Скачать книгу

als Wiener Bürgermeister alles für die Stadt geleistet hat, diesen Modernisierungsschub, den er ihr verpasst hat: das Haas-Haus gegenüber dem Stephansdom, den Life Ball, die Belebung des Wiener Donaukanals und so vieles mehr. Wien ist durch seine unkonventionelle Art zu einer weltoffenen, internationalen Metropole geworden. Würde er noch leben, wäre er sicher begeistert von den neuen Technologien. Zukunftsorientiert nach vorn zu preschen, das hat uns stets miteinander verbunden.

      Ich selbst schaue, dass ich immer in Bewegung bleibe. Mache Reisen, Turnübungen jeden Tag gleich nach dem Aufwachen. Da lege ich mich rücklings quer übers Bett, lass den Kopf runterhängen, damit mir das Blut ins Hirn fließt, und ziehe dann langsam meinen Oberkörper hoch, um die Bauchmuskulatur zu straffen.

      Genauso halte ich meinen Geist fit, denn was nützt mir die tollste Figur, wenn ich im Kopf nicht mehr mithalten kann. Da ist das Digitale natürlich sehr unterstützend. Jeder Zeitungsartikel ist sofort abrufbar, wenn man irgendetwas über ein anderes Land erfahren will, kann man sich auf der Stelle informieren. Und wenn ich einmal etwas nicht weiß, dann google ich einfach, schaue auf Wikipedia nach und bin in der Sekunde eine Portion gescheiter.

      Die Welt ist ein Bildschirm.

      Sechs Tipps, wie Sie sich am

      Internet nicht die Finger verbrennen

      imageLassen Sie sich nicht ins große Follower-Rennen einspannen. Auf Facebook halte ich es wie im echten Leben: Ich bin nur mit Leuten befreundet, die ich auch wirklich kenne.

      imagePosten Sie nichts Politisches und nichts Polarisierendes, sonst drohen Ihnen Hass-Attacken, wie Sie sie im echten, analogen Leben nie erfahren würden.

      imageProtzen Sie nicht im Internet. Alles, was nach zu viel gutem Leben aussieht, zieht nur Neid auf sich. Das mag zwar in jungen Jahren eine Auszeichnung sein, im Alter aber ist es nur noch anstrengend.

      imageChecken Sie regelmäßig Ihren Mail-Account. Gehen Sie davon aus, dass Ihnen Freunde Nachrichten oder Einladungen schicken könnten. Bedenken Sie, dass fast jeder dazu mittlerweile das Internet verwendet.

      imageNützen Sie das Internet ganz gezielt, um sich Gutes zu tun. Surfen Sie durch schöne Bilderlandschaften, horchen Sie sich gute Musik an, schauen Sie Filme an, die Sie im Kino versäumt haben. Blättern Sie in Ihrem digitalen Fotoalbum, informieren Sie sich über das Weltgeschehen. Bleiben Sie am Ball!

      imageUnd eines dürfen Sie sich nie abgewöhnen: Gehen Sie hinaus, reden Sie mit den Menschen. Es gibt so viel Interessantes zu erleben und zu hören!

REBEL AT HEART image

      ICH erinnere mich noch gut, wie verunsichernd die Arbeit an meinem letzten Buch manchmal war. Jedes Mal, wenn Michaela, meine Autorin, und ich ein Kapitel fertig geschrieben hatten, holte ich sofort die Meinung meiner Freundinnen dazu ein. Schließlich wollte ich wissen, was jene, die mich am längsten kannten, von all dem hielten, was wir fabriziert hatten. Ihr Feedback fiel in den seltensten Fällen positiv aus. »Was musst du dich in deinem Alter noch so wichtig machen!«, meinte die eine. Die andere empörte sich: »Du kannst doch nicht diese Bettgeschichte erzählen.« Dabei handelte es sich gar nicht einmal um eine unanständige! Ich hatte doch nur geschildert, wie die Lovestory zwischen Helmut und mir begonnen hatte.

      So ging das Woche für Woche, immer wenn wir ein paar neue Kapitel erarbeitet hatten. Irgendwann hat mir Michaela verboten, die Texte meinem Freundeskreis vorab zu lesen zu geben: »So kommen wir nicht weiter, Dagmar. Die sind böse zu dir. Außerdem sollen sie das Buch erst lesen, wenn es fertig ist.«

      Michaelas Aufgebrachtheit fand ich rührend. Sie wusste nicht, in welchem Ausmaß das alles Lebensfreunde von mir waren. Seit Jahrzehnten begleiteten sie mich schon treu durch jede Phase. Natürlich nahmen die sich kein Blatt vor dem Mund, wenn sie mit mir redeten.

