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und folgte ihr. Als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, ging Silvia zu dem Pförtnerhäuschen und klopfte an die Scheibe.

      »Sie wünschen?« fragte der Mann, der dahinter saß.

      »Mein Name ist Schönauer«, antwortete sie. »Silvia Schönauer. Ist Frau Trautmann noch im Haus?«

      »Da muß ich schauen. Einen Moment bitte.«

      Der Pförtner drückte eine Taste, und auf seinem Monitor erschienen die Namen der Angestellten, die sich noch in der Firma befanden.

      »Frau Trautmann ist noch im Büro.« Er nickte.

      Silvia lächelte ihr schönstes Lächeln.

      »Dann hätten wir sie gern gesprochen.«

      »Äh, ja…, sind Sie denn angemeldet?«

      »Nein. Aber ich bin sicher, daß Frau Trautmann einen Moment ihrer Zeit für uns opfern kann, wenn Sie ihr meinen Namen sagen.«

      »Ja, ich werd’s versuchen. Schönauer, nicht wahr?«

      Plötzlich schien dem Pförtner ein Licht aufzugehen, und er wußte, wer da vor ihm stand.

      »Natürlich, ja«, sagte er hastig und drückte auf den Knopf, der die Schranke hochfahren ließ. »Gehen Sie nur schon durch. Ich melde Sie inzwischen an. Gebäude drei, im Erdgeschoß.«

      »Na also«, grinste sie, als sie über den Firmenhof ging. »Hat doch bestens geklappt.«

      »Deine Nerven möchte ich haben«, stöhnte Martin Herweg.

      »Wieso?« gab Silvia zurück. »Wir wollen doch nur eine Auskunft und nicht den Tresor ausräumen.«

      Sie hielt inne und mußte einen Lachkrampf unterdrücken.

      »Allerdings, wenn ich mir überlege, wie leicht das eigentlich ist…«

      »Darf man im Gefängnis eigentlich heiraten?« fragte Martin amüsiert.

      »Ich glaube schon«, nickte sie. »Bloß mit der Hochzeitsnacht stelle ich mir das ein bißchen schwierig vor.«

      Martin griff nach ihrer Hand.

      »Ich liebe dich«, sagte er.

      Silvia erwiderte seinen zärtlichen Blick mit einem Kuß.

      »Ich dich auch«, sagte sie und öffnete die Tür zu Gebäude Nummer drei.

      Ein langer Gang lag vor ihnen. Die dritte Tür, die davon abzweigte, trug ein gerahmtes Schild, das das Zimmer dahinter als das Büro von Christel Trautmann auswies, Sekretariat von Stefan Kreuzer. Silvia klopfte an und trat ein.

      Christel Trautmann saß hinter ihrem Schreibtisch und schaute die Eintretenden erstaunt an. Dann stand sie auf und kam um den Tisch herum.

      »Grüß Gott, Frau Schönauer«, sagte sie. »Sind Sie sicher, daß Sie zu mir wollen?«

      Natürlich wußte sie, wer die attraktive Frau war. Silvia deutete auf ihren Begleiter.

      »Herr Herweg«, stellte sie ihn vor.

      »Sehr erfreut.« Die Sekretärin bot Platz an. »Was kann ich für Sie tun?«

      Silvia hatte sich auf einen lederbezogenen Stuhl gesetzt. Sie lächelte.

      »Sind Sie sicher, daß Sie die Antwort nicht längst wissen, Frau Trautmann?« entgegnete sie.

      Die Sekretärin seufzte und hob hilflos die Hände.

      »Es tut mir leid«, bedauerte sie. »Aber ich darf den gegenwärtigen Aufenthaltsort von Herrn Kreuzer nicht herausgeben. Ich habe es Ihnen doch schon am Telefon gesagt.«

      Freilich hatte sie, gleich als der Pförtner die Besucherin ankündigte, gewußt, warum Silvia Schönauer sie sprechen wollte. Und es verwunderte sie, daß plötzlich jeder wissen wollte, wo sich ihr Chef aufhielt. Erst hatte die Besucherin angerufen und nachgefragt, jetzt war sie persönlich hergekommen, und zwischendurch war auch noch der Senior aufgetaucht und hatte ihr quasi die Pistole auf die Brust gesetzt.

