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rannte. Er hatte seinen Herrn während des Kampfes enttäuscht, und nun hatte er bei einer klaren Aufgabe versagt. Das durfte nicht wieder geschehen.

      Kapitel 7: Jede gute Tat wird bestraft

      Ort: Megapolis-Planet Chutala, Chutala-City, untere Ebenen

      Zeit: 4699,1 NSüdK

      Genormte Galaktische Zeitrechnung

      ––––––––

      ISAAK SANDERS STRECKTE sich genüsslich. Der Kopfgeldjäger hatte sich in seinen zerschlissenen Mantel gewickelt, da er sein Gepäck in seinem abgestürzten Gleiter hatte lassen müssen. Nun besaß er nichts mehr als er am Leib trug.

      Aus seiner Manteltasche zog er einen Energieriegel.

      Nicht unbedingt eine Delikatesse, doch es enthielt alles, was er zum Überleben brauchte. Ein erwachsener Mensch konnte sich wochenlang ohne Nebenwirkungen von ihnen ernähren. Es hieß, dass sie ein komplettes Festmahl enthielten. Und leider genauso schmeckten, als wenn das Festmahl gemischt würde.

      Er hatte seine Manteltaschen vorsichtshalber damit gefüllt. So bald würde er nicht verhungern. Wenn Isaak bedachte, wo er war, war Verhungern auch die unwahrscheinlichste Todesart für ihn.

      Er spielte mit dem Gedanken, die Rationen noch zu halbieren, ließ es dann aber vorerst. Er hatte Hunger. Und hungrige Kopfgeldjäger machten Fehler. Isaak nahm kurz seinen Handcomputer heraus und überprüfte seine Position. Dann wechselte er zu einem Bild. Eine Frau, nicht mehr allzu jung. Heute war ihr Geburtstag. Wäre ihr Geburtstag gewesen. Es war seine Mutter, die ihn alleine großgezogen hatte, bis man sie getötet hatte. Isaaks Blick wanderte von dem Bildschirm auf den Boden vor ihm. Er steckte den Handcomputer weg.

      Seine Augen weiteten sich, als er es sah. Er erstarrte mitten in der Bewegung.

      Ein Tier krabbelte wenige Zentimeter neben seinem Fuß entlang. Doch nicht irgendeines der kleinen Insekten, die in den Untiefen zu Hause waren. Es war deutlich größer. Eine Hachee. Die Hachee waren eine spinnenartige Spezies, die in den Untiefen Chutala-Citys lebte. Von welchem Planeten sie einst eingeschleppt worden waren oder ob sie schon immer hier gelebt hatten, wusste niemand.

      Sie hatte zwölf Beine, die in spitzen Nadeln endeten. Isaak hatte gelesen, dass eines ihrer Beine genug Gift enthielt, um ihn im Verlauf eines Tages qualvoll sterben zu lassen. Wenn er nicht zufällig auf ein Gegenmittel stoßen sollte.

      Die Hachee verharrte direkt neben seinem Fuß. Eines der Beine ruhte auf seinem Schuh.

      Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Bewegen? Nach ihr treten? Schießen? Konnte sie gut sehen? Roch sie ihn vielleicht?

      Isaak wusste, dass es viele Jäger gab, die ihre Beute nur rochen, aber kaum sehen konnten. Gerade in den Tiefen von Chutala-City war Licht eher Mangelware.

      Er atmete langsam aus und wieder ein. Sein Herzschlag verlangsamte sich.

      Die Hachee setzte ihren Weg fort und war bald mehrere Meter von ihm entfernt.

      Erst als sie mehr als zehn Meter zwischen sich hatten, wagte er sich wieder zu bewegen.

      Die Hachee erzitterte und drehte sich zu ihm um. Isaaks rechte Hand ruhte auf seinem Pistolengriff.

      Isaak blickte derweilen auf seinen Handcomputer und überprüfte seine Position. Er war immer noch ein ganzes Stück von dem Gebiet der Stobos entfernt, einer Gang, zu der Julian Sanders, seine Zielperson, vermutlich geflohen war.

