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Bridget nickt kräftig zu ihren Worten, als würde ich mir anmaßen, ihre Mitteilung zu bezweifeln.

      „Liebe geht bekanntlich durch den Magen“, sagt Emmy und alle drei Ladies kichern.

      „Bislang war ich dienstlich zu sehr einge...“

      „Ein attraktiver junger Mann wie Sie sollte keine Probleme haben, die richtige Frau fürs Leben zu finden.“ Clara tätschelt mir tröstend die Hand.

      „Tja, eine Frau ...“

      Bridget unterbricht mein Outing. „Ein Mann muss doch ordentlich versorgt und umhegt werden, wenn er nach der Arbeit heimkommt.“

      „Und er muss Kinder haben!“, ruft Emmy so laut, dass ich zusammenzucke. „Viele Kinder!“

      Clara beugt sich vertraulich zu mir. „Uns sind Kinder leider verwehrt geblieben.“

      „Ich ...“

      „Sie wären sicherlich ein guter Vater.“ Bridget schaut mich an, als würde sie sich ihre Chancen bei mir ausrechnen.

      Gütiger Himmel!

      Als ob ich mich auf eine Achtzigjährige werfen wollte!

      Emmy kichert wieder. „Sie wirken ein bisschen erschlagen, Mr. Culpepper.“

      Dankbar greife ich nach diesem Strohhalm. „Ich bin gestern zu recht später Stunde angekommen. Mir fehlt es an Schlaf.“

      „Ach, Sie Armer!“ Bridget erhebt sich und scheucht ihre Schwestern in die Höhe. „Wir gehen besser, damit Sie sich ausruhen können.“

      Ich lächle ehrlich und voller Erleichterung.

      „Sie sind sehr liebenswürdig“, säusle ich, was haargenau den Nerv der Ladies trifft, wie ihre funkelnden Äuglein und die zart geröteten Wangen verraten. Höflich begleite ich die Schwestern bis zur Haustür. Dorf fällt Bridgets Blick auf das Gartentor, das nach wie vor an einem Busch lehnt.

      „Wir geben Nathan Scatterfey Bescheid, dass er sich um Ihr Tor kümmert.“

      „Nathan Scatterfey?“

      „Er hat Schreiner gelernt“, berichtet Emmy. „Ein außerordentlich talentierter Mann. Er übernimmt auch zahlreiche andere Handwerkerarbeiten. Wenn ein Rohr verstopft oder ein Dach undicht ist ...“

      Wie meines. Das ist dringlicher zu erledigen als das olle Gartentor.

      „Ich würde mich wirklich freuen, sollte Mr. Scatterfey etwas Zeit erübrigen können.“

      Lächeln. Immer weiter lächeln, selbst wenn Gesichtskrämpfe drohen. Es gilt, die ausgiebige Abschiedszeremonie der Ladies ohne einen katastrophalen Nervenzusammenbruch von meiner Seite zu überstehen.

      Endlich sind sie weg und ich habe meine Ruhe. Aufseufzend lehne ich mich gegen die Haustür. Eine solch übertriebene Höflichkeit bin ich einfach nicht gewohnt. Natürlich kann ich eine Großstadt nicht mit dem winzigen Bloomwell vergleichen, in dem sich sämtliche Leute kennen. Auf jeden Fall benötige ich für den Zweitschlüssel ein anderes Versteck als den obligatorischen Blumentopf.

      ###

      Langsam gehe ich von Raum zu Raum. Die Talbott-Schwestern müssen wie ein Wirbelwind durch meine vier Wände getobt sein. Die Fenster sind geputzt, die Dielen geschrubbt und die Teppiche ausgeklopft. Die Schonbezüge wurden entfernt und die Polster gesäubert. Es riecht deutlich nach zitroniger Möbelpolitur und Essigreiniger. Eine blank polierte Scheibe gewährt mir die Aussicht auf eine Leine im Garten, an der vertraute Wäsche flattert. Die alten Weiber waren doch nicht etwa an meinen Koffern? Ich eile ins Schlafzimmer hinauf. Das Gepäck ist auf dem Schrank verstaut, die ungetragene Garderobe auf dessen Kleiderstange, Einlegeböden und der Kommode verteilt. Fassungslos wegen der Respektlosigkeit hinsichtlich fremden Eigentums stehe ich da. Eine Ader puckert unheildrohend auf meiner Stirn. Die haben meine Unterwäsche zusammengerollt und in den Schubladen verstaut!

