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KHAOS. Lin Rina
Читать онлайн.Название KHAOS
Год выпуска 0
isbn 9783959914208
Автор произведения Lin Rina
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Meine Mutter hatte den Posten bekommen und sich so ihr Überleben in diesem Loch gesichert. Für einige Zeit jedenfalls. Denn dann hatte eine Verletzung am Rücken sie dahingerafft.
Ich hatte nichts tun können, um sie zu retten. Die schlimmsten Tage meines Lebens.
»Die Männer und Frauen, die hier leben, sind fast alle als Verbrecher hierhergekommen, oder hier zu welchen geworden. Nach dem Fall der Station haben sich die meisten von uns auf Boz’ Seite geschlagen. Die, die ihn nicht als Anführer akzeptiert haben, wurden weggejagt und leben in mehreren Clans draußen in der Wüste.«
Ich war mir unsicher, ob ich erwähnen sollte, dass Boz glaubte, sie hätten ein nicht funktionstüchtiges Schiff. Oder zumindest Teile davon. Doch ich glaubte nicht daran und ich wollte keine Hoffnung schüren, wo eigentlich keine war.
»Ich kann es sehen, wenn du mir etwas verheimlichst«, sagte Khaos plötzlich und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich fühlte mich ertappt und war gleichzeitig verwirrt. »Dein Gesicht verrät dich. Du bist nicht sehr gut darin, Emotionen zu verstecken«, behauptete er.
Ich verdrehte die Augen. Wenn er wüsste, was ich noch so alles versteckte, dann würde er das nicht sagen.
»Manche schon, andere nicht«, antwortete ich also, um weiterhin uneindeutig zu bleiben, und fuhr mit meinem Bericht fort. Diesmal ohne irgendwelche Details auszulassen, ob nun wichtig oder nicht. »Es heißt, die Wüstenclans hätten Teile eines Raumschiffes, die man zu einem zusammensetzen könnte, wenn man wüsste wie«, eröffnete ich mit unsicherer Stimme und Khaos hob die Augenbrauen.
»Aber du glaubst das nicht«, stellte er fest und ich nickte. Ich glaubte es nicht.
Khaos’ Blick schweifte ab, ging an den Wänden entlang, begutachtete den Raum, bis er die Kapseln entdeckte, die an der Wand standen. »Wenn es keinen anderen Anhaltspunkt gibt, werde ich mich erst einmal versichern müssen, wer von euch beiden recht hat. Boz oder du.« Er wollte also da raus und sehen, was die anderen Clans hatten. Genau wie Boz es wollte.
Es bereitete mir Unbehagen, dass die beiden scheinbar in die gleiche Richtung strebten, doch es war die einzige Möglichkeit, Gewissheit darüber zu erlangen.
»Doch bis dahin müssen wir die anderen finden!«, sagte Khaos mit Bestimmtheit und ich sah ihn irritiert an.
»Welche anderen?«, erkundigte ich mich vorsichtig und blinzelte ein paarmal. Meine Augen wurden trocken, ein sicheres Zeichen, dass meine Medikamente angefangen hatten zu wirken. Bald würde es mir besser gehen.
Die Muskeln in meinen Beinen schmerzten immer noch und ich zog mich mühsam auf den Tisch, um mich zu setzen. Jetzt war es mir auch egal, was Khaos in diesem Moment darüber dachte, denn seine Seele war mit ganz anderen Sachen beschäftigt als mit mir.
»Dreiundzwanzig, sagtest du«, wiederholte er meine Worte und ich drehte mich halb zu ihm, um ihm nicht nur meinen Rücken zu zeigen. »Wir waren aber zweiundvierzig!«
Zweiundvierzig. Ich rieb mir die Augen und verbarg so die Bestürzung, die mich befiel, als ich die Zahl hörte. Neunzehn gefrorene Personen, die er vermisste.
Doch ich war mir sicher, dass ich dort unten nicht noch mehr gesehen hatte. Ich hatte dreiundzwanzig gezählt, Boz hatte dreiundzwanzig gebracht.
»Es waren nicht mehr da«, versuchte ich ihm beizubringen und prallte sogleich gegen eine Flutwelle aus Hass und Verzweiflung, die aus Khaos’ Innerem hochkochte, als würde sie dort schon lange brodeln. Ich schrak davor zurück, sodass ich beinahe von der Tischkante gefallen wäre.
