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Thorpe!« rief er dem Mann zu, den er noch vor wenigsten Stunden hatte ermorden wollen. »Sieh dir den Pfingst-ochsen an! Hat er sich nicht toll herausgeputzt?«

      Thorpe erwiderte nichts. Er hätte Stilwell am liebsten zwischen seinen prankenartigen Händen erwürgt.

      Der Messerwerfer feixte.

      »Weißt du auch, weshalb sich der Sheriff so fein gemacht hat, Thorpe? Wegen uns. Yeah, das kennst du noch nicht. Wenn Mr. Behan einen Gefangenen in die Verhandlung unten im Court House führt, einen Burschen, der todsicher an den Strick kommt, dann maskiert er sich so. Haha! Vielleicht bildet er sich ein, daß er dann würdiger aussieht.

      Gib dir keine Mühe, Behan, auch mit diesem Plunder wirkst du nicht. So etwas steht vielleicht Doc Holliday – aber nicht einer solchen Vogelscheuche wie dir.«

      Der Sheriff nahm die Winchester aus dem Gewehrständer und lud sie durch.

      Stilwell zog die Brauen für einen Augenblick zusammen und brüllte dann in einer widerlichen Lache los.

      »Jetzt will er uns mit der Flinte einschüchtern! Wie findest du das, Thorpe?«

      Auch dazu schwieg der Nogalesman.

      Stilwell schob sein Galgenvogelgesicht zwischen zwei Gitterstäbe und krächzte:

      »Ich würde mich nicht so aufplustern, Jonny Behan. Ich kann dir nämlich was verraten: Der liebe Frankyboy wird weder verurteilt noch aufgebummelt. Wie findest du das? Yeah, da sagst du gar nichts mehr. Aber bist du denn tatsächlich so irrsinnig gewesen zu glauben, daß so etwas hier durchläuft? Dachtest du denn, Ike Clanton würde mich so vor die Hunde gehen lassen. Du bist wirklich ein armer Tropf, Behan, wenn du das geträumt hast. Und die Winchester stellst du besser wieder in den Ständer. Könnte sein, daß meine Freunde böse werden, wenn sie dich mit der Kanone sehen…«

      Es blieb eine Weile still.

      Der Sheriff hatte sich in Türnähe postiert und umkrampfte das Gewehr mit beiden Händen.

      Da setzte der Messerwerfer seine Hetze weiter fort:

      »Auf wen wartest du eigentlich, Sheriff? Etwa auf die Boys, die uns zum Court House bringen sollen? Da wirst du lange warten. Und wenn du etwa davon träumst, daß Wyatt Earp eingreift, hast du einen Alptraum gehabt, Junge.

      Stell dir das vor, Thorpe, dieser saubere Sheriff, der uns an den Galgen liefern will, hofft auf Wyatt Earp. Er hofft auf den Marshal, der ihm beistehen soll, wenn wir zum Court House gebracht werden.«

      Thorpe schwieg weiterhin.

      Und der Mann an der Tür spürte, wie ihm der Schweiß unter dem Hutrand hervor in die Augenbrauen rann.

      Jonny Behan öffnete die Tür und ging hinaus. Vielleicht gerade eben noch früh genug, um sich keinen großen Ärger einzuhandeln.

      *

      Sie kamen von Westen.

      Und sie ritten nebeneinander, mit erhobenen Köpfen, staubgepudert, mit harten, rauhen, verwegenen Gesichtern und farblosen Augen. Einer glich dem anderen, wie weiße Billardkugeln einander glichen.

      Sie trugen graue Hüte, blaue Halstücher, graue Hemden, braune kurze Lederwesten und braungraue Hosen, die über die hochhackigen Stiefel ausliefen. Jeder von ihnen trug zwei vierundvierziger Revolver an den Hüften.

      Sogar ihre Pferde waren kaum voneinander zu unterscheiden.

      Es waren die Harper Brothers. Jeff, Kid und Hale Harper, drei Männer, die man in Tombstone lieber auf dem Mond als in der Stadt gewußt hätte.

      Mit erschrockenen Mienen musterten die Bürger die drei Reiter, die langsam und irgendwie unheilverkündend in die Allenstreet einritten, ehe sie vor dem Crystal Palace von den Gäulen stiegen. Sie machten die Zügelleinen an den Querholmen fest und betraten den niedrigen Vorbau. Auch hier blieben sie nebeneinander.

