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Sternensand Verlag GmbH

      ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-163-5

      ISBN (epub): 978-3-03896-164-2

      Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

      Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

      die auch dumme Fehler verzeihen.

      Und für Ida.

      Zwei Monate zuvor

      »Wer ist der Meinung, dass die beiden nur zusammen gegangen sind, damit sie ein bisschen Zeit für sich haben?«, fragte unser Kumpel Aaron in die Runde. Er saß auf dem Boden vor dem Bett, neben ihm seine Freundin Sina, die auch meine beste Freundin war.

      Wir trafen uns gern zu sechst in der WG von Dennis und Aaron, denn dort hatten wir unsere Ruhe, konnten zocken, Pizza essen und quatschen. Ab und zu lernten wir sogar zusammen hier.

      Rieke und Dennis, das angebliche Nicht-Paar unter uns, hatte eben angeboten, Pizza zu holen. Aaron vermutete schon eine ganze Weile, dass uns die beiden etwas vorspielten. Heimlich lief da mehr zwischen ihnen, ganz sicher.

      Ich hob widerstrebend die Hand, denn auch ich sah da mehr als nur Freunde. Vor allem, da sie noch vor Kurzem stark zerstritten gewesen waren und keiner von beiden an einer festen Bindung interessiert gewesen war, dafür kannte jeder ihren Aufreißer-Ruf an der Uni. Sie nahmen sich da beide nichts.

      Aaron und Sina meldeten sich ebenso.

      »Aaron«, seufzte Marc, der neben mir auf dem Bett saß und die beiden am längsten von uns kannte, denn sie waren schon zusammen zur Schule gegangen. »Dachte, du wärst endlich drüber hinweg.«

      Aaron und Marc hatten über den Beziehungsstatus unserer Freunde sogar eine Wette abgeschlossen, bei der Marc als Sieger hervorgegangen war. Das bedeutete aber, dass Aaron ein Seminar belegen musste, wovon er nach wie vor glaubte, es zu Unrecht zu machen. Deswegen schien er auf jedes Zeichen zu achten.

      »Nein. Da geht eindeutig was. Ich würde da ja am liebsten … Sina, komm mit.« Aaron warf den Controller weg, fuhr sich aufgeregt durch die blonden Haare, sprang auf und griff nach der Hand meiner besten Freundin.

      »Du willst da jetzt nicht wirklich hinterhergehen«, murmelte Sina fassungslos, aber er scheuchte sie nur, damit sie sich in Bewegung setzte. »Ja, ich komme. Lass uns gehen.« Sie warf mir noch einen entschuldigenden Blick zu, dann hörten wir, wie sie sich im Flur die Schuhe anzogen, ehe sie weg waren.

      »Toll.« Mit dem Fuß, der auf der Bettkante auflag, stupste ich gegen Marcs Knie. »Erzähl mir etwas über dich, sonst wird mir langweilig.«

      Er grinste und schnippte sich eine Locke aus der Stirn. »Ich jogge gerne.«

      »Das ist jetzt nicht sonderlich interessant«, murmelte ich und zwirbelte eine meiner braunen Haarsträhnen mit zwei Fingern. Wann immer sich jemand in die Haare fasste, befiel mich der Drang, es nachzumachen.

      »Findest du es spannender, dass ich manchmal nachts in fremde Gebäude einsteige und Fotos schieße?«

      »Nicht dein Ernst?«, fragte ich nach, obwohl ich nicht davon ausging, dass er log. »Du machst auch Urban Exploring?«

      Marc war gerade dabei, sich eine der Flaschen aufzuschrauben, die Rieke heute Abend mitgebracht hatte. Es war Amaretto und da keimte eine ganz böse Erinnerung daran auf, wie ich mich mal damit abgeschossen hatte. So wie Marc auf den Partys wirkte, die wir zusammen besucht hatten, gab es von ihm wahrscheinlich zu jedem Getränk eine Kotz-Geschichte. Die vom Hefe-Weizen durfte ich live miterleben. Ich hatte so sehr lachen müssen, dass ich mich verschluckte und ihm beinahe noch Gesellschaft geleistet hätte.