      Oft heißt es, die Menschen würden mit zunehmenden Jahren immer direkter werden. Also unangenehmer. Ich glaube, das ist keine Alters-, sondern eine Charakterfrage. Ich selbst hatte ein wunderbares Negativvorbild: meine Mutter. Sie wurde im Alter richtig böse, war immer grantig und unzufrieden, obwohl wir alle, inklusive Helmut, uns stets um sie kümmerten. Doch nichts war ihr gut genug. Damals habe ich mir geschworen, dass ich es einmal anders machen würde. Jeder kann sich sein Leben schön machen, indem er sich Gutes tut und sich mag.

      Um zufrieden zu sein, muss man bereit sein fürs Glück. Ich bin sehr oft allein, aber dann mache ich eben meine CD-Lade auf und hole die schönste Musik hervor. Oder ich wühle in alten Fotokisten, schaue mir Bilder von früher an und bin glücklich. Oder ich gehe zum »Roberto« auf einen Drink. Das ist eine nette Bar, nur ein paar Gehminuten von meiner Wohnung entfernt. Früher galt es für eine Frau als unschicklich, allein etwas trinken zu gehen. Durch die heutige Generationendurchmischung hat sich das Gott sei Dank geändert! Man muss nur den Mut haben, es zu tun. Meist gesellen sich junge Frauen zu mir und wir kommen ins Reden. Die eine sagt: »Ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Das war so süß, was Sie da gesagt haben«, die andere: »Wenn ich einmal alt bin, denn möchte ich sein wie Sie.« Ist doch schön, wenn man solche Komplimente bekommt. Im Gegenzug frage ich sie, was gerade angesagt ist oder wo man sich die Nägel oder Wimpern machen lassen kann, ohne dafür ein Vermögen bezahlen zu müssen.

      Erzähle ich meinen Freunden von diesen Begegnungen, rollen sie oft nur mit den Augen. Sie sagen es mir nicht immer ins Gesicht, aber ich weiß, dass sie ein solches Verhalten missbilligen. Manchmal werden sie richtig grantig, aber dann schaue ich, dass sie erst gar nicht dazu kommen, ihr Gift rauszulassen. Als Bühnenmensch hat man es diesbezüglich einfach, weil man in der Lage ist, mit der Aufmerksamkeit der Menschen zu jonglieren. Ich wechsle in einem solchen Fall rasch das Thema und widme mich irgendeinem anderen tollen Gebiet, etwa einem Vorfall, der sich gerade zugetragen hat. Oder ich ziehe meine kleine Show ab, von der ich weiß, dass sie jeden unterhält. Viele meiner Freunde und Bekannten leben ja auch ganz gut von Geschichten, die sie von mir erfahren und bei anderen wieder herauslassen. Das ist ein Geben und Nehmen, bei dem es am Ende lauter lustige Gewinner gibt.

      Mit zunehmendem Alter wurde ich auch zunehmend diplomatischer. Ich musste in meinem Beruf viel Demütigung miterleben, und es liegt mir fern, jemanden kränken zu wollen. Als junge Frau wurde ich selbst oft beleidigt. Später, als Frau des Wiener Bürgermeisters, musste ich in Bezug auf meine Künstlerkarriere viele Kompromisse eingehen. Als junge Frau war ich wesentlich direkter – und habe auch prompt immer die Rechnung dafür serviert bekommen. Der Entzug von Liebe oder Sympathie hat mir dann natürlich weniger geschmeckt.

      Zum Beispiel habe ich mir nichts dabei gedacht, älteren Kolleginnen oder Freundinnen zu erklären: »Mit dem Bluserl kannst aber nicht auf die Straße gehen, dafür bist du zu alt.« Entgegnete eine Kollegin dann: »Wie kannst du so etwas behaupten?«, habe ich oft sogar noch nachgelegt: »Na sei doch froh, dass dir wenigstens ein Mensch die Wahrheit sagt!«

      Meine Direktheit habe ich nie als Weisheit verkauft. Ich war immer überzeugt, meinem Gegenüber irrsinnig zu helfen. Heute würden mir solche Sätze nicht mehr über die Lippen kommen. Trete ich dennoch in einen Fettnapf, eiere ich mich mit Komplimenten wieder ins Geschehen zurück. Gleichzeitig ist es aber wichtig, sich zur Situation zu bekennen, sonst kommt man gar nicht mehr aus ihr heraus. Ich sage dann etwas wie: »Ich bin jeden Abend mit so vielen Leuten zusammen, das ist mir jetzt herausgerutscht. Es tut mir leid, ich habe ja gar nicht dich gemeint. Entschuldige, entschuldige!« Es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich zu entschuldigen,

Скачать книгу