unterm Gipfel auf der Illinois-Seite. Die Höhle war so groß wie zwei oder drei Zimmer zusammen, und Jim konnte aufrecht drin stehen. Es war kühl drin. Jim war dafür, dass wir unsre Sachen alle gleich hier reinholen, aber ich sagte, wir hätten doch sicher keine Lust, dauernd hier rauf- und runterzuklettern.

      Jim sagte, wenn wir das Kanu an einer guten Stelle verstecken und unsre Sachen alle in der Höhle drin haben, können wir schnell hierher, wenn irgendeiner mal auf die Insel kommt; und ohne Hunde würden die uns nie finden. Und außerdem hätten diese kleinen Vögel ja Regen vorausgesagt, und ob ich denn wollt, dass unsre Sachen nass werden.

      So sind wir also zurück, holten das Kanu, paddelten hoch bis auf Höhe der Höhle und haben unsre Sachen hier raufgeschleppt. Dann haben wir in der Nähe eine Stelle gesucht, wo wir das Kanu verstecken konnten, unter den dichten Weiden. Wir nahmen ein paar Fische von den Leinen, legten die wieder aus und machten uns an die Vorbereitungen fürs Mittagessen.

      Der Eingang der Höhle war groß genug, um ein Fass reinzurollen, und auf einer Seite war der Boden ein bisschen höher und flach und gab ne gute Feuerstelle ab. So haben wir da unser Feuer gemacht und das Mittagessen gekocht.

      Wir haben die Decken innen als Teppich ausgelegt und da gegessen. Alle andren Sachen hatten wir jetzt griffbereit hinten in der Höhle. Schon bald wurd es dunkel, fing an zu donnern und blitzen; die Vögel hatten also recht gehabt. Und schon fing’s auch an zu regnen, und es hat geregnet wie verrückt, und noch nie hab ich den Wind so stürmen sehn. Es war so ein richtiges Sommergewitter. Es wurde so dunkel, dass draußen alles blauschwarz und wundervoll aussah; und es hat so knüppeldick gegossen, dass ein bisschen weiter weg die Bäume schon ganz verschwommen und wie Spinnweben aussahn; dann kam ein Windstoß, der die Bäume runtergedrückt und das helle Blattuntere nach oben gedreht hat; dann ist ne noch wildere Bö hinterhergerast und ließ die Bäume ihre Äste schütteln, als wärn sie ganz wild geworden; und dann, wie’s grad am blauesten und schwärzesten war – fst! wird es strahlend hell, und für nen Augenblick sieht man draußen im Sturm die Baumwipfel auf- und abtauchen, noch Hunderte von Yard weiter weg, als wie man vorher sehn konnte; im Nu ist alles wieder stockfinster, und da geht der Donner los mit einem fürchterlichen Krachen und rumpelt dann holterdiepolter den Himmel herab auf die untre Seite der Welt, grad wie wenn leere Fässer treppab rollen – wo’s lange treppab geht und wo sie mächtig springen.

      »Jim – ist das schön!«, sag ich. »Ich möcht nirgendwo anders sein als hier. Lang mir noch ’n Stück Fisch und ’n bisschen heißes Maisbrot rüber.«

      »Un dabei wärste gar net hier, wenn’s ’n Jim net gäb. Du tätst irndwo unten im Wald sitzn ohne Essen un wärst auch bald ersoffen, das kannste mir glaubn, Kleiner. Die Hühner wissn, wenn’s Regen gibt, un die Vögel auch, Kind.«

      Der Fluss ist gestiegen und gestiegen – zehn, zwölf Tage lang, bis er zuletzt über die Ufer trat. An den niedern Stellen, und auch am flachen Illinois-Ufer, stand die Insel jetzt drei, vier Fuß hoch unter Wasser. Nach Illinois zu war der Fluss viele Meilen breit; aber auf der Missouri-Seite ist der alte Abstand rüber gleichgeblieben – eine halbe Meile – weil das Missouri-Ufer da wie ne hohe Steilwand ist.

      Tagsüber sind wir im Kanu über die ganze Insel gepaddelt. Im Waldesinnern war’s herrlich kühl und schattig, sogar wenn draußen die Sonne brannte. Wir haben uns zwischen den Bäumen durchgeschlängelt; und manchmal hingen die Kletterranken so dicht, dass wir umdrehn und einen andern Weg suchen mussten. Und auf jedem alten umgestürzten Baum saßen Karnickel und Schlangen und lauter so Tiere! Und als die Insel ein, zwei Tage überschwemmt war, waren sie so zahm vor Hunger, dass man ganz dicht an sie ranpaddeln und die Hand auf sie legen konnte, wenn man wollte; nur nicht

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