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so verhält wie die anderen Objekte dieser Klasse. So lassen sich in den syntaktischen Rahmen Leopold kennt … nur Nomen einsetzen, in den syntaktischen Rahmen ein Buch nur Adjektive und in den syntaktischen Rahmen Leopold … ein Buch nur Verben (s. Fuß und Geipel 2018, 41f.). Und von den nicht-flektierbaren Wörtern können nur die Adverbien alleine die erste Satzposition vor dem finiten Verb, das Vorfeld besetzen, also in dem syntaktischen Rahmen … liest Leopold ein Buch stehen.1

      Beim Einsatz solcher Lückenproben gilt es allerdings einiges zu beachten: Es kann vorkommen, dass Wörter aus unterschiedlichen Wortarten in ein und dieselbe Lücke passen. So passen in die Lücke … schönes Buch nicht nur Artikelwörter, sondern auch Pronomen und Eigennamen (dessen schönes Buch, Evas schönes Buch) und in die Lücke … liest Leopold ein Buch nicht nur Adverbien, sondern auch Adjektive (Konzentriert liest Leopold ein Buch). Und diese Lückenproben lassen sich manchmal nur schwer auf die syntaktischen Wörter anwenden. Das Adverb dort steht im folgenden Satz (16) nicht allein im Vorfeld, sondern zusammen mit das Klavier und ist ein Attribut zu Klavier. Es ist aber dennoch ein Adverb und nicht etwa ein Adjektiv.

      Man kann in solchen Fällen das betreffende Wort etwas genauer untersuchen. Das Wort dort hat keine Flexionsmerkmale und es kann auch keine Flexionsmerkmale haben, es ist nicht flektierbar. Es modifiziert alleine das vorangehende Nomen Klavier und kann deswegen keine Präposition, keine koordinierende oder subordinierende Konjunktion und auch keine Partikel sein. Wenn man nur fünf nicht-flektierbare Wortarten ansetzt, muss es sich also um ein Adverb handeln. Das ist der Witz vieler Verfahren zur Wortartbestimmung: Man ermittelt die passende Wortart, indem man die Wortarten, die nicht passen, ausschließt.

      Insgesamt setzen wir wie Fuß und Geipel (2018) für die syntaktischen Wörter zehn Wortarten an, die sich wie folgt charakterisieren lassen:

      Nomen (N) — hat Kasus und Numerus und ein festes Genus, ist oft mit einem Artikelwort oder einem vorangehenden flektierten Adjektiv kombiniert.

      Pronomen (Pro) — hat Kasus und Numerus und oft ein festes Genus, ist nicht mit einem Nomen kombiniert.

      Artikelwort (D) — ist mit einem Nomen kombiniert, mit dem es in Kasus, Numerus und Genus übereinstimmt, steht am linken Rand einer Nominalphrase.2

      Verb (V) — ist finit oder infinit, steht in bestimmten Satzpositionen.3

      Adjektiv (A) — kann Kasus, Numerus und Genus haben, bildet Komparationsformen und starke und schwache Flexionsformen, kann zwischen einem Artikelwort und einem Nomen stehen.

      Adverb (Adv) — hat keine Flexionsmerkmale, bildet normalerweise allein eine Phrase.

      Präposition (P) — hat keine Flexionsmerkmale, ist fast immer mit einer nachfolgenden Nominalphrase kombiniert, deren Kasus von der Präposition bestimmt wird.

      Satzeinleitende Konjunktion (Subjunktion, C) — hat keine Flexionsmerkmale, ist immer mit einer Verbalphrase kombiniert und steht am linken Rand von Sätzen, in denen ein finites Verb in der Endposition steht.4

      Nebenordnende Konjunktion (Konjunktion, K) — hat keine Flexionsmerkmale, verbindet Ausdrücke mit anderen Ausdrücken derselben Art.

      Partikel (Part) — hat keine Flexionsmerkmale und kann anders als die anderen nicht-flektierbaren Wörter auch nicht allein Phrasen bilden, kommt also nur als Wort vor und nicht als Phrase, steht fast immer im Mittelfeld und ist fast immer unbetont.

