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deren so viel ist, das eine Volk dir erworben[46] und das Gesetz, das du ’unter‘[47] allen[48] ausgesucht[49], hast du dem Volke, das du begehrt hast, verliehen. — 28 Jetzt aber, Herr, weshalb hast du das Eine den Vielen preisgegeben, hast den einen Sproß[50] vor den anderen ’in Schmach gebracht‘[51] und dein einziges Eigentum[52] unter die Vielen zerstreut? 29 Weshalb haben, die deinen Verheißungen widersprochen haben, die niedertreten dürfen, die deinen Bündnissen geglaubt haben? 30 Ja, wenn du deinem Volk auch gram geworden wärest, so ’hättest du es doch züchtigen müssen‘[53] mit eigener Hand[54]!

      

       Dennoch liebt Gott Israel noch immer.

      

      31 Als ich diese Worte gesprochen hatte, ward[55] der Engel zu mir gesandt, der schon in verflossener Nacht zu mir gekommen war. 32 Er sprach zu mir:

      Höre mir zu, so will ich dich lehren;

      merk auf mein Wort, so will ich weiter[56] zu dir sprechen.

      33 Ich sprach: Rede, Herr! Er sprach zu mir: Die Sinne vergehen dir[57] über Israels Geschick? Hast du es denn mehr lieb als sein Schöpfer[58]?

      

       Dies Problem ist für Menschen unlösbar.

      

      34 Ich sprach: Nein, Herr; aber vor Schmerzen habe ich reden müssen; denn jede Stunde aufs Neue blutet mir das Herz, wenn ich die Wege des Höchsten erfassen möchte und seines Gerichtes ’Spruch‘[59] erspähen! 35 Er sprach zu mir: Das kannst du nicht. Ich sprach: Warum, Herr? Weshalb ward ich dann geboren? Warum ist meiner Mutter Schoß nicht mein Grab geworden,

      daß ich Jakobs Elend nicht brauchte zu sehen

      und die Not des Geschlechtes Israel[60]? —

      36 Er sprach zu mir:

      So nenne mir die Zahl der Zukünftigen[61],

      sammle mir zerstreute Tropfen [des Regens] wieder ein,

      mach vertrocknete Blumen wieder grün,

      37 öffne mir die verschlossenen Kammern

      und laß die Winde[62], die sie enthalten, heraus,

      ’sage mir, wie Gesichter aussehen, die du nie gesehen hast‘[63],

      oder zeige mir die Gestalt des Tons[64];

      so will ich dir das Rätsel[65] lösen, das du zu schauen begehrst. 38 Ich sprach: Herr, mein Gebieter, wer könnte sich auf dergleichen verstehen[66], außer denen, die nicht unter Menschen wohnen[67]? 39 Ich aber habe nicht Wissen ’noch Macht‘[68]; wie könnte ich solche Fragen beantworten? 40 Er sprach zu mir: So wenig du von alledem, was ich nannte, auch nur Eines zu thun vermagst, so wenig vermagst du mein[69] Gericht zu erfassen[70] oder das Ziel der Liebe, die ich meinem Volke zugesagt[71].

      

       Über die Stellung der verschiedenen Generationen im göttlichen Weltplan.

       Gilt Gottes Verheißung nur dem letzten Geschlecht?

      

      41 Ich sprach: Ach, aber Herr, dein Segen gilt nur denen[72], die das Ziel erleben[73]; was sollen aber unsere Vorfahren, wir selbst und unsere Nachkommen thun? 42 Er sprach zu mir: Einem Reigen[74] soll mein Gericht gleich werden; darin sind die Letzten nicht zurück und die Ersten nicht voran[75].

      

       Verschiedene, aufeinander folgende Generationen sind in dieser Welt notwendig.

      

      43 Ich antwortete und sprach: Konntest du nicht alle Geschlechter der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf einmal schaffen, damit dein Gericht um so schneller erscheine? 44 Er antwortete mir und sprach: Die Schöpfung darf dem Schöpfer nicht vorgreifen; auch könnte die Welt alle Geschaffenen auf einmal nicht ertragen. 45 Ich sprach: Wie aber stimmt das zu dem Worte, das du eben[76] zu deinem Knechte gesagt hast, daß du einst die ganze Schöpfung auf einmal zum Leben erwecken würdest? Wenn sie einst alle auf einmal leben werden, und die Schöpfung das ertragen kann, wäre sie doch auch jetzt schon im stande, alle auf einmal zu tragen. 46 Er sprach zu mir: Frage den Mutterschoß und sprich zu ihm: Wenn du zehn Kinder bekommst, warum bekommst du sie, jedes zu seiner Zeit[77]? Fordere ihn auf, zehn auf einmal zu zeugen[78]. 47 Ich sprach: Unmöglich kann er das, sondern nur jedes zu seiner Zeit. 48 Er sprach zu mir: So habe auch ich ’die Erde‘[79] zum Mutterschoße gemacht für die, die, jedes zu seiner Zeit, von ihr empfangen werden[80]. 49 Denn wie das Kind nicht gebiert, noch die Greisin mehr[81], so habe ich auch in der Welt, die ich geschaffen, ’ein bestimmtes Nacheinander‘[82] festgesetzt.

      

       Die Welt ist alt geworden.

      

      50 Ich fragte ’ihn‘[83] und sprach: Da du mir nun die Wege gewiesen, so laß mich weiter vor dir sprechen. Ist unsere Mutter, von der du gesprochen, noch jung oder schon dem Alter nahe[84]? 51 Er antwortete mir und sprach: Frage die Gebärerin, die kann dirs sagen; 52 sprich zu ihr: Weshalb sind deine jüngsten Kinder ihren älteren Geschwistern nicht gleich, sondern weniger kräftig? 53 so wird sie selber dir antworten: Anders sind die, die in der Blüte der Kraft[85] erzeugt sind, anders die Kinder des Alters[86], als der Schoß die Kraft verloren hatte. 54 Nun ermiß du selber, daß ihr weniger kräftig seid als eure Vorfahren; 55 so auch eure Nachkommen weniger kräftig als ihr. Denn die Schöpfung wird schon alt und ist über die Jugendkraft schon hinaus[87].

      

       Der jüngste Tag kommt durch Gott allein.

      

      56 Ich sprach: Ach Herr, wenn ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, so zeige deinem Knecht, durch wen du deine Schöpfung heimsuchen wirst.

      

       Fußnoten:

      1. ↑ Die folgenden Zeichen sind nicht zeitgeschichtlich zu erklären, d. h. sie sind nicht aus bestimmten politischen Situationen zu verstehen, sondern aus der Geschichte der Religion, die solche Portenta als ersten Akt des großen Dramas erwartet. Nur V. 3 u. 4 betreffen eine geschichtliche Größe, nämlich das gegenwärtige Weltreich.

      2. ↑ ἔκστασις. vgl. 13,30, etwa מְהוּמָה.

      3. ↑ Aeth (Syr) territorium = ὅριον oder ὅρος, Lat (Ar¹) via = ὁδός v. Wilamowitz.

      4. ↑ Syr et sterilis erit terra fidei, vgl. Aeth Ar¹; vgl. Ap. Bar. 59,10 regio fidei.

      5. ↑ Lat

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