      Die Hachee drehte sich um und krabbelte davon.

      Isaak lief es immer noch kalt den Rücken herunter. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob Menschen prinzipiell Abneigung hatten gegen Lebewesen, die vollkommen unhumanoid waren, oder ob es sich einschlich, wenn man wenig mit ihnen zu tun hatte.

      Er spazierte mit großen Schritten über die Weite einer Einkaufspassage. Irgendwann einmal war diese Plattform eine teure Einkaufsstraße gewesen, was ihm die diversen Leuchtreklamen an den Seiten verrieten.

      Manche Reklamen konnte er lesen, andere waren in Alienschriftzeichen geschrieben.

      Ein schwacher Nebel waberte um ihn herum. Er konnte gute vierzig, fünfzig Schritt weit sehen, was ihm genügte.

      Die Plattform schlängelte sich zwischen mehreren Gebäuden durch und er sparte Tage, indem er sie benutzte anstatt die Gebäude zu durchqueren. Auf Mund und Nase hatte er die Atemmaske, die ihm Roxane gegeben hatte. Noch hatte er einen kleinen Vorrat an Sauerstoff.

      Letzte Nacht hatte er ein Feuer entzündet und dabei festgestellt, dass es hier Tiere gab, die sich keineswegs davon abgeschreckt sahen.

      Einige hatten das Feuer gerochen und es gelöscht.

      Ihn hatten sie in Frieden gelassen. Er konnte nur raten, wieso sie das Feuer regelrecht angegriffen und ausgetreten hatten.

      Wussten sie, was Feuer war? Waren sie vielleicht intelligent? Kannten sie Feuer und die Gefahr eines Brandes?

      Der Boden wurde immer wieder überwuchert von einem dunkelgrünen Moos. Manchmal wucherten auch Ranken aus einem Gebäude auf die Plattform. Hier und dort leuchteten einzelne Ranken schwach.

      Isaak wanderte weiter die Plattform entlang, bis er schlussendlich am richtigen Gebäude angekommen war.

      Hier musste er rein. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen bei dem Gedanken daran offenes Terrain zu verlassen. Er schluckte und konzentrierte sich auf seine Aufgabe.

      Er ging zielstrebig auf eine große ehemalige Leuchtreklame zu, die kaum noch zu lesen war wegen des pflanzlichen Bewuchses.

      Er war angespannt und beobachtete immer wieder die Umgebung.

      Jederzeit war er bereit seine Pistolen zu ziehen, um sich zu verteidigen.

      Er ging auf die verschlossene Tür zu und betätigte den in der Wand befindlichen Öffnungsschalter. Tatsächlich leuchtete der Bildschirm, zu dem der Schalter gehörte, kurz auf.

      Isaak öffnete nun die Tür.

      Dahinter lag ein Verkaufsraum voller Regale.

      Nur fehlte die Ware. Die war vermutlich schon vor Isaaks Geburt gestohlen worden. Ein paar Insekten huschten herum. Etwas Faustgroßes mit buschigem Fell huschte über den Boden und unter ein Regal.

      Isaak zog eine kleine Taschenlampe aus seinem Mantel und leuchtete ein wenig in den Raum.

      Draußen war es zwar ebenfalls dunkel bis auf einzelne flimmernde Reklamen und die leuchtenden Ranken, doch wollte er die Taschenlampe nur benutzen, wenn es wirklich nötig war. Immerhin hatte er keine Ahnung, wann er sie würde aufladen können.

      Isaak schlich in den Verkaufsraum hinein.

      Kleinteile lagen auf dem Boden verstreut. Hauptsächlich Verpackungen. Er besah sich eine genauer. Erleichtert atmete er auf.

      Schuhe.

      Er war in einem Schuhladen. Seine schlimmste Befürchtung war gewesen in einem Lebensmittelladen zu landen. Dort würden sich sicher mehr Tiere angesiedelt haben. Zumindest nahm er das an.

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