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Читать онлайн.Er landete auf seinen Füßen, mit dem Rücken zu ihr gewandt. Blitzschnell trat er nach hinten in ihre Richtung. Sein metallener Fuß traf sie und ließ sie taumeln. Wie ein Hammerschlag fühlte es sich an.
Sie verlor das Gleichgewicht, zu spät um sich abzustützen, hob sie die Hände. Der Länge nach landete sie auf dem Boden. Genau dort, wo die Matten zu Ende waren, kam ihr Gesicht auf.
Es knackte. Ein stetiges Rinnsal Blut floss aus ihrer Nase. Schmerzen durchzuckten sie. Narlie ignorierte das, blendete es aus. Sie schaffte es gerade noch herumzuwirbeln und den finalen Schlag von Sotus abzuwehren. Die Klingen trafen Funken schlagend aufeinander. Sie trat ihn von sich weg. Allerdings nutzte er diesen Schwung und drehte sich so, dass er sich sofort wieder von der Wand abstoßen konnte. Mit einer Seitwärtsrolle wich sie seinem Angriff aus. Was sie nicht bedacht hatte, war, dass er als Roboter seine Extremitäten in einer einem Menschen unmöglichen Weise verrenken konnte. So gelang es ihm, sein Schwert nach ihr zu werfen. Gerade noch konnte sie die Klinge abwehren. Ihre Zähne knirschten, als wegen der Wucht seiner Klinge ein Schmerz ihren Unterarm entlangzuckte. Sie taumelte zurück. Sofort ließ Sotus das in der Ecke des Raumes liegende Schwert mittels eines eingebauten Elektromagneten zurück in seine Hand schnellen.
„Stopp, Sotus, das reicht“, sagte nun Jerel. Er ging auf Narlie zu und gab ihr ein Stück Stoff, das sie erst verständnislos ansah. Erst nach und nach kam das Gefühl für ihren geschundenen Körper zurück.
„Du blutest“, sagte Jerel ruhig. Er wischte ihr das Blut aus dem Gesicht. Es hatte ihr Oberteil an einigen Stellen tiefrot gefärbt. Als er ihre Nase berührte, atmete sie scharf aus. Sie war wohl härter aufgeschlagen, als sie anfänglich gedacht hatte, die Nase war leicht angebrochen. Er sah sie schuldbewusst an. Sie unterdrückte ein Zittern, als das Adrenalin nachließ und der Schmerz immer mehr zurückkehrte.
„Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass er derart hart kämpft“, entschuldigte er sich und lotste sie in den kleinen Raum, in dem sie die Medikamente aufbewahrten.
Sotus sah ihnen hinterher und überlegte, was er falsch gemacht hatte.
Jerel gab ihr eine kleine Pille gegen die Schmerzen und sprühte ihr ein heilungsförderndes Medikament auf die Nase. Es brannte höllisch, doch Narlie verzog das Gesicht nicht. Sie kannte das Gefühl von Schmerzen. Als Wache hatte man ihr einiges angetan, um sie zur Elite zu machen.
Anschließend verließ Jerel sie. Er ging zurück in den Trainingsraum. Sotus war völlig erstarrt in seiner Haltung, als Jerel ihn unterbrochen hatte. Sein Kopf mit den matt glimmenden, kreisrunden, leuchtenden Augen ruckte in Jerels Richtung.
„Herr?“, fragte Sotus sichtlich unsicher. „Was habe ich falsch gemacht? Ich möchte es vermeiden, Sie ein weiteres Mal zu enttäuschen.“
„Enttäuscht?“, fragte Jerel. „Ich bin nicht enttäuscht. Nein, ganz und gar nicht. Du warst kurz davor den Kampf gegen eine Kaiserliche Wache zu gewinnen. Ich habe erwartet, dass du eine Weile durchhältst und dann unterliegst. Ich habe natürlich auf einen Gleichstand gehofft, aber wenn du verloren hättest, hätte das wenigstens ihrem Selbstwertgefühl geholfen. Sie hätte versucht mich damit aufzuziehen, dass eine Wache nun einmal einem Roboter überlegen ist. Nun habe ich nur dafür gesorgt, dass sie denkt, dass ihre Selbstzweifel berechtigt wären. Selbstzweifel sind ein gefährliches Gift für die Seele eines Kriegers.“
„Es tut mir leid, Herr“, antwortete Sotus nach ein paar Sekunden. Sein Prozessor arbeitete fieberhaft, suchte in den Speichern nach Vergleichsmaterial. „Beim nächsten Kampf werde ich meinen Gegner nicht besiegen, sondern nur auf demselben Niveau kämpfen.“
„Nein, kämpfe wie du programmiert bist. Der Fehler liegt bei mir“, erwiderte Jerel. „Ich habe dir zu viel Wissen über Narlies Kampftechniken gegeben.“
„Wie Sie es befehlen“, antwortete Sotus und legte endlich das Schwert weg. „Herr, darf ich mich zurückziehen? Ich möchte mich aufladen. Zudem ...“, er zögerte.