      Und ehe Jeff die Pendeltür aufstieß, sah er noch einmal westwärts die Straße hinunter.

      Ebenso hielten es die beiden anderen.

      Der dicke Foster Gennan wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah sich nach allen Seiten um. »He, Bird, hast du das gesehen…?«

      Der kleine Bird Vielliers, dessen Gesicht mit Warzen bedeckt war, nickte nur kurz, rannte in seinen Laden, schloß die Tür ab und zog die Papierläden herunter. Dann hing er ein Schild hinter das Türglas: Geschlossen wegen Trauerfall.

      Foster Gennan hatte es beobachtet und sah sich nach seiner Schneiderin um. Dann rannte auch er heim und verschloß alle Türen.

      Aber bald darauf erschien er wieder auf der Straße und stürmte auf das Marshal Office zu.

      Es war verschlossen.

      »Verdammt noch mal!« keuchte der Dicke und rüttelte sinnloserweise an dem Drücker hin und her.

      »Virgil ist in Santa Fé!« rief ihm der zahnlose Alte aus dem Occidental Saloon zu.

      »Und Wyatt?« fragte Gennan keuchend. »Ich denke, Wyatt Earp ist in der Stadt?«

      Der Alte zog die Schultern hoch und schnäuzte sich umständlich. Dann schob er in den Hof des Saloons davon.

      Gennan sah sich mit angstgeweiteten Augen auf der Straße um.

      Sie war plötzlich menschenleer.

      »Keiner mehr da!« stieß er tonlos hervor. »Sie haben sich wieder alle verkrochen, diese feigen Hunde.«

      Und dann fiel ihm der Sheriff ein. Hell and devils, zu was hatte man denn einen Sheriff in der Stadt?«

      Er stampfte hinüber und riß die Tür auf.

      »Sheriff! Sie müssen sofort kommen! Die Harper Brothers sind in der Stadt! Behan…! Wo stecken Sie denn?«

      Eine diabolische Lache ließ den Schneider zusammenfahren. Er wandte sich zur Seite und sah aus dem Halbdunkel des Zellentraktes das pockennarbige Gesicht Frank Stilwells hervorschimmern.

      Der Bandit hatte die Zähne gebleckt und die Augen zu schmalen Strichen zusammengezogen.

      »Was sagst du da, Fleischkloß? Die Harper Brothers? Aber das ist ja eine interessante Neuigkeit!

      He, Thorpe, hast du das mitbekommen? Die Harper Brothers sind in der Stadt! Das wird ja einen Spaß geben, wenn der liebe Jonny uns nachher zum Court House bringen soll.«

      Thorpe war von seiner Pritsche aufgestanden und kam an die Gittertür. »Wieso…?«

      »Ach, das kannst du ja nicht wissen, Junge. Die Harpers sind Freunde von mir. Sie werden entschieden dagegen sein, daß der kleine Behan mich zum Court House bringt.«

      Wo war der Sheriff? Suchte er etwa Wyatt Earp? Der dicke Gennan machte wieselflink kehrt und rannte davon.

      Stilwells schrille Lache gellte hinter ihm her.

      Sie waren nicht zufällig in die Stadt gekommen, die drei Harpers.

      Die berüchtigten Revolverschwinger aus dem Graham County lehnten an der Theke des leeren Crystal Palaces und kippten sich den Whisky in die Kehlen.

      Von der Clanton Gang war niemand zu sehen.

      Da wurde die Pendeltür auseinandergestoßen, und Mayor Clum trat in den Schankraum. Mit kühlem Blick musterte der alte Herr die drei Tramps.

      Kid Harper hatte sich umgedreht. Es geschah alles nach einem lange einstudierten Rezept bei den drei Brüdern. Sie drehten sich nie alle zusammen um. Das tat nur Kid.

      Jeff hielt den Thekenspiegel im Auge, und Hale starrte in sein Glas. Aber das schien nur so, denn er sah zu den Fenstern hinüber.

      Das Brüdertrio war wirklich mit allen Wassern gewaschen.

      John Clum trat unerschrocken näher. »Wie war das doch, Gents, hat Virgel Earp euch drei nicht aufgefordert, aus Tombstone wegzubleiben?«

      Kid feixte und warf einen Blick zu seinem

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