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war für sie keine Option. Dort warteten zusammengerechnet sicherlich mehr als zweihundert Jahre Gefängnis auf sie, sofern man sie zu fassen bekam. Alles nur wegen einiger Einbrüche und ausgearteter Konflikte.

      Nun also hatte man sie gefunden. Jedenfalls hatte sie das gedacht. Langsam keimte aber der Verdacht, dass sie sich geirrt hatte. Die Reaktion der Soldaten um sie herum beim Verlassen des Schiffes hatte ihr deutlich gemacht, dass sie nie hinter ihr her gewesen waren. Sie waren enttäuscht sie zu finden. Wütend hatten die Soldaten ausgesehen. Wie hatte sie jemals glauben können, dass sie dem Kaiserreich so wichtig war, dass man ihr eine solche Streitmacht auf den Hals gehetzt hätte?

      Drei Paladin-Schiffe. Sie war in das Netz eines viel größeren Fisches gekommen.

      Die Zellentür öffnete sich und eine Person in einer archaisch anmutenden metallenen Rüstung trat ein. Eine Kaiserliche Wache. Ihr fiel sofort ein, wie sie einmal einer Kaiserlichen Wache im Gefecht gegenübergestanden hatte. Sie hatte damals durch die seltsamen Klingen der Kaiserlichen Wache fast einen Arm verloren. Die Kaiserliche Wache setzte sich auf die zweite Pritsche in der Arrestzelle und wandte ihr ihren Kopf zu.

      Das Gesicht war nicht zu sehen. Das sollte das Opfer irritieren, begriff Kira.

      „Sie sind eine Söldnerin, nicht wahr?“, fragte er auf eine Vertrauen erweckende Weise.

      Sie schüttelte den Kopf leicht, kam aber nicht dazu etwas zu sagen.

      „Bestreiten Sie es nicht“, fuhr er fort. „Ich habe inzwischen herausgefunden, wer Sie sind. Ihre Bewegungen lassen zudem auf einschlägige Erfahrungen und Training schließen. Sie sind sicherlich die Söldnerin Kira Nelperik. Gesucht im Kaiserreich, weil Sie wissentlich Aufträge gegen die Krone angenommen haben.“

      „Was wollen Sie?“, fragte sie barsch. Sie war das Versteckspiel leid, die Lügen und das ständige sich umschauen, ob man verfolgt wurde. Sie wusste, dass ihr Bild sicherlich auf den Kaiserlichen Fahndungslisten gesuchter Individuen war. Er bluffte nicht.

      „Informationen“, erwiderte er. „Ich will wissen, ob Sie es wert sind.“

      „Was wert sind?“, fragte sie sichtlich verunsichert.

      „Ob Sie es wert sind zu leben“, erwiderte er ungerührt und beobachtete ihre Reaktion. Zumindest schien er sie zu beobachten. Der Helm verunsicherte sie inzwischen etwas.

      „Wie? Wie zu leben?“, fragte Kira.

      „Ist das wichtig?“, erwiderte er.

      „Vielleicht“, meinte sie.

      Zaren nahm den Helm seiner Rüstung ab. Sie sah sein kurzes dunkelblondes Haar. Eine hohe Stirn. Harte, kantige Gesichtszüge und kalte braune Augen. Etwas Fanatisches.

      „Die Kaiserin stellt uns eine Menge Dinge frei. Auch wen wir für uns arbeiten lassen“, begann Zaren. „Wenn Sie nützlich wären, würden Sie leben. Ich weiß, dass Sie gesucht werden. Wir könnten Sie an Vertreter vom Lehensplaneten Kolitak ausliefern, dort wird die Todesstrafe durch das Eintauchen in ein Säurebad vollzogen. Wollen Sie nützlich sein? Diese endlose Jagd beenden? Ein Ziel bekommen? Ein Leben haben?“

      „Ja“, flüsterte sie. „Ich meine, ich würde gerne eine Weile über Ihr Angebot nachdenken“, fügte sie hastig hinzu.

      „Gern“, antwortete er. Kurz huschte ein wissendes Lächeln über seine Züge, dann erhob er sich. „Teilen Sie mir Ihre Entscheidung mit.“

      *

      ALS ZAREN SPÄTER AUF die Brücke der VERTEIDIGER VON EIDUM kam, blickte ihn Kapitän Tarest interessiert an. Inzwischen trug er wieder seine vollständige Rüstung. Nach außen wirkte er wieder wie eine kalte, präzise Maschine.

      „War das Verhör der Gefangenen erfolgreich?“, fragte der Kapitän der VERTEIDIGER.

