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eine lange Pause. Ich sitze verängstigt dort, während der Cop versucht, eine Entscheidung zu treffen. Dann ein unzufriedenes männliches Seufzen.

      „Ja, okay.“

      Die Schritte beginnen zu weichen. Ich bin so erleichtert, dass ich beinahe laut ausatme. Ich lehne mich leicht nach links und der Schreibtisch knarzt laut.

      Die Schritte halten inne. Es ist ein leiser Fluch zu hören.

      „Ich hab‘s dir doch gesagt, dass sie hier drin ist, verflucht nochmal“, schimpft der Cop. „Ich hab’s dir doch gesagt!“

      Ihre Schritte hasten in meine Richtung. Ich schließe die Augen und zittere am ganzen Leib, unfähig, den Cops auf der Suche nach mir zuzuschauen. Er packt meine Arme und zerrt mich unter dem Schreibtisch hervor. Meine Augen klappen auf, als er mich nach oben reißt.

      „Du verdammtes dämliches Miststück“, zischt er triumphierend. „Du wirst es bereuen, dass du uns weggerannt bist. Wir werden dafür sorgen, dass du an jemanden verkauft wirst, der dich dazu bringt, um den Tod zu betteln.“

      Ich sehe, wie sich der andere Cop mit einer Spritze in der Hand nähert. Ich öffne den Mund, um zu antworten, aber was soll ich schon sagen? Stattdessen beginne ich einfach nur zu heulen und gebe unverständliche Laute von mir.

      „Spritz sie direkt hier, in den Arm“, befiehlt der erste Cop und streckt meinen Arm aus.

      Der Officer piekst mich in den Arm, ein kurzer nadelstichartiger Schmerz. Alles beginnt zu verschwimmen, die ganze Welt um mich herum verliert ihre Form.

      „Das sollte sie direkt ins Traumland befördern“, murmelt einer von ihnen.

      Und dann wird alles schwarz.

      2

      Katherine

      Ich wache langsam auf und realisiere, dass ich mit dem Gesicht nach unten liege und auf etwas Hartem ruhe. Ich stemme mich mit zittrigen Armen hoch und sehe mich in dem Raum um, in dem ich mich befinde. Ich liege auf dem Boden des Raumes, meine Körperhitze wird von dem kühlen Beton aufgesaugt. Ich versuche, mich zu konzentrieren.

      Ich bin in einer Art kleinem Schlafzimmer mit einem Feldbett, einer kratzigen grauen Wolldecke und einem Eimer. Alles ist trostlos und grau, die gleiche Farbe wie die Betonsteinwände. Es gibt im ganzen Raum, der nicht größer als zweieinhalb mal zweieinhalb Meter sein kann, keine Fenster.

      Es ist eine Gefängniszelle, wird mir bewusst. Ich bin in einem Gefängnis und niemand weiß oder schert sich darum, dass ich hier bin.

      Dieser Gedanke wirbelt durch meinen Kopf, aber ich kann ihn nicht festhalten. Ich kann gar nichts für allzu lange Zeit festhalten, was momentan in Ordnung für mich ist.

      Die Welt ist immer noch verschwommen, was ich auf das Mittel schiebe, das mir die Cops verabreicht haben. Was auch immer sie mir gespritzt haben, hat einen bitteren Geschmack in meinem Mund hinterlassen und sorgt dafür, dass sich sogar meine Knochen schwach anfühlen. Ich setze mich aufrecht hin, als ich bemerke, dass mein hellrosa Kleid fort und mit einem steifen grauen Etuikleid ersetzt worden ist, dessen Stoff an meiner nackten Haut kratzt.

      Mein BH ist ebenfalls fort, was bedeutet, dass mich jemand splitternackt gesehen hat, als derjenige mich umgezogen hat. Ich schaue nach einem Slip und bin erleichtert, dass ich noch immer den gleichen weißen Satinslip wie zuvor trage.

      Wenigstens der ist noch da.

      Ich komme langsam auf meine Füße, denn mein ganzer Körper schmerzt von gestern, als ich um mein Leben rannte. Meine nackten Füße protestieren am meisten. Ich kann frische Blasen spüren, die überall dort, wo meine Zehen Kontakt mit meinen Schuhen hatten, und an meinen Fußballen entstanden sind.

      Ich humple zu der gefängnisartigen Tür und presse meine Hände an das flache Metall. Auf halber Höhe befindet sich ein Schlitz in der Tür, gerade mal fünfzehn mal sieben Zentimeter groß. Ich bücke mich, um hindurch zu spähen, wobei mein Körper protestiert. Auf der anderen Seite, so weit ich sehen kann, befindet sich nur ein Stück kahler Wand.