Sein Gesicht hatte sich keinen Millimeter geregt, keine Emotion drang nach außen. Es wäre wohl untertrieben zu sagen, dass ich davon fasziniert war, denn einen so krassen Unterschied zwischen einem inneren und einem äußeren Menschen hatte ich noch nicht zu Gesicht bekommen. Seine Beherrschung war meisterhaft und dagegen kam ich mir wie eine schlechte Amateurin vor. Kein Wunder, dass er mich gleich durchschaut hatte. Sein Blick war schärfer als der der Männer, die hier lebten, und seine eigenen Fähigkeiten um ein Vielfaches besser als meine.
»Es müssen mehr da sein«, sagte er unglaublich ruhig und seine Stimme sank noch ein paar Töne hinab, sodass ich mich mit den Fingern an die harte Kante des Tisches klammerte, um nicht schon wieder zu erschaudern.
Ich hatte beinahe Angst, ihm zu widersprechen, weil ich nicht wusste, wie weit ich gehen konnte, bevor er explodierte und die wilde Flut an Gefühlen aus ihm herausbrach.
Doch ich musste. »Sie sind nicht hier«, wiederholte ich und nun zogen sich seine Augen doch zu gefährlichen Schlitzen zusammen.
»Wie, nicht hier?«, blaffte er mich an. »Nicht in diesem Raum? Nicht auf dieser Station? Nicht auf diesem Planeten?«
»Ich …«, begann ich und brach ab. Ich hatte nur den unteren Teil der Station gemeint. Mein Wissensstand reichte nicht aus, um zu garantieren, dass sie nicht auf einem anderen Teil des Planeten waren, auch wenn ich es für unwahrscheinlich hielt.
»Ich weiß es nicht«, gab ich also kleinlaut zu und schob mir verlegen eine Locke aus den Augen. »Dafür müsste ich …« Ich stockte. Beinahe hätte ich nachsehen gesagt.
»Müsstest du was?«, hakte Khaos natürlich sofort nach und plötzlich war seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf mich gerichtet. In meinem Bauch begann es zu flattern, auch wenn die Situation alles andere als geeignet war, um von völlig irrationalen Gefühlen überfallen zu werden.
»Müsste ich mich erkundigen.« Ich sah ihn nicht an, doch ich wusste schon jetzt, dass er mir nicht glaubte. Vielleicht gerade weil ich ihn nicht angesehen hatte.
»Du verheimlichst mir schon wieder etwas!«, stellte er hart fest und ich stöhnte auf. Jetzt wusste ich, wie es war, ständig durchschaut zu werden. Schließlich war sonst ich diejenige, die andere durchschaute.
»Ich darf so viel verheimlichen wie ich will. Manche Gedanken sind schließlich meine Sache«, sagte ich patziger, als ich gewollt hatte, und obwohl ich erwartete, dass es ihn wütend machte, konnte ich nichts von dieser Wut spüren.
Im Gegenteil, der Sturm in seinem Inneren legte sich ein wenig bei meinen Worten und sein Mund verzog sich zu der Andeutung eines Grinsens.
»Kein Respekt vor dem Alter«, schnaubte er fast schon belustigt und ich fühlte mich unwohl, weil ich nicht wusste, was er an mir plötzlich so witzig fand.
»Gut«, meinte er dann und rollte mit den Schultern. »Wie lange muss ich noch an diesem Schlauch hängen, bevor ich mich hier umsehen kann, um mir mein eigenes Bild zu machen?«
»Wie bitte?«, fragte ich wenig schlau, weil ich nicht fassen konnte, dass er das alles hier auf die leichte Schulter nahm. Es schien, als sehe er Boz und seine Männer überhaupt nicht als reale Bedrohung. Als wären sie nur ein bisschen Ungeziefer, das er verscheuchen musste, um zu bekommen, was er wollte.
Doch ich würde ihn nicht umstimmen können. Schließlich hatte ich auch nicht die geringste Ahnung, wie stark dieser Mann wirklich war.
Boz hatte von einem Übermenschen geredet, von einer Kampfmaschine. Doch auch er war davon überzeugt gewesen, diese kontrollieren zu können.
Das hieß im Klartext, ich hatte hier einen Haufen Kerle, die sich selbst alle für die Besten hielten, und erst am Ende würde sich rausstellen, welcher von ihnen recht behielt.
»Sosehr ich deine Bereitwilligkeit, mir Informationen zukommen zu lassen, auch schätze, muss ich mir erst einmal selbst alles ansehen, bevor ich einen Plan machen kann, meine Crew und mich von diesem Planeten zu befördern«, teilte er mir mit und ich ließ die Schultern sinken.
Es war mir nicht möglich, daran zu glauben, dass es überhaupt einen Weg gab, diesen Planeten zu verlassen, aber meine Meinung zählte wahrscheinlich nicht.
»Noch