      „Nun, ich habe gesät. Was wir ernten, wird sich zeigen“, antwortete Zaren und betrachtete durch das Fenster der Brücke, wie die Truppen vom Planeten zurückkehrten.

      „Sir, denken Sie wirklich, diese Söldnerin könnte einen Nutzen für uns haben?“, fragte Major Drest.

      „Hätte ich sie sonst am Leben gelassen?“, antwortete Zaren. „Ich habe einen Plan. Zweifeln Sie nicht meine Fähigkeiten an, ich tue dasselbe auch nicht mit den Ihren.“

      „Ja, Sir. Ihre weiteren Befehle?“, fragte Kapitän Tarest nach einer Weile der angespannten Stille. „Wir haben ihre Spur verloren, wo sollen wir als nächstes nach ihnen suchen?“

      „Mangels einer verwertbaren Spur, Kapitän, werden wir auf Befehle warten müssen. Ich nehme an, die Kaiserin wird diesem Flottenverband eine neue Aufgabe zuweisen“, antwortete Zaren ruhig.

      „Das klingt, als hätten Sie wenig Vertrauen in die Gnade der Kaiserin“, erwiderte Tarest. Eine gewisse Sorge sprach aus seiner Stimme. Vielleicht fürchtet er um seine eigene Rolle, überlegte Zaren.

      „Sie ist nicht immer ungnädig“, gab Major Drest zu bedenken.

      Wie viel Gnade darf ich als Waffe erwarten? Eine Waffe, die nicht funktioniert, wird weggeworfen, überlegte Zaren und verscheuchte die Gedanken. Er wollte schlafen, um ausgeglichen zu sein, wenn er mit der Kaiserin Verbindung aufnahm, um ihr zu berichten. Er war erschöpft. Innerlich nagte es an ihm, versagt zu haben.

      „Meine Herren“, verabschiedete er sich und verließ die Brücke. In seiner schweren Rüstung spürte er die Blicke aller Anwesenden auf sich. Noch immer hatte sich die Besatzung der VERTEIDIGER nicht an den Anblick gewöhnt. Zaren fragte sich, ob die Rüstung konstruiert worden war, um Unbehagen zu erzeugen.

      Er ging auf direktem Weg in sein Quartier, wo er sich auf einen speziellen Stuhl setzte, der sich mit seiner Rüstung verband. Es wurde ein Diagnoseprogramm gestartet. Zaren war erschöpft. Seine Gedanken flossen zäh.

      Als er gerade wegzudämmern begann, wurde er durch den Türsummer geweckt. Er konzentrierte sich und nutzte ein internes System seiner Rüstung, die er immer noch trug, um die Tür zu öffnen.

      „Ähm, Sir?“, fragte ein Soldat verunsichert. Zaren saß auf einem thronartigen Stuhl, mit dem er durch diverse Schläuche verbunden war. Doch davon konnte der Soldat kaum etwas erkennen, denn die Raumbeleuchtung war deaktiviert. Nur einzelne kleine Lampen blinkten in der Dunkelheit und erschufen ein diffuses Schattenbild.

      „Sir, ich soll Ihnen etwas von der Gefangenen ausrichten, Sir. Sie meinte, es wäre sehr wichtig.“

      „Ja?“, erwiderte Zaren. „Was ist denn so wichtig?“

      Seine Stimme klang verzerrt durch den Außenlautsprecher seiner Rüstung. Tiefer. Bedrohlicher. Kälter.

      „Sie meinte, sie wollte nützlich sein, Sir“, erwiderte der Soldat.

      „Wie zu erwarten. Gut. Danke, Sie können wegtreten.“

      *

      „ICH HABE MAL IN DER Omni-Datenbank gesucht, ob es irgendeinen Eintrag über die Welt gibt, die Parlius erwähnte. Ich habe versucht etwas zu finden, irgendetwas“, sagte Narlie, als sie die kleine Werkstatt betrat, die sich Jerel in einem der hinteren Frachträume eingerichtet hatte. Omni war ein zentrales Netzwerk, das ursprünglich nur im Allianzraum verfügbar war, doch später auch in der halben Galaxis abrufbar war. Es war eine zentrale Datenbank, deren Server auf mehreren Planeten verteilt waren, oft auch als galaktisch abrufbare Datenbank oder GAD bezeichnet.

      „Und?“, fragte Jerel. Er war gerade mit seinem, wie er es nannte, „Hobby“ beschäftigt gewesen. Er hatte sich verschiedenste Roboterteile zusammengekauft und gesammelt und baute seit fast einem Jahr an seinem eigenen Roboter. Vervollkommnung jeder Fähigkeit war eine dratikanische Tugend. So brachte er sich selbst die notwendigen Dinge

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