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      Sophie, 21:49 Uhr: Ich sehe, dass du an Veranstaltungen interessiert bist, die am Samstag stattfinden!

      Marc, 21:50 Uhr: Stalkst du mich etwa?

      Sophie, 21:50 Uhr: Selbstverständlich. Denk dran, Sonntag, 6 Uhr, gebügelt und gestriegelt.

      Marc, 21:51 Uhr: Ich habe das nicht vergessen.

      Sophie, 21:51 Uhr: Gut. Was machst du so?

      Marc, 21:52 Uhr: Ach, ich habe gerade einen Spieleabend mit meinem leicht cholerischen Bruder überlebt. Er hat sich mit seiner Freundin gestritten. Und du?

      Sophie, 21:52 Uhr: Oh cool. Klingt spannend. Was hast du angestellt?

      Marc, 21:53 Uhr: Gar nichts. Was soll ich denn getan haben? Es wurde Cluedo gespielt, David hat nicht aufgepasst und hatte keine Waffe mehr. Da hat er mich beschuldigt.

      Sophie, 21:53 Uhr: Irgendetwas wirst du schon getan haben.

      Marc, 21:54 Uhr: Ja, na klar. Ich war es immer. So ist das mit größeren Brüdern. :-P

      Sophie, 21:54 Uhr: Natürlich. Ich bin zwar Einzelkind, aber man weiß ja, wie das mit Geschwistern ist. Muss jetzt wohl doch lernen. Denk an Sonntag.

      Marc, 21:55 Uhr: Ja, natürlich. Ich bleibe Samstag einfach zu Hause. Tu nicht so, als könnte ich das nicht.

      Sophie, 21:55 Uhr: Okay, okay. Wir sehen uns dann.

      Marc, 21:55 Uhr: Gebürstet und gestriegelt.

      Mit dem Rücken lehnte ich an der Beifahrerseite und hatte die Beine locker ausgestreckt. In den Bäumen rauschte es, was mich hoffen ließ, es würde nicht ganz so heiß werden und ein laues Lüftchen gehen. Trotzdem trug ich nur ein Top und kurze Shorts.

      Normalerweise zog ich zu solchen Ausflügen immer eine lange Hose an, doch obwohl es erst kurz nach sechs Uhr war, brannte die Sonne bereits vom blauen Himmel herunter.

      Während ich auf Marc wartete, der hoffentlich pünktlich sein würde, sah ich mich in der Gegend ein bisschen um. Hier war ich noch nie gewesen. Die Häuser standen entweder allein oder es waren kleine Mehrfamilienhäuser mit hübschem Gemeinschaftsgarten. Jedes Grundstück trennte ein mehr oder weniger gepflegter Gartenzaun.

      Auf der anderen Straßenseite lag ein kleiner Park, in dem nur einige wenige Leute zu sehen waren, die jetzt schon ihren Hund ausführten. Ein Mann sah so alt aus, dass er sich in der Mittagshitze nicht mehr raustrauen sollte, das könnte unschön enden. Ansonsten war es ruhig.

      Ich spielte ein bisschen am Autoschlüssel herum, ließ das Metallteil einrasten und wieder rausschnellen.

      Endlich hörte ich eine Haustür zufallen, und aus einem der Gärten kam mir Marc entgegen. Er trug ebenfalls kurze Sachen, aber auch feste Wanderschuhe. Kluger Mann. Und er sah gar nicht verkatert aus. Zumindest auf den ersten Blick.

      »Guten Morgen«, rief er und hob die Hand, um mir zu winken.

      »Na, du bist ja gut drauf«, stellte ich leise fest, bevor er bei mir angekommen war. »Alles fit?«, erkundigte ich mich, als er mich zur Begrüßung kurz in den Arm nahm.

      Sein Deo stieg mir in die Nase, als meine Brüste seinen Oberkörper streiften. Seine Locken fühlten sich feucht an, während sie an meiner Schläfe kitzelten. Beim Zurücklehnen sog ich noch einmal seinen Duft ein, und trotz der Temperaturen überlief mich ein Schauer. Ich vergötterte herbe Männerdeos.

      »Du riechst gut«, stellte ich fest. Das konnte ich einfach nicht unkommentiert lassen.

