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war für die Beleidigung, Schlitzauge. Und jetzt beeile dich mit dem Gaul, sonst wird die Luft für dich hier verdammt bleihaltig.«

      Der Chinese trippelte auf den Stall zu und holte das Pferd heraus. Dann schleppte er den Sattel herbei.

      Thorpe sattelte seinen Sierragaul auf und führte ihn auf die Straße.

      Mit zuckendem Gesicht schloß der kleine Chinese das Tor. Er war es gewohnt, derartige Grobheiten von den weißen Männern hier einstecken zu müssen.

      *

      Jim Thorpe war nicht sehr weit geritten.

      Mit jedem Yard, den der Braune ihn die Allenstreet westwärts gebracht hatte, war der Zorn auf diese Stadt in ihm größer geworden. Er war an Wyatt Earp gescheitert. Zweimal hatte der Marshal ihn niedergeschlagen – das konnte er nicht verdauen.

      Er würde sich rächen. An Wyatt Earp und an den anderen. An dem stolzen Ike Clanton, an dem hochnäsigen Frank McLowery und an dem käsigen Sheriff Behan.

      Und vor allem wollte er sein Geld wiederhaben.

      Am Boot Hill wandte er den Braunen und ritt zurück. Sein Gesicht war jetzt härter denn je. Jim Thorpe war zu allem entschlossen. Was hatte er schließlich zu verlieren? Nun kannte er sie ja, die großen von Tombstone.

      Er ritt hinunter bis zum Crystal Palace und stieg vom Pferd, warf die Zügelleine über die Halfterstange und trat auf den Vorbau.

      Über die Schwingarme der Pendeltür hinweg warf er einen Blick in den Schankraum.

      Vor der Theke standen nur wenige Menschen. Und links an den Spieltischen entdeckte er plötzlich Kate Fisher.

      Jim Thorpe stieß die Tür auf und trat ein. Die Männer vorn im Schankraum wandten sich nach ihm um.

      Und da stieß sich ein kleiner, untersetzter Bursche mit verschlagenem Gesicht und spitzer Nase von der Theke ab. Er war krummbeinig und trug Reiterkleidung. Sein hohlwangiges Gesicht verriet die Krankheit, die in seiner Lunge fraß.

      Hüstelnd blieb er drei Yards vor Jim Thorpe stehen. »Ich bin Jerry Cochan. Ich finde, du solltest das wissen, ehe du ausgepustet wirst, Thorpe.«

      Der riesige Bursche aus Nogales richtete sich auf. Ein spöttisches Lachen flog für einen Augenblick über sein Gesicht. Dann wandte er sich ab und ging auf die Kante der Theke zu.

      Jerry Cochan kläffte hinter ihm her. »He, Langer, du kneifst wohl? Glaubst du eigentlich, daß wir verrückt sind? Erst verschanzt du dich im Hotel und knallst in der Gegend herum. Dann rennst du mit Wyatt Earp zusammen. Und wenn dir Frank McLowery sagt, daß du verschwinden sollst, kommst du zurück. Du sitzt im falschen Sattel, Tramp. Wir sind hier in Tombstone.«

      Es war Thorpe nicht allzu wohl in seiner Haut, aber er konnte nicht mehr zurück. Er wollte auch gar nicht mehr.

      »Keeper«, sagte er so gelassen, wie es ihm möglich war, »gib dem Kleinen noch einen Drink, damit er sich beruhigt.«

      Jerry Cochan wurde dunkelrot vor Zorn. Steif angewinkelt war sein rechter Arm, und die geöffnete Hand hing über den Revolverknauf.

      Da stand plötzlich Kate Fisher neben ihm und zog ihm den Colt blitzschnell aus dem Halfter. Der Hahn knackte.

      Wie erstarrt stand der kleine Mann da.

      »Geh an die Theke, Jerry!«

      Langsam setzte Cohan sich in Bewegung.

      Kate Fisher, die sich seit Jahren in diesem Milieu bewegte, behielt ihn scharf im Auge.

      »Und jetzt nimmst du den Drink, Jerry!«

      Langsam nahm der Kleine das Glas, das der Keeper ihm hinschob, und setzte es an die Lippen. Ehe er trank, sah er den Nogalesman an.

      »Du brauchst dir nichts darauf einzubilden, Thorpe. Sie tut es nicht deinetwegen. Sie mag Schießereien nicht. Und sie kann ein Lied davon singen. Ihr Freund ist Doc Holliday.«

      Jim Thorpe trank sein eigenes Glas leer, warf ein Geldstück auf das Thekenblech und ging hinaus.

