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behelligt. Wenn wir nicht gerade an einem Dorf haltmachten und Waren feilboten oder ein Feuerspektakel veranstalteten, interessierten sich die Menschen so gut wie gar nicht für uns.

      Am Ende waren wir, so beeindruckend sie die Feuerspektakel auch fanden, nur ein Haufen Vagabundengesindel, das in bunten Holz­wagen durch die Lande zog.

      Die Pferde näherten sich schnell. Die Reiter hatten ledernes Rüst­zeug an und der letzte von ihnen führte eine graue Stute mit sich.

      Brees Feuerkunst war wirklich erstaunlich. Sie konnte Feuer und Wärme mit einem inneren Sinn erspüren und sogar grob bestimmen, in welcher Entfernung sie sich befanden. Daher diente Bree uns als Vorwarnung für solch ungebetene Besucher.

      Die Männer und Fin bauten sich in einer Linie vor uns und den Wagen auf und zwangen die Reiter anzuhalten.

      Der vorderste schwang sich geübt aus dem Sattel und landete mit den geputzten Stiefeln im Staub des Feldes. Ein schmales Langschwert hing an seinem Gürtel und seine Hand schwebte als stille Drohung über dem Griff. Er hob stolz das Kinn.

      Auf seiner ledernen Brustplatte erkannte ich das Wappen, das ich schon über der Tür des Stadtrates gesehen hatte. Sie kamen also aus dem Ort, den wir heute früh verlassen hatten.

      »Uns ist eine junge Frau abhandengekommen«, eröffnete er das Gespräch, ohne Atem an eine Begrüßung zu verschwenden.

      »Beschreibt sie uns und wir werden nach ihr Ausschau halten«, entgegnete Kai, ungerührt von dem barschen Ton des Soldaten.

      Der Truppenführer lachte humorlos auf und kam noch einen Schritt näher. »So einfach ist es nicht, Vagabund. Man sagt, sie wäre zuletzt bei euch gesehen worden.«

      Kai schürzte die Lippen, sah nicht gerade überzeugt aus.

      In meinem Kopf stauten sich die Gedanken, die ich nicht auszusprechen wagte. Der Wind hatte mir gesagt, dass da eine Frau in Justus’ Wagen war. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass es sich um die gesuchte handelte. Doch wieso war sie dort? Was hatte sie da verloren?

      »Wie ihr sicher wisst, gab es gestern ein Spektakel. Etliche junge Frauen waren dort. Warum sollten wir dafür verantwortlich sein, wenn eine von ihnen nicht nach Hause gekommen ist?«, hielt Kai dagegen. Er war nicht so kaltblütig, wie er dabei klang, das wussten wir alle. Doch natürlich würde er vor dem Soldaten keine Schwäche zeigen.

      Dieser seufzte genervt und gab seinen Männern einen Wink. »Wir werden eure Wagen durchsuchen müssen«, kündigte er an, und es war nicht als Bitte gedacht. Seine Männer schickten sich an, von ihren Pferden zu steigen.

      »Nein«, erwiderte Kai schlicht. Er und die anderen traten dem Trupp einen Schritt entgegen, zeigten ihre Entschlossenheit.

      Der Anführer wich instinktiv zurück, die Hand lag sofort am Schwertgriff. Eines der Pferde scheute bei all der Spannung in der Luft, sodass der Reiter Mühe hatte, es zu besänftigen.

      Die Feuerleute waren aber auch ziemlich Furcht einflößend, wenn sie das wollten; selbst wenn man nicht wusste, dass sie Funkenbälle nach einem werfen konnten. Sie überragten alle um einen Kopf, in ihnen brannte das Feuer eines Kriegers und keiner von ihnen war für sein ruhiges Gemüt bekannt.

      Die Miene des Soldaten verfinsterte sich zunehmend. Er war es offenbar weder gewohnt, Widerworte zu bekommen, noch auf Gegenwehr zu stoßen.

      Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Ich wünschte mir, der Wind hätte mir nichts gesagt und ich dadurch auch nichts gewusst. Denn das Wissen darum, dass das Mädchen wirklich hier war, erdrückte mich.

      Wenn diese Situation in einem Kampf endete und dabei jemand verletzt wurde, dann wäre ich schuld daran, weil ich nichts gesagt hatte.

