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Verfügung. Er war auch kleinteilig genug, um bis auf einzelne Elektronen herunter die Steuerung komplexer Schaltkreise zu ermöglichen. In ihrer Blüte ermöglichte die Elektrifizierung die Technologie des Computers und machte ihn zum Massenphänomen. Wichtigstes Kennzeichen des 2. industriellen Zyklus war, dass die Technik so komplex wurde, dass die Spezialisierung immer weiter vorangetrieben werden musste. Niemand konnte mehr alles verstehen. Also trennten Unternehmen und Hochschulen fleißig weiter. Aus der Elektrotechnik wurden um die 20 Vertiefungsrichtungen. Computer Programme nannte man fortan Software und trennte sie nach Programmiersprachen. Programmierer trennte man in Systementwickler, Anwendungsentwickler, Gaming-, App- und Datenbankprogrammierer. Und so weiter.

       Das immer weiter zerlegte, in Einzelteilen perfektionierte System wurde anfällig

      Viele Menschen als Öl im Getriebe, wenige Menschen im Steuerzentrum der Wirtschaft. Wenige große Akteure drehen das Rad im globalen System. Ein großer Player als Spielball weniger Egoisten, Betrüger oder Haie reicht schon, und wir haben eine globale Finanzkrise. Das Steuerzentrum kollabiert leichter, da es anfälliger geworden ist. Lehmann Brothers war nur ein erstes Beispiel. Auch eine Pandemie kann die Weltwirtschaft an den Abgrund bringen. Schon hört man vom Gesundheitsminister, Pandemien könnten öfter kommen. Die Politik versucht mit teuren Konjunkturprogrammen die Scherben aufzuräumen. Krisenmodus wird zum Normalmodus. Nach der Finanzkrise oder Pandemie wird wieder gespart, bis zur nächsten Krise. Wie auch immer die heißen mag. Dann schnell wieder Krisenmodus fahren, denn die Bürger belohnen gute Krisenmanager mit guten Umfragewerten. Ideal ist die Pandemie vor einer Wahl, falls man Krise beherrscht. Also wird man wiedergewählt. Perfekt. Wieder hinlegen und sparen. Bis zur nächsten Krise, denn wir wissen ja: sie kommt bestimmt.

      Ahnst Du, das wird nicht mehr lange funktionieren? Ich denke, definitiv nicht. Der Grund: Wir neigen dazu, erprobte Vorgehensweisen zu überschätzen. Wir überschätzen den Wert unserer Erfahrung. Erprobtes Vorgehen funktioniert nur, wenn der Kontext sich nicht ändert. Doch:

       Der Kontext ändert sich in rasanter Geschwindigkeit

      Der Kontext heißt: ein neues industrielles Zeitalter bricht an. Das 1. und 2. industrielle Zeitalter gehen nahezu gleichzeitig zu Ende, und das 3. industrielle Zeitalter blüht auf: das Zeitalter der Daten.

      Im Zeitalter der Daten haben sich die globalen Machtachsen komplett verschoben. Die neuen globalen Supermächte der Daten heißen USA und China. Sie haben zwei völlig unterschiedliche politische Systeme. Beide kämpfen um die globale Vormachtstellung. Amerikaner und Chinesen stehen nach Befürchtung vieler Experten vor einem kalten Krieg. Dieser wird auch überwiegend im Cyberraum stattfinden. Populismus wird durch Verbreitung von bewussten Falschinformationen angefeuert. Sogar Wahlen werden mit Datenströmen beeinflusst. Wir stehen nicht nur geografisch in der Mitte zwischen beiden Kontrahenten. Über Netzknoten in Deutschland laufen globale Datenströme, die im Begehren der Supermächte stehen. Es ändert sich wer, wie, womit, wo um die wirtschaftliche Vormachtstellung kämpft.

      Daher nützen uns die Erfahrungsmuster der letzten hundert Jahre rein gar nichts. Der Taylorismus war das System seiner Zeit. Die ist endgültig vorbei. Globale Massenproduktion über tief verschachtelte Wertschöpfungsketten an deren Ende verarmte Wanderarbeiter stehen, wird schon bald der Vergangenheit angehören.