      »Hmhm«, stimmte er mir zu und bot mir die Flasche an. »Ich gucke mir eher die Fotos an, da ich keinen habe, der mitgehen würde. Normalerweise habe ich kein Problem mit fremden Menschen, aber das würde ich doch gerne mit Freunden machen. Wollte neulich wo mitgehen und dann tauchten die einfach nicht auf. Solche Späße halt.«

      Ich strich mir über das Shirt, um es von den Häkchen an meinem Bauchnabelpiercing zu befreien. Hätte ich gewusst, dass sich der neue Anhänger ständig im Stoff meines Oberteils verfing, würde ich bauchfrei tragen. »So geht es mir auch. Ich habe zwar eine kleine Gruppe, der ich mich gern anschließe, nur gehen die nicht so oft. Oder zu Zeiten, zu denen ich nicht kann.«

      »Aber da wir jetzt wissen, dass wir dasselbe Hobby haben …«, setzte Marc an und forderte mich mit einem Kopfnicken auf, seinen Satz zu vervollständigen.

      Zuerst nahm ich ebenfalls einen Schluck, auch wenn es mich schüttelte, als ich ihn hinunterwürgte. »… könnten wir zusammen losziehen. Hätte ich das mal schon letztes Wochenende gewusst, da bin ich vor Langeweile eingegangen.«

      »Na ja, wann haben wir beide uns denn groß darüber unterhalten?«

      Da musste ich ihm zustimmen. Ich war das Anhängsel in diesem Freundeskreis. Es fiel gar nicht so sehr auf, wenn ich nicht dabei war.

      »Willst du Fotos sehen?«, erkundigte ich mich und zog bereits mein Handy aus der Tasche.

      »Oh ja, zeig mal.« Marc stellte die Flasche wieder vor Dennis’ Bett, auf dem wir noch immer saßen. Er rutschte näher zu mir, damit er auf dem Display etwas erkennen konnte.

      Ich rief ein Album auf, das noch gar nicht so alt war. Als er bei einer Aufnahme ranzoomen wollte, streiften seine Finger meine. Keine Ahnung, was ich erwartet hatte, es passierte jedoch gar nichts; kein Stocken, kein Herzklopfen. Auch nicht, als er langsam den Kopf drehte, um mich anzusehen. Sein Atem streifte mein Gesicht und ich konnte kleine blasse Sommersprossen auf seiner Nase erkennen. Eine dunkelbraune Locke hing ihm in die Stirn und ich war versucht, sie ihm wegzustreichen. Wahrscheinlich wäre sie augenblicklich zurück an Ort und Stelle gerutscht. Seine Augen bestanden aus einer Mischung zwischen grün und braun. Ich konnte nicht genau ausmachen, welche Farbe überwog, aber wenn man mir eine Waffe an die Schläfe hielte, würde ich sagen, sie wären dunkeloliv. Seine Lippen hatten eine hellrosa Farbe und sie glänzten, als er darüber leckte, um sie zu befeuchten.

      Als sie meine berührten, war ich überrascht, wie weich sie sich anfühlten. Er küsste meiner Meinung nach mit genau dem richtigen Druck. Mit seiner Zunge benahm er sich zurückhaltend, doch das glich ich aus, und beim nächsten Mal war er mutiger. Ich spürte seine Finger an meinem Knie und lehnte mich zurück, bevor ich dem Drang nachgab, in seine Haare zu fassen.

      Marc musterte mich neugierig, nicht so, als wäre er überwältigt und müsste sich erst wieder einkriegen. Das war bei mir zum Glück auch nicht der Fall. Der Kuss hatte sich sehr interessant angefühlt, gut, aber da war nichts. Kein Kribbeln, nichts. War wahrscheinlich besser so.

      Während ich noch darüber nachdachte, wie wir die Situation jetzt so auflösten, dass es für alle gut ausging, zuckten seine Mundwinkel. Das war ansteckend und wir schaukelten uns glucksend hoch, bis wir richtig lachen mussten. Wahrscheinlich wusste keiner von uns beiden, warum.

      »Das machen wir nicht noch mal«, sagte Marc, als er wieder Luft bekam, und ich konnte ihm nur zustimmen.

      Als ich mein Handy wieder zur Hand nahm, weil wir ja noch etwas angucken wollten, klingelte seins. Da ich so nah neben ihm saß, sah ich den Namen auf dem Display. Dennis.

      »Fuck«, murmelte Marc, ehe er dranging und sich dabei hochrappelte.

      »Warum sagst du nicht Bescheid, dass Aaron und Sina hinter uns her sind? Was wäre, wenn sie uns erwischt hätten?«, ertönte Dennis’ Stimme, noch ehe Marc wirklich hätte aufstehen können, damit es nicht an meine Ohren gelangte.

      »Das ist nicht dein Scheißernst?«,

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