      »Es ist so«, setzte der Soldat nach, die Stimme ein wenig respektvoller. Er hatte also auch nicht vor, einen Streit zu provozieren. Sein Blick schweifte wachsam über die Gruppe. »Es ist nicht irgendein Mädchen«, sagte er endlich. »Sie ist die Tochter unseres Bürger­meisters. Da werdet ihr verstehen, dass wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen müssen, um sie zu finden«, betonte er, traf aber nicht auf Verständnis.

      Die Feuerleute rührten sich nicht von der Stelle, nicht mal ein Wimpernzucken war zu sehen.

      Mir glühte bereits der Kopf vor Anspannung. Jeder musste mir ansehen, dass ich etwas wusste.

      Und da traf mich die Erkenntnis wie ein Stein am Kopf. Mir kam eine Erinnerung an blaue, goldbestickte Seide, ein zuckersüßes Kichern und zwei Gestalten, die in Marcs Wagen verschwanden. Das Mädchen, das wir zuvor im Hof des Stadtrats gesehen hatten.

      Wind!, rief ich still und er kam unter meinem Haar hervor. Ist sie das Mädchen, das Marc heute Nacht bei sich hatte?

      Ich konnte spüren, wie er kicherte. Das war dann wohl ein Ja. Kappadreck!

      »Immer noch kein Grund, uns zu beschuldigen!« Kais Stimme war hart wie ein Fels.

      Meine Lippen zuckten, doch die Worte wollten mir nicht über die Lippen. Dabei tat es mir so weh, weil ich wusste, dass er im Unrecht war.

      Die Männer des Trupps sahen unsicher von einem zum anderen.

      »Man behauptet, sie habe die Nacht in eurem Lager verbracht«, brachte der Soldat vor und umklammerte den Griff seines Schwertes fester.

      Ich fuhr mir mit der Hand über meine schweißnasse Stirn, nahm mir vor, es zu sagen, sobald der Mann das Schwert ziehen sollte, und konnte nur hoffen, dass es dann nicht zu spät war.

      Langsam müsste der Groschen doch auch bei den Feuerleuten fallen.

      Und das tat er. Bei allen Winden! Ein Stein fiel mir vom Herzen, als sich plötzlich alle Köpfe zu Marc drehten.

      Es war unter uns allgemein bekannt, was er in seinem Wagen so trieb. Meistens lachte man nur darüber oder hielt ihm vor, die Gefühle junger Mädchen nicht ernst zu nehmen. Manchmal bekam er auch eine Standpauke von seiner Mutter.

      Aber heute war es anders.

      »Marc?« Kai blickte ihn drohend an.

      Marc zog den Kopf ein.

      »Sie hat nicht gesagt, dass sie die Tochter eines Bürgermeisters ist. Und ich habe sie heute Morgen vor Sonnenaufgang nach Hause geschickt«, verteidigte er sich sofort und verschränkte reserviert die Arme vor der breiten Brust. Keiner sagte etwas, deshalb setzte er noch: »Ich schwör’s!«, hinzu.

      Angu und Justus lösten sich aus der Reihe und liefen zum blauen Wagen hinüber. Justus riss die Tür auf und trat, dicht gefolgt von seinem Schwager, ein.

      Es dauerte nur einen Augenblick, bis eine weibliche Stimme zu kreischen begann. »Lasst mich los, ihr ungehobelten Grobiane!«, schrie das Mädchen, das am Arm nach draußen gezerrt wurde.

      Marcs Gesicht erbleichte und er wandte sich verschämt ab.

      »Lady Elena!«, rief der Truppenführer und trat einen Schritt nach vorn.

      Die Linie der Feuerleute löste sich auf und ließ ihn ungehindert durch.

      »Nein, nein!«, klagte Elena wenig damenhaft und versuchte sich aus Justus’ Griff zu befreien.

      »Ich habe nicht gewusst, dass sie da ist«, versicherte Marc uns immer wieder, doch er erntete nur böse Blicke.

      Es war einfach zu typisch. Wäre ich nicht so erleichtert, dass es nicht zu einem Kampf gekommen war, wäre ich sicher auch wütend auf ihn gewesen.

      »Nehmt sie mit«, sagte Justus, als er den Soldaten erreichte, und schob das zappelnde Mädchen von sich.

      »Mylady.« Der Truppenführer verbeugte sich knapp vor ihr und übernahm sie.

      »Nein!«, schrie sie weiter aus vollem Hals, dass es in den Ohren wehtat, und stemmte die Füße in den Boden. »Ihr versteht das nicht! Ich gehöre hierher!«

      Der Anführer seufzte. »Jaja, das hatten wir ja schon«, grummelte er, blickte einen Moment verzweifelt drein und warf sich dann die

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