      Wenn man die Wörter daraufhin untersucht, ob sie alleine Phrasen bilden können, stellt man fest, dass es zwei Gruppen gibt: Die Wörter der einen Gruppe (Nomen, Pronomen, Verben, Adjektive, Adverbien) können allein Phrasen bilden, die Wörter der anderen Gruppe (Artikelwörter, Präpositionen, satzeinleitende und koordinierende Konjunktionen, Partikeln) können nur zusammen mit anderen Wörtern Phrasen bilden, aber nicht alleine.5

      Wir haben in dieser Übersicht keine Wörter als Beispiele hinzugefügt, weil es uns hier um die syntaktischen Wörter und nicht um die lexikalischen Wörter geht. Die syntaktischen Wörter sind mit anderen syntaktischen Wörtern kombiniert und haben eine syntaktische Umgebung, die man für ihre Klassifizierung nutzen kann; für die lexikalischen Wörter gilt das nicht. Wenn man das Klassifizieren der syntaktischen Wörter üben möchte, muss man entsprechend größere syntaktische Ausdrücke wie das im Keller befindliche und leider beschädigte Kabel dafür verwenden und nicht isolierte Wörter wie das oder Kabel.

      2.4 Wortarten haben unscharfe Ränder

      In jeder Sprache gibt es viele Wörter, die sich einer Zuordnung zu einer Wortart widersetzen und zu keiner Wortart wirklich gut passen. Das spricht nicht gegen die Annahme, dass die Wörter Klassen bilden und sich je nach Klasse syntaktisch unterschiedlich verhalten, sondern zeigt nur, dass die Wortarten keine homogenen Klassen bilden, deren Mitglieder sich alle gleich verhalten. Es ist daher sinnvoll, wie Crystal (1993, 92) zwischen Kern und Rändern zu unterscheiden: „Jede Klasse besitzt einen Kern von Wörtern, die sich in grammatikalischer Hinsicht identisch verhalten. Doch an den ‚Rändern‘ jeder Klasse finden sich unregelmäßige Wörter, von denen sich manche so verhalten können wie Wörter aus anderen Klassen.“ Das lässt sich im Deutschen wie im Englischen gut an den Adjektiven demonstrieren.

      Wenn wir annehmen, dass zu den oben genannten Eigenschaften der Adjektive noch der Gebrauch als Prädikativ hinzukommt, zeichnen sich die typischen Adjektive durch folgende Eigenschaften aus (das folgt mehr oder weniger der Einteilung von Crystal 1993, 92):

      1 prädikativ mit dem Kopulaverb sein

      2 attributiv zwischen einem Artikelwort und einem Nomen

      3 starke und schwache Flexionsformen

      4 Komparativ- und Superlativformen

      5 adverbial mit Verben

      Wir können jetzt Wörter daraufhin testen, ob sie diese Eigenschaften haben oder nicht. Das typische Adjektiv langsam hat tatsächlich all diese Eigenschaften, wie oben gezeigt. Nimmt man die Wörter hässlich, heilbar, rosa und schade mit hinzu, stellt man fest, dass sie nicht all diese Eigenschaften haben, obwohl zumindest hässlich und heilbar von jeder Grammatik als Adjektiv klassifiziert werden. Das Wort, das die meisten Probleme bereitet, ist schade, das nur unflektiert als Prädikativ auftreten kann und von manchen Grammatiken auch gar nicht als Adjektiv angesehen wird.

      Spannend wird das Verhältnis zwischen Kern und Rand dadurch, dass sich manche Wörter vom Rand langsam auf den Kern zubewegen und mehr und mehr Eigenschaften der Wortart übernehmen. So gelten Formen wie rosanes zwar standardsprachlich immer noch als falsch, umgangssprachlich treten sie aber durchaus auf. Und in der Süddeutschen Zeitung findet man Belege wie in (17), in denen super flektiert ist und egal eine Komparativform bildet.

      Es ist in der Grammatik also wie im wirklichen Leben: Nicht alle Mitglieder passen gleich gut in eine Klasse. Fledermäuse und Wale sind zwar Säugetiere, aber sicher keine typischen, und auch die Pinguine sind eher Außenseiter in der Klasse der Vögel. Wörter wie schade, egal oder pleite sind gewissermaßen die Fledermäuse oder die Pinguine unter den Adjektiven.

      Diese Übertragung aus der Tierwelt verlangt von den Schülerinnen und Schülern im Bereich der Grammatik allerdings ein höheres Abstraktionsvermögen. So sind die Zuordnungsmerkmale wie z. B. das Gebärverhalten der Pinguine oder Wale für eine Schülerin oder einen Schüler leichter zu verstehen

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