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Insel präsentiert sich dem Ankömmling nicht gerade in verschwenderischer Üppigkeit«, stellte Marina ein wenig enttäuscht fest.

      »Du hast recht, hier meint man, auf dem Mond zu sein, und weiter oben, in Las Canadas, hat man tatsächlich schon etliche Science Fiction Filme gedreht. Aber Teneriffa kann auch anders sein, du wirst es sehen. Nicht umsonst ist diese Insel wegen ihrer Naturschönheiten die bekannteste und beliebteste der Kanaren. Hier sind auf relativ engem Raum alle Vegetationszonen der Erde vertreten. Gebirgszüge trennen üppige, tropisch anmutende Täler von kahlen und unwirklich erscheinenden wüstenhaften Kratern und Felslandschaften. Mal stürzen scharf gezackte steile Felswände jäh ins Meer ab, mal erfreuen von Palmen gesäumte kleine Badebuchten das Auge.«

      Tatsächlich nahm die Insel allmählich ein »freundlicheres« Aussehen an, je näher sie der Hauptstadt kamen. Doch Santa Cruz war nicht ihr Ziel. Sie wechselten kurz davor auf die nach Norden führende Autobahn und hatten nun noch neununddreißig Kilometer bis Puerto de la Cruz vor sich.

      »Puerto wird dir gefallen?«, sagte Veronika. »Es ist die heimliche Hauptstadt der Insel.«

      Marina hatte den Landrover erfreulich schnell in den Griff bekommen.

      »Du fährst so souverän, als wärst du schon im Kindergarten mit einem solchen Vehikel gefahren«, lobte Veronika.

      Marina strahlte. »Es macht mir Spaß.«

      »So soll es im Urlaub sein.«

      Sie erreichten Puerto, und Veronika dirigierte ihre Tochter so sicher durch die Stadt, als wäre sie hier seit Jahren zu Hause. Einige Male wurde es ziemlich eng, aber Marina meisterte das Verkehrsgewühl und konnte sich über das Erfolgserlebnis freuen, als sie heil vor ihrer Unterkunft ankamen. Die Clubanlage machte einen äußerst gepflegten Eindruck.

      Marina warf einen Blick auf die Hinweisschilder. Es gab Souvenirläden, ein Restaurant, ein Café, eine Pizzeria, eine Bar, Tennisplätze, eine Minigolfanlage und ein großes Schwimmbecken. Die Rezeption befand sich im Zentralgebäude, daneben gab es einen überdachten Parkplatz.

      Veronika stieg aus. Marina ebenfalls.

      »Na, lässt es sich hier fünf Wochen aushalten?«, fragte die Schauspielerin schmunzelnd.

      »Mindestens«, gab Marina beeindruckt zurück.

      17

      Man sah, dass Veronika gewöhnt war, aus dem Koffer zu leben. Sie räumte unverzüglich ihre Sachen aus und füllte damit den halben Schrank, während Marina die Zeit vertrödelte, in dem sie sich auf der Terrasse in die Hollywoodschaukel setzte und mit gehobenen Beinen sanft vor und zurück schwang. Das Leben könnte so schön sein, dachte sie und seufzte schwer.

      Veronika kam heraus. »Ist was?«

      »Nein.«

      »Bist du müde?«

      »Ein bisschen.«

      »Die Fahrt war zu viel für dich. Ich hätte dir das Steuer nicht überlassen dürfen.«

      »Die Fahrt war nicht schlimm«, widersprach Marina. »Ich hoffe, du wirst mir das Steuer öfter überlassen.«

      »Aber ja. Willst du nicht endlich deinen Koffer ausräumen? Du erwartest doch nicht etwa, dass deine betagte Mutter das für dich tut.«

      »Ich komme gleich«, entgegnete Marina. »Lass mich noch kurz das süße Nichtstun genießen!«

      »Ich dusche einstweilen.«

      Nachdem Veronika sich frisch gemacht hatte, ließ Marina erst die Kofferverschlüsse aufschnappen. Ihre Mutter schmunzelte. »Eile mit Weile, nicht wahr?«