Interessiert sah Jerel zu seinem Roboter. „Zudem?“
„Zudem gibt es einiges, worüber ich nachdenken muss, das Verhalten von Humanoiden betreffend. Material, das verarbeitet werden muss.“
„Ja, tu das“, erwiderte Jerel überrascht. Wie gut hatte er die K.I. von Sotus erschaffen? Seine Gedanken schweiften zurück zu Narlie. Er dachte darüber nach, wie er dieser gebrochenen Frau wieder ein Selbstwertgefühl geben konnte. Sotus verließ den Raum, ebenfalls mit eigenen Fragen beschäftigt.
Jerel schlenderte durch das Schiff zu seiner Kabine. Vielleicht würde ihm etwas einfallen, wenn sie in ein paar Stunden im Diareon-System ankamen.
*
ZAREN SCHAFFTE ES, dem vertikalen Hieb der Klinge nur knapp mit einer Rolle zu entgehen. Kiras Klinge schnitt durch die Luft, wo Zaren sich eben noch befunden hatte. Ihr schwarzes schulterlanges Haar wirbelte herum. Sie strich es sich entnervt aus dem Gesicht nach hinten und verfluchte den Moment, in dem sie das Band verloren hatte, das es zusammenhielt. Hatte Zaren es ihr absichtlich abgeschlagen?
Zaren kam wieder auf die Beine und begann sie mit einer schnellen Folge von Schlägen einzudecken. Langsam aber sicher wurde sie müde. Er hätte diesen Kampf schon vor gut zehn Minuten beenden können, aber er wollte sehen, wo ihre Grenzen lagen. Das würde er nicht erreichen, indem er den einen winzigen Fehler ihrer Deckung zu Beginn des Kampfes nutzte. Außerdem genoss er das Training.
Nachdem er sie darauf hingewiesen hatte, war diese Lücke verschwunden. Sie war lernwillig. Zwischenzeitlich war Zaren in ernste Bedrängnis geraten, aber inzwischen hatte er das Duell unter Kontrolle, was er aber zu verbergen versuchte. Sie sollte denken, dass sie noch eine Chance hatte. Plötzlich trat sie gegen seinen Helm, doch ihm gelang es, das Gleichgewicht zu wahren. Was er nicht erwartet hatte war, dass sie in die Höhe sprang und ihn frontal von oben angriff. Mit letzter Not wehrte er ihre Klinge ab. Sie glitt von der seinen ab und schlug auf dem Boden auf. Kira verlor sie aus den Händen.
„Nicht schlecht“, meinte er und schaltete sein tajanisches Schwert ab, was sie dazu veranlasste auch ihre Klinge abzuschalten. Es waren normale, tödliche tajanische Schwerter ohne irgendwelche Sicherheitsfunktionen. Zaren hielt nichts von Übungskämpfen. Wenn er hier gegen eine Söldnerin versagt hätte, dann wäre es so gewesen.
Seine Ausbildung gab ihm Ruhe und Gelassenheit gegenüber dem Tod. Er mochte sterben, aber noch unzählige Kaiserliche Wachen würden nach ihm kommen und dem Kaiserreich zu dem Platz im Universum verhelfen, der ihm gebührte.
„Wie sind Sie so dermaßen beweglich in dieser Rüstung?“, stellte sie eine Frage, die sie nun schon beschäftigte, seit man ihr vor fünf Stunden gestattet hatte sich in Begleitung mindestens zweier Soldaten auf dem Schiff „frei“ zu bewegen. Ihre bernsteinfarbenen Augen musterten ihn neugierig.
„Sie ist die Verlängerung meiner Selbst“, erwiderte Zaren ungerührt und setzte sich auf eine Bank im Hangar, in dem sie trainiert hatten. Er würde ihr nicht erklären, dass er ein Klon war, gezüchtet für diese Rüstung. Er war die lebende Blasphemie gegen die Predigten der Kaiserin, dass die Menschen nur rein, unverändert und unmodifiziert die höchste Lebensform darstellten.
„Aber Sie wirken darin wie ein Panzer auf Beinen“, äußerte sie einen Gedanken. „Schwerfällig. Ungelenk.“
„Das ist wahr“, erwiderte Zaren und schloss die Augen. Als er sie ein paar Sekunden später wieder öffnete, sah er Kira in die Augen. Sie hingegen blickte weiter auf die dunkle, glatte Vorderseite seines Helms. Keine Augen. Ihr Blick wanderte immer wieder. Er kannte diese Bewegung. Die Augen suchen stets nach anderen Augen beim Gegenüber.
„Ich bin der ultimative Krieger, eine Waffe und eine Hand, die den Willen der Kaiserin erfüllt“, erklärte er. „Das können Sie auch sein. Sie können