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flüsterte leise: „Ja.“

      Dann legte die Person am anderen Ende der Leitung auf. Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum und sie hatte große Angst um mich.

      „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Papa besorgt. „Und wer hat überhaupt angerufen?“

      Mama fing an zu weinen: „Sophie wurde entführt und wir sollen 100 000 Euro bezahlen!“

      Papa war starr vor Schreck. „Was?“, fragte er entsetzt.

      „Und das bis morgen“, ergänzte Mama.

      In derselben Zeit saß ich eingesperrt in einer alten Garage, die sich auf einer verlassenen Baustelle befand. Ich schluchzte, Tränen rannen über meinen Wangen. Der Entführer hatte mich aus dem Sack gelassen und den Knebel aus meinem Mund genommen. Nun hockte ich einsam und allein in einer Ecke der Garage.

      „Schreien ist zwecklos! Hier ist weit und breit kein einziger Mensch!“, rief mir der Entführer entgegen und schloss die Garagentür ab. Plötzlich fiel mir ein, dass ich die Stimme irgendwoher kannte, aber woher? Da fiel es mir wieder ein …! Aber warum hatte er das getan?

      Im gleichen Moment beschlossen meine Eltern, die Polizei zu informieren, obwohl das strengstens verboten war. Aber sie sahen keine andere Lösung, wie sie so viel Geld in dieser kurzen Zeit auftreiben sollten. Deshalb griff Papa zum Telefon. Nach wenigen Minuten kam die Polizei und sie heckten zusammen einen Plan aus.

      Der Abend kam und es wurde immer dunkler, nur ein leichter Lichtstrahl schien durch den Türspalt hindurch. Mir war kalt und ich hatte Hunger und Durst. Spinnen krochen über die Wände und ich hörte lautes Rascheln, das von Ratten kam. Das war sehr unheimlich, aber irgendwann schlief ich trotzdem ein.

      Am nächsten Tag wurde ich unsanft aufgeweckt, in dem mir ein Knebel in den Mund gesteckt wurde, ein Sack über den Kopf gezogen und in den Kofferraum gebracht wurde. Ich hatte panische Angst! Die Übergabe ging los …

      Mama und Papa fuhren ebenfalls los, nach einer Weile sahen sie die alte Fabrik. „Hoffentlich geht es Sophie gut“, dachte Mama. Dann parkten meine Eltern auf einem Parkplatz, der neben der Fabrik lag. Sie stiegen aus und gingen einen Kiesweg entlang. Schließlich bogen sie nach rechts ab. Vor ihnen stand die alte Fabrik: Sie war ganz heruntergekommen und sah so aus, als würde sie jeden Moment umkippen. An allen Seiten war sie mit Graffiti besprüht, deshalb konnte man nicht erkennen, welche Farbe sie früher hatte. An einer Engelsstatue, die vor der Fabrik stand, blieben Mama und Papa stehen. Sie schauten sich um, ob jemand sie beobachtete, aber es waren nur die Polizisten, die sich rund um den Übergabeort versteckt hatten. Als meine Eltern sich sicher waren, dass niemand anderes sie beobachtete, zog Papa einen weißen Briefumschlag aus seiner Brieftasche. Er steckte diesen in die Hand des Engels, blickte sich noch einmal um und verließ schweigend mit Mama das Gelände.

      Endlich war es soweit. Um 11 Uhr kam ein Mann den Kiesweg entlang. Er war sehr blass und trug einen schwarzen Anzug. Der Mann steuerte genau auf die Engelsstatue zu. Davor blieb er stehen und nahm dem Engel den weißen Briefumschlag aus der Hand. Er öffnete ihn und lugte hinein. Dort drinnen lagen viele Geldbündel, aber es waren gefälschte. Der Mann grinste zufrieden, anscheinend hatte er es nicht bemerkt. Schnell machte er den Briefumschlag wieder zu und wollte sich aus dem Staub machen, doch kaum hatte er einen Schritt gemacht, sprangen die Polizisten aus den Verstecken und umzingelten ihn.

      Der eine Polizist legte dem verdatterten Mann Handschellen um: „Sie kommen jetzt bitte mit aufs Polizeipräsidium.“

      Der Mann stammelte: „Ich habe doch nichts getan!“

      „Jaja“, meinte der Polizist nur und fragte: „Wo ist Sophie Schulze?“

      Da sah der Mann endlich ein, dass er keine Chance mehr hatte. Er seufzte und sagte: „Sie ist im Auto.“ Als der Mann dem Polizisten das Auto beschrieben hatte, wurde er mit einem Streifenwagen zum Präsidium gefahren. Die anderen Polizisten hatten sich in der Zwischenzeit auf die Suche nach dem roten Porsche gemacht und fanden ihn am Straßenrand. Sie durchsuchten das ganze Auto und fanden mich schließlich im Kofferraum. Die Polizisten nahmen den staubigen Sack herunter und den Knebel aus dem Mund. Danach durchschnitten sie meine Fesseln und fragten, ob es mir gut ginge. Ich war so erleichtert, dass sie mich gefunden hatten, und vergaß dabei, auf die Frage zu antworten. Dann brachten sie mich wieder nach Hause zu meinen Eltern.

