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      Dr. Thomas Schröder ist Forstwissenschaftler und Referent für Pflanzengesundheit im Referat 714 Pflanzengesundheit und phytosanitäre Angelegenheiten beim Export des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Er ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der International Forestry Quarantine Research Group (IFQRG).

       Dr. Thomas Schröder

       BMEL, Referat 714

       Rochusstraße 1

       53123 Bonn

       Tel. (0228) 99 529 3953

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       Neue Schadorganismen – neue Risiken für Gehölze?

       New harmful organisms – new risks for woody plants?

       von Katrin Kaminski, Gritta Schrader und Anne Wilstermann

       Zusammenfassung

      Über den internationalen Handel können Schadorganismen an Pflanzen in ein neues Gebiet eingeschleppt werden. Bei geeigneten Lebensbedingungen können sie sich in neuen Gebieten etablieren und zu beträchtlichen Schäden an Pflanzen führen. Eingeschleppte Schadorganismen sind zuvor oft nicht als Unionsquarantäneschädlinge gelistet, stellen aber häufig ein hohes phytosanitäres Risiko dar, was allerdings bei ihrer Detektion nicht unmittelbar bekannt ist. Das Julius Kühn-Institut führt Risikoanalysen durch, um festzustellen, ob bedeutende Schäden entstehen können und phytosanitäre Maßnahmen erforderlich sind. Meldeverpflichtungen und ein EU-weites Frühwarnsystem sind zentrale Bestandteile des Pflanzengesundheitssystems der EU, sodass alle Mitgliedstaaten im Falle eines Befalls schnell reagieren können. Der Beitrag gibt eine exemplarische Übersicht über einige in jüngster Zeit an Gehölzen neu aufgetretene Schadorganismen.

       Summary

      Through international trade, harmful organisms of plants can be introduced into a new area. If they find suitable living conditions they can establish themselves in new areas and cause considerable damage to plants. Often, introduced pests are not listed as European Union quarantine pests beforehand but often pose a high phytosanitary risk, which is however not immediately known after first detection. The Julius Kühn-Institute ( JKI) carries out risk analyses to determine whether significant damage can occur and if phytosanitary measures are necessary. The obligation of notification and an EU-wide early warning system are central parts of the EU plant health system so that all Member States can act promptly in case of an infestation. Some newly occurring pests and diseases on woody plants are presented as an example.

       1 Einleitung

      Schadorganismen können sich auf natürlichem Wege in neue Gebiete ausbreiten und nutzen hierbei ihre Fähigkeit der aktiven oder passiven Fortbewegung. Insbesondere eine interkontinentale Verbreitung von Schadorganismen erfolgt jedoch auch über Aktivitäten des Menschen. Dabei stellt der Transport mit Waren einen wichtigen Einschleppungsweg für neue Schadorganismen dar. Auf EU-Ebene ist insbesondere die Einfuhr von Pflanzen und Pflanzenprodukten aus Drittländern zu nennen, die aufgrund der zunehmenden Globalisierung bedeutende Möglichkeiten für Einschleppungen bietet. Auch im Verpackungsholz von Sendungen diverser nicht phytosanitär relevanter Warenarten können Schadorganismen unbeabsichtigt mit transportiert werden und so ihren Weg nach Europa finden. Hierdurch ist z. B. der Asiatische Laubholzbockkäfer Anoplophora glabripennis bereits an einigen Orten in Deutschland und anderen EU-Mitgliedstaaten eingeschleppt worden. Es wurden jedoch in importiertem Verpackungsholz auch andere Bockkäfer (Cerambycidae) sowie Prachtkäfer (Buprestidae), Bohrkäfer (Bostrichidae) und weitere Insekten und Nematoden gefunden (EU 2018).