      „Hallo?“, rufe ich. „Hallo? Irgendjemand?“

      Stille ist die einzige Antwort und sie ist ohrenbetäubend. Ich drehe mich um und blicke in meine winzige Zelle. Mein Gehirn ist immer noch Brei, was mich davon abhält, die schlimmsten Teile meiner Situation zu überdenken.

      Tonys Gesichtsausdruck, kurz bevor mich die Cops wegschleiften. Schuld, Besorgnis und vielleicht ein bisschen Selbstgefälligkeit.

      Mein Vater, der mich anscheinend an einen unbekannten Käufer verkauft hat. Diese Gefühle kann ich nicht mal entwirren, ohne zornig zu werden, weshalb es besser ist, sie einfach in Ruhe zu lassen.

      Die Zukunft ist geheimnisumwoben.

      Wo werde ich hingehen?

      Wen werde ich dort treffen?

      Werde ich überhaupt lange überleben?

      Das College wirkt jetzt wie ein weit entfernter Traum.

      Stattdessen verbringe ich die nächsten paar Stunden damit, jeden Zentimeter meiner Zelle kennenzulernen. Ich fahre die Fugen zwischen den Betonblöcken nach. Ich ziehe das Feldbett von der Wand weg, wodurch ich eine Stelle in der Ecke entdecke, wo jemand mit irgendeinem Werkzeug ein kleines Loch in den Boden gehämmert hat. Ich falte und entfalte die Decke, durchsuche sie auf versteckte Rätsel.

      Ungefähr zwei Stunden später bemerke ich, dass ich pinkeln muss. Und zwar wirklich, wirklich dringend. Ich rufe eine Weile durch den Türschlitz, doch niemand antwortet.

      Da niemand zu meiner Hilfe eilt und meine Blase kurz vorm Platzen steht, bin ich gezwungen, den Eimer zu benutzen. Ich gehe darüber in die Hocke und erleichtere mich. Es gibt kein Toilettenpapier oder ähnliches, weshalb ich gezwungen bin, mich trocken tropfen zu lassen.

      Dann lege ich mich auf das Feldbett, zitternd und verängstigt. Irgendwann weicht die benebelnde Wirkung der Droge aus meinem Körper. Bebend ziehe ich die Wolldecke um meinen Körper. Doch die Wolle hält nur die kühle Luft von mir fern. Sie kann nicht die Gedanken abwehren, die mich zu überwältigen drohen.

      Die mysteriöse Zukunft. Tony. Mein Vater und der Rest meiner Familie. Wird überhaupt irgendjemand wissen, dass ich entführt worden bin?

      Diese Gedanken und Varianten davon wiederholen und wiederholen sich, bis ich ein schluchzendes, durchgeknalltes Häufchen Elend bin. Dann weine ich, bis ich keine Tränen mehr habe. Ich schlafe eine Weile. Ich wache auf und erinnere mich daran, wo ich bin. Der Kreis beginnt von vorne.

      Stress. Weinen. Schlafen.

      Ein ganzer Tag vergeht ohne irgendein Lebenszeichen jenseits meiner Tür. An irgendeinem Punkt setze ich mich neben die Tür und brülle, dass jemand herkommen soll, doch niemand tut es. Nicht einmal, als sich mein Magen vor Hunger zu verkrampfen beginnt.

      Erst zu Beginn des dritten Tages höre ich schwere Stiefel durch den Gang auf meine Zelle zukommen.

      Ich krabble eilig von dem Feldbett und halte die Wolldecke dicht an mich gepresst.

      „Hallo?“, sage ich und halte mein Auge an den Schlitz.

      Als ich mich anstrenge, in den Flur zu spähen, kann ich die Gestalt eines großen Mannes, der ganz in schwarz gekleidet ist, auf mich zukommen sehen. Ich starre ihn an, auf seine Glatze, seine Knopfaugen und den grimmen Zug um seinen Mund, auf das steife, starre Paar Schultern. Wenn ich ihn auf der Straße sehen würde, würde ich auf die andere Seite wechseln, um ihm aus dem Weg zu gehen. Doch er ist eine Person und ich habe seit drei Tagen keine Person mehr gesehen.

      Als er sich meiner Tür nähert, weiß ich nicht, ob ich eher begeistert oder verängstigt sein soll. Er sagt nichts, während er meine Tür entriegelt und sie aufzieht.

      „Komm“, sagt er nur und bedeutet mir, die Zelle zu verlassen. Ich registriere

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