      Was sollte sie denn bloß machen?

      Stefan Kreuzer würde ihr den Kopf abreißen, wenn er wieder da war!

      »Bitte, Frau Trautmann«, sagte Silvia eindringlich, »hören Sie mir einen Moment zu. Ich erkläre Ihnen alles.«

      Die Sekretärin riß die Augen auf, als die junge Frau erzählte, worum es eigentlich ging, und sie begriff auch, daß Stefan Kreuzer praktisch ausgerissen war. Deshalb war sein Vater so besorgt gewesen.

      »Verstehen Sie jetzt, warum wir wissen müssen, wie und wo wir Ihren Chef erreichen können?« fragte Martin Herweg, der bis jetzt geschwiegen hatte. »Es hängt so viel davon ab, daß wir mit Stefan Kreuzer sprechen!«

      Christel Trautmann seufzte.

      Sie war unverheiratet und hatte eine romantische Ader. Freilich träumte sie auch von ihrem Traumprinzen, der eines Tages auf seinem weißen Pferd kommen und sie auf sein Schloß holen würde. Und das konnte sie am besten, wenn sie sich in einen schönen Liebesroman vertiefte.

      Und war das jetzt hier nicht genauso eine Geschichte, wie sie sie immer wieder gern las? Nur, daß das hier das wahre Leben war. Durfte sie sich jetzt der Liebe zweier Menschen entgegenstellen, indem sie schwieg?

      »Also gut«, gab sie nach kurzem Nachdenken nach. »Auch wenn es mich meinen Job kostet…«

      Sie schrieb die Anschrift auf einen Zettel und reichte ihn Silvia. Die nahm ihn entgegen und umarmte die nun völlig überraschte Frau.

      »Vielen Dank«, sagte sie. »Das werden wir Ihnen niemals vergessen.«

      *

      Das Ferienhotel Reiterhof lag idyllisch gelegen am Waldrand. Davor breiteten sich Wiesen und Felder aus.

      Viele Urlauber brachten ihre eigenen Pferde mit, andere suchten sich eines unter den Tieren aus, die zum Hof gehörten. Insgesamt standen zwölf Pferde und acht Ponys bereit.

      Johanna hatte ein mulmiges Gefühl, als sie hinter Stefan und der jungen Frau, die sich ihnen als Conny Beerlach vorgestellt hatte, in den Stall ging.

      Nachdem sie vom Achsteinsee zurückgekehrt waren, hatten sie sich umgezogen und waren gleich wieder losgefahren.

      »Du wirst sehen, es macht einen riesigen Spaß«, versprach Stefan. »Und natürlich werden wir es ganz langsam angehen lassen. Wir müssen ja nicht gleich durch Wald und Flur reiten. Wenn du erstmal auf dem Pferd sitzt, vergeht die Angst von ganz allein.«

      So richtig überzeugt war Johanna allerdings nicht. In einer Kammer des Stalles suchten sie nach passenden Stiefeln und einem Helm für die Sekretärin. Stefan trug schon seine Reiterkleidung, die er von zu Hause mitgebracht hatte.

      »Sie sind wirklich noch nie geritten?« fragte Conny, als sie zu der Weide gingen, auf der die Pferde standen.

      »Ein einziges Mal draufgesessen und gleich wieder runtergefallen«, antwortete Johanna und machte ein ängstliches Gesicht, als sich ihr ein großer dunkler Hengst näherte.

      Conny streichelte den Hals des Tieres.

      »Das ist Fender«, erklärte sie. »Auf den würd’ ich Sie net lassen, auf dem kann nur ein erfahrener Reiter sitzen. Aber dahinten…«

      Sie deutete auf eine Stute, die auf der anderen Seite des Weidezauns stand.

      »… das ist Lilly«, fuhr sie fort und stieß einen Pfiff aus. »Die ist wirklich lammfromm und für eine Anfängerin bestens geeignet.«

      »Außerdem bin ich bei dir«, sagte Stefan beruhigend, der bewundernd den Hengst anschaute.

      Lilly kam herangetrabt und streckte ihren Kopf vor. Johanna traute sich, sie anzufassen, und die Stute schnaubte leise.

      »Na also, sie mag Sie«, lächelte die junge Pferdewirtin.

      Sie sah Stefan fragend an.

      »Sie

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