Скачать книгу

aus und erwartete sie früher zurück. Daher zögerte er die Operation Essen so weit wie möglich hinaus. Schließlich kam der Zeitpunkt, da er es nicht mehr aushielt. Sein Magen knurrte.

      Missmutig schaltete er den Herd an und setzte den Kartoffeltopf darauf. Eine Viertelstunde später klingelte – wie hätte es anders sein sollen – das Telefon und seine Frau bat um Abholung.

      Zerknirscht und ratlos erklärte Herr A. ihr die Situation: Die Kartoffeln waren auf dem Herd und hatten erst die Hälfte der Zeit hinter sich. Seine Frau beruhigte ihn:

      „Keine Sorge. Mach einfach den Herd aus und lass den Topf darauf stehen. Ich kümmere mich nachher darum.“

      So wurde es gemacht und bald war Frau A. wieder zu Hause und wollte das Essen retten. Dabei stellte sich heraus, dass Herr A. vergessen hatte, Wasser zu den Kartoffeln zu geben, bevor er sie aufsetzte. Natürlich waren sie angebrannt. Die verkohlten Erdäpfel konnten höchstens noch als Eierbriketts herhalten.

      Frau A. verlor nicht die Nerven. Sie entsorgte die Bescherung und setzte einen neuen Topf mit Kartoffeln auf. Eine halbe Stunde später war das Essen fertig.

      Dann servierte sie es ihrem Mann und setzte sich zu ihm, während er hungrig alles, was er auf dem Teller vorfand, in sich hineinschaufelte. Sie erzählte ausgiebig von ihrem Tag und er hörte interessiert zu.

      Er hatte sich bereits ausgiebig für das Malheur entschuldigt. Jetzt wollte er noch eins draufsetzen. Als er fertig war, fühlte er sich bemüßigt, sich zum Essen zu äußern. Umständlich holte er aus:

      „Was das Essen betrifft, da muss ich Folgendes sagen: Es gibt nicht viele Frauen, die in kürzester Zeit ein fantastisches Essen zaubern können, …“

      „Ach, das war doch nichts Besonderes“, wollte seine Frau abkürzen. Herr A. fuhr ungerührt fort:

      „… aber leider gehörst du nicht zu ihnen …“

      Frau A. schnaubte vor Wut, konnte aber ein Lachen kaum unterdrücken. Sie rief:

      „Na warte!“

      Damit kam sie um den Tisch gestürmt, gab ihm einen leichten Klaps auf den Kopf und verwuschelte seine Haare.

      „Schon gut“, besänftigte er sie lachend. „So schlecht war es ja gar nicht.“

      Dann fragte er sie, was sie denn eigentlich selbst zu Mittag bekommen habe. Sie erzählte, dass ihre Freundin ihr ein Steak vom Kobe-Rind kredenzt habe.

      Als sie sich daraufhin bei ihrem Mann entschuldigen wollte, dass seine Mahlzeit da nicht mithalten könne, wehrte er ab und versicherte ihr, dass er sich nichts Besseres hätte wünschen können. Jeder Bissen sei von ihr mit viel Liebe für ihn zubereitet worden, damit er ihn in ihrer Abwesenheit genießen könne. Er sei ihr sehr dankbar dafür.

      Seine Frau gab ihm einen Kuss und eröffnete ihm, dass sie ihm auch ein Kobe-Steak mit Grüßen von ihrer Freundin mitgebracht habe. Sie würde es ihm am nächsten Tag braten. Herr A. war begeistert.

      Seine Frau war die beste.

       Allein zu Haus

      Frau A. wollte eine Schulfreundin aus alten Tagen wiedertreffen, die mittlerweile in der amerikanischen Provinz lebte. Sie fragte ihren Mann, ob er sie begleiten würde, aber der hatte keine Lust. Nicht nur, dass er sich wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt hätte, er litt auch unter Flugangst und wollte sich den Flug über den Atlantik ersparen. So würde er zu Hause bleiben und weiterhin ganz normal jeden Tag zur Arbeit gehen. Kein Problem.

      Da Herr A. ein Handymuffel war, gab ihm seine Frau eins von ihren Handys und wies ihn an, dass er es immer bei sich haben sollte für den Fall, dass sie ihn dringend erreichen müsste. Um es gleich zu sagen: Dazu kam es nicht.

      Trotzdem gab es einiges zu erledigen. Gründlich instruierte Frau A. ihren Mann für diese Zeit. Auf keinen Fall dürfe er versäumen, täglich morgens und abends die Blumen zu gießen. Ihr Wohnzimmer sah aus wie ein Gewächshaus. Sie beschrieb ihm für jede Pflanze, wieviel Wasser sie brauchte und wie oft. Die ganze Prozedur dauerte jedes Mal eine halbe Stunde. Herr A. wunderte sich, woher seine Frau immer diese Zeit genommen hatte. Er bemühte sich, es schneller zu schaffen, aber es gelang ihm nicht.