      Wir fangen gerade völlig neu an zu lernen, wie Wirtschaft funktioniert. Man könnte es ‚Pandemic forced learning‘ nennen: Innerhalb von nur drei Monaten haben Unternehmen und Verbraucher rund um den Globus gelernt, was man braucht - und was nicht. Lokale Produktion wichtiger Medikamentengrundstoffe ist ein Muss. Eine Dienstreise für vier Tage First-Class nach Shanghai? Unnötig. Mit der Bahn quer durch Deutschland für ein Meeting? Verschwendung. Eine vierwöchige Kreuzfahrt in Südostasien? Riskanter Luxus. All das braucht plötzlich kaum ein Mensch mehr.

      Die Auswirkungen dieses Lerneffekts stärken Digitalisierung, schwächen nicht nachhaltiges Wirtschaften, zerstören aber auch Existenzen. Die existenzielle Frage für Selbstständige und Unternehmer ist:

       Wie kann ich wirtschaften, um abwehrfähig gegen Krisen zu sein?

      Um sie zu beantworten sollten wir uns anschauen, welche Veränderungen sich im Detail anbahnen. Einige hilfreiche Fragen, die möglicherweise entlang der kommenden Kapitel beantwortet werden können, sind vorab in einer Checkliste zusammengefasst:

      Checkliste der für mich relevanten Veränderungen

Welches größte geschäftliche Ziel möchte ich in 15 Jahren erreicht haben?
Was sollte in 10 Jahren passiert sein, damit ich dies erreichen kann?
Welche vermuteten Veränderungen bringt das Datenzeitalter in 5 Jahren?
Welche davon sind für mich im Kontext meiner Arbeit relevant?
Welche Auswirkungen sind durch die relevanten Veränderungen zu erwarten?
Wie schnell muss ich mit den Auswirkungen rechnen?
Von welchen Auswirkungen kann ich möglicherweise profitieren?
Welches sind meine größten zu erwartenden Vorteile?
Wie müssen meine Maßnahmen aussehen, um diese Vorteile zu erreichen?
Welche kann ich am ehesten umsetzen, welche sollte ich zurückstellen ?
Unter welchen Auswirkungen werde ich möglicherweise leiden?
Welches sind meine größten erwarteten Nachteile?
Wie müssen meine Maßnahmen aussehen, um diese Nachteile zu vermeiden?
Welche kann ich am ehesten umsetzen, welche sollte ich zurückstellen ?
Wie sieht der Plan für 3 Jahre aus, um die Veränderungen in 5 Jahren bestmöglich zu nutzen?
Was davon packe ich zuerst an?
Wer kann mir dabei helfen und selbst profitieren?

      WAS LÖST DIE DIGITALISIERUNG AUS?

      Datenzeitalter.

      Fluch oder Segen?

       Alles immer und überall

      Im kommenden Zeitalter der Daten stehen Strom, Sensoren, Speicherkapazität und Rechenleistung jederzeit und überall zur Verfügung. Beinahe jeder hergestellte Konsumartikel, egal ob Kühlschrank, Tasse oder Handschuh, produziert Daten. Aus Daten werden Muster. Aus Mustern wird Verhalten. Aus Verhalten werden Angebote. Aus Angeboten werden Käufe. Aus Käufen werden noch mehr Daten, Muster, Verhalten und Angebote. Am Ende stehen zielsichere Angebote. Angebote, die man aufgrund seiner eigenen Verhaltensmuster nicht mehr ablehnen wird, denn eine künstliche Intelligenz hat diese Verhaltensmuster analysiert und erfasst auch deren Veränderungen laufend über ihren Algorithmus. Wir merken es kaum. Wir können es nicht mehr überblicken. Die Datenökonomie hat uns im Griff.

      Datenökonomie

       Definition

       ➢ Grundgedanke, Daten als Wirtschaftsgut zu sehen und in eigenständigen Geschäftsmodellen zu monetarisieren (Bundeszentrale für politische Bildung)

       Vorteile

       • Ermöglichung neuer Geschäftsmodelle

       • 2/3 der deutschen Start-ups setzen auf digitale Geschäftsmodelle

       • Laut BDI 425 Milliarden EUR neues Wertschöpfungspotenzial in D bis 2025

       Voraussetzungen

       • Verfügbarkeit relevanter Daten

       • Regulierung des Umgangs mit Daten z.B. durch DSGVO, aber auch in globalem Maßstab, im Rahmen der Persönlichkeitsrechte und internationalem Recht

       Charakteristika

       • EDV und Prozessautomatisierung

       • Daten als strategische Ressource (data mining, process mining)

       • Dreistufiger Entstehungsprozess

      ○ E-Commerce

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