      Am nächsten Morgen wachte ich verschlafen auf. Ich ging hinunter zu meinen Eltern und setzte mich an den Esstisch. „Guten Morgen“, sagte ich und gähnte. Gestern hatte ich meinen Eltern noch lange erzählt, was alles passiert war und wir waren fast die ganze Nacht wach geblieben. Ich nahm die Zeitung und blätterte darin herum. Plötzlich erstarrte ich:

      Lang gesuchter Verbrecher gefasst

      Eine Lehrerin aus der Bergschule ist einem Heiratsschwindler auf die Spur gekommen, dafür musste Sie mit ihrem Leben bezahlen. Herr R. hat bei der Frau A. kein Geld im Haus gefunden, deshalb ist er auf die Idee gekommen, das Nachbarkind Sophie S. zu entführen und Lösegeld zu fordern. Bei der Übergabe hat die Polizei ihn festgenommen und das Kind wurde wohlbehalten zu den Eltern zurückgebracht.

      F. Schreber

      Amalya, 11 Jahre, aus Reinbek bei Hamburg, Deutschland

      *

      Rätsel um den Mitternachtsdieb

      Kapitel 1 Der Umzug

      Es war Schulende. Der Gong ertönte. Die drei Schwestern Lou, Lisa und Mia folgten dem Schülerstrom hinaus aus der Schule und waren bester Laune. Sie liefen zur Bushaltestelle und warteten dort auf den Bus. Mia fragte ihre Schwestern: „Wie lange dauert das denn noch?“

      Lou antwortete: „Keine Ahnung! Der Bus verspätet sich doch immer.“

      „Beruhigt euch, da kommt er doch schon“, sagte Lisa in dem Moment. Alle drei Mädchen stiegen ein und suchten sich einen Sitzplatz. Drei Stationen später stiegen sie aus. Durch den kleinen Park gingen sie nach Hause. Als die Mädchen an der Eingangstür klingelten, surrte diese und die drei traten ein. Da ihre Eltern mit ihnen im fünften Stock wohnten, fuhren sie mit dem Fahrstuhl hinauf. Die Mutter erwartete sie schon mit nervösem Blick an der Wohnungstür.

      „Hallo, ihr drei, seid ihr hungrig?“, fragte ihre Mutter.

      Mia antwortete: „Ja, ich habe riesigen Hunger.“ Also folgten alle drei Schwestern der Mutter ins Esszimmer. Es gab Schnitzel und Pommes mit Ketchup.

      Lisa guckte auf den Tisch und rief empört: „Hey, warum gibt es keine Mayonnaise! Wart ihr etwa nicht einkaufen?“

      „Darauf wollen wir ja gerade hinaus“, sagte die Mutter.

      „Dass ihr keine Mayonnaise gekauft habt?“, fragte Lisa.

      Der Vater antwortete: „Wir haben entschieden, dass wir in drei Tagen auf einen Bauernhof in Bayern ziehen, weil ich dort eine sehr gute Stelle als Tierarzt angenommen habe. Eure Mutter wird mich unterstützen.“

      Entsetzt sprangen die Schwestern auf und Lou fragte: „Das soll wohl ein Witz sein, oder?“

      Mia sagte: „Heute ist doch nicht der 1. April. Also veräppelt uns nicht!“

      Die Eltern schüttelten die Köpfe und der Vater sagte: „Das ist kein Scherz, wir ziehen wirklich um.“

      „Was? Warum? Wieso?“, riefen die Mädchen durcheinander und liefen in ihre Zimmer. Sie verließen sie den ganzen Tag nicht mehr. Selbst zum Abendessen kamen sie nicht in die Küche.

      Am nächsten Tag klopfte die Mutter an die Tür der Schwestern und bat sie darum, ihre Sachen zu packen. Doch sie antworteten nicht. Auch in den nächsten Tagen ließen sich die drei nur noch kurz zum Essen blicken.

      An dem Tag des Umzugs waren alle früh wach, denn die Möbelpacker wollten schon um halb acht kommen. Beim Frühstück war es still, nur Musik hörte man aus dem Radio. Drei

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