      »Klar. Bin seit zwei Stunden auf und war schon joggen. Deswegen habe ich mich ein bisschen verspätet. Wollte nicht ohne eine Dusche kommen. Wäre ekelig gewesen.«

      »Du warst schon joggen?«

      »Ja. Ist meine normale Uhrzeit. An Wochentagen würde ich jetzt frühstücken und mich für die Uni fertig machen.«

      »Echt?« Das verwirrte mich total. Ich wusste, dass er Sport trieb, aber dass er das so ernst nahm, hatte ich nicht erwartet.

      »Warum ist das ungewöhnlich? Hast du geglaubt, dass ich frisch von einer Party komme? Und noch völlig fertig bin? Hab doch gesagt, dass ich zu Hause bleibe.« Er grinste und wechselte dabei die Hand, die seinen Rucksack hielt.

      Ein bisschen peinlich berührt zuckte ich mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht so genau, was ich erwartet habe.« Mit den Händen deutete ich auf ihn. »Jedenfalls nicht das.«

      Er schien mit sich selbst äußerst zufrieden zu sein, als er an mir vorbei nach dem Türgriff fasste.

      »Du musst warten. Die Zentralverriegelung hat vor einer Weile den Geist aufgegeben.« Ich ging um den Wagen herum und schloss ihm auf.

      »Wo müssen wir denn hin?«, fragte er, während er sich anschnallte und seine langen Beine mit dem Rucksack im Fußraum sortierte.

      Marc war gar nicht übermäßig groß, aber er hatte dazu doch vergleichsweise lange Beine. Da hatten schon ganz andere Männer auf dem Beifahrersitz gesessen, die deutlich schlechter dahin gepasst hatten.

      »Wir fahren ein kleines Stück aus Regensburg raus. Nicht weit. Die Mühle ist öffentlich zugänglich, wurde nur leider nie restauriert.«

      Er seufzte. »Das finde ich immer schade. Es sind alte historische Gebäude, die ein Zeitgeschehen erzählen. So was sollte alles geschützt werden.«

      »Klar«, stimmte ich ihm zu. »Doch das muss ja jemand bezahlen und unterhalten.«

      »Das ist das Problem dabei.«

      Da konnte ich ihm nur beipflichten. »Was hast du alles mit?« Ich nickte zu seinem Rucksack.

      »Wasser und meine Kamera. Und einen Müsliriegel, falls ich Hunger bekomme.«

      »Fotografierst du?«

      Er warf mir einen merkwürdigen Blick zu. »Du bist so früh morgens noch nicht auf der Höhe, oder? Wozu sollte ich eine Kamera mitnehmen, wenn ich nicht fotografiere?«

      Ich streckte ihm die Zunge raus. »Du weißt ganz genau, wie ich es gemeint habe.«

      »Klar. Es ist nur so lustig, wie sehr es dich erstaunt, dass ich Hobbys habe und denen auch nachgehe.«

      »Ich hatte tatsächlich eine falsche Meinung von dir«, gab ich zu, was ihn zum Lachen brachte.

      »Ich habe nach wie vor noch keine wirkliche Meinung von dir und du hast deine bereits einmal geändert?«

      Er schien das wirklich total lustig zu finden. Wir kannten uns seit ein paar Monaten, da bildete man doch automatisch eine Meinung. Ich konnte doch nicht einfach nichts von ihm denken.

      »Sag mal, was hast du heute den Rest des Tages noch so vor?«, wechselte ich das Thema.

      »Lernen wahrscheinlich. Du?«

      »Ja, auch, hast du Lust, das ins Freibad zu verlegen? Ich könnte den anderen Bescheid sagen. Michelle und Fee freut es sicher.«

      »Hm«, machte Marc daraufhin nur.

      »Was denn?«

      »Ich bin da nicht so für. Mein Hauttyp ist Mehl Typ 405. Weißt du, was ich für Sonnenbrand bekomme, wenn ich nicht aufpasse? Sogar im Schatten?«

      Mein Schulterzucken musste ihm als Antwort reichen. Dann eben nicht. Die anderen würde ich nachher trotzdem fragen.

      Wir fuhren ein kurzes Stück schweigend über die Autobahn und danach direkt wieder ab. Damit landeten wir in einem kleinen Ort, der zu Regensburg gehörte.

      »Hier hat mal ein Kumpel gewohnt«, warf Marc beiläufig ein und deutete die Straße entlang. Ich musste mich auf den Verkehr konzentrieren und konnte nicht gucken, wohin er genau zeigte.

      Wir bogen am Ortsausgang auf einen Feldweg ab, der zu einer kleinen Baumansammlung führte und von dort auf einen geschotterten

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