      »Ich habe Zeit.«

      Veronika zog ein türkisfarbenes Sommerkleid an, bürstete ihr Haar und sagte: »Wenn du fertig bist, kommst du in die Bar, okay? Ich möchte dich zu einem Drink einladen.«

      »Kann noch eine Weile dauern. Ich möchte nämlich auch noch duschen.«

      Veronika nickte verständnisvoll. »Und da du nicht von der schnellen Truppe bist, muss ich eine Zeitlang ohne deine Gesellschaft auskommen. Na, ich werd’s schon irgendwie überleben.« Sie verließ den Bungalow, und Marina trödelte weiter. Aus welchem Grund hätte sie sich beeilen sollen? Sie versäumte ja nichts.

      Es gab ein Wohn- und ein Schlafzimmer, eine kleine Kochnische und das geräumige Bad, in das sich Marina nun begab. Geistesabwesend zog sie sich aus und betrachtete sich im Spiegel. Sie hatte eine makellose Figur, das durfte sie reinen Gewissens behaupten, war schlank, hatte eine schmale Taille, tolle lange Beine, attraktiv geschwungene Hüften und einen wirklich hübschen, wohlgeformten Busen. War Tommy Lindner nicht ein Idiot?

      Es ärgerte sie, dass sie schon wieder an ihn dachte, wo er für sie doch gestorben war. Aber sie war leider nicht so oberflächlich wie viele Mädchen. Wenn sie sich verliebte, ging das in die Tiefe, und ihr Herz war dabei.

      Als sie zwanzig Minuten später den Bungalow verließ, trug sie einen weiten, bequemen Hosenanzug, dessen dünner weißer Stoff jeden Lufthauch durchließ und angenehm kühl auf der Haut lag. Dass man ihren kleinen weißen Slip sah, ließ sich nicht vermeiden.

      In der Bar sah sie sich kurz suchend um, dann hatte sie ihre Mutter entdeckt und wäre am liebsten gleich wieder gegangen, denn Veronika war nicht allein. Ein gut aussehender blonder Mann, etwa fünfunddreißig, groß und sonnengebräunt, saß an ihrem Tisch. Sie lässt wirklich nichts anbrennen, dachte Marina unangenehm berührt, denn es gab ihr jedes Mal einen Stich, wenn sie dort, wo ihr Vater hingehörte, einen anderen Mann sah - egal, wie alt er war und wie toll er aussah. Schließlich hatte sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ihre Eltern eines Tages wieder zueinanderfanden. Deshalb war jeder Mann in Veronikas Nähe eine Gefahr für Marinas großen Plan.

      Sie hätte sich verdrückt, wenn Veronika sie nicht im gleichen Augenblick entdeckt und zu sich gewunken hätte. Bevor sie sich in Bewegung setzte, atmete sie tief ein. Veronika machte sie mit dem Prachtburschen bekannt. Er kam aus Hamburg, hieß Carsten Baumann und war einer von vier Animateuren.

      Marina gab ihm gleichgültig die Hand. »Hallo!«

      »Hallo, Marina! Wie ich höre, bist du zum ersten Mal hier. Gefällt es dir bei uns?«, fragte Carsten.

      Sie setzte sich. »Ich habe noch nicht viel gesehen.«

      »Der Club bietet jedem etwas. Wer sich hier langweilt, ist selbst schuld.«

      »Carsten ist für die Kraftkammer zuständig«, klärte Veronika ihre Tochter auf.

      Er grinste. »Wenn ihr was für eure Super-Bodys tun wollt, kann ich euch ein gutes Fitnessprogramm empfehlen.«

      »Haben wir das denn nötig?«, fragte Veronika kokett.

      »Mit gestrafften Muskeln fühlt man sich merklich besser. Ich mache mit den Gästen auch Aerobic.«

      »Das sagt mir schon eher zu«, erwiderte Veronika.

      Carsten nickte. »Dann rechne ich morgen mit euch. Kneifen gibt es nicht!«

      »Meine Güte, bist du aber streng«, sagte Veronika amüsiert. Als der Kellner vorbeikam, fragte sie ihre Tochter: »Was möchtest du trinken?«

      »Nichts

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