      2 Einschleppung von Schadorganismen mit dem internationalen Handel

      Durch Kontrollen und phytosanitäre Anforderungen an Warenarten bei der Einfuhr soll das Risiko einer Einschleppung von Schadorganismen weitestgehend vermieden werden. Einfuhrvorschriften machen phytosanitäre Kontrollen im Exportland und beim Eintritt in die EU bei vielen Pflanzen und Pflanzenprodukten ebenso zur Pflicht wie die Behandlung von bestimmten Warenarten oder andere spezielle Maßnahmen vor dem Export im Drittland. Bei den Einfuhrkontrollen werden jedoch trotz der Einfuhranforderungen und in den Drittländern durchgeführter Behandlungen regelmäßig Schadorganismen gefunden (EU 2018). Die Ware bzw. das befallene Verpackungsholz werden dann in der Regel vernichtet oder zurückgewiesen, gelegentlich auch phytosanitär behandelt. Trotz der Einfuhrvorschriften und durchgeführter Kontrollen bei der Einfuhr kann kein 100%iger Schutz vor der Einschleppung von Schadorganismen geschaffen werden, denn die Waren können immer nur stichprobenartig kontrolliert werden.

      Das beanstandete Verpackungsholz ist in vielen Fällen nicht korrekt nach dem internationalen Standard ISPM 15 behandelt worden, was durch eine fehlende Markierung zu erkennen ist. Auch wenn hier nicht immer Schadorganismen gefunden werden, zeigt die hohe Anzahl von EU-weit rund 2.000–3.000 beanstandeten Sendungen pro Jahr (Abbildung 1), dass das Risiko von Einschleppungen holzbürtiger Schadorganismen weiterhin gegeben ist (EU 2018).

      Wenn eingeschleppte Schadorganismen auf geeignete Lebensbedingungen treffen, also Wirtspflanzen vorhanden sind und die klimatischen Erfordernisse erfüllt werden, können sie sich im neuen Gebiet etablieren und weiter ausbreiten. Ob ein Schadorganismus auf geeignete Wirtspflanzen und Bedingungen trifft, hängt auch von der Verwendung der Warenart ab, mit der er eingeschleppt wird, und von weiteren Bedingungen wie der Mobilität des Organismus und der Jahreszeit der Einschleppung. Beispielsweise ist die Möglichkeit der Ansiedlung von Schadorganismen bei Pflanzen, die im Freiland angepflanzt werden, höher zu bewerten als bei Früchten oder Gemüse.

      Wenn die Etablierung eines Schadorganismus erfolgt und zudem noch ein hohes Schadpotenzial vorhanden ist, können die Auswirkungen von neuen Schadorganismen beträchtlich sein, da in der Regel zunächst geeignete Gegenspieler und Konkurrenten fehlen. Es ist auch möglich, dass zuvor unbekannte Wirtsarten befallen werden.

      Ein aktuelles Beispiel für den Befall neuer Wirtspflanzen stellt das Citrus bark cracking viroid (CBCVd) dar. CBCVd ist seit vielen Jahren als weitestgehend harmloses Viroid mit milden Symptomen an Zitruspflanzen bekannt und in einigen südlichen Ländern der EU wie Zypern, Griechenland und Italien etabliert (EPPO 2019). 2015 wurde das Viroid in Slowenien an Hopfen festgestellt, nachdem bereits seit 2007 Symptome aufgetreten waren, die zunächst einem Befall mit dem Hop stunt viroid glichen. In dieser neuen Wirtspflanze zeigt sich das Viroid CBCVd extrem aggressiv und führt innerhalb von drei bis fünf Jahren zum Absterben der Pflanzen (EPPO 2015). 2019 wurde CBCVd erstmalig auch an Hopfen in Deutschland festgestellt. Ob es Regelungen auf EU-Ebene für CBCVd geben soll, wird zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Beitrages diskutiert.

      Seit 2013 ist in Italien das Auftreten des sogenannten Feuerbakteriums Xylella fastidiosa bekannt (EPPO 2013). Aufgrund von aktuellen Studien wird vermutet, dass X. fastidiosa aus Zentralamerika nach Italien eingeschleppt wurde (EPPO 2017). Große Schäden hat dieses Bakterium zunächst an Olivenbäumen (Olea europaea) im Süden Italiens hervorgerufen. Befallene Bäume zeigen Blattflecken und ein Absterben erst von einzelnen Ästen und schließlich der gesamten Pflanze. Das Bakterium breitet sich mithilfe von Vektoren (Zikaden: Cicadellidae und Cercopidae) sehr schnell aus, es sind inzwischen weite Flächen betroffen. Die Situation ist nicht einfach in den Griff zu bekommen, da X. fastidiosa zahlreiche unterschiedliche Pflanzenarten befallen kann und dort auch

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