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erstaunt, als ihr Bergführer das Zeichen zur ersten Rast gab.

      »Jetzt schon?« fragte Johanna.

      Sebastian schmunzelte.

      »Schau mal auf die Uhr«, meinte er.

      Es waren tatsächlich schon drei Stunden vergangen, stellte die junge Frau verwundert fest.

      Sie befanden sich an einer Stelle, von der aus sie einen herrlichen Blick hinunter ins Tal hatten. Die Sonne war aufgegangen, und ihre Strahlen wärmten in dieser Höhe schon so sehr, daß sie getrost ihre Jacken ausziehen und als Unterlage beim Sitzen benutzen konnten. Sebastian öffnete den Proviantrucksack und überließ es Johanna, die heißen Getränke auszuteilen. Und dann saßen sie, ließen sich die belegten Brote schmecken und schauten dabei ins Tal hinunter, wo das Dorf lag und sich ausnahm wie ein Spielzeug in einer Modelleisenbahn.

      »Ach, wie ist das herrlich!« schwärmten Johanna und Stefan.

      Sie saßen nebeneinander, sahen sich an und erfreuten sich ganz offensichtlich an diesem schönen Erlebnis.

      Marion Trenker hatte ihnen ein kleines Frühstück bereitgestellt, damit sie nicht mit leerem Magen losgehen mußten. Aber das war nun schon einige Stunden her, und es schmeckte einfach köstlich in der freien Natur. Dazu lauschten sie den Worten des Bergpfarrers, der von früheren Touren erzählte und davon, was sie auf der Alm erwartete.

      Johanna war aufgestanden und ging ein Stück auf die andere Seite, um ein paar Fotos zu machen. Sebastian nutzte die Gelegenheit, sich an Stefan zu wenden. Schon als er gestern abend darüber nachgedacht hatte, war ihm die Erwähnung der Haushälterin in den Sinn gekommen, und eigentlich hatte er keinen Zweifel, daß es sich bei Kurt Kreuzer um Stefans Vater handelte.

      Blieb die Frage, was gab es für ein Problem in der Familie, daß der Mann seinem Sohn hinterherfuhr?

      Der junge Bursche blickte überrascht auf, als der Geistliche ihn fragte, ob er einen Kurt Kreuzer kenne.

      »Ja«, antwortete er mit belegter Stimme, »das ist mein Vater. Warum fragen Sie?«

      »Weil er heute nach St. Johann kommt«, antwortete Sebastian.

      »Was?«

      Stefan warf einen hastigen Blick zu Johanna hinüber, die immer noch mit Fotografieren beschäftigt war.

      »Aber wieso? Und was wissen Sie überhaupt von meinem Vater?«

      Der gute Hirte von St. Johann erklärte ihm, wie alles zusammenhing. Stefan blickte wieder zu der jungen Frau hinüber.

      »Möchtest du mir sagen, was los ist?« fragte Sebastian.

      »Ja…, eine vertrackte Angelegenheit«, erwiderte Stefan. »Aber Johanna…, sie darf nichts davon wissen. Vorerst jedenfalls nicht.«

      »Dann sollten wir unser Gespräch lieber verschieben«, sagte der Bergpfarrer. »Sie kommt nämlich grad wieder zurück.«

      *

      Silvia Schönauer war nervös, als sie vor der Pension Edelweiß aus dem Auto stieg. Martin war in der Unterkunft geblieben. Widerstrebend allerdings, denn er wäre nur zu gern mitgefahren. Doch schließlich hatte sie ihn überzeugen können, daß es besser war, wenn sie erst einmal allein mit Stefan Kreuzer sprach.

      Die junge Frau öffnete die Gartenpforte und ging über den Plattenweg zum Haus. Sie klingelte und wartete ab. Nach kurzer Zeit öffnete ihr ein schlanker, hochgewachsener Mann.

      »Trenker, grüß Gott«, begrüßte er sie. »Was kann ich für Sie tun?«

      »Mein Name ist Schönauer«, antwortete sie. »Ich würde gern Herrn Kreuzer sprechen. Er wohnt doch bei Ihnen?«

      »Freilich«, nickte Andreas. »Allerdings ist er net da. Aber kommen S’ doch bitt’ schön herein. Ich frag’ grad mal meine Frau.«

      Marion Trenker saß in dem kleinen Büro hinter der Rezeption und überprüfte die Buchungen der nächsten Woche. Als Andreas sie rief, kam sie nach vorn.