      So einfach war es nicht, das Blumengießen in seinen Tagesablauf zu integrieren. Manchmal vergaß er es einfach. Er goss dann beim nächsten Mal etwas mehr und hoffte, dass es seiner Frau nicht auffallen würde.

      Insgesamt kam er immer öfter mit dem Alltagskram durcheinander, seit er sich um alles selbst kümmern musste. So geschah es, dass er eines Tages vor seinem Büro stand und feststellen musste, dass er den Büroschlüssel zu Hause vergessen hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als wieder nach Hause zu fahren. Dort angekommen, fiel ihm siedend heiß ein, dass er am Morgen nicht die Blumen gegossen hatte und es auch am Vortag vergessen hatte. Da half alles nichts: Das musste sofort nachgeholt werden.

      Als er fertig war, geriet er in Panik – er war viel zu spät dran. Nichts wie los! Erst auf halbem Weg in die Firma fiel ihm auf, dass er den Büroschlüssel wieder hatte liegenlassen. Upps!

      Ein weiterer Problemfall, über den seine Frau ihn noch gründlich aufgeklärt hatte, war die Waschmaschine. Herr A., der sich noch nie um die Wäsche gekümmert hatte, fühlte sich wie der Ochs vorm Berg. Wichtig war Frau A. gewesen, ihm klarzumachen, dass er nach dem Waschvorgang unbedingt die Maschine ausräumen und ausschalten müsse.

      „Sonst pumpt die Maschine das Schmutzwasser wieder in die Wäsche“, drohte sie mit dem ernstesten Gesicht von der Welt. Sie hoffte, damit sein Langzeitgedächtnis zu erreichen.

      Lag es daran, dass sie keine Miene verzog? Das Unfassbare war, dass Herr A. ihr das tatsächlich abnahm. Von praktischen Dingen hatte er eben keine Ahnung. Seine Frau konnte es dennoch nicht übers Herz bringen, ihn dumm zurückzulassen und klärte ihn auf. Vielleicht würde er es sich ja trotzdem merken.

      Was die Gute zu erklären versäumt hatte, war die Sortierung der Wäsche. Als Herr A. nach einer Woche einen Haufen Wäsche angesammelt hatte, füllte er einfach alles in die Maschine und warf sie an. An die Temperatureinstellung dachte er nicht. Eingestellt war die Maschine auf Weißwäsche. Pech nur, dass ein knallrotes T-Shirt dabei war sowie die weiße Lieblingsbluse seiner Frau.

      Als Herr A. die Maschine später ausschaltete, war er noch ganz stolz, diesen Handgriff nicht vergessen zu haben. Der Schock kam, als er die Wäsche ausräumte: Alles war rot gefleckt. Bei seiner Unterwäsche störte ihn das nicht. Die würde außer seiner Frau niemand zu sehen bekommen. Aber die Lieblingsbluse seiner Frau war auch verfärbt und außerdem eingelaufen. Herr A. konnte sie seiner Frau unmöglich so präsentieren.

      Er musste Ersatz besorgen. Das dürfte schwierig sein, da sie die Bluse von einer Urlaubsreise mitgebracht hatten. Es gab nur eine Lösung: Er musste eine neue Bluse kaufen, die noch schöner war. Er durstöberte das Internet und die Geschäfte seiner Stadt.

      Zeit genug hatte er. Nicht, dass es ihm an Alternativen gemangelt hätte. Es gab das Angebot einiger Kollegen, mit ein paar Kästen Bier anzurücken, um die leere Wohnung zu füllen, aber er hatte dankend abgelehnt, weil er sich vorstellen konnte, wie die Wohnung hinterher aussehen würde. Das wieder so herzurichten, dass seine Frau bei ihrer Rückkehr keinen Schock bekommen würde, grenzte an ein Ding der Unmöglichkeit.

      Also machte er sich in aller Ruhe auf die Suche – mit der verdorbenen Bluse als Vergleichsstück. In einem kleinen, aber noblen Laden, in dem die Verkäuferin gleichzeitig die Chefin war, wurde er schließlich fündig. Die Bluse, die ihm gezeigt wurde, kam der gesuchten am nächsten. Nur der Preis störte ihn. Nein, nein, er war nicht zu hoch – sondern zu niedrig!

      Herr A. erlag hier einem uralten Irrtum aller Männer, nämlich zu glauben, dass schön nur wäre, was auch teuer war. Das ließe sich wohl aus irgendwelchem Protzgehabe der Urmenschen in ihren Höhlen erklären, logisch war es nicht. Der verblendete Herr A. lehnte daher die Bluse mit den Worten ab:

      „Die wäre schon gut, aber auf mich wirkt sie ein bisschen billig. Haben Sie keine teurere?“

      „Augenblick,

Скачать книгу