      Kate Fisher trat an das Orchestrion und steckte ein Geldstück in den Münzenschlitz.

      Während der alte Musikkasten hämmernd und ziemlich unmelodisch den Arizonasong in den Raum jaulte, warf sie dem kleinen Cochan den Revolver zu.

      Jim Thorpe stand auf der Straße und sah sich um. Es war ziemlich still draußen.

      Jetzt würde er den Sheriff aufsuchen und von ihm sein Geld zurückverlangen.

      Er ging hinüber und stieg den Vorbau hinauf. Ehe er noch an das schwacherleuchtete Fenster trat, sah er sich nach allen Seiten um.

      Irgendwo drüben beim O.K. Corral zankten sich zwei Katzen, und in einem Hof kläffte ein Hund.

      Thorpe trat an die Tür und wollte sie öffnen. Sie war verschlossen. Er klopfte an die Scheibe.

      Bald darauf wurde die Tür geöffnet. Thorpe stieß sie weit auf.

      Jonny Behan fuhr zurück. »Was wollen Sie denn hier?«

      Der Bandit warf die Tür hinter sich zu.

      »Mein Geld, Sheriff.«

      Jonny Behan ging bis an den Tisch zurück.

      »Das Geld gehört der Bank. Ich habe es zurückgebracht.«

      Das Gesicht Jim Thorpes war wie aus Holz geschnitten. »Wo hast du mein Geld, Behan?«

      Der Sheriff wich immer weiter zurück, an dem Tisch vorbei in den Hintergrund des Raumes.

      Bei dem schwachen Schein der Kerosinlampe vermochte Thorpe die Hoftür in der dunklen Wand nicht zu erkennen.

      Und schon hatte der wendige Behan sie aufgerissen und hinter sich zugeworfen. Klirrend fiel draußen der Riegel vor.

      Jetzt erst kam Leben in die Gestalt des Banditen. Er rannte vorwärts und warf sich mit voller Wucht gegen die Tür. Aber sie gab nicht nach.

      Thorpe stieß die Tür zur Straße auf und rannte hinaus.

      Als er auf dem Vorbau war, blieb er wie versteinert stehen. Drüben auf der Straße, etwa vier Yards vom Vorbau entfernt, stand schemenhaft vorm Windlicht des Marshals Offices der Missourier.

      Jim Thorpes Linke spreizte sich.

      Ich werde ihn niederknallen. Mit einem gedankenschnellen Schuß werde ich ihn niederknallen!

      Dann hörte er plötzlich die Worte Frank McLowerys in seinen Ohren. Er ist nicht mit dem Colt zu schlagen. Er ist auch nicht zu überraschen. Schon gar nicht von einem einzelnen Mann.

      War nicht auch Bill Hickock mit dem Revolver geschlagen worden, der schnelle Marshal von Abilene. War es nicht ein ganz unbedeutender Mann gewesen, der ihn besiegt hatte?

      Well, Wyatt Earp sollte schneller sein, wer wußte denn, ob nicht gerade er, der blutjunge Jim Thorpe, der Mann aus Nogales, ein noch besserer Mann war? Der Schütze, der den großen Marshal von Dodge fällen konnte?

      Er war jung und stark und voller Zuversicht. Und dieser Wyatt Earp da mußte in den vielen Kämpfen, in denen er schon gestanden hatte, schon einen großen Teil seiner Kraft gelassen haben. Vielleicht ist dies der große Augenblick in meinem Leben, suchte sich Jim Thorpe einzureden.

      Und was hatte er denn schon zu verlieren? Nichts, gar nichts. Er hatte die Bank überfallen und Sheriff Behan würde das kaum für sich behalten haben. Und andererseits hatte er alles zu gewinnen, wenn er diesen Mann da, diesen höllischen Earp, schlagen würde.

      Well, er würde das Schicksal herausfordern. Er würde jetzt in dieser Minute auf der nächtlichen Hauptstraße von Tombstone den Gunfight mit Wyatt Earp aufnehmen.

      Vorwärts! Was gab es noch zu zögern? Mit einem weiten Satz sprang er auf die Straße und stand breitbeinig da.

      Jonny Behan war von seinem Hof in die Häuserlücke geflüchtet, die zur Mainstreet führte. Er kam

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