      »Das ist die Frau Schönauer«, erklärte er. »Sie möcht’ zum Herrn Kreuzer, aber der ist, glaub’ ich, gar net da. Weißt du da was?«

      Marion reichte Silvia die Hand.

      »Ja, das tut mir leid«, sagte sie nach der Begrüßung. »Herr Kreuzer unternimmt eine Bergtour. Vor dem späten Nachmittag wird er kaum zurück sein. Eher am Abend.«

      Die junge Frau biß sich auf die Lippe und zuckte die Schultern.

      »Na ja, da kann man nichts machen«, sagte sie. »Muß ich wohl noch mal wiederkommen.«

      Sie nickte Marion und Andreas zu und wollte gehen.

      »Soll ich dem Herrn Kreuzer was ausrichten?« fragte die Wirtin. »Kann er Sie vielleicht zurückrufen?«

      Silvia Schönauer überlegte kurz, dann schüttelte sie den Kopf.

      »Vielen Dank«, verabschiedete sie sich, »nein, das ist zu persönlich, was ich mit ihm zu besprechen habe.«

      Marion sah Andreas nachdenklich an.

      »Seltsam«, bemerkte sie.

      »Was ist seltsam?« wollte er wissen.

      »Na, diese Frau Schönauer…«

      Der Cousin des Bergpfarrers schüttelte den Kopf.

      »Was ist denn mit ihr?« fragte er ahnungslos.

      »Na, überleg’ doch mal. Der Stefan und die Johanna – sie sind ein Paar. Und jetzt kommt diese Frau her und will ihn in einer persönlichen Angelegenheit sprechen. Klingelt’s da nicht bei dir?«

      »Du meinst…, sie und Stefan…?«

      »Das weiß ich eben nicht«, sagte Marion. »Und genau deswegen bin ich beunruhigt. Johanna hat mir erzählt, welche große Enttäuschung sie hinter sich hat, und ich möchte nicht, daß sie schon wieder auf einen rücksichtslosen Mann hereinfällt.«

      Andreas Trenker runzelte die Stirn.

      »Ich glaub’ net, daß der Stefan so ein Hallodri ist, der hier eine Frau hat und da eine andere.«

      Marion zog eine Augenbraue in die Höhe.

      »Hoffen wir mal, daß du recht hast«, sagte sie.

      Silvia Schönauer war unterdessen ins Dorf gefahren und hatte ihr Auto in einer Seitenstraße abgestellt. Sie holte ihr Handy heraus und rief Martin an. Der mußte schon ungeduldig auf den Anruf gewartet haben, denn gleich nach dem ersten Klingeln nahm er ab.

      »Und?« fragte er.

      »Nichts und. Stefan Kreuzer ist nicht in der Unterkunft«, antwortete sie. »Er macht eine Bergtour.«

      »Hm, das ist ja blöd. Wo bist du denn jetzt?«

      »Im Dorf. Wir treffen uns am Hotel. Du kannst es gar nicht verfehlen.«

      »Hübsch«, meinte Martin, als er eine Viertelstunde später eingetroffen war. »Hätte ich gar nicht gedacht. Hier können wir glatt unsere Flitterwochen verbringen.«

      Sie spazierten durch St. Johann und schauten sich alles an. Selbst Silvia, die lieber ans Meer fuhr anstatt in die Berge, mußte zugeben, daß der Ort etwas Anheimelndes hatte. Man konnte meinen, hier sei die Zeit stehengeblieben.

      »Wollen wir mal die Kirche anschauen?« schlug Martin vor.

      »Später«, antwortete sie. »Jetzt würde ich lieber etwas essen, heute morgen hatte ich noch keinen rechten Appetit.«

      Sie gingen zum Hotel zurück und setzten sich dort in den Garten. Während sie auf das Essen warteten, unterhielten sie sich über das andere, was ihnen noch bevorstand – das Gespräch mit Silvias Vater. Martin Herweg war deutlich anzusehen, daß ihm nicht wohl bei dem Gedanken war, bei seinem Arbeitgeber um die Hand der Tochter anzuhalten.

      Silvia hielt seine Hand und lächelte ihn an.

      »Keine

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