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habe mich natürlich sofort bei ihr entschuldigt. In Wahrheit fühle ich mich bei ihr so locker wie sonst nirgendwo. Alle, die man auf ihren Events trifft, kennen einander schon ewig, alle haben die gleichen Wehwehchen, die gleichen Probleme. Damit sind ihre Veranstaltungen viel entspannter als viele andere. Das ließ ich sie auch wissen. Aber ich habe halt den Zug, dass ich immer wieder Neues erleben und kennenlernen muss. Das ist mein Motor.

      Ich selbst habe es immer sehr geschätzt, wenn mir meine Freunde sagten, wenn ich zu langsam, zu forsch oder etwas seltsam war. Ich mag es, wenn man mich geradeheraus wissen lässt, welche Fehler ich mache. Doch eines ist mir bewusst: Wenn man so diszipliniert und fleißig ist wie ich, werden kritische Töne von den anderen gleich viel härter aufgefasst. Gerade wir Bühnenmenschen sind immer viel zu sehr darauf bedacht, stets top und gut gekleidet und geschminkt zu sein, deshalb wissen wir, was Verletzlichkeit bedeutet.

      Rosalia Chladek, eine der bedeutendsten Wegbereiterinnen des Freien Tanzes, hat mich während meiner Ausbildungsjahre zur Tänzerin in der staatlichen Akademie für Musik und darstellende Kunst manchmal so gequält, dass ich daheim geweint habe.

      Irgendwann hat meine Mutter sie gefragt: »Was tun Sie mit meiner Tochter?«

      Und sie bekam zur Antwort: »Dieses Mädchen ist dermaßen begabt, dass ich nur aus ihr etwas rausholen kann, wenn ich sie drille.«

      Auf diese Art wird beim Ballett der Ehrgeiz geweckt. Als Elevin möchte man ja, dass die Lehrerin irgendwann nicht mehr kommt und einem das Bein verbiegt.

      Geweint habe ich nie vor meiner gnadenlosen Professorin, und wenn sie mich noch so gedemütigt hat. Dann habe ich sie halt zornig angeschaut und bin weggegangen.

      Als schwierig empfinde ich es bis heute, wenn ich Premierenpartys von Aufführungen besuchen soll, die mir nicht gefallen haben. Ich tat mir immer schon schwer, Kollegen zu bejubeln, wenn mir das Stück oder ihre Arbeit nicht gefallen hat.

      Nachdem Helmut 1983 Bundesminister für Unterricht und Kunst geworden war, erlebten wir etliche solcher Situationen, die für mich eine Qual waren. Einmal erwischte uns Susi Nicoletti, die Grande Dame der österreichischen Schauspielkunst, nach einem völlig misslungenen Abend, als wir gerade dabei waren, uns möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen. Sie stellte sich uns in den Weg und meinte: »Kommt doch gar nicht infrage! Und wenn einer der Mitwirkenden von euch wissen will, wie es euch gefallen hat, dann sagt ihr einfach: Gratuliere, gratuliere!«

      Dieses wertvolle »Gratuliere, gratuliere!« wende ich bis heute in den unterschiedlichsten Situationen an. Auf diese Weise muss ich nicht lügen und bleibe mir trotzdem treu. So klingt hohe Diplomatie.

      Für die Künstler meiner Generation spielt nämlich noch etwas eine wichtige Rolle: das Alter. Aus eigener Erfahrung weiß ich, was es bedeutet, in einer Hauptrolle auf der Bühne zu stehen, und welche Probleme sich manchmal ergeben können, einfach weil man keine dreißig, vierzig oder fünfzig mehr ist. In solchen Momenten lüge ich so gekonnt, dass alle glücklich sind. Weil ich Respekt vor der Arbeit habe. Ich kann lügen, dass sich die Balken biegen! Interessant ist, dass man mit zunehmenden Jahren sensibler wird und nicht abgestumpfter.

      Die gepflegte Ehrlichkeit.

      So bleiben Sie sich selbst treu, ohne andere zu verletzen

      imageWenden Sie einen Klassiker der Psychologie an: Sprechen Sie in Ich-Botschaften, wenn Sie Ihrem Gegenüber etwas Kritisches vermitteln wollen. Am besten, Sie machen sich schon im Voraus selbst so klein, wie sie oder er es durch Ihre Worte womöglich gleich werden.

      imageErinnern Sie sich noch an folgende Tugend aus dem Vor-Social-Media-Zeitalter? Nicht alles, was gedacht werden kann, muss auch gesagt werden. Also: Besser einmal zu oft auf die Zunge gebissen, als dem Visavis ins Gesicht gespuckt.

      imageFragen Sie einen Mann niemals, ob er zugenommen hat. So etwas trifft ihn härter als jede Frau. Begrüßen Sie ihn einfach mit den Worten: Gut schaust du aus!

      imageEin kluger Satz zum Thema Ehrlichkeit, der mir bei der Lektüre von Die Kunst des guten Lebens von Rolf Dobelli untergekommen ist: »Menschen werden respektiert, weil sie halten, was sie versprechen, nicht weil sie uns an ihrem inneren Monolog teilhaben lassen.«

      imageUnd noch eine Weisheit: Es heißt immer: »Schönheit liegt im Auge des Betrachters.« Denken Sie einfach, dass Sie vielleicht nicht der richtige Betrachter sind, bevor Sie Ihre Freundin wegen eines zu kurzen Rocks, einer zu weit geöffneten Bluse oder einer falsch gewählten Kleiderfarbe maßregeln.

      imageBedenken Sie immer: In einer Welt der wachsenden Unsicherheiten kann es nicht genug Lob geben. Quittieren Sie daher jede Art von Leistung immer mit einem »Gratuliere, gratuliere!« So müssen Sie nicht lügen und bleiben sich trotzdem treu.

GEH, WOHIN DEIN HERZ DICH TRÄGT image

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