      „Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt!“

      Ein wenig besänftigt es mich, dass das Bett frisch bezogen und deutlich einladender als am Vorabend wirkt. Der Eimer und die beiden Schüsseln, die den nächtlichen Regen aufgefangen haben, wurden geleert. Im Bad sind Fliesen und Keramik auf Hochglanz poliert. Hinter dem Spiegelschrank ragen allerdings drei graubraune Beine hervor. Die Monsterspinne hat sich vor der Säuberungsorgie der Damen dorthin gerettet. Mit dem Kamm fahre ich hinter den Schrank und treibe den Achtbeiner vorsichtig aus seinem Versteck. Gleich darauf habe ich das Riesenvieh mit dem Wasserglas eingefangen und trage es ins Freie. Hurtig huscht die Spinne im Gras davon.

      Tief atme ich ein.

      Was für ein Tag!

      Mein Magen knurrt erneut und erinnert mich an den verlockenden Duft frischgebackener Gemüsetarte. Womöglich sollte ich mit den Talbott-Schwestern nicht zu hart ins Gericht gehen. Zumindest haben sie mir eine Menge Putzarbeit erspart. Und wenn in den nächsten Tagen jener Mr. Scatterfey auftaucht, werde ich ihn gleich auf das verflixte Dach ansetzen, denn es ziehen dicke Wolken auf.

      Verfluchtes Wetter!

      Dienstag, 04. Juni

      Der nächste Tag beginnt mit lautem Gefluche. Es stammt aber nicht von mir. Gähnend tauche ich aus meiner frischen Bettwäsche auf und blinzle ins grelle Sonnenlicht. Die Fensterläden stehen nämlich auf, weil ich gestern Abend vergessen habe sie zu schließen.

      „Fuck!“

      Wer kann einem herzhaften Fuck am Morgen widerstehen? Meine Neugier ganz bestimmt nicht. Darum verlasse ich das Bett und bewege mich ans Fenster, wobei ich mir genüsslich die linke Pobacke kratze. Im nächsten Moment rutschen meine Augenbrauen in die Höhe, als würden sie an Fäden emporgezogen werden.

      Da ist ein halbnackter Mann im Garten!

      Flugs schnappe ich den Morgenmantel und werfe ihn mir über, während ich die Treppe hinunterrenne und durch die Küche flitze. Ich reiße die Tür auf und halte erst, als meine Füße vom Gras gekitzelt werden.

      „Was machen Sie da?“

      Der Fremde dreht sich zu mir um. Dunkelbraunes Wuschelhaar mit Sidecut, Bartstoppeln, ein flacher Bauch, kräftiger Oberkörper, knackig sitzende Jeans, Turnschuhe. In der Hand hält er tintenblauen Stoff. Breite Schultern, sehnige Arme, nougatfarbene Nippel, dezente Behaarung der Brust.

      „Holy moly!“, murmle ich fasziniert und hätte den Kerl am liebsten zwecks weiterem ausgiebigen Studium spontan in mein Schlafzimmer gezerrt.

      „Guten Morgen, Mr. Culpepper.“

      Wow!

      Eine Stimme wie Joe Cocker.

      „Wieso ist mir jeder voraus und kennt meinen Namen?“

      „Weil Sie der einzige Fremde in diesem Nest sind und aus dem Haus kommen, in dem der Detective Inspector wohnen soll. Da fällt es mir nicht sonderlich schwer zu kombinieren, wer Sie sind.“ Der Unbekannte lächelt schief und hält mir den Stoff entgegen, der sich als T-Shirt entpuppt. „Ihr Garten hat etwas gegen Eindringlinge. Ich bin an dem Strauch dort hängen geblieben und kam nicht mehr los. Darum musste ich das Shirt ausziehen, um mich zu befreien.“

      Dem Gestrüpp gehört als Dank eine große Schleife umgebunden.

      Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Das erklärt nicht, was Sie in meinem Garten zu suchen haben.“

      „Ich bin wegen des Tores da. Das Talbott-Trio hat mich hierhergeschickt.“ Der attraktive Kerl streckt mir die Hand entgegen. „Nathan Scatterfey.“

      Ach! Der Allrounder!

      Ich schüttle die angebotene Hand. Der Druck der kräftigen Finger ist angenehm.

      „Alastair Culpepper. Das Tor befindet sich übrigens auf der anderen Seite des Hauses.“ Das soll der dezente Hinweis darauf sein, dass er in diesem Teil des Grundstücks eigentlich nichts zu suchen hat. Nathan zieht sich das Shirt über. Es hat drei lange

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