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The way to find me: Sophie & Marc. Carolin Emrich
Читать онлайн.Название The way to find me: Sophie & Marc
Год выпуска 0
isbn 9783038961642
Автор произведения Carolin Emrich
Жанр Языкознание
Серия The way to find
Издательство Bookwire
»Ich kenne dein ›nichts passiert‹. Am Ende gibt es wieder ein riesengroßes Drama.«
Meine Tasche stellte ich auf einem der Stühle ab. Wer wusste schon, was hier noch alles ausgeschüttet oder umgeworfen worden war?
»Du übertreibst«, stellte er klar, aber damit bekam er mich nicht.
»Ich übertreibe? Du bist doch die Dramaqueen schlechthin.« Mit dem Finger deutete ich auf ihn, um meinen Worten mehr Nachdruck zu geben.
»Du nicht?« Er ließ sich locker auf einen Bürostuhl im Vorraum fallen.
»Hä? Nein. Wenn ich irgendwas nicht bin, dann eine Dramaqueen. Meine Katze ist eine. Das ist schrecklich.«
»Was hast du für eine?« Nils drehte sich auf dem Stuhl hin und her, ehe er nach einer Flasche Apfelsaftschorle griff, die ganz nah an der Wand auf dem Tisch stand.
Ob das der Übeltäter war?
»Eine graue Perserkatze. Ewig alt. Hab sie quasi schon immer. Sie heißt Tiffy. Und hasst Menschen.« Hatte ich sie nie zuvor erwähnt?
»Ach.« Nils schraubte die Flasche auf und warf den Deckel wieder zurück auf den Tisch. »Mich mögen alle Tiere.«
Ich schüttelte einfach nur den Kopf. Das kannte ich schon. Es hatten bereits einige Leute behauptet, dass sie mit Tieren gut konnten, aber Tiffy war … na ja, Tiffy eben.
Meine Eltern durften sie anfassen und wenn sie gut drauf war, durfte ich es auch. Ansonsten niemand.
Selbst Sina, die schon ewig bei uns ein und aus ging, musste aufpassen. Tiffy hatte sich einmal an ihr Bein gehängt, weil meine beste Freundin die Katze hinter einer Ecke übersah.
Ich wollte mich nicht drauf versteifen, doch noch immer war ich quasi überzeugt, dass Tiffy das absichtlich getan hatte. Sie wollte einen Grund finden, Menschen wehzutun.
Marc verglich sie gelegentlich mit dem schwarzen Vieh aus Friedhof der Kuscheltiere, wenn wir über sie sprachen. Er sollte froh sein, sie noch nie live und in Farbe erlebt zu haben.
»Keine Sorge, ich hab da drinnen nichts kaputt gemacht«, erklärte Nils und deutete zum Aufnahmeraum.
»Das will ich stark hoffen«, erwiderte ich, was ihm nur ein Schulterzucken entlockte.
»Du müsstest es doch nicht bezahlen.«
»Natürlich nicht, trotzdem muss das ja nicht sein.«
Er stellte seine Flasche wieder an den sicheren Platz zurück, an dem er sie zuvor abgestellt hatte. »Nee, nee, schon klar.« Mit einem abklärenden Rundumblick erhob er sich. »Ich bin jetzt weg. Du willst doch wahrscheinlich eh noch etwas vorbereiten.«
Nicht unbedingt sofort, aber dazu musste ich Nils nicht aufhalten. »Alles klar. Wir sehen uns«, verabschiedete ich ihn, woraufhin er nickte und winkend verschwand.
Ich nahm seinen Platz auf dem Stuhl ein, jedoch nur kurz. Dann wollte ich mich lieber meiner Playlist widmen.
Meine Tasche nahm ich mit rüber, stellte sie am Schreibtisch ab und kippte erst mal eines der Oberlichter. Die Luft roch alt mit einer Note abgewetzten Gummis. Auf den Lamellen am Fenster lag ganz fein Staub. Das Thema der Woche lautete 90s, da dazu am Samstag mal wieder eine Party stieg. Ich selbst würde nicht hingehen können, doch das machte mir nichts aus. Ich freute mich auf die Mühle und es erfüllte mich mit Euphorie, dass ich in Zukunft jemanden hatte, der gerne und regelmäßig mitkommen würde.
Mithilfe des Internets suchte ich mir eine Liste mit den damaligen Charts heraus. Alle konnte ich schließlich nicht kennen.
Um Punkt halb vier ließ ich meine Stunde mit den Backstreet Boys starten. Was war mehr 90er als die Backstreet Boys?
Mit dem Fuß wippte ich ein bisschen mit, doch ich musste auch drauf achten, dass ich mein Mikro rechtzeitig wieder anstellte.
»Hallo Leute«, sagte ich, nachdem die letzten Töne verklungen waren. »Hier ist wieder Sophie mit Sag’s Sophie. Ich hoffe, eure Woche war nicht so katastrophal wie meine. Das Thema der heutigen Sendung habt ihr sicher bereits erkannt. Heute steht alles im Zeichen der 90er Jahre. Am Samstag steigt nämlich die Party des Jahres. Ihr müsst euch mal eine Pause gönnen. Deswegen lasst ihr es dann ab 20 Uhr so richtig krachen. Alle weiteren Infos bekommt ihr nach Fanta Vier. Wie immer könnt ihr mir auf Twitter und Facebook schreiben. Auch Kommentare auf unserer Website sind immer gern gesehen.«
Damit ließ ich Die da? von den Fantastischen Vier laufen und checkte dabei den Kommentarbereich unserer Website.
Es gab tatsächlich Leute, die auf meine Sendung warteten, was ich immer noch nicht so richtig geschnallt hatte. Das war, als hätte ich Fans. In einem der Kommentare wurde ich auf eine Party aufmerksam gemacht, die ich ankündigen sollte. Bei so was musste ich mich immer rückversichern, ob es gewünscht war, die Feier hier zu erwähnen. Private Feiern ließ ich deswegen generell links liegen. Ich konnte da nie sicher sein, ob es dem Gastgeber recht war, wenn plötzlich viel mehr Menschen auftauchten.
Ich erkundigte mich also, ob der Gastgeber dort schrieb und es abgesegnet hatte. Die Antwort fiel negativ aus. Immerhin. Er hätte mich auch anlügen können.
Normalerweise nahm ich solche Partyanfragen nur auf, wenn ich den Anfragenden kannte und genau wusste, wo und zu welchen Bedingungen die Party stattfand.
Letztes Jahr hatten wir eine Grillstelle an der Donau klargemacht und als Mitbringparty war das echt gut gelaufen. Beim nächsten Team-Meeting sollte ich das unbedingt noch einmal vorschlagen. Das Ganze ließe sich recht spontan organisieren.
Genau in dem Moment ploppte auf meinem Handy die Wetter-App auf und warnte aufgrund der aktuellen Höchsttemperaturen vor Grillen mit offenem Feuer. Als hätte mein Handy gewusst, was ich vorhatte. Das fühlte sich irgendwie gruselig an.
Mit spitzen Fingern drückte ich die Sperre wieder rein und schob es weit von mir weg.
Um mich abzulenken, suchte ich noch zwei Lieder raus, die ich anschließend direkt spielen wollte, und kümmerte mich weiter um die Anfragen.
Kapitel 4 - Marc
Eigentlich half mir das Joggen immer, den Kopf frei zu bekommen und mich weniger mit meinen Sorgen zu beschäftigen. Es gab nichts Schöneres, als den Tag damit zu starten, eine Runde laufen zu gehen. David würde etwas anderes sagen, aber mein kleiner Bruder hatte da kein Mitspracherecht.
Heute jedoch half sogar meine morgendliche Routine nicht dabei, runterzukommen. Dafür hasste ich Vorträge zu sehr. Und heute stand mir einer bevor.
Es war immer noch warm draußen, als ich in kurzer Laufhose und T-Shirt das Haus verließ. Meine Smartwatch sagte mir, dass wir um fünf Uhr morgens bereits 24 °C hatten.
Normalerweise startete ich meine Aufwärmrunde im Sommer mit einem lockeren Pullover, da es nachts vergleichsweise empfindlich abkühlte, aber das war heute nicht nötig. In weiser Voraussicht hatte ich gar keinen übergezogen.
Ich trabte locker rüber in den Park, dehnte mich ein wenig und lief eine kleine Runde. Dann stellte ich meine Stoppuhr und machte mich daran, meine Zeit vom Vortag zu übertreffen. Ich hatte nur noch bis zum September, um mich richtig auf den Halbmarathon vorzubereiten, und so langsam musste ich aufhören, so viel zu trinken und jedes Wochenende unterwegs zu sein. Meine Distanzläufe wiesen noch nicht die Zeit auf, die ich anstrebte, um den Halbmarathon in anderthalb Stunden zu meistern.
Das war tatsächlich ein sehr ambitioniertes Ziel, doch es gab kaum etwas Besseres, als den inneren Schweinehund zu besiegen. Da traf es sich eigentlich sehr gut, dass mich Sophie gefragt hatte, ob wir uns am Sonntag eine alte Mühle ansehen wollten. Das hieß, dass ich Samstag zu Hause bleiben würde, und mehr als meine Bücher bekamen mich nicht zu Gesicht.
Das Lauftraining lief heute nicht so gut, wie ich es gerne gehabt hätte, aber ich schob es einfach darauf, dass ich mit